Zur Straße, die teilweise durch den Serengeti National Park führt - 04/2011

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<Vergl. 10/10 S. 2>

Zur Bedeutung des Serengeti National Park

Er ist eine ökologische Nische. Wegen seiner herausragenden Bedeutung für die Artenvielfalt und der alljährlichen Wanderung von 1,4 Mio. Gnus und 500.000 Zebras erhielt das Gebiet 1981 den Status Welterbe. Die Tiere ziehen Richtung Kenia, den Regenfällen folgend, überqueren den Mara-Fluss, um im Gebiet von Maasai Mara Weideland zu finden.

Zu Straßenführung und Bauweise

Die Straße soll die Arusha- mit der Mara-Region verbinden, in Mto-wa-Mbu (Monduli-Distrikt, Arusha-Region) von der aus Richtung Arusha kommenden Teerstraße abzweigen, über Engaruka, in Nähe des Oldonyo Lengai und des Natronsees, Richtung Loliondo zum Kleins Camp, dann 54 km durch den Serengeti National Park führen, endlich nahe bei Musoma (Mara-Region) in die von Mwanza kommende Straße einmünden.

Im Augenblick führt eine 220 km lange ungeteerte Straße mitten durch den Serengeti National Park. Durch die neue Trasse weiter nördlich wird dieses Stück auf 54 km verkürzt. Es bleibt ungeteert, damit die natürlichen Bedingungen erhalten werden.

Zu Lage und Äußerungen der betroffenen Bevölkerung

Die geplante Straße wäre für die in diesem Gebiet lebenden Menschen ein wichtiger Entwicklungsbeitrag. "Für mich wäre diese Straße eine Retterin", sagte eine Einwohnerin von Loliondo. Viele Viehhalter müssen ihre Tiere in Kenia verkaufen, weil der Weg zu den heimischen Märkten sehr weit, die Straße überaus schlecht ist.

Viele Einwohner des Gebietes bitten die Regierung, den Bau der Straße zu beschleunigen. Für die meisten Waren müssten sie sehr viel bezahlen. Ein Einwohner meinte, die Regierung solle eine Überleitung über die 54 km lange Strecke bauen.

Einwohner und Verantwortungsträger des Serengeti-Distrikts (Mara-Region) urteilen schärfstens über die Aktivisten, die die Kampagne gegen den Bau der Serengeti-Straße anführen. Einer sagte, einige Nachbarländer beteiligten sich daran, weil sie fürchten, diese Straße schade ihrer Wirtschaft.

Kikwete und die Serengeti-Straße

Schon vor der Wahl '05 hatte Präsident Kikwete den Einwohnern Loliondos versprochen, man werde die zu ihnen führende Straße ausbauen. Kürzlich sagte er, die Regierung sei dazu verpflichtet, nachdem viele Menschen wegen der Schutzmaßnahmen aus dem Gebiet des Serengeti National Park entfernt worden waren.

Er betonte, eine südliche Route löse die Transportprobleme der auf der Nordseite des Serengeti National Park lebenden Menschen nicht. Die Anbindung der ländlichen Gebiete sei einer der Hauptgründe für den Bau der umstrittenen Straße.

Kikwete betonte, seit der Unabhängigkeit seien 20 % Tansanias Natur- bzw. Tierschutzgebiete. "Was den Naturschutz angeht, sind wir auf der Erde führend. Wir wären die Letzten, die die Serengeti zerstören", sagte er.

Die Räte der betroffenen Distrikte dankten Kikwete für den Regierungsbeschluss, die Straße zu bauen. Sie sei ungeheuer wichtig.

Kritische Äußerungen und Aktivitäten, die den Bau der Straße verhindern sollen

Seit das Projekt im Mai '10 angekündigt wurde, gibt es Proteste dagegen. In- und ausländische Umweltgruppen, einflussreiche Umweltschutz-Weltorganisationen, zivilgesellschaftliche Gruppen und Wissenschaftler betonen, das Projekt dürfe die Wanderroute der Zebras und Gnus nicht beeinträchtigen.

Ein Netzwerk von 56 Umwelt-NGOs bat die Regierung, die Straße nicht zu teeren.

Die Journalists Environment Association of Tanzania (JET) betont, der Nationalpark müsse seine Anerkennung als Welt-Naturerbe behalten.

Das Lawyers Envirnomental Action Team (LEAT) sagte, die Straße gefährde die Wanderung der Gnus und ihr Leben insgesamt.

Die Unesco unterstützt die Aufrufe der International Union for Conservation of Nature (IUCN), des ältesten und größten Umweltnetzwerkes, und des WWF. Sie drängt die Regierung, das Straßenprojekt aufzugeben, um das kulturelle Erbe des Landes sicherzustellen.

Das African Network for Animal Welfare (ANAW) klagte beim East African Court of Justice (EACJ) gegen den Bau der Straße.

Ein US-amerikanischer Fachmann sagte warnend, wegen des Baus der Straße könne Tansania umfangreiche Auslandshilfe einbüßen.

Die Tanzania Association of Tour Operators (Tato), eine Interessenvertreterin der heimischen Reiseunternehmen, ist gegen den Bau der Straße, denn sie würde die Tourismusindustrie beeinträchtigen. Die Tato befürwortet eine Südroute.

Am 19. März organisierten Gruppen, die den Bau der Straße verhindern wollen, den 1.International Serengeti Day mit Filmen, Vorträgen, Zeitungsartikeln und T-Shirts. Die Aktionen sollen eine ganze Woche dauern. (DN 29./ 30.1./10.2./4.3.11; Guardian 23.11./ 6./27./30./12.10/7./14.2.11, Citizen 23.11./13.12.10/2./13./20.3.11; Arusha Times 18.12.10/ 6.2.11)

Unterstützungsangebote

Dirk Niebel, deutscher Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, sagte bei einem Besuch der Frankfurter Zoologischen Gesellschaft (FZS) , er sei bereit, die Durchführbarkeitsuntersuchungen einer südlichen Route zu finanzieren. Sie sei preisgünstiger und würde das vorhandene Straßennetz besser verbinden. Man werde auch prüfen, wie die Distrikte im Norden der Serengeti, vor allem Loliondo, ohne Durchquerung der Serengeti an das Straßennetz angeschlossen werden könnten. Deutschland werde Tansania bei der Entwicklung der vernachlässigten ländlichen Gebiete helfen.

Der für Afrika zuständige Leiter der FZS bestätigte in einem Interview, die deutsche Regierung sei bereit, Teerstraßen zu bauen, die die Hauptstädte der Distrikte mit den Großstädten Arusha und Mwanza verbinden. "Die Städte im Serengeti-Distrikt und im Gebiet von Loliondo mit der jeweiligen Distrikt-Hauptstadt zu verbinden, wäre der beste Weg, die wirtschaftlichen Nöte der Gemeinden in der Nähe des Nationalparks anzugehen", sagte er. Stimmt die tansanische Regierung zu, sei das zuständige Ministerium bereit, die Durchführbarkeitsuntersuchung dieser Straßen zu finanzieren.

Deutschland will andere Geber ermutigen, sich an der internationalen Durchführbarkeitsuntersuchung der südlichen Route zu beteiligen.

Dieser ist der erste Vorschlag, der Tansanias gerechtfertigte wirtschaftliche Interessen beachtet, und die Serengeti gleichzeitig langfristig schützt.

Auch die Weltbank bot offiziell Finanzhilfe für die alternative Südroute an. (DN 4.3.11; Guardian 7.3.11; Citizen 2.3.11; Business Daily 3./4.3.11; Arusha Times 5.3.11; German Information Service (Pretoria) 24.2.11)