Zur Mitgliedschaft bei der Oganisation of Islamic Conference (OIC) - 03/2009

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Zur OIC

Die OIC ist nach der UNO die zweitgrößte internationale Organisation. Sie hat 57 Mitgliedsländer in vier Kontinenten und eine dauernde Delegation bei der UNO. Laut ihrer 04 revidierten Charta ist ihr Ziel, "die muslimischen Lehren und Werte, die sich auf Modernisierung und Toleranz gründen, zu fördern, zu bewahren und zu ergänzen, die muslimische Kultur auszubreiten und das muslimische Erbe zu schützen". (Guardian 25.10.08; Citizen 24.10.08)

Rückblick

1993 versuchte die Regierung Sansibars vergeblich, der OIC beizutreten, denn die Unionsregierung entschied, Sansibar sei ein Teil Tansanias, könne deshalb nicht Mitglied einer solchen Organisation werden. <Vergl. Tans.-Inf. 3/93 S. 4; 4/93 S. 2; 10/93 S. 1; 12/94 S. 1; 3/95 S. 2; 12/96 S. 11> (Guardian 24.10.08)

Im Aug. 08 sagte Bernard Membe, Minister für Äußeres und Internationale Angelegenheiten, es sei kein Schaden, wenn Tansania der OIC beitrete. Trotz gewisser Opposition sei die Regierung dabei, den Prozess zum Abschluß zu bringen. <Vergl. Tans.-Inf 10/09 S. 2> (Guardian 27.1.09)

Anmerkungen

Während einer Pressekonferenz, bei der er über seine offizielle Reise in den Iran berichtete, sagte Membe, ehe sie einen Beitritt zur OIC beschließe, werde die Regierung die Meinung des Volkes hören. Es werde das letzte Wort haben, entscheiden, ob Tansania der OIC beitritt, um die Freundschaft mit vielen Ländern zu harmonisieren. Wenn nötig, wolle die Regierung eine Volksbefragung durchführen.

Membe erklärte, will Tansania der OIC beitreten, gebe es mehrere Möglichkeiten: Es könnte ein neutrales Mitglied werden, oder einen Beobachterstatus einnehmen wie die USA und Russland, oder volles Mitglied werden und alle Regeln beachten, oder beitreten und nur dem zustimmen, was Tansania und seinem Volk nützt. (DN 23./24./ 25.10.08; Guardian 24.10./1.11.08; Citizen 24.10.08)

Christen erheben Einspruch

58 Verantwortungsträger der Mitgliedskirchen des Christian Council of Tanzania (CCT), des Rates der in Tansania vertretenen protestantischen Kirchen, äußerten in einer Erklärung, sie lehnten einen Betritt zur OIC ab. Sogar die Diskussion darüber könne den Frieden gefährden. Dr Mdegella, Bischof der ELCT-Iringa-Diözese, sagte: "Tansania ist ein säkularer Staat. Die Regierung soll sich bei religiösen Angelegenheiten nicht einmischen." "Ist der Beitritt zur OIC etwas Gutes, müssten sie einsichtige Gründe vorbringen, nicht nur über wirtschaftliche Vorteile sprechen", forderte Dr. Stephen Munga, Bischof der ELCT-NO-Diözese. Peter Kitula, Stellvertretender CCT-Vorsitzender, betonte, Spaltungen müssten unter allen Umständen vermieden werden. Bei einer Pressekonferenz forderte der CCT, Membe solle zurücktreten.

Die Tanzania Episcopal Conference (TEC) war bei der CCT-Konferenz vertreten, sie will jedoch erst später in einer Erklärung Stellung nehmen.

Membe erwiderte, noch sei keine Entscheidung gefallen. Er betonte, Uganda sei der OIC beigetreten, obwohl 66 % der Einwohner Christen, nur 10 % Muslime sind. (Guardian 25./27.10.08; Citizen 24.10.08)

Muslime reagieren

In einer von sechs muslimischen Organisationen herausgegebenen Erklärung wird die Regierung davor gewarnt, sich dem Druck der christlichen Geistlichen zu beugen, sich über die Verfassung hinwegzusetzen. Der Beitritt zur OIC schade Tansania nicht, es habe ja auch zum Vatikan diplomatische Beziehungen.

Der National Muslim Council of Tanzania (Bakwata) erklärte bei einer Pressekonferenz, man solle der Regierung die Entscheidung überlassen. Die Angriffe der Christen auf die Regierung erfüllten mit Sorgen. "Die Regierung sollte nicht eingeschüchtert werden. Es zeuge von schlechtem Geschmack, wenn Christen die Regierung schelten. (Guardian 1.11.08; Citizen 27./29.10.08)

Oppositionspartei mahnt

Die Oppositionspartei NCCR-Mageuzi forderte eine offene Diskussion über den Beitritt zur OIC. Die Regierung solle Detaills über die OIC bekanntgeben, damit sich die Tansanier besser auskennen. Die Medien müssten vermeiden, die Tansanier in zwei Gruppen zu spalten, Feindschaft zu verbreiten. (Citizen 27.10.08)

Bitte Sansibars

Die Regierung von Sansibar äußerte, wenn sich die OIC-Pläne der Unions-Regierung hinziehen, werde sie von ihr die Erlaubnis erbitten, unabhängig der OIC beizutreten, sagte einer der Staatsminister. Die Verzögerung verhindere die Entwicklung der Inseln. Z. B. hätte Sansibar 50 Traktoren erhalten, wäre es OIC-Mitglied. Man habe eine langfristige Untersuchung der Vorteile, die das Land als OIC-Mitglied hätte, durchgeführt. Er mahnte jedoch zu Geduld, denn in einigen internationalen Angelegenheiten profitiere Sansibar direkt von der Unions-Regierung. (Guardian 27.1.09; Citizen 27.1.09)

Studierende der Sozialpädagogik äußern sich

Matunda (27): Wer für den Beitritt zur OIC ist, hat Hintergedanken. Unsere Einheit und Solidarität, die wir seit mehr als 40 Jahren hochschätzen, würden zerstört.

Lubanza (28): Ich bin Muslima, aber im Hinblick auf Frieden und Sicherheit machen mir Kadi-Gericht und OIC Sorgen. Sie könnten das Volk spalten. Weil die Christen bereits opponierten, sollte die Sache begraben werden.

Athuman (28): Minister Membe tut gut daran, den Beitritt zur OIC zu fördern.

Justine (30): Ich meine, es ist unsinnig, im Augenblick der OIC beizutreten, denn das würde zu Minderwertigkeits- und Überlegenheitsgefühlen unter den Religionen führen.

Stella (24): Tansania hat faule Verträge unterschrieben, z. B. den mit Richmond u. a. Das sind genug Fehler. Wir sollten keine weiteren Abkommen unterzeichnen.

Beatrice (20): Die Muslime sind von Natur aus gewalttätig, anders als die Christen. Diese würden gezwungen, gegen ihren Willen nach der Pfeife der Muslime zu tanzen. Das ist ein Verstoß gegen die Menschenrechte.

Tekla (20): Wir verlieren doch nichts, wenn wir der OIC nicht beitreten. Stell dir vor, wir würden gezwungen, die Burka zu tragen oder auf unser köstliches Schweinefleisch zu verzichten. (Guardian 28.10.08)