Zur Lynchjustiz - 04/2010

Aus Tansania Information
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In den Entwicklungsländern gilt die Lynchjustiz auf dem flachen Land als normale Möglichkeit, für Gerechtigkeit zu sorgen. In Tansania schlägt die Lynchjustiz in Stadt und Land Wurzeln. Eine wütende Menge nimmt dann das Recht selbst in die Hand. Es endet meistens damit, dass jemand aufgehängt, angezündet oder niedergemetzelt wird. Viele Menschen, oft Unschuldige, werden am hellichten Tag getötet, nur weil man vermutet, sie seien Taschendiebe oder Plünderer. Menschen werden gesteinigt, weil man den Ruf "Dieb, Dieb" hörte, ohne dass man versucht, zu erfahren, ob der Gejagte wirklich ein Dieb ist, oder ein Unschuldiger, mit dem jemand ein Hühnchen rupfen will. Unlängst erschlug eine wütende Menge zwei Inhaftierte, die Dank Begnadigung durch den Präsidenten entlassen worden waren, weil man sie angeblich bei einem Diebstahl erwischt hatte. Es gibt unterschiedliche Ursachen dafür, dass die Fälle von Lynchjustiz zunehmen. Eine ist der Mangel an Sicherheit in vielen Gebieten Tansanias. Der Polizei fehlt es an Mitteln. Korruption veranlasst Kriminelle, mit einigen unaufrichtigen Polizisten zusammenzuarbeiten.

Die Lynchjustiz ist ein Verbrechen, das das Vertrauen zu den Ordnungskräften gefährdet. Unter allen Umständen muss sie bekämpft werden. Menschenrechtsaktivisten, Gelehrte und Leute des Volkes sagten bei Interviews, die 'Mob-Justiz' nehme rasch beunruhigende Ausmaße an. Nur ein Eingreifen der Regierung könne sie beenden. (Guardian 19.12.09)

In der Mwanza-Region steckte eine wütende Gruppe von mehr als 500 Dorfbewohnern die Häuser einiger ihrer lokalen Verantwortungsträger in Brand, weil diese die Lynchjustiz an einem angeblichen Verbrecher verhindert hatten. Das Eintreffen von 20 Polizisten verhinderte weitere Verwüstung. Viele Dorfbewohner wurden verhaftet. Einige Verantwortungsträger des Dorfes und der Rektor der Primarschule flohen aus ihren Häusern.

Auf Sansibar wurde ein Dieb, der in ein Hotel eingebrochen war, von einer aufgebrachten Menge getötet, ein anderer verwundet ins Krankenhaus gebracht.

In der Ruvuma-Region wurde ein Mann, der Kleidung, Zement u. a. aus einer Kirche gestohlen hatte, gelyncht.

In der Shinyanga-Region brachten Dorfbewohner von neun Einbrechern fünf um, vier entkamen. Sie waren in das Haus eines Geschäftsmannes eingebrochen, um Geld zu stehlen. Es war diesem gelungen, durch ein Fenster zu entkommen und Nachbarn zu Hilfe zu rufen.

In der Mara-Geldmine wurde ein Angestellter, der Goldsand entwendet hatte, von Kollegen gelyncht. (DN 9.1./16.2./ 22.3.10; Guardian 16./23.2.10)