Zur Landwirtschaftspolitik, zu Chancen und Problemen der Landwirtschaft - 11/2008

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Zum Landwirtschaftsplan

Premierminister Pinda sagte, der große Landwirtschaftsplan der Regierung lege die Betonung auf kommerzielle Landwirtschaft in großem Stil, damit die Produktion gesteigert werde und Tansania auf dem Weltmark konkurrieren könne. Die modernsten landwirtschaftlichen Techniken sollten zur Anwendung kommen.

Tansania habe 44 Mio. ha landwirtschaftlich nutzbarer Fläche, doch nur 24 % würden bebaut. 30 Mio. ha eigneteten sich für Bewässerung, doch nur 0,1 % davon werde derartig genutzt. Noch immer verließen sich viele Menschen auf Subsistenzlandwirtschaft. Das verschlimmere die Armut. Die meisten Landwirte nutzten bessere Methoden und Produktionsmittel wie Kunstdünger nicht. (DN 30.8./16.10.08

Subventionierung

Präsident Kikwete sagte bei einer Kundgebung, die Regierung werde Kunstdünger u. a. Produktionsmittel weiterhin subventionieren, um die Produktion zu fördern. Für das Haushaltsjahr 08/09 seien für die Subventionierung des Kunstdüngers 31mrd/- TSh zugeteilt worden, viermal so viel wie unter der vorherigen Regierung. (DN 2.8.08)

Grüne Revolution

Die Rukwa-Region startete die Grüne Revolution der Rukwa-Region (Makiru). Ihr Vorsitzender sagte, man könne sich nicht länger auf eine vom Regen abhängige Landwirtschaft verlassen. In der Region gebe es 80.000 ha für Bewässerung geeignetes Land. Es gehe vor allem um den Anbau von Reis.

Die Rukwa-Region gehört zu den Regionen, die Rekordernten an Getreide melden. Aber die Landwirte kennen moderne Landwirtschaft noch nicht, sie verwenden vor allem die Hacke. Damit können sie sich kaum an kommerzielle weiträumige Produktion von Getreide wagen.

Doch für die Makiru will man vor allem die Kleinbauern gewinnen, sie ermuntern, bessere landwirtschaftliche Methoden einzuführen. In der Rukwa-Region werden bisher nur 35 % des für Ackerbau geeigneten Landes genutzt, nur 25 % desselben bewässert. (DN 26.8./2.9.08)

Zu Staat und Privatwirtschaft

Die Manyara-Region soll ein Modell für landwirtschaftliche öffentlich-private Partnerschaft (PPP) werden. Elf staatliche, private und nichtstaatliche Organisationen gründeten die Manyara Agricultural Iniative (MAI), um die landwirtschaftliche Revolution der Region voranzutreiben. Bei der Eröffnung des MAI-Forums sagte der Regional Comissioner tatkräftige Unterstützung zu.

Der Leiter der Rural Livelihood Development Company sagte, der Anbau von Sonnenblumen gehöre zu den wichtigsten Kooperationsmöglichkeiten. In Betracht kämen auch Baumwolle, Fleisch- und Milchwirtschaft sowie Anbau von Weintrauben und Kelterei. (Guardian 26.8.08)

Zur Lebensmittelversorgung

Die Regierung klassifizierte neun Regionen und zwei Distrikte als Kornkammern Tansanias, die Regionen Arusha, Iringa, Kigoma, Kilimanjaro, Manyara, Mbeya, Morogoro, Rukwa und Ruvuma, die Distrikte Tarime (Mara-Region) und Sikonge (Tabora-Region). Sie sollen angemessen mit Kunstdünger und Qualitätssaatgut versorgt werden. Die in diesen Gebieten produzierten Nahrungsmittel seien für die Versorgung des ganzen Landes vorgesehen, nicht nur für bestimmte Regionen und Distrikte, erklärte Stephen Wassira, Minister für Landwirtschaft, Versorgungssicherheit und Kooperative. Die Ausfuhr von Nahrungsmitteln bleibe weiterhin untersagt. Das sei geboten in einer Zeit, in der weltweit viele Nationen keine Lebensmittel außer Landes lassen, obgleich manche von ihnen weit größere Vorräte hätten als Tansania. Die schlimme Erfahrung der Versorgungskrise von 06 dürfe sich nicht wiederholen. Diese Maßnahme gelte nur vorübergehend. "Wir beabsichtigen nicht, unsere Landwirte auf Dauer davon abzuhalten, Nahrungsmittel im Ausland zu verkaufen.“ Wichtiger sei, mehr zu produzieren. In den kommenden Jahren werde die Regierung stärker in die Landwirtschaft investieren, um diesen Sektor produktiver und effizienter zu machen, betonte Minister Wassira. (Guardian 25.7.08)

Zur Bewässerung

Die Regierung plant, durch ein großes Bewässerungsprogramm auf 16.406 ha Land das ganze Jahr über Nahrungsmittelproduktion zu ermöglichen. Das Ziel ist, Kleinbauern das Leben zu erleichtern. In vier Bewässerungszonen will man zehn Stauseen anlegen bzw. reparieren. Sie können Wasser für die Bewässerung von 3.650 ha halten. Das Ministerium werde sich auch um Techniken, Wasser zu sammeln, kümmern, betonte Mark Mwandosya, Minister für Wasser und Bewässerung. (Guardian 26.7.08)

Der Vorsitzende eines Verbandes der Landwirte und Viehzüchter riet den Bauern, Tröpfchenbewässerung einzuführen. Sie benötigten für die Bewässerung bei dieser Methode nur 50 % des Wassers, das normalerweise zur Verfügung stehen müsse. (Guardian 31.7.08)

Premierminister Pinda sagte, demnächst beginne man, zu untersuchen, ob das Wasser für den Plan, im Rukwa-Becken 3.000 ha zu bewässern, ausreicht. Es gehe außerdem um die Förderung des Einsatzes von organischem Dünger. (DN 22.9.08)

Ein Verantwortungsträger des Same-Distrikts (Kilimanjaro-Region) sagte, demnächst werde man statt bisher 8.200 ha 8.500 ha bewässern und weitere noch nicht genutzte 12.000 ha für Bewässerungsanbau erschließen. (Guardian 29.9.08)

Die Reisanbauer eines Gebietes im Iringa-Distrikt (Iringa-Region) baten das Ministerium für Wasser und Bewässerung, ihre Felder vor dem Vertrocknen zu schützen; das Mlenge-Bewässerungprojekt, das jüngst von einem heimischen Unternehmer angelegt wurde, funktioniere nicht, weil die Durchführung mangelhaft gewesen sei. Die Regierung hatte dafür 1mrd/- TSh ausgegeben, aber schon vor Inbetriebnahme war es defekt. Die Uferbefestigung brach ein, das Becken ist nun voll Sand. Die Anlage sollte sieben Dörfern mit 5.116 ha Reisfeldern zugute kommen. (Guardian 2.10.08)

Zur Genmanipulation

Staatsministerin Batilde Burian betonte, die Regierung habe das Verbot genmanipulierten Saatgutes nicht aufgehoben, obwohl es von Nachbarländern verwendet werde. Die Landwirtschaftsexperten seien dafür verantwortlich, dass es nicht nach Tansania eingeführt wird. "Wir benötigen die Unterstützung der Mitarbeiter der Einwanderungsbehörden. Sie müssen sicherstellen, dass kein genmanipuliertes Saatgut die Landwirte erreicht. Genmanipulation möge Vorteile haben, aber man wisse von viel mehr Nachteilen, betonte sie. (Citizen 10.8.08)

Zur Mechanisierung

Ein Abgeordneter klagte, die Einführung von Tee-Pflückmaschinen habe im Mufindi-Distrikt (Iringa-Region) mehr als 3.000 Menschen arbeitslos gemacht. Die Regierung solle, Unilever Tanzania Ltd. die Verwendung dieser Maschinen untersagen. In Kenia hätten sich die Menschen der Verwendung der Maschinen widersetzt.

Der Stellvertretende Landwirtschaftsminister erwiderte, Unilever habe die Maschinen nur auf 385 ha ihrer 3.025 ha eingesetzt, lediglich auf einer der fünf großen Plantagen. Ihre 650 Tagelöhner seien auf anderen Farmen eingesetzt worden. In Kenia habe Unilever geklagt, nachdem die Verwendung der Maschinen untersagt worden war, und Recht bekommen. (DN 22.8.08)

Zu organischem Landbau

Der Vorsitzende der Tanzania Organic Certification Association (TanCert) sagte bei der Jahres-Generalversammlung der Organisation, organischer Landbau spiele bei der Bewahrung von Bodenstruktur und -fruchtbarkeit eine wichtige Rolle. Außerdem würden Krankheiten vermieden, denn bei konventioneller Landwirtschaft seien die Menschen Pestiziden in und an den Lebensmitteln, in der Luft und sogar im Trinkwasser ausgesetzt. Dank höherer Erträge und Zugang zu den Märkten verbessere der ökologische Landbau das Leben der Kleinbauern.

Der TanCert-Vorsitzende erklärte, seine Organisation sei bestrebt, Zertifizierung erschwinglich zu machen. Neben Zertifizierung und Kontrolle biete die TanCert Mitgliedsorganisationen, Landwirten, Produzenten, verarbeitenden Betrieben, Händlern und Exporteuren Anleitung an in Bezug auf Zertifizierung und Standardisierung. TanCert strebe ein Kooperations- abkommen mit anerkannten internationalen Zertifizierungs-Organisationen an, berichtete er. (Guardian 15.8.08)

Die für Tansania zuständige Beauftragte des International Fund for Agricultural Development (IFAD) sagte in Dar-es-Salaam bei der Jahreskonferenz der Tanzania Organic Movement (TOAM): „Anders als die Industrienationen haben wir den Vorteil, dass in unserem Land biologischer Landbau betrieben werden kann, weil chemische Substanzen noch nicht weiträumig eingesetzt wurden. Wir haben viele Möglichkeiten.“ Aber es gebe eine Menge falscher Auffassungen. Viele Leute dächten, biologischer Landbau sei primitiv. Ganz im Gegenteil sei er für die Landwirte ein Weg aus der Armut heraus. In Israel sei biologischer Sesam sehr gefragt, sagte er.

Der TOAM-Exekutivsekretär berichtete, der Markt für biologische Produkte wachse pro Jahr um 20-25 %. Das biologisch bewirtschaftete Land nehme entsprechend zu. Enttäuschend sei, dass sehr wenige tansanische Firmen an den Ausstellungen teilnähmen.

"Wir müssen kreativ sein“, betonte er. Am meisten gefragt seien Baumwolle, Cashewnüsse, Gewürze, Kaffee, Kakao, Kräutertees, Obst, Vanille und Zitronen. (DN 11.10.08; Guardian 15.10.08)

Zum Saatgut

Minister Wassira berichtete, 90 % der Landwirte verwendeten eigene Ernteprodukte als Saatgut. Deshalb sei die Produktivität gering. Der Bedarf an Saatgut betrage pro Jahr 100.000 t, käuflich erworben würden jedoch nur 13.000 t. Schuld an diesem Missstand seien ein schlechtes Verteilungs- und Vermarktungssystem, eine enorme Verteuerung des Saatgutes, mangelhafte Beratung, unzureichende Kreditvergabe und anderes. (DN 19.8.08; Guardian 16.8.08)