Schwerpunkt: Wirtschaftliche Entwicklung und Arbeitswelt: Volkswirtschaftliche Daten - 03/2016
Wettbewerbsfähigkeit
Der diesjährige Bericht des Weltwirtschaftsforums zur globalen Wettbewerbsfähigkeit gibt Tansania Platz 120 von 140 untersuchten Ländern (2006 Rang 100; 2014 Rang 121). In Ostafrika zeigt nur noch Burundi eine schwächere Position (136), während Ruanda Rang 58 einnimmt.
Die größten handicaps Tansanias seien Korruption, Bürokratie und immer neue Regulierungsbehörden, komplizierte Gesetze, hohe Steuern, Inflation, schwache Infrastruktur und unzuverlässige Stromversorgung. Besonders negativ wirkten sich Kriminalität, Mangel an Fachkenntnissen und schwache Arbeitsethik aus. Hier sollte die neue Regierung ansetzen. Gute Noten erhält TZ für Verfügbarkeit und Bandbreite seiner Internetstruktur.
Die „Uhuru-Initiative für Politik und Bildung“ veröffentlichte ein Länder-Ranking zum Grad der wirtschaftlichen Freiheit. Tansania rückte darin von Platz 92 (2014) auf Platz 82 (von 157) vor. Der Bericht untersucht Rechtsstaatlichkeit, richterliche Unabhängigkeit, Korruption, Kriminalität, Schutz von Privatbesitz und Mindestlöhne.
Ein Weltbank-Direktor riet Tansania, vom „Vorteil der Rückständigkeit“ zu profitieren. Bei steigenden Löhnen und Stückkosten in China und Asien könnten afrikanische Niedriglohn-Länder mit arbeitsintensiven Betrieben eine Leichtindustrie nach ostasiatischem Vorbild aufbauen, ohne allzu viel Kapital zu investieren. Kapitalintensive, vollautomatische Fertigung könne erst später folgen.
DN 21.07.; 16.09.; 02.10.15; 01.01.; 10.02.16; Guardian 12.10.15; 03.01.16
Industrialisierung
Die etwa 60.000 verarbeitenden Betriebe tragen zur Zeit 9% zum Bruttoinlandsprodukt bei (Kenia 13, Südafrika 17%). 99,6% aller Firmen gelten als im Anfangsstadium befindlich. 88% sind Minibetriebe, 10,5% Kleinbetriebe, 0,2% mittelgroße Unternehmen und nur 0,4% Großbetriebe. Die privaten Firmen generieren ein Steueraufkommen von etwa TZS 12 Billiarden jährlich. Dies gab die Stiftung für Privatwirtschaft (TPSF) bekannt.
Die verarbeitenden Betriebe sind sehr ungleich im Land verteilt. Wo noch reichlich Ackerland verfügbar ist wie in Mwanza (1.431 Betriebe), Katavi (245), Lindi (859), Geita (891) und Rukwa (949) gibt es nur wenig Industrie; wo das Land knapp ist, entstehen mehr verarbeitende Betriebe wie in Arusha (2.309), Kilimanjaro (1.795) und Dar-Es-Salaam (7.784).
Die führende Denkfabrik für Entwicklungsforschung REPOA (www.repoa.or.tz) erinnerte daran, dass die planlose Privatisierung und Liberalisierung in den 1990er Jahren viele Industriebetriebe ruiniert habe. Erforderlich sei nun ein klares Konzept für die Industrialisierung des Landes und ausreichende Finanzmittel für Infrastruktur und Ausbildung. Dafür sollten Einkünfte aus dem Öl- und Gassektor verwendet werden. Aussichtsreich seien weiterverarbeitende Betriebe in den Bereichen Textil, Papier, Kaffee, Früchte, Nüsse, Milchprodukte, Leder und Stahl. REPOA wird überwiegend von Entwicklungspartnern finanziert.
Citizen 24.12.15; 21.01.16; DN 08.07.14; Guardian 13.02.15
Hemmnisse und Vorschläge
Das Globale Investitionsnetzwerk nannte als wichtigste Hindernisse für Auslandsinvestitionen die Unberechenbarkeit der Regierung, Infrastrukturmängel, Unzuverlässigkeit von Häfen und Bahnen, sowie unzureichend qualifizierte Arbeitskräfte. Eine Transportfirma klagte, für die Zulassung eines Lastwagens brauche man die Stempel von fünf Behörden und warte darauf bis zu vier Monate.
Die sansibarische Handelskammer mahnte zu weiterem Abbau von bürokratischen Hindernissen, besonders für Kleinunternehmen. Die „Tansanische Dienstleistungs-Plattform“ soll Service-Anbieter fördern.
Die Arbeitgeber-Vereinigung schlug vor, eine Reihe von Gesetzen zu revidieren, um die Betriebskosten zu senken: * Die Abgabe für Ausbildung und Entwicklung: sollte von jetzt 5 auf 2% des Bruttolohns gesenkt werden
- Abgabe für den Arbeiter-Entschädungungsfonds (1% des Lohns): sollte gesenkt werden
- Die strengen Einschränkungen für ausländische Angestellte zwingen zur Beschäftigung ungeeigneter Mitarbeiter und sollten gelockert werden. Tansania hat erst kürzlich die Gebühren für ausländische Arbeitnehmer, auch aus der ostafrikanischen Gemeinschaft, drastisch erhöht.
- Die Arbeitsschutz-Gesetze sollten präziser gefasst werden, z.B. fehlten genaue Angaben für geschützte Stillzeiten. Dies führe dazu, weniger Frauen einzustellen.
Premierminister K. Majaliwa rief Politikplaner und Geschäftsleute zu einer Konferenz zur wirtschaftlichen Stärkung Tansanias zusammen. Die Umsetzung der 2004 beschlossenen „Stärkungspolitik der Volkswirtschaft“ scheitere daran, dass Planer und Ausführende nicht miteinander kommunizierten. Zur Zeit besäßen 10% der Bevölkerung (ca 5 Mill. Menschen) die gesamte Volkswirtschaft. Daher müssten die Bürger/ innen mehr in wirtschaftliche Entwicklungen einbezogen werden, bessere Wirtschaftskenntnisse und Qualitätsbewusstsein entwickeln, Aktien erwerben und Landressourcen rationell nutzen. Bisher habe man sich auf kapitalintensive Investitionen wie Mineralien und Telekommunikation konzentriert. Dies schaffe nicht genügend Arbeitsplätze. Die landwirtschaftliche Erzeugung wachse kaum stärker als die Bevölkerung.
Auch der Landwirtschaftsrat (ACT) erinnerte daran, dass TZ die Vorgabe des Maputo-Beschlusses der AU noch nicht realisiert hat, 10% des Staatshaushalts in die Landwirtschaft zu investieren. Daher wachse die gesamte Volkswirtschaft Tansanias um ca 7% jährlich, die Landwirtschaft aber nur um 4%.
Der Tansanische Industrieverband (CTI) schlug eine staatlich geförderte Industriebank nach dem Muster der Landwirtschaftsbank vor. Sie könnte Unternehmensgründern günstigere Bedingungen bieten als die kommerziellen Banken.
Citizen 24.09.; 30.11.; 24.12.15; 21.01.; 10.02.16; DN 08.01.15; Guardian 10.02.15; 27.01.16