Umwelt ‐ 12/2021

Aus Tansania Information
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Hitzewarnung

Anfang November warnte der tansanische Wetterdienst vor eine Hitzewelle, da mit einer Verspätung der Regenzeit zu rechnen sei. In Regenperioden sinken die Temperaturen, da durch die Wolken die direkte Sonneneinstrahlung vermindert wird.

Der Sprecher des Wetterdienstes wies darauf hin, dass in der Region Kilimanjaro C°36,4 gemessen wurde (C°+4,6 über Normal), im Meeresklima Dar es Salaams ging das Thermometer bis C°33,8 (+2,2). Mit erhöhten Temperaturen sei den ganzen November über zu rechnen. Ende Oktober hatte der Wetterdienst bereits auf verminderte Regenfälle hingewiesen.

Nipashe 8.11.2021

Wassermangel

Der Ausfall des Regens wirkte sich alsbald auf die Wasserversorgung aus. Am 8.11. kündigte der Wasserversorger DAWASA Rationierungen an, da die Pegelstände in den Flüssen, wo das Stadtwasser abgepumpt wird, stark gesunken seien.

Die Rationierung werde nach einem Plan erfolgen, und niemand müsse länger als 12 Stunden ohne Wasser bleiben.

Der gute Vorsatz konnte dann nicht eingehalten werden. Es gab Stadtviertel, die überhaupt nichts von der Rationierung merkten; dies betraf nicht nur wohlhabende Gegenden (wo viele Häuser sowieso große Vorratsspeicher haben), sondern auch einige ärmere Stadtteile, wo eventuell die Technik zum Abschalten von wichtigen Hauptleitungen fehlte. Andere Teile der Stadt erlebten tagelang oder gar eine ganze Woche lang trockene Leitungen.

Neben Klimaschwankungen sind auch die Wasserentnahme längs des Ruvuflusses sowie illegale Anschlüsse Hauptgründe für die Knappheit. Längs des Flusses wurden durch die leichtere Verfügbarkeit von Pumpen die bewässerten Ackerflächen ausgeweitet, oft ohne Genehmigung. Im Leitungsnetz von DAWASA geht schätzungsweise die Hälfte der Wassermenge auf dem Weg zu den registrierten Kunden verloren; teils durch schadhafte Rohrleitungen, aber auch durch zahllose illegale Anschlüsse.

Einige Krankenhäuser mussten Dialysepatienten verlegen, weil für die Behandlung viel Wasser gebraucht wird. Auch die Hygienestandards litten, weil immer wieder Wasser für WC-Spülung und Waschbecken fehlte.

Wasserhändler hatten viel Arbeit. Hausbesitzer mit Tanks können sich Wasser liefern lassen. 1.000 Liter wurden Mitte November für TSh 20,000 statt der zuvor üblichen 12,000 frei Haus geliefert. Einige klagten über verschmutztes Wasser. Der Normalverbraucher musste sich Kanister und Eimer besorgen und diese dann nach Hause schleppen. Die Preise stiegen im Laufe des Monats je nach Stadtgebiet auf ein Vielfaches. Sogar salziges Nutzwasser aus strandnahen Brunnen wurde für bis zu TSh 500 pro Eimer verkauft.

Auch für Stadtteile Mbeyas wurden z.T. über 2 Wochen trockene Leitungen gemeldet. Der dortige Wasserversorger begründete dies mit Stromausfällen.

Präsidentin Samia ärgerte sich bei einer Veranstaltung in Mwanza öffentlich über die Wasserprobleme und versuchte, mit Anordnungen gegenzusteuern. Alle ungenehmigten Pumpen für Bewässerung sollten aufgespürt und stillgelegt werden. Sie forderte die Behörden auf, Viehherden aus Feuchtgebieten in den Quellgebieten zu vertreiben. Auch müssten Abholzungen entlang der Flussbecken verhindert werden.

Die Stilllegung von Pumpen im Umland von Dar es Salaam machte sich umgehend in gestiegenen Preisen für Gemüse bemerkbar.

Ende November wurde endlich das Einsetzen der Regenfälle aus Dar es Salaam, der Küstenregion, Kilimanjaro, Mwanza sowie Rukwa berichtet.

Aljazeera 30.11.2021, Citizen 08.+11.11.2021, Guardian 19.+30.11.2021, Mwananchi 23.11.2021

Staudämme gegen Wasserknappheit

Die Regierung will mit einem umfangreichen Programm zum Bau von Staudämmen gegen die Wasserprobleme in den Städten angehen. Dar es Salaam soll in Zukunft auch Wasser vom Rufijifluss beziehen. Allerdings gibt es auch von dort bereits Berichte über abnehmende Wassermengen. Dodoma und Shinyanga sollen Wasser vom Viktoriasee erhalten, und für Mbeya ist ein Staudamm am Kiwirafluss vorgesehen.

Guardian 11.11.2021

Stromausfälle

Die verringerten Wasserstände wirkten sich auch auf die Stromversorgung aus und es kam zu Abschaltungen. An den Wasserkraftwerken Kihansi, Kidatu und Pangani verlor die Stromgesellschaft TANESCO 345 Megawatt, was 21% der normalen Menge entspricht. Kritiker meldeten sich umgehend und wiesen auf die einseitige Ausrichtung der Stromproduktion auf Wasserkraft hin. Unter Präsident Magufuli (2016-2021) war alles Augenmerk auf den neuen Staudamm gerichtet worden, der von einer ägyptischen Firma am Rufiji errichtet wird. Die zuvor für $ 1,4 Mrd (davon 1,2 Mrd. aus einem chinesischen Kredit) fertiggestellte Gasleitung von den Erdgasfeldern bei Kilwa nach Dar es Salaam wird infolgedessen kaum genutzt, da nicht weiter in Gaskraftwerke investiert worden war. Im Hintergrund stand die Berechnung, mit Wasserkraft günstiger zu produzieren. Im politischen Klima unter Magufuli konnten Diskussionen über Für und Wider nicht weiter geführt werden. Der Oppositionspolitiker Tundu Lissu meinte, die Durchführung des vor Magufuli beschlossenen Planes zur Energieerzeugung mit einem angestrebten Mix aus Wasser-, Wind- und Solarkraft mit Erdgas hätte die jetzige Situation nicht entstehen lassen. Die TANESCO kündigte umgehend Reparaturen an Dar es Salaamer Gaskraftwerken an, um einen Teil des Verlustes wieder auszugleichen. Erst im Oktober hatte Präsidentin Samia die Leitung der TANESCO ausgewechselt. Der neue Generaldirektor Chande hatte angekündigt, gegen Ineffizienz, technische und organisatorische Mängel vorzugehen.

Im Gegensatz zu den anhaltenden Berichten über die aktuelle Strom- und Wasserknappheit im Lande erfreute die CCM-eigene Daily News am 19. November ihre Leser mit der Schlagzeile “Regierung sichert den Bewohnern von Kagera zuverlässige Stromversorgung zu” und berichtete über den Anschluss von Dörfern an das Stromnetz, sowie über die Baufortschritte des Wasserkraftwerkes an den Rusumofällen, das gemeinsam von Burundi, Ruanda und Tansania errichtet wird.

Citizen 18.+20.11.2021, DN 19.11.2021, Guardian 30.11.2021