Religionsgemeinschaften und Politik und Öffentlichkeit - 07/2011

Aus Tansania Information
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Spannungen

In Mto-wa-Mbu (Monduli-Distrikt, Arusha-Region) wurden bei einer Evangelisation zwölf Personen, Lehrkräfte und Schulkinder einer englischsprachigen Schule schwer verletzt. Hauptredner war Pfr. Christian Chenge von der Full-Salvation Church. In der Genehmigung dieser Veranstaltung steht, bei solchen Treffen müsse man politische Themen und Beleidigung anderer Religionen meiden, Frieden bewahren. Doch die Prediger hielten sich nicht daran. Sie sprachen sich gegen den Islam, die Muslime und ihren Propheten aus.

Der lokale Muslim-Repräsentant meldete der Polizei den Vorfall. Einige Prediger wurden verhaftet.

Doch wenig später fuhren die Veranstalter der Evangelisation mit ihren 'Hassreden' fort. Einige Muslime, die zufällig vorbei kamen, waren empört und starteten einen Angriff auf die Kundgebung. Der Tumult dauerte einige Stunden. Eine Schule, eine Kirche der Pfingstler, eine anglikanische Gemeinde und ein Haus wurden beschädigt oder teilweise zerstört. Die Polizei verhaftete sieben Verdächtigte. Später wurden zwei Pfarrer, die während des Aufruhrs entkommen waren, festgenommen. Sie müssen vor Gericht erscheinen. (DN 26.2.11; Guardian 28.2.11; Arusha Times 5.3.11)

Aufruf zum Frieden

Chief Sheikh Mufti Shaaban bin-Simba sagte, muslimische Gelehrte und Geistliche müssten den Frieden im Land fördern, öffentlich Politiker verurteilen, die Aktionen fördern, welche Einheit und Stabilität der Nation bedrohen. Das Auftauchen religiös motivierter Politiker, die zur Verletzung des Friedens anstacheln, erfülle ihn mit Sorgen. Er sagte: "Wir sollten offen gegen die Behauptung kämpfen, die gegenwärtige Regierung sei illegitim, nur weil der Präsident ein Muslim ist." Die Menschen sollten friedliche Mittel einsetzen. "Ich fordere die Muslime jedoch nicht auf, gegen diese Aufwiegler zu demonstrieren. Immer, wenn das Land einen muslimischen Präsidenten wählt, gibt es einige Politiker, die den Glauben des Verantwortungsträgers für jeglichen Fehlschlag des Staatsapparates verantwortlich machen, wie das jetzt der Fall ist", betonte er und ergänzte, es sei ein Unglück, dass einige christliche Geistliche während des Wahlkampfes in ihren Predigten über Politik sprachen. (DN 23.3.11)

Regierungskritik

Charles Mjema, Bischof der ELCT-Pare-Diöcese, sagte in einer Gemeinde, vieles zeige, dass Regierungsleute nicht eifrig sind. Die Leute begönnen zu fragen, ob das Land auf dem richtigen Weg ist; einige Dinge machten ihnen Sorgen, Landfragen oder Eigentumsrecht in Bezug auf Ressourcen, z. B. Bergwerken. Die Kirche werde den Mund nicht halten, auch wenn sie unter den Folgen leiden würde, denn sie habe den Auftrag, die Unterdrückten zu verteidigen.

Der Gemeindepfarrer sagte, vor der Wahl im letzten Jahr hätten die Tansanier um gute Verantwortungsträger gebetet, die ihnen dienten, nicht sie beherrschten. "Aber nur wenige Monate nach der Wahl, gibt es Anzeichen dafür, dass wir nicht die Verantwortungsträger haben, um die wir gebetet haben." (Citizen 7.3.11)

Zum Kampf gegen Drogen - Spannungen

Bei der Weihe eines katholischen Bischofs bat Präsident Kikwete die kirchlichen Verantwortungsträger, die Regierung im Krieg gegen Drogen zu unterstützen; es gebe einige Repräsentanten von Religionsgemeinschaften, die sich an dem illegalen Geschäft beteiligten. Sie benützten Jugendliche, um Drogen einzuführen und zu vertreiben, sagte er.

Der Christian Council of Tanzania (CCT) stellte Kikwete ein Ultimatum von 48 Stunden, um die Namen der betreffenden kirchlichen Verantwortungsträger zu nennen. Andernfalls gefährde er seine Glaubwürdigkeit als Repräsentant der Nation. "Wir erwarten, dass der Präsident offener und genauer ist", sagte der CCT-Vizevorsitzende. Er erklärte: "Es wird uns leichtfallen, aktiv zu werden, wenn wir wissen, wer von uns tatsächlich in dieses Geschäft verwickelt ist. Präsident Ki- kwete scheint sie zu kennen. Er sollte offen sein und sie benennen. Wir werden nicht zögern, sie für ihre Taten zur Verantwortung zu ziehen." Die CCT werde Kikwete beim Aussortieren derselben unterstützen.

Das Amt des Präsidenten reagierte enttäuscht. Ein solches Vorgehen habe man von führenden Leuten von Religionsgemeinschaften nicht erwartet, heißt es in einer Erklärung eines Pressesekretärs des Präsidentenamtes. Sie sollten Kikwete im Kampf gegen die Drogen unterstützten, nicht ihn angreifen. Man habe erwartet, dass sie seinen Hinweis als Fingerzeig verstehen, und aktiv werden. (DN 8.6.11; Citizen 7./8.6.11)