Probleme vieler Kinder, Versuche, ihnen zu helfen - 09/2008

Aus Tansania Information
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Vorzeitige Verehelichung

Mehrere Abgeordnete fordern eine Änderung der Gesetze, die den Frauen schaden, z. B. das Eherechte von 1971, das die Verehelichung von 14-jährigen Mädchen gestattet. Allgemein werden Maasai-Mädchen im Schulalter gezwungen, einen viel älteren Mann zu heiraten. Als Mindestalter solle man 18 Jahre festsetzen. (DN 6.8.08; Observer 10.8.08; Arusha Times 9.8.08)

Missbrauch von Kindern

Eine Abgeordnete berichtete, manche Eltern und Erziehungsberechtigte behandelten ihre Kinder grausam. “Es kommt vor, dass die Hände eines Kindes verbrannt sind. Manche Leute schlagen Kinder, als ob sie mit einem Tier kämpften.” (DN 6.8.08)

Verantwortungsträger eines Dorfes der Lindi-Region baten die Regierung, in ihrem Gebiet eine Polzeistation einzurichten, damit der um sich greifende sexuelle Missbrauch und die Ausbeutung der Kinder eingedämmt würden. Viele flüchteten nach Dar-es-Salaam oder in andere Städte, wenn sie Kinder missbraucht oder anderes verbrochen hätten. Häufig weigerten sich Eltern und Erziehungsberechtigte Übeltäter bloßzustellen, vor allem dann, wenn Entschädigung, Geld, Zucker oder Reis, angeboten wurde. Schon 1998 habe man Gebäude errichtet, die Polizei habe diese aber noch nicht bezogen. (DN 11.8.08)==

Kinder und Rauchen

Bei einem Workshop für Anti-Tabakaktivisten, wies ein Verantwortungsträger der WHO auf den Einfluss hin, den rauchende Eltern darauf haben, ob ihre Kinder diese tödliche Gewohnheit annehmen oder nicht. Viele Kinder von Raucher-Eltern würden selbst Raucher, denn die Eltern forderten sie auf, ihnen eine Zigarette anzuzünden. Dabei nähmen sie ein oder zwei tiefe Züge. (Observer 17.8.08)

Kinder, die auf der Straße leben

Abgeordnete äußerten Besorgnis über die wachsende Zahl von ‘Straßenkindern’. Schuld seien u. A. HIV/AIDS, Scheidungen und Armut sagte die Ministerin für Entwicklung der Gesellschaft, Frauen und Kinder. Die Regierung werde untersuchen, wie viele Kinder auf der Straße leben. (Citizen 6.8.08)

Menschenhandel

Der Exekutivdirektor der gemeinnützigen Organisation African Network for the Prevention und Protection against Child Abuse and Neglect (ANPPCAN) sagte, Schleuser brächten immer mehr Kinder in größere Städte und ins Ausland. Kleine Geschenke und Versprechungen verleiteten viele Eltern dazu, ihre Kinder gehen zu lassen, und Kinder verließen das Elternhaus, weil sie in der Stadt ein besseres Leben erwarteten. Das ANPPCAN lehrt Kindern ihre Rechte und Pflichten. Wer es benötigt, bekommt eine Schuluniform, Bücher und Kleidung. (Guardian 28.7.08)

Kinderarbeit

Langsam aber sicher wird der supermoderne Tengeru Women Market in Arusha zu einem Zentrum für Kinderarbeit. 600 Minderjährige zwischen fünf und 16 sind dort angestellt. Für 200/- bis 500/- TSh müssen sie schwere Lasten zum Bus, zum Auto oder zum Haus des Kunden tragen. Von unzufriedenen Kunden werden sie beschimpft und geschlagen. Den ganzen Tag bekommen sie nichts zu essen. Meistens komme er hundemüde spät nach Hause, berichtet ein 13-Jähriger. Armut, schlechte Fürsorge, kaum Chancen zwingen die Kinder zu dieser Sklavenarbeit. Die Kinder sind viel billiger als Erwachsene, die einen Handwagen haben; sie verlangen mindestens 1.500/- TSh. (Guardian 7.7.08; Arusha Times 19.7.08)

Eine Mitarbeiterin der Kiota Women’s Health and Development Organization (Kiwohede) sagte, während der letzten neun Jahre seien 36.000 Mädchen, die meisten zwischen neun und 17 Jahren, aus häuslicher sexueller Gewalt und Frauenhandel befreit worden. Meistens seien es die Arbeitgeber, die sie missbrauchen, in der Regel verheiratete Männer. Eine 13-Jährige berichtete, als sie 13 Jahre alt war, habe ihr jemand versprochen, ihre weitere Schulbildung zu unterstützen. Doch dann sei sie von ihrem Arbeitgeber zu schwerer Arbeit und sexuellen Torturen gezwungen worden; man habe sie wie eine Sklavin gehalten.

Manche Mädchen rufen die Kiwohede an und sie reagiert sofort. Sie wird von der Gesellschaft und von der Polizei unterstützt. Die Kiwohede-Mitarbeiterin berichtet, 60 % der Mädchen würden von ihrer Familie oder nahen Bekannten oder Verwandten in die Stadt gebracht. Bei Kinderprostitution sei typisch, dass kaum jemand über ihre Verbreitung und Not sprechen wolle, weil sie ein Tabuthema sei. Ihre Ursache sei meistens die Armut der Eltern.

Die meisten prostituierten Kinder finde man in Touristengebieten. Die Besitzer der Gästehäuser, Hotels, Bars, Bordelle und Einrichtungen der Vergnügungsindustrie verwendeten die Mädchen, um Kunden anzulocken.

Meistens seien es die Mädchen selbst, die unter Geschwistern, Freundinnen oder Kindern der Nachbarschaft für Nachschub sorgen.

Ein Mädchen berichtete, ihre Arbeitgeberin sei eine Frau gewesen, aber deren Bruder, verheiratet, Vater von vier Kindern, habe sie ständig verfolgt. “Man gewöhnt sich endlich daran.” Doch schließlich sei sie davongelaufen, zur Kiwohede. Eine andere wurde, als sie elf war, von einer Nachbarin, nach Dar eingeladen, um dort die Schule zu besuchen. “Aber meine “Retterin” machte mich zum Dienstmädchen. Ihr Ehemann wollte mit mir schlafen. Dann hörte ich von einer Nichtregierungsorganisation, die unglücklichen Menschen wie mir hilft. Ich wandte mich an sie und wurde gerettet. Jetzt gehe ich in die 6. Klasse.” (Guardian 6.7.08)

Kinder als Bettler

In einem Dorf der Morogoro-Region schicken 60 % der Eltern ihre Kinder zum Betteln auf die Straße. Sie verwenden sie als Einkommensquelle, um zu Geld für Nahrung u. a. zu kommen. (Guardian 3.7.08)

Aus Interviews mit Dar-es-Salaamer 9-15-jährigen Kindern:

“Wenn Kinder von ihren Eltern zum Betteln geschickt werden, sollten sie nichts heim bringen, damit man sie nicht wieder hinausschickt.”

“Solche Kinder sollten der Polizei Meldung machen, damit sie sofort einschreitet.”

“Solche Eltern sollten sofort vor Gericht gestellt werden.”

“Die meisten Kinder, die zu Bettlern werden, stammen aus armen Familien, sie leben auf der Straße und denken nicht daran, in die Schule zu gehen.”

“Es ist nicht schlimm, wenn arme Eltern ihre Kinder zum Betteln schicken, weil sie sonst nichts zu essen haben. Manche Kinder leben bei den Großeltern, weil die Eltern tot sind. Sie sind alt und können nicht mehr arbeiten. Betteln ist die einzige Lösung.”

“Manche bettelnde Kinder sind sehr schmutzig. Die Polizei sollte mit ihnen zu ihren Eltern gehen, um zu sehen, ob sie wirklich Not leiden.” (Guardian 08)

Soziale Dienste

Aktivisten, die sich in Arusha und Moshi um Straßenkinder kümmern, sorgten dafür, dass heimatlose Kinder eine Krankenkarte bekommen, damit sie in einer Reihe von Krankenhäusern kostenlos behandelt werden. Eine Mitarbeiterin des Mkombozi Centre for Street Children berichtete, ihre Organisation werde die Rechnungen begleichen. Im letzten Jahr wurden 584 Arztbesuche und 936 Erste-Hilfe-Behandlungen benötigt, 35 Jugendliche bekamen psychische, 35 gynäkologische Hilfe. Im letzten Finanzjahr versorgte das Zentrum 20.244 Kinder und Jugendliche mit einer Mahlzeit und bot 20.204 einen Schlafplatz an. 588 Kinder wandten sich an das Zentrum. 36 konnten zu ihrer Familie zurückgebracht werden. 29 Jungen und 22 Mädchen begannen ein Kleinunternehmen, Reparaturarbeiten, Computertechnologie, Sozialarbeit oder Kochen. 14 Jungen und 5 Mädchen erhielten ein Darlehen für einen Kleinbetrieb, 39 Jugendliche eine Unterstützung für Hausmiete, damit sie nicht mehr auf der Straße oder im Zentrum leben müssen. (Arusha Times 5.7.08)