Zu den Medien - 12/2006

Aus Tansania Information
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Zur Ausbildung der Mitarbeiter

Die Regierung erklärte, sie plane ein Gesetz gegen unqualifizierte Journalisten. Wer ohne Ausbildung tätig sei, werde bestraft, u. U. inhaftiert. Der Generalsekretär des Medienrates von Tansania (MCT) riet allen, die sich für den Journalistenberuf interessierten, vor Verabschiedung des Gesetzes eine gewisse Ausbildung zu absolvieren. Bei der Abschlussfeier der Hochschule für Journalismus in Dar-es-Salaam sagte ein Medienfachmann, nahezu kein Medienhaus habe sich um eine Ausbildung seiner Mitarbeiter gekümmert. Die meisten Menschen glaubten, jeder könne als Journalist tätig sein, eine Ausbildung sei überflüssig. Interessenten sollten Nutzen daraus ziehen, dass es nun mehr Hochschulen für Journalisten gibt. (Guardian 26./31.10.06)

Die Regierung von Sansibar legte dem Abgeordnetenhaus einen Gesetzesentwurf zur Gründung eines Medieninstituts vor. Diese Hoschschule für Journalismus solle das Problem des Mangels an kompetenten Journalisten lösen, sagte der Stellvertreter des Chief Ministers. (DN 18.10.06; Guardian 18./20.10.06)

Zur Pressefreiheit

In Sansibar wurden drei Journalisten, Mitarbeiter von The Guardian, Citizen und Channel Ten, die ein Dorf auf Pemba besucht hatten, an einer Straßensperre verhaftet. Sie hatten den Auftrag, über die Versorgungslage auf Pemba zu recherchieren. Über das Motiv der Verhaftung war nicht sofort etwas zu erfahren. (Guardian 11.9.06)

Abgeordnete des Abgeordnetenhauses von Sansibar äußerten bei der Diskussion über die Gründung eines Medieninstituts, sie bezweifelten, dass die Einführung einer Ausbildungsstätte für Journalisten die Pressefreiheit fördern werde. "Wir benötigen diese Einrichtung, fürchten aber, die Verantwortungsträger sind nicht bereit, auf den Inseln eine freie Presse zuzulassen", sagte ein Abgeordneter des Oppositionslagers. Kein Journalist könne über Vorgänge berichten, die mit mangelndem Verantwortungsbewusstsein von Regierungsstellen zu tun haben. Einige Abgeordnete rieten der Regierung von der Einmischung in die Unabhängigkeit privater und öffentlicher Medien ab. Ein CUF-Abgeordneter warf der Regierung vor, sie behindere Journalisten, die es wagten, die Wahrheit zu sagen, z. B. jene, die über die Hungersnot in Pemba hätten berichten können. Das verstoße gegen die Verfassungen von Union und Sansibar. (DN 18.10.06; Guardian 18./ 20.10.06)

Aus einem Kommentar: Einem BBC-Team wurde in Sansibar die Genehmigung eines Auftritts verweigert. In mehreren Städten Kenias, Ugandas und des Festlands von Tansania war seine Unterhaltungssendung ein voller Erfolg. Wir fürchten eine gefährliche Entwicklung. Laut Verfassung hat jeder Bürger Redefreiheit. Es könnte Anzeichen geben dafür, dass sich Intoleranz langsam in die Medien einschleicht. Immer wieder wiese Präsident Kikwete die Staatsdiener an, die Medien wenn nötig zu informieren. Trotzdem zögerten viele. Die drei Journalisten reisten nach Pemba, um die Berichte über Lebensmittelverknappung zu verifizieren. Das ist notwendig, ehe man so etwas veröffentlicht. Allein die Medien sind moralisch verpflichtet, die Klagen des Volkes bekannt zu machen, damit geholfen werde. (Guardian 14.9.06)

Die Regierung wird dem Parlament den Entwurf eines Gesetzes vorlegen. Es soll die Rolle definieren, die die Medien spielen bei der Förderung von Demokratie und guter Regierungsführung, von Frieden, Sicherheit, Einheit und Zusammenhalt der Nation. Das Hauptanliegen sei eine genaue und grundlegende Definition der Freiheiten und Pflichten, die öffentliche und private Medien der Nation gegenüber haben, sagte Muhammed Seif Khatib, Minister für Information, Kultur und Sport. Man solle seinem Mi-nisterium Meinungen über dieses Gesetz vorlegen. Der Direktor des Informationsdienstes (Maelezo) sagte, die Regierung solle nicht wie ein Gefängnis sein, aus dem kaum je Informationen flössen. (DN 31.10.06)

Vorgehen gegen Pornographie

In einer landesweiten Sonderaktion wurden in Dar-es-Salaam neun, in der Kilimanjaro-Region drei, in Iringa fünf Personen verhaftet, weil sie im Besitz von vielen Exemplaren pornographischer Zeitschriften waren. Die Polizei beschlagnahmte die Zeitschriften. Ein Polizei-Kommandant sagte: "Diese Blätter vernichten unsere Kultur und gefährden die Jugend." Ein anderer dankte allen, die der Polizei Informationen zukommen ließen. Alle, die pornographische Zeitschriften verteilen oder verkaufen, wurden angewiesen, diese abzuliefern, ehe die Polizei sie finde. Man warnte die Öffentlichkeit davor, solche Schriften zu kaufen. Sie schadeten der Gesellschaft. Personen, die pornographisches Material besitzen, werden mit zwei Jahren Haft oder Bußgeld in Höhe von 200.000/- TSh bestraft. Der Handel mit Pornographie geschieht im Verborgenen. Das macht es schwer, betreffende Personen dingfest zu machen. Alle wurden aufgefordert, den Kampf der Regierung gegen Pornographie zu unterstützen, Läden, die solches Material verkaufen, zu identifizieren. (DN 11.9.06; Guardian 7./13./16.9./15.11.06)

Zu Verbreitung, Empfangsqualität

Unter den englischsprachigen Tageszeitungen ist The Guardian (seit 1995 von IPP Medien herausgegeben) die meistgelesene, gefolgt von Daily News/Sunday News (staatseigen, 2005 auf Platz eins), Mwananchi Communication's und The Citizen. Alasiri (IPP-Produkt) ist die meistgelesene swahilisprachige Zeitung. Independent Television (ITV) ist der beliebteste Fernsehsender, gefolgt von Television ya Taifa (TVT) und Star TV. - Tanzania Standard (Newspapers) Ltd. (TSN) ist die Herausgeberin der Daily News/ Sunday News, IPP Medien die Produzentin von The Guardian und Alasiri. Um noch mehr Menschen zu erreichen, plant TSN nun, auch eine Swahili-Version herauszugeben.

Radio Tanzania Dar-es-Salaam (RTD) und TVT sollen demnächst 24 Stunden senden, ihre Empfangsqualität will man verbessern, damit der Empfang im ganzen Land möglich sei. (DN 27.7./3.8.06; Guardian 7.10.06)

Zu einer Jugendzeitschrfit

Femina, eine beliebte Jugendzeitschrift, heiße nun Fema; das gab das Gesundheits-Informationsprogramm (HIP), ihr Eigentümer, bekannt. Man wolle die Unisex-Vision der Zeitschrift verdeutlichen, deshalb der Name Fema für 'female und male'. "Viele dachten bei dem Namen Femina nur an Frauen. Aber die Zeitschrift wendet sich an Männer und Frauen", erklärte die Leitende Herausgeberin. Das Interesse an korrekter Information über Fragen der Sexualität sei groß, denn auf Seiten der Eltern fehle es an Offenheit. Femina wurde 1999 vom HIP als deren erste Zeitschrift herausgegeben. Ihre Auflage stieg seither von 20.000 auf 100.000. Einige Exemplare gab man damals kostenlos an einige Sekundarschulen ab. Einer Umfrage zufolge wird jedes Exemplar von mindestens 15 Personen gelesen. Die wichtigsten Themen sind Gesundheit der Geschlechtsorgane, Verhältnis der Geschlechter, Lebensstil, Unterhaltung, HIV/AIDS, Arbeit, Sozialstudien. (Guardian 15.9.06)

Zu den IPP-Medien

Der Muslimrat Tansanias (Bakwata) lobte den Exekutivvorsitzenden der Firma Industry Promotion Products (IPP), Reginald Mengi, sowie den IPP-Fernsehsender ITV und Radio One, denn sie hätten muslimische Bildungsprogramme kostenlos ausgestrahlt. Bakwata wäre nicht in der Lage gewesen, die Kosten zu tragen, sagte ein Scheich. (Observer 22.10.06)

Der Abgeordnete Malima hatte dem Medien-Mogul Reginald Mengi, einem der prominentesten Geschäftsleute Tansanias und Eigentümer des IPP-Fernsehsenders Independent Television (ITV), vorgeworfen, dieser widme Mengis persönlichen, trivialen Angelegenheiten unverhältnismäßig viel Zeit, was ein Missbrauch der Medienfreiheit sei. Führenden Persönlichkeiten des Staates dagegen werde angemessene Redezeit vorenthalten. Mengi gehe es um Selbstdarstellung. Dafür aber seien ihm die TV-Frequenzen nicht zugestanden worden. Mengi erstattete Strafanzeige gegen Malima. Sie wurde angenommen - ein Schritt, der erstmalig ist in der Geschichte des Parlaments in einem Fall, bei dem jemand aus der Öffentlichkeit wegen der Bemerkungen eines Abgeordneten im Parlament gegen diesen klagt. Mengi warf Malima vor, er verstecke sich hinter dem Privileg eines Parlamentariers, um ihn zu verleumden. Parlamentspräsident Samuel Sitta leitete die Sache zur Untersuchung an den Parlamentsausschuss für Recht, Moral und Vollmacht weiter und empfahl, angemessen zu reagieren. Stellt dieser fest, Malima habe Mengi und den ITV verleumdet, ist Sitta ermächtigt, den Abgeordneten zu suspendieren, oder ihn aufzufordern, die Anschuldigung zurück zu ziehen, oder eine Entschuldigung zu verlangen. Mengi aber wird nicht in der Lage sein, rechtlich gegen Malima vorzugehen, auch nicht, wenn das Parlament befindet, er habe sich vor Gericht zu verantworten. (The E. A. 17.10.06)

Kritik

Der Richter Warioba warf den lokalen Medien vor, sie berichteten von der Regierung mehr als von der Einwohnerschaft insgesamt. Das schade der Entwicklung des Landes. Die Regierung müsse regelmäßig zur Verantwortung gezogen werden. Doch die Medien dürften nicht blind sein für das, was der private Sektor tut. Manche leisteten viel, um die Armut zu überwinden, "aber das kommt nicht vor in den Medien", sagte er. Außerdem kritisierte er, der Unterhaltungsteil werde von Ausländischem dominiert. "Die Tansanier wissen jetzt viel mehr über ausländische Sportclubs und Sportler, über Musiker und Seifenopern als über tansanische", klagte er. (Guardian 16.11.06)