Zu Problemen in der Mara-Region - 05/2010

Aus Tansania Information
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      <Siehe 8/09 S. 11; 9/09 S. 3>

Racheakt

In der Mara-Region wurden 17 Glieder einer Familie, unter ihnen acht Kinder, einige im Schlaf, erschlagen, vier verletzt. Man nimmt an, dass es sich um Rache für die Ermordung von zwei Menschen wegen Viehdiebstahls im Jahr 2006 handelt, an dem vermutlich Angehörige der betroffenen Familie beteiligt waren.

Als 18 Personen, die wegen dieser Bluttat angeklagt sind, zum Gericht gebracht wurden, versammelten sich viele Men-schen. Wutentbrannt drohten sie, die Beschuldigten zu töten. Sie schrien: "Wir wollen, dass sie aufgehängt werden, weil sie unsere Verwandten umgebracht haben." (DN 2.3.10; Guardian 19.2./17.3.10; Citizen 17./18.2.10)

Viehdiebstahl

Im Tarime-Distrikt drangen bewaffnete Gangster in drei Häuser ein und stahlen sechs Kühe und sieben Ziegen; sie belagerten das Hauptbüro der Polizei und schossen wahllos hinein.

Um wiederholte Gewaltanwendung und weiteren Viehdiebstahl zu verhindern, wurden in dem Dorf Sicherheitskräfte stationiert. In allen gefährdeten Dörfern will man Patrouillen durchführen. Vier Verdächtige wurden verhaftet. Der Polizei-Sprecher sagte, man hoffe auf Kooperation von seiten der Bevölkerung. Die traditionellen Verantwortungsträger und die der Religionsgemeinschaften sollten die Polizei unterstützen, Frieden und Harmonie verkünden. (DN 15./ 16.3.10)

Sicherheitskräfte erschossen einen mit einem Maschinengewehr bewaffneten Viehdieb. Er hatte zusammen mit anderen in Kenia gestohlene Rinder über die Grenze gebracht. Die kenianische Polizei hatte die tansanischen Kollegen verständigt. Die anderen Viehdiebe entkamen, elf Rinder wurden beschlagnahmt. Es heißt, Viehdiebstahl sei die Hauptursache der Morde im Tarime-Distrikt. (Guardian 31.3.10)

Streit um Land

Bewohner eines Dorfes im Tarime-Distrikt drohen Soldaten der Tanzania People's Defence Forces (TPDF) Angriffe mit traditionellen Waffen an, denn sie seien in ihr Land eingedrungen. - Der zuständige Brigadeleiter erklärte, es handle sich um Land, das seit 1978 TPDF-Eigentum sei. Wenn die Dorfbewohner ihre Rechte einfordern wollten, sollten sie legale Wege einschlagen. (Guardian 2.4.10)

Zum Anbau von Haschisch

Im Rorya- und im Tarime-Dis-trikt wurde von der Polizei in einer Sonderaktion, 'Operesheni Safisha' (Säuberungsaktion) genannt, auf 30 ha Land 45.000 kg Haschisch ausgerissen und verbrannt, 3.000 kg Haschisch, in sechs Säcken für den Schmuggel in ein Nachbarland verpackt, wurden beschlagnahmt, 33 Verdächtigte, unter ihnen örtliche Verantwortungsträger, verhaftet. Die Polizei berichtete, mindestens einmal pro Woche reiße sie in den beiden Distrikten Haschisch aus und verbrenne ihn. Seit vielen Jahren sind sie wegen des Anbaus von Haschisch in jeder Ecke berüchtigt.

Manche behaupten, einige Polizisten verkauften einen Teil des beschlagnahmten Haschischs. Die Polizei bestreitet das.

Einige Einwohner betonen, sie hätten sich für den Anbau von Haschisch entschieden, weil es bei ihnen keine anderen für den Verkauf geeigneten Agrarprodukte gebe, vor allem keinen zuverlässigen Markt. Früher sei viel Kaffee angebaut worden, aber der Kaffeepreis sei jetzt schlecht.

Die Regierung unterstützt nun den Anbau gegen Krankheiten resistenter, vom Tanzania Coffee Research Institute (TaCRI) entwickelter Kaffee-Sorten. Die alten Bäume sollten ausgerissen, durch neue ersetzt werden. Auch Tee wäre geeignet. (DN 5./13.4.10, Guardian 6.4.10)

Geistliche intervenieren

Verantwortungsträger der Religionsgemeinschaften der Mara-Region verurteilten bei unterschiedlichen Anlässen die Flut von Racheakten. Sie seien von ihren Gläubigen verübt worden, wie deren Namen offenbarten. Diese Morde besudelten das Image der Region und des Landes insgesamt, sagte der regionale Scheich.

Muslime und Christen schworen, gemeinsam mit der Regierung eine dauerhafte Lösung zu finden, damit das sinnlose Blutvergießen in der Region beendet werde. Geistliche der Region wollen bei einem Treffen Lösungswege suchen. Schuld an der Tötung Unschuldiger seien Landkonflikte und Viehdiebstahl, erklärten der anglikanische Bischof und der regionale Scheich. Dieser sagte, es wundere ihn, dass das Morden weitergeht, obwohl die Moscheen Frieden predigten. Die Regierung könne das Übel nicht alleine zähmen; es sei höchste Zeit für regelmäßige Treffen der regionalen Verwaltung mit Repräsentanten der Religionsgemeinschaften. Sumaye, ehedem Premierminister, berichtete, schon zu Zeiten Nyereres habe es in der Mara-Region Probleme gegeben. (DN 15.3.10; Citizen 10.3.10)

Kommentar

Der Tarime-Distrikt hat einen besonderen Charakter. Dafür sorgen vor allem Elemente, die davon profitieren wollen, dass sie über Verbrechen berichten. Sie wollen, dass jeder glaubt, das Gebiet sei gleichbedeutend mit Kriminalität, grausamen Kämpfen um Land und Vieh, Blutvergießen und absonderlichen Morden, die man in dieser Zeit der Wissenschaft, Technologie und Globalisierung kaum erklären kann. Sie wollen wirklich, dass jeder denkt, Gesetz und Ordnung könnten in dieser Situation nichts ausrichten. Die Regierung etablierte die Tarime/ Rorya-Polizeisonderzone. Die Polizeieisätze tragen bereits Früchte, was die sog. 'Operation Safisha' zeigt. Sie führte zur Verhaftung von 33 Verdächtigten und zur Vernichtung von 45.000 kg Haschisch. Es scheint eine enge Verbindung zu geben, zwischen kriminellen Elementen auf der tansanischen mit solchen auf der kenianischen Seite der Grenze. Einige der Verhafteten waren Kenianer, die beim Viehdiebstahl mit Tansaniern kooperierten.

Deshalb sollte es eine enge Zusammenarbeit mit den kenianischen Verteidigungs- und Sicherheitskräften geben.

Wir glauben, die Polizei hat genug Kraft, um die Kriminellen zu zähmen und im Distrikt wieder Frieden herzustellen. (Guardian 7.4.10)