Zu Problemen, Erfolgen und Plänen der Universitäten - 10/2011

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Dozentenmangel

Weil viele Dozenten die akademische Laufbahn verlassen und in die Politik gehen, fehlt es voraussichtlich auch weiterhin an Lehrenden. Außerdem sind viele neben ihrer Lehrtätigkeit privat als Berater tätig. Geringe Gehälter und Zuwendungen könnten ein Grund für Nebentätigkeiten und das Abwandern in die Politik sein. (DN 27.5.11)

Vorbereitung für das Studium

In einwöchigen Intensivkursen sollen alle, die mit dem Studium beginnen, vorbereitet werden. Man hatte beobachtet, dass abrupte soziale und praktische Veränderungen einen weitreichenden negativen Einfluss haben auf die Studierenden, die nicht wissen, wie sie sich angesichts der Herausforderungen verhalten sollen. Prof. Ruth Meena, ehedem Dozentin für Politikwissenschaft an der University of Dar-es-Salaam (UDSM), konzipierte den Kurs. Sie sagte, die Studierenden würden lernen, den Übergang vom beschützten Leben in einer Sekundarschule in die Hochschulwelt zu schaffen, in der sie Manager ihres eigenen Lebens sein müssen. Einige Studierende landeten bei Drogenmissbrauch, Alkoholismus und Sex. Meena berichtete, fehlt es an der Vorbereitung, an Tipps für das College-Leben, begingen manche Studierende infolge von Depressionen Suizid. (DN 21.6.11)

Zuwendungen

Die Regierung hob die Zuwendungen für die Ernährung um 50 % von 5.000/- auf 7.500/- TSh pro Tag an; das ist mehr denn je. Die Studierenden lobten diesen Schritt, obwohl sie 10.000/- TSh beantragt hatten. Sie baten, auch in Zukunft möge man ähnlich großzügig entscheiden - ohne dass Demonstrationen stattfinden. Der Vorsitzende der Tanzania Higher Learning Institutions Students Organisation (TAHLISO) betonte, private und öffentliche Universitäten sollten die Anhebung ja nicht dazu verwenden, eine Verdoppelung der Preise für Grundbedürfnisse zu rechtfertigen.

Seit Jahren führten Klagen über die Zuwendungen zu sporadischen Streiks Studierender und Suspensionen. (Guardian 20./ 21.7.11)

Darlehen

Ab Studienjahr 11/12 müssen für Darlehen pro Jahr 6 % Zinsen bezahlt werden. Weil sehr viele Darlehen beantragt werden, die Mittel aber begrenzt sind, werden Antragsteller der Studienfächer, welche für das Land Priorität haben, bevorzugt behandelt. Dazu gehören Pädagogik, Human- und Tiermedizin, sowie Technik, Landwirtschaft und Zoologie. Antragsteller mit besonderen sozialwirtschaftlichen Problemen, Waisen und Kinder von Eltern mit einer Behinderung, sollen bedacht werden. (DN 1.9.11)

Ein Verantwortungsträger des Higher Education Students' Loan Board (HESLB) sagte, die Psyche der Nation sei schuld am wiederholten Streit zwischen ihm und seinen Klienten. Die, aus der nicht mehr relevanten Ujamaa-Ideologie stammende, Mentalität der kostenlosen Selbstbedienung, sei das Haupthindernis für eine freundliche Beziehung zwischen HESLB und den Studierenden. Die Nation müsse akzeptieren, dass die Ära kostenloser Bildung vorbei ist und sich an die Idee der Kostenbeteili-gung gewöhnen. Sogar die wohlhabendsten Eltern wagten es, Darlehens-Antragsformulare für ihre Kinder zu unterschreiben. Eltern und Studierende müssten erst kapieren, dass es sich um Darlehen, die nach einer einjährigen Schonfrist im Lauf von zehn Jahren zurückzuzahlen sind, nicht um Unterstützung handelt. (Citizen 1.9.11)

Plagiate

Die Dissertationen vieler Universitäten Tansanias enthalten mehr Plagiate denn je. Fast 90 % der Darstellungen von Forschungsergebnissen stammen aus anderen Forschungen oder Berichten, sagte ein Dozent des Institute of Finance Management. Schuld daran sei, dass viele nur deshalb kommen, weil sie ein Zertifikat erstreben, nicht um wirklich etwas zu lernen. Die meisten entschieden sich für den akademischen Grad Magister, weil sie einen besser bezahlten Job wollen. Die Fakultät für EDV und Mathematik gehe dieses Übel an, indem sie niemanden den akademischen Grad verleiht, ohne dass er oder sie die Forschungsergebnisse vor einem Gremium verteidigt. (DN 8.8.11)

Erfindung

Die Sokoine University of Agriculture (SUA) entwickelte einen Impfstoff für Rinder, der wirkungsvoller ist, als importierter und billiger. Die SUA-Fachleute verwendeten heimische natürliche Ressourcen und beachteten die Umgebung des Viehs. Sobald eine kommerzielle Nutzung zugelassen ist, wird die SUA mit Produzenten die Herstellung großer Mengen besprechen. (DN 22.8.11)

Boykott, Streiks, Demonstrationen

Am Institute of Finance Management (IFM) werden Studierende nur dann zur Abschlussprüfung zugelassen, wenn sie mindestens 70 % der Studiengebühren gezahlt haben. Die Studierenden streikten zum Protest gegen diese Regelung, Die Prüfungen wurden um eine Woche verschoben. (Citizen 1.3.11)

Am College of Business Education (CBE) boykottierten die Studierenden des dritten Jahres die Prüfungen. Sie protestierten, weil die Prüfungen nicht von Tutoren des CBE vorbereitet worden waren, weil die Studiengebühren plötzlich angehoben wurden, wegen des Mangels an Lehr- und Lernmaterial und der Diskriminierung einiger Studierender durch Tutoren. Der Minister für Industrie und Handel begab sich in das CBE, sprach ein Gebet und beruhigte die Studierenden. Er wies die College-Leitung an, neue Prüfungsaufgaben auszuarbeiten. (Citizen 11.3.11)

Das College of Informatics (CoI) der University of Dodoma (UDOM) suspendierte mehrere Studierende, weil sie ihre Kommilitonen wegen Mangels an Lernmaterial incl Laptops zum Streik aufgerufen und eine Demonstration gegen die College-Leitung organisiert hatten. Die Rektorin sagte, die Eltern der Studierenden seien verpflichtet, diesen Laptops zu verschaffen. Das College habe eine gut ausgestattete Bibliothek, 150 Computer stünden zur Verfügung, alle Studierenden hätten 50.000/- TSh für Studienmaterial erhalten.

Die Studierenden streikten, um die Wiederzulassung von 27 suspendierten Kommilitonen zu erreichen. Auch sie wurden auf unbestimmte Zeit suspendiert und angewiesen, das Campus unverzüglich zu verlassen.

Der Vizekanzler der UDOM sagte, die 27 suspendierten Studierenden, die Anführer des Boykotts, würden angewiesen, vor dem UDOM-Exekutivkomitee zu erscheinen und sich hinsichtlich der gegen sie erhobenen Vorwürfe zu verteidigen. (Guardian 29.4.11; Citizen 28.4./4.5.11)

Studierende der Fakultäten Social Sciences und Humanities der UDOM, die vor dem Parlamentsgebäude demonstrieren wollten, weil sie für Praktika und Feldstudien keine Zuwendung bekommen sollten, wurden von der Eingreiftruppe der Polizei mit Schlagstöcken und Tränengas an ihrem Vorhaben gehindert. Einige Studierende wurden verhaftet.

Der Bildungsminister sagte die Regierung habe die benötigten Mittel bereits zugeteilt. 9.949 Studierende der unteren Semester wurden suspendiert.

Etwa 200 Studierende der Fakultät Natural Sciences and Mathematics baten die Leitung in einem Brief, man möge sie wie ihre Kommilitonen suspendieren.

Der UDOM-Vizekanzler berichtete, der Rest der Studierenden setze das Studium fort. Man arbeite daran, alle, die man für unschuldig halte, zurückzurufen. Geht alles gut, würden sie nach Ablauf einer Woche zurückkehren. Etwa 400 Studierende, die man für verantwortlich hält, stünden auf der schwarzen Liste, würden entlassen, doch gebe man ihnen eine Chance, sich zu verteidigen, ehe man ein weiteres Urteil spreche.

Die Nachricht vom Ausschluss der 400 führte zu Panik. Fast alle Studierenden wollten die Freunde schützen; sie bewarfen Fahrzeuge der Universität mit Steinen und schlugen diejenigen, die die Unterstützung verweigerten, zusammen.

"Deshalb beschlossen wir, zu schließen", sagte der Vizekanzler. "Wir riefen alle Studierenden des dritten Jahres, von denen wir glauben, dass sie nicht beteiligt waren, zurück. Aus Sicherheitsgründen mussten wir alle nach Hause schicken." Demnächst würden auch einige Studierende des ersten und zweiten Jahres zurückgerufen, sagte er.

Am 1. Juli erschien in den Zeitungen eine Anzeige: "Sie müssen sich innerhalb von 21 Tagen schriftlich erklären, wie Sie sich persönlich an Unruhen, Boykott und Demonstrationen beteiligten und wie Sie sich verteidigen können." (DN 14./16./17.6./11.7.11;Citizen14.6.11)

Der Rat der Muhimbili University of Health and Allied Sciences (HUHAS) verbot die MUHAS- Studierendenvertretung (MUHAsSO), weil sie sich wiederholt geweigert hatte, neue Anweisungen für die Struktur der Studierendenvertretungen anzuerkennen. Studierende der MUHAS zogen zum Bildungsministerium, um gegen das Verbot der MUHAsSO zu protestieren und weitere Forderungen zu stellen. Einige Polizisten hielten sie auf. Nach einigen Stunden wurden sie aufgefordert, einige Repräsentanten zu benennen für ein Gespräch mit einem Verantwortungsträger des Ministeriums. Dieser werde mit der MUHAS-Leitung sprechen, berichteten die sieben Delegierten anschließend. Doch Einzelheiten waren auch später nicht zu erfahren. (DN 14.6./15.6.11)

Die Studierenden der International Medical and Technical University (IMTU) streikten aus Protest gegen die Regelung, Studiengebühren in US$ bezahlen zu müssen. Zu den 4.500 US$ kämen zusätzlich 20.000/- TSh für Kopien und 100 US$ für jedes Fach. "Wir sind die Anhebung der Gebühren infolge des US$-Wechselkurses leid", sagte der Vorsitzende der Studentenorganisation. Auch die Unterbringung sei ein Problem.

Alle IMTU-Studierende aus dem Ausland müssen Studiengebühren u. a. in Devisen bezahlen, die tansanischen in TSh dem momentanen Wechselkurs entsprechend. Dieser kann sich stets ändern. (Guardian 19.8.11, Citizen 23.8.11)

Das Institute of Social Work (ISW) nahm den Unterricht wieder auf, nachdem es wegen eines Dozentenstreiks einen Monat geschlossen war. 21 Dozenten wurden entlassen, durch zwölf mit Teilzeitvertrag und drei weitere, deren Anstellungserlaubnis noch aussteht, ersetzt (DN 23.8.11)

Aus einem Kommentar: Wegen einer Welle von Streiks und Demonstrationen von Studierenden, vermutlich von einigen Politikern veranlasst, wünscht das Parlamentary Standing Committee on Social Services, dass den Verantwortungsträgern der Politik verboten wird, in Hochschulen politische Kundgebungen zu veranstalten.

Auch während der Debatte über das Budget des Amtes des Premierministers spielten die Demonstrationen und die Politik in Hochschulen eine zentrale Rolle. Mehrere Abgeordnete drängten die Regierung nachdrücklich, sich der Lage anzunehmen.

(DN 20.7.11)