Zu Gefahren durch Goldabbau - 08/2009

Aus Tansania Information
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Rückblick und Berichte zur Entwicklung

Schon vor einigen Jahren berichteten Menschen, die im Gebiet der North Mara Gold Mine (NMGM) leben, aus dem Klärteich sickerten Schadstoffe. Sie flössen in den Tigithe-Fluss und verursachten bei den in der Nähe lebenden Menschen ernstzunehmende Gesundheitsprobleme. Die Verantwortungsträger des Distrikts und der Region kümmere das offensichtlich nicht.

Die Klagen veranlassten eine Arbeitsgruppe aus führenden Leuten unterschiedlicher Religionsgruppen die Bergbaugebiete von Geita, Bulyanhulu, Nzega, Buhemba und Nord-Mara zu besuchen. Es waren Repräsentanten des Muslim Council of Tanzania (Bakwata), des Christian Council of Tanzania (CCT), der Tanzania Episcopal Conference (TEC) und Beobachter der norwegischen Church Aid. Sie sprachen auch mit den Familien, die man evakuiert hatte und den rings um die Minen lebenden Menschen. Auf ihrer Tour wurde die Gruppe gründlich inspiziert. Sie musste Handys und Kameras am Eingangstor abgeben; die sie begleitenden Reporter durften die Mine nicht betreten. Die muslimischen und kirchlichen Verantwortungsträger berichteten, der ganze Besuch sei unmenschlich gewesen. Ein Treffen mit der Leitung, das sie inständig erhofft hatten, sei nicht möglich gewesen.

Im Bericht der Gruppe heißt es, beim Besuch in Nord-Mara habe man schlimme, vom Bergbau verursachte Umweltzerstörung beobachtet.

Im Mai 09 verschlimmerte sich die Lage. Häufig wurde von Todesfällen und verendeten Haustieren berichtet.

Viele misstrauen den Berichten, hielten sie mindestens für übertrieben, oder vermuteten, Oppositionsparteien stünden dahinter. Endlich schrieb ein Verantwortungsträger aus dem Tarime-Distrikt an den zuständigen Minister und an eine swahilisprachige Tageszeitung.

Unverzüglich reisten Mitarbeiter des CCT erneut nach Nord-Mara. Sie stellten fest, die Lage sei ziemlich schrecklich. Das Gras sei von der ätzender Lauge aus dem Klärteich verbrannt.

Weil die Klagen der Bevölkerung stets unbeachtet blieben, beauftragte der CCT eine Gruppe von Experten der University of Dar-es-Salaam. Diese äußerte, es sei offensichtlich, dass die NMGM das Gelände um die Dörfer und die ihr Projekt umgebenden Wasserläufe vergiftet. Fauna und Flora seien gefährdet.

Der Stellvertretende Innenminister wurde nur in unbelastete Gebiete geführt. Doch als es einem Einwohner gelang, ihm zu zeigen, wo das ätzende giftige Abwaser austritt, sagte er wutentbrannt, diese Effusionen könnten eine Katastrophe herbeiführen, denn der Tigithe fließe in den Mara-Fluss; der münde in den Viktoriasee, das Zentrum der Binnenfischerei Ostafrikas.

Der Vizekanzler der St Augustine University sagte, Tansania muss lernen, dass Umweltschutzbestimmungen Teil der Bergbauverträge sein müssen. Die lokalen Behörden sollten derartige Verträge erzwingen. Im Fall von Nord-Mara müsse man dafür sorgen, dass die Bergbauunternehmen den Opfern eine angemessene Entschädigung zahlen und die Beteiligten gerichtlich verfolgt werden, falls es hier um einen kriminellen Fall geht. (Guardian 9.7.08)

Reaktionen der Regierung

Ende Juni hatte Parlamentspräsident Samuel Sitta den Oppositionsabgeordneten John Cheyo (UPD) aus dem Parlament verwiesen, weil dieser ihn mit Vermutungen konfrontierte, Säure enthaltendes Wasser trete aus dem Bergwerk im Tarime-Distrikt aus.

Doch auf Druck von Abgeordneten und Zivilgesellschaft wurde ein Untersuchungsausschuss, aus Abgeordneten und Umweltexperten bestehend, in die Mara-Region entsandt, um Ursache, Ausmaß und Auswirkung der in den Tigithe gelangenden Säure zu prüfen, ebenso die Behauptung, von Mai bis Juni 09 habe das Säure enthaltende Wasser 21 Menschen und 200 Stück Vieh getötet. (Später wurde von 43 Todesfällen berichtet.)

Vertreter des Legal und Human Rights Centre (LHRC), des Lawyers'Environment Action Team (LEAT) und des Christian Council of Tanzania (CCT) hatten von der Regierung rasche Schritte gefordert, den Rücktritt des zuständigen Ministers und der betreffenden lokalen Behörden, sowie die Bestrafung der Barrick Gold Mine, der Betreiberin der NMGM. (DN 22.6./4.7.09; Guardian 6.7.08)

Reaktion der Minenbetreiber

Der Leiter des parlamentarischen Untersuchungsausschusses verlangte zu erfahren, warum die Minenleitung ihr Brauchwasser nicht vom Tigithe, der wesentlich näher sei, sondern vom Mara-Fluss hole. Das sei in Ordnung, sagte der Manager. Er gab zu, die Beziehung zwischen der Mine und den Nachbarn habe sich seit Dezember 08 verschlechtert. Damals seien zwei Einwohner erschossen und Geräte der Mine im Wert von Mio. TSh beschädigt worden. Etwa 400 Dorfbewohner seien ins Gelände eingedrungen und mit der Einsatztruppe der Polizei zusammengestoßen. (DN 9.7.09)

Maßnahme

Die Regierung untersagte die Verwendung des Tigithe-Wassers, bis das mit Säure aus der NMGM belastete Wasser untersucht sei. Doch nahezu 2.500 Dorfbewohner hängen von diesem Wasser ab; für eine Alternative wurde nicht gesorgt. (Citizen 9.7.09)

Untersuchungsergebnisse

Staatsministerin Buriani berichtete, die von Dorfbewohnern entnommenen Blut- und anderen Proben zeigten Spuren von Gift. Bei vielen, die nahe bei der NMGM leben, beobachte man Symptome von Vergiftung.

Umweltexperten der University of Dar-es-Salaam fanden in Wasser-, Ablagerungs- und Bodenproben des Tigithe Mengen von Schwermetallen, die nach internationalem Standard unzulässig sind, und gefährliche Stoffe, wie dem bei der Goldgewinnung verwendeten Zyanid. Bisher hatte man sich bei den Untersuchungen auf den Gehalt an Schwefelsäure beschränkt. (DN 10.7.09; Guardian 10.7.09; ThisDay 10.7.09)

Regierung unter Druck

Der Direktor des LHRC kritisierte, die Regierung habe gezögert, angemessen zu reagieren. Obwohl die Bergbaugesellschaften dauernd gegen Bergbaustandards verstießen, sei die Regierung stumm geblieben.

Der Druck auf die Regierung, die NMGM zu schließen, wächst. Ein Regierungsvertreter sagte, die Meinung der Regierung scheine sich zu ändern. - Verantwortungsträger erwägen nun, die Mine zu schließen, wenigstens vorübergehend. (ThisDay 10.7.09)

Reaktion der Regierung

Staatsministerin Buriani berichtete, im August werde die Regierung Umweltbeauftragte rekrutieren und sie in allen Distrikten, in denen Bergbau betrieben wird, einsetzen, um sicherzustellen, dass der Bergbau die Umwelt nicht belastet. Um die kaputten Beziehungen zwischen Bergbaufirmen und den sie umgebenden Gemeinden zu kitten, werde man in den Distrikten Entwicklungsbeauftragte einsetzen. (Citizen 13.7.09)