Zu Fischfang, Fischverarbeitung, Export, Zertifizierung, Zucht - 06/2007

Aus Tansania Information
Version vom 6. Januar 2019, 20:23 Uhr von imported>Sysop (1 Version importiert)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

EAC-Kooperation

Die Bürgermeisterin von Kisumu <kenianische Stadt am Viktoriasee> schlug vor, um die East African Community (EAC) zu stärken, solle man den Viktoriasee für ihre Mitgliedsländer zu einer freien Fischereizone erklären. Unmengen von Fischen würden auf der kenianischen Seite gezeugt. Sie wanderten dann aber in ugandische und tansanische Gebiete, weil das Wasser dort tiefer sei.

Zu Kenia gehören 6 % des Sees, zu Uganda 43 %, zu Tansania 51 %. Von den auf den europäischen Fischmärkten erlösten Einnahmen entfallen auf Kenia 23 %, auf Uganda 34 %, auf Tansania 43 %. (Guardian 27.11.06)

Kenia, Tansania und Uganda wollen die Piraterie bekämpfen, unter der die Fischer des Viktoriasees leiden. 34 Distrikte, die Anteil an der Küste haben, sollen für Patrouillenfahrten je ein mit Waffen bestücktes Schiff bekommen, das mindestens drei Tage ohne anzulegen unterwegs sein kann. Bei Aktionen gegen die Piraten werden die Beach Management Units (BMU) eng mit der Polizei zusammenarbeiten. Die Klagen über schwerbewaffnete Banditen und illegal fischende skrupellose Menschen waren immer lauter geworden. In Mwanza gibt es 18 legale BMUs. Sie sollen nun in die EAC-Organisation integriert werden. (Guardian 2./27.3.07)

Export

Weil die Steuern sehr hoch seien, der Flugplatz nicht in Stand gehalten werde, landen in Mwanza immer weniger Flugzeuge. Im Febr. 06 waren es 60 pro Woche, im Febr. 07 nur zwei. Und einer der beiden fliegt nun an Stelle des Mwanza Airports den Jomo Kenyatta International Airport in Nairobi an. Dort seien die Abgaben erträglicher und die Einrichtungen sehr viel besser. Das ist ein großes Problem für die tansanische Fischindustrie.

Manche meinen aber, die Flüge hätten abgenommen, weil weniger Fischfilet zur Verfügung stehe.

Der Vorsitzende der Tansanischen Fischer-Gewerkschaft kritisierte, die Exportvorschriften hätten die Kosten der Fischverarbeitungsbetriebe in die Höhe getrieben, sodass der den Fischern gebotene Preis für 1 kg von 2,5 US $ auf 1,9 US$ gesunken sei.

Die Betriebe klagen, die Gebühren seien zu hoch, vor allem, wenn sie zusätzlich städtische Steuern und Industrieabgaben zahlen müssten. (The East African 27.3.07)

Die Regierung wurde gedrängt, den Mwanza Airport zu sanieren, damit die darniederliegende Fischindustrie gerettet werden könne. Experten aber argumentieren, gefrorener Fisch sei haltbar. Es gebe nun gekühlte Container. Der gefrorene Nilbarsch könne zu Luft, zu Wasser, über die Straße und mit der Eisenbahn befördert werden. Drei Fischfabriken Mwanzas transportierten ihren Fisch mit der Bahn nach Dar-es-Salaam

Die wichtigsten Exportmärkte des in Tansania verarbeiteten Fisches sind Holland, Italien und Deutschland. (Guardian 26.4.07)

Bio-Zertifizierung

Der Exekutivsekretär der Lake Victoria Fisheries Organization (LVFO) sagte, für Fischverarbeiter und andere Interessenten sei Bio-Zertifzierung nun ein äußerst wichtiges Thema, wolle man jetzt und in Zukuft auf dem anspruchsvollen internationalen Markt konkurrieren. "Wir sollten den ganzen Viktoriasee bio-zertifizieren, denn er ist ein gesamtes Ökosystem", sagte er. Die EU, ein wichtiger Markt für Fischprodukte aus Ostafrika, benötige Bio-Zertifizierung, damit die Qualität der Produkte garantiert sei. Die Deutsche Gesellschaft für wirtschaftliche Zusammenarbeit (GTZ) unterstütze die LVFO bei ihren Bemühungen um Bio-Zertifizierung des Nilbarsches. Ein erster Schritt sei das Treffen von Vertretern des Fischexports, der Regierungen und NGOs mit Entwicklungspartnern 06 in Nairobi gewesen. Verzögert man die Bio-Zertifzierung, werde man das später bereuen, betonte er. Die LVFO werde weiterhin mit der GTZ, der Fisch-Exportindustrie, mit Fischkäufern und NGOs kooperieren, um die Vor- und die Hauptuntersuchungen für die Bio-Zertifizierung zu organisieren. Die Fischverarbeiter und Exporteure bitte man, dafür einen finanziellen Beitrag zu leisten.

Die EAC plant nun, für die nach Übersee exportierten Produkte des Viktoriasees ein Bio-Emblem zu schaffen. Dafür wird sehr viel Geld benötigt. (Guardian 21.2./27.3.07; Observer 25.2.07; New Vision <Kampala> 29.3.07)

Wirtschaftlicher Beitrag

Es gibt in den tansanischen Flüssen und Sümpfen, den Stau- und natürlichen Seen und im Indischen Ozean sehr viele Fische. Die Tansanier holen aber nur etwa die Hälfte dessen heraus, was gefischt werden dürfte, denn Methoden und Ausrüstung sind unterentwickelt. 2006 wurden 370.000 t Fisch gefangen, 57.000 t Viktoriasee-Fisch exportiert. Zum Bruttosozialprodukt trägt der Fischfang 2,7 % bis 3 % bei, sein Anteil an den Deviseneinnahmen beträgt 10 %. Mit seinen 200.000 Fischern, sorgt dieser Sektor für Jobs und Lebensunterhalt von 4.000.000 Tansaniern. (DN 21.11.06)

Fischlaboratorium

Präsident Kikwete weihte in Nyegezi (Mwanza-Distrikt) ein modernes Fischlabor ein. Es soll eine Verdoppelung des Fischexports ermöglichen. Kikwete sagte, eine Schande wäre es, wenn Proben vor dem Export zur Untersuchung nach Jinja, einer Stadt in Uganda, geschickt werden müssten. Er habe Druck ausgeübt, um den Bau voranzutreiben, nachdem er zwei Jahre geruht hatte. (DN 22.1.07)

Verarbeitung

Es gibt in der Mwanza-Region fünf Fischverarbeitungsbetriebe. Sie haben mehr als 500.000 Angestellte. Einige Mitglieder des Parlamentarischen Ausschusses für Naturschätze und Umwelt meinen, es solle ein integriertes System der Fischverarbeitung geben, das garantiere, dass die Überreste für Produktion von Tierfutter verwendet werden. (Guardian 1.11.06)

Fischzucht

Tansania will Nutzen ziehen aus dem wachsenden Bedarf an Fisch. Deshalb sollten Fischfarmen angelegt werden, sagte ein Mitarbeiter des Tanzania Fisheries Research Institute (TAFIRI). Man plane, Interessenten in unterschiedlichen Gebieten Tansanias das Management von Fischfarmen zu lehren, damit sie außerhalb des Viktoriasee-Beckens eine wichtige Rolle spielen könnten.

Im Tanga- und im Muheza-Distrikt (Tanga-Region) werden Krabben gezüchtet, Hummer und Garnelen auf der Insel Mafia (Küsten-Region). (DN 9.2.07; Guardian 8.11.06)

Schutzmaßnahmen

Um illegales Fischen, Schmuggel und Umweltzerstörung zu verhindern, richtete die Regierung an den Küsten Patrouillen-Stationen ein. 05/06 wurden 680 Verdächtige geschnappt. Trotzdem gibt es mancherorts weiterhin illegales Fischen und Schmuggel. Einiges werde von der Polizei gedeckt, vermutet man. Sie behauptet, diese Verbrecher verständigten sich per Handy. (DN 21.1.07)

Mit verschiedenen Maßnahmen versuche die Regierung die Brutplätze der Meerestiere im Ökosystem des Indischen Ozeans zu schützen, sagte die Stellvertretende Ministerin für Naturschätze und Tourismus. Die umweltzerstörenden Fangpraktiken seien ihr bekannt, z. B. die Verwendung großer Schleppnetze, der Einsatz von Gift. (DN 9.2.07)

Die Polizei der Mara-Region beschlagnahmte 5 t Tilapia,== ==die nach Kenia geschmuggelt werden sollten, und verhaftete zehn Personen. (DN 13.3.07)

Gegen Dynamitfischerei

In einem Bericht der Umweltaktivistin Sibylle Riedmüller, den sie an Dutzende von Umweltaktivisten weltweit und an die Weltbank mailte, wird den Sicherheitspatrouillen Nachlässigkeit vorgeworfen. Beim Fischfang werde immer häufiger Dynamit eingesetzt; seit 2004 habe es mehr als 200 Explosionen gegeben. Behörden Sansibars nannten diese Vorwürfe unbegründet und übertrieben. Um zu verhindern, dass in seinem Gebiet in der Fischerei Dynamit verwendet wird, beschränkte Sansibar den Fischfang durch Fischer aus den Nachbarländern, incl. Tansania Festland. Es habe während der letzten Monate an den Küsten der Inseln Sansibar und Pemba keine ernstzunehmenden Fälle von Dynamitfischerei gegeben. "Mehr als 90 % der Behauptungen Riedmüllers sind nicht korrekt. Sie beabsichtigt, in Übersee das Image Sansibars und der Union zu besudeln", sagte ein Interessenvertreter. Sibylle Riedmüller ist unabhängige Koordinatorin des Netzwerks zur Überwachung der tansanischen Dynamitfischerei. Es heißt, sie lebe in der Tanga-Region. (DN 20.11.06; Guardian 20.11.06)

Konservierung mit giftigen Chemikalien

Die Behörden der Rukwa-Region gingen scharf vor gegen Fischverkäufer, die ihren Räucherfisch mit giftigen Chemikalien haltbar machen, z. B. mit Formalin, einem Mittel, das bei Toten verwendet werden kann. Das komme einem Vergiften der Kunden gleich. Jeder, den man erwischt, werde verhaftet, sagte der regionale Amtsarzt. (DN 24.4.07)

Die Tanzania Food and Drug Authority nannte die Behauptung, Fisch der aus den Regionen um den Viktoriasee komme, werde mit Formalin behandelt, absolut unbegründet und ungerechtfertigt. Es sei einfach nicht möglich, Fisch zu verzehren, der mit dieser Chemikalie behandelt wurde, ohne dass man es merke. Es gehe um ein Gerücht, das dem Fischhandel schaden solle, man denke an das Rift Valley Fever, das den Fleischmarkt zusammenbrechen ließ. (Guardian 6.4.07)

Unterstützung von Fischern und Umwelt

Interessenvertreter des Nyumba-ya-Mungu-Staudamms (Kilimanjaro- und Manyara-Region) baten das UNO-Entwicklungsprogramm (UNDP), die Fischerfamilien über deren Savings and Credit Societies (Saccos) durch zinsgünstige Darlehen zu unterstützen. Sie könnten dann bessere Geräte kaufen und Märkte für ihren Fang einrichten. Wenn man sie unterstütze, verzichteten sie freiwillig auf illegales Fischen und den Einsatz von schädlichen Fanggeräten, sagte ein Regierungsvertreter. Außerdem müsse man für das Räuchern eine Alternative zum Holz finden, damit der Wald geschützt werde. (Guardian 6.4.07)

Probleme durch Wasserhyazinthe

Während sich der Viktoriasee von seinem extrem niedrigen Wasserstand erholt, breitet sich die Wasserhyazinthe (Euphorbia creatures) wieder mit Macht aus. Sie vergrößert die Umweltbelastung des Sees, bietet gefährlichen Tieren wie Schlangen und Krokodilen Schutz, vernichtet die Fischbrut und gefährdet die wirtschaftlich wertvollen Fische, vor allem Nilbarsche, Sardinen und Tilapia, denn wenn sie einen großen Teil des Sees bedeckt, verhindert sie die Versorgung der Wassertiere und -pflanzen mit Sauerstoff. (DN 8.4.07)