Lage, Probleme, Chancen der Stadt Dar-es-Salaam - 11/2012

Aus Tansania Information
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Bevölkerungswachstum

In Dar-es-Salaam wächst die Bevölkerung jährlich infolge der Landflucht in Richtung Dar um 4 %, landesweit um 2,9 %. Die meisten Ankommenden sind arbeitssuchende junge Leute ohne Kapital und Fähigkeiten für ein gewinnbringendes Unternehmen. Die Anstellungschancen sind gering, soziale Dienste geraten unter Druck. (DN 27.3.12)

Situation der Märkte

Noch immer gibt es keinen Stadtentwicklungsplan. Deshalb sind die hygienischen Bedingungen der sechs großen Märkte der Stadt schlecht. "Vor allem wenn es regnet ist der Zustand erbärmlich. Obwohl jeden Tag Abgaben eingesammelt werden, türmen sich die Abfälle; lange werden sie nicht abgeholt", klagte ein Einwohner. Der jetzige Stadtentwicklungsplan wurde kurz nach der Unabhängigkeitserklärung verabschiedet, der nun geplante sieht die Anlage neuer Märkte mit den empfohlenen sanitären Einrichtungen vor. (DN 2.4.12)

Gesundheitsvorsorge

Laut einer Umfrage besitzen 95 % der Haushalte mindestens ein Moskitonetz. Aber nur 50 % kochen das Trinkwasser ab oder verwenden Chlor. (Guardian 19.9.12)

Evakuierung

Im Vorort Madale (Kinondoni-Distrikt) wurden mehr als 200 Häuser abgerissen oder niedergebrannt. Einige der illegal dort lebenden Personen versuchten mit Buschmessern und Pfeilen zu verhindern, dass die Polizei das Gebiet betritt, um sie zu vertreiben; doch die Polizei setzte Tränengas ein.

Rechtmäßige Landeigentümer versuchen seit acht Jahren, das Gebiet zu retten, doch illegalerweise drangen Andere ein. Die Polizei verhaftete 15 von ihnen.

Die Regierung hatte die Vertreibung angekündigt. "Wir planen, in anderen Gebieten, in denen Leute eingedrungen sind, ebenso vorzugehen", sagte ein Polizeikommandant.

Infolge der Vertreibung sind mindestens 3.500 Personen in einer verzweifelten Lage, sie haben sich vorübergehend in einer Sekundarschule untergebracht und bitten die Regierung um Hilfe. Sie seien nicht vorher informiert worden, klagen sie. "Unsere Häuser wurden in Brand gesteckt; wir sind wie Sklaven in unserem eigenen Land", jammerte ein Frau. Das Legal and Human Rights Centre (LHRC) verurteilt die Vertreibung.

Ein Regierungsvertreter sagte, im Kinondoni-Distrikt würden besonders häufig schäbige Häuser errichtet. Die Regierung werde gegen alle, die sich illegalerweise Grundstücke aneignen, vorgehen. (Guardian 23.8./1.9./3.10.12)

Unter massivem Polizeischutz wurden im überschwemmungsgefährdeten Msimbazi-Tal 114 behelfsmäßige Häuser abgerissen. Ende letzten Jahres hatte es dort eine große Überschwemmung gegeben. <Siehe Tans.-Inf. 1/12 S. 6>

Den Eigentümern waren schon vorher andernorts Grundstücke zugeteilt worden. Ein Einwohner sagte, grundsätzlich sei man nicht gegen die Ausweisung. Aber die Art des Vorgehens nannten die Leute brutal; man behandle sie wie Flüchtlinge. Viele hätten Hab und Gut verloren, weil sie viel zu kurz vorher informiert worden waren. Einige verbrannten die Fahne der CCM und sangen Slogans, die der Regierung vorwarfen, sie sei nicht fair. Der District Commissioner betonte, schon im Dezember letzten Jahres habe man die Bevölkerung unterrichtet.

Eine Frau sagte, die Einwohner trauten sich nicht, in ihr neu zugewiesenes Gebiet umzuziehen. Das Leben dort sei jämmerlich, denn die sozialen Dienste, incl. Wasserversorgung und Müllentsorgung seien schlecht. (Guardian 3./6./7 10.12; Citizen 6.10.12)

Die Einwohner von Mabwepanda, die nach der Überschwemmung dort in Zelten untergebracht worden waren, gründeten eine Stiftung, in der Mittel für den Bau besserer Wohnungen eingehen sollen. Im Augenblick leben dort 1.200 Familien. Zur Erinnerung an die Überschwemmung will man an jedem 23. Dezember einen Spendenlauf veranstalten. (Citizen 22.10.12)

Wasserversorgung

Weil es der Dar-es-Salaam Water and Sewerage Authority (Dawasa) und der Dar-es-Salaam Water and Sewerage Corporation (Dawasco) nicht gelang, Wasserversorgung zu gewähren, bohrten die Einwohner einiger Gebiete nach Wasser. Sie verkaufen es und legen Leitungen für andere Interessenten. Das sei kostspielig, aber sie hätten keine andere Möglichkeit, zu Wasser zu kommen, sagen sie. Für 20 l verlangen sie 200/- TSh. Das ist viel Geld, sagte ein Frau. Pro Tag benötige sie mindestens 100 l, an Wochenenden, wenn sie wasche, 200 l.

In manchen Gebieten gibt es nur ein- oder zweimal pro Woche knapp sechs Stunden Wasser. Deshalb hängen sie noch immer von Wasser aus den Quellen ab; meistens ist es salzig.

Ein Fachmann erklärte, wird das Bohren nach Wasser fortgesetzt, könne das zum Absinken des Landes führen. Das Stadtzentrum habe Gehwege aus Beton und geteerte Straßen; deshalb könne das Regenwasser nicht in die Erde eindringen und die Wasservorräte wieder auffüllen. (DN 8./9.9.12)

Die DAWASA vereinbarte mit einer chinesischen Gesellschaft die Verlegung einer Wasserleitung nach Dar-es-Salaam. Die Stadt bekommt dann pro Tag statt bisher 180.000 m; 270.000 m;. An der Pumpstation Lower Ruvu, der wichtigsten, sollen leistungsstärkere Pumpen installiert werden.

Ein Einwohner bat die Dawasco, sich um die vielen undichten Stellen zu kümmern, und diejenigen zu überwachen, die hinter den berüchtigten illegalen Zapfstellen stecken. (DN 23./24.9.12)

Versorgung mit elektrischem Strom

Damit es keine Probleme mit Stromsperren und schwacher Spannung mehr gibt, was soziale und wirtschaftliche Aktivitäten behindert, wurde die Infrastruktur der Energieversorung Dar-es-Salaams mit 20,2mrd/- TSh saniert. In einigen Stadtgebieten wurden neue Transformatoren installiert. (Citizen 16.10.12)

Kigamboni-Brücke

Sie soll das Stadtzentrum mit dem neuen Stadtteil von Kigamboni verbinden. Präsident Kikwete versicherte den Einwohnern, die wegziehen müssen, sie würden angemessen entschädigt. Der Minister für öffentliche Bauvorhaben aber sagte, wer neben für Straßen reserviertem Gebiet gebaut hat, bekomme nichts.

Der Bau dieser Brücke geht auf eine Initiative der Regierung zurück. Sie will Dar-es-Salaam für Investoren und Touristen attraktiver machen. 450.000 Menschen sollen dort wohnen können. Im Augenblick sind es nur 45.000. Kikwete betonte, diese Trabantenstadt werde modern sein, internationale Angebote haben, damit Touristen länger in Dar-es-Salaam bleiben, die Stadt nicht nur als Eingangstor für andere Ziele verwenden. "Wir werden auch für betroffene Einwohner Häuser errichten. Aber wer wegziehen will, bekommt eine entsprechende Summe", versprach er. Die Brücke soll sechs Spuren und zwei Gehwege haben. Fußgänger und Radfahrer müssen keine Gebühr bezahlen. (DN 13.9.12; Guardian 11.9.12, Citizen 20.9.12)