Vorbereitung der Allgemeinen Wahl 2010 durch Chatholic Church in Tanzania - 08/2009

Aus Tansania Information
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Informations- und Bildungsprogramm

In Vorbereitung der Allgemeinen Wahl im Jahr 2010 startete die Catholic Church in Tanzania im Januar 09 ein intensives Programm der staatsbürgerlichen Bildung. Es geht dabei um die Menschenrechte und die Pflichten aller Bürger.

In einer Erklärung der Justice and Peace Commission der Tanzania Episcopal Conference (TEC) und der Christian Professionals of Tanzania (CPT), eines mit der römisch-katholischen Kirche verbundenen Verbandes, wird die wachsende Kluft zwischen Armen und Reichen beklagt. Die Regierung solle die einfachen Männer und Frauen unterstützen, statt sich auf wirtschaftliches Wachstum zu konzentrieren. In einer Erklärung heißt es: "Wir können nicht auf die Lösung der Armutsfrage hoffen, wenn wir uns auf ein paar magere Quellen für Wachstum wie Tourismus und Bergbau verlassen." Die Tendenz in Richtung Kapitalismus sei das Haupthindernis für die Entwicklung des Landes. Tansania habe in den letzten Jahren ernstzunehmende Krisen der Verantwortungsträger erlebt. "Zuerst müssen wir über die Ursache des Problems diskutieren, dann nach einem Heilmittel suchen. Wir müssen den Prozess der Ernennung von Kandidaten in ihrer betreffenden Partei prüfen." Die Finanzquellen der Parteien müssten untersucht werden, betont die Erklärung.

Das Bildungsprojekt soll in 15 Schritten in Schulen, Gemeinden und 'Kleinen Christlichen Gemeinschaften' im ganzen Land durchgeführt werden. Eine 18-seitige Handreichung mit dem Titel 'Ein pastorales Projekt, um die Menschen vor der Wahl zu sensibilisieren' ist bereits im Umlauf. Es enthält folgende Vorschläge: Rentensystem für alle über 60-Jährigen, kostenlose Mahlzeit in der Primarschule, monatliche Zuwendung für alle behinderten Kinder, Stärkung des sozialen Wohlfahrtssystems u. a. Für Januar 2010 ist eine Nach-Wahl-Versammlung ge-plant. (Citizen 11.5.09; Cathol.-Inform. Service 29.5.09)

Bei einer Sonntagsmesse sagte Kardinal Polycarp Pengo, Oberhaupt der Catholic Church in Tanzania, er sei bereit, im Kampf gegen politische Korruption großen Stils in der Regierung und in anderen Machtzentren sein Leben zu opfern, damit das Land nicht durch Filzokratie zugrunde gehe.

Energisch wehrte er sich gegen das sich ausbreitende Gerücht, die römisch katholische Kirche baue ihren eigenen Präsidenschaftskandidaten auf, der Kikwete bei der kommenden Wahl herausfordern solle. Das sei reine Lüge. Die Kirche sei bereit, jeglichen Kandidaten irgend einer Religionszugehörigkeit zu unterstützen, vorausgesetzt er oder sie ist aufrichtig, zeigt wahre Liebe zu seinem/ihrem Land. Aber "die Kirche wird sich nicht zurücklehnen und zulassen, dass ein korrupter Politiker irgend einer Religionszugehörigkeit zum Präsidenten gewählt wird." (ThisDay 15.6.09)

Pengo sagte, die Kirche wolle die Wähler bilden, damit sie als verantwortungsbewußte Bürger ihre Stimme abgeben, genau wissen, was für Volksvertreter sie wählen. "Nach der Wahl sollen sie nicht zur Entschuldigung vorbringen, sie hätten nicht gewusst, was sie tun. Waren sie bei den letzten Wahlen nicht Opfer von Betrügerei? Vielleicht gab ihnen damals jemand ein paar Portionen Reis und eine doppelte Khanga. Und dann wählten sie ihn. "Man müsse die Menschen bilden". betonte er. "Sie sollten nicht länger mit Reis und milden Gaben betrogen werden." Guardian 25.6.09)

Reaktionen

Der Muslim Governing Council griff die Kirche an. Sein Generalsekretär sagte, dieses Projekt untergrabe die Freiheit der anderen Religionsgruppen. "Es soll sofort gestoppt werden, denn andere religiöse Organisationen könnten sich getrieben fühlen, ähnliche Erklärungen abzugeben."

Prof. Ibrahim Lipumba (CUF) sagte, diese Aktion der Kirche sei nicht verkehrt.

Zwei Abgeordnete äußerten im Parlament Unmut über das Vorgehen der Cath. Church in Tanzania, es bedrohe die religiöse Toleranz, könne Menschen beeinflussen, so dass die Religion entscheide, wen sie wählen. Ngombale-Mwiru, ein altgedienter Abgeordneter, drängte die Kirche, das Heft zurückzuziehen. Es "entzweie" und könnte "unnötiges Chaos" herbeiführen. Nicht zum ersten Mal täten die römisch-katholischen so etwas. "Das ist nun Sitte. Auch 2005 gab es eine ähnliche Schrift. Mit allem Respekt bitte ich die Kirche das Heft zurückzuziehen, denn wir sind eins und wollen nicht gespalten werden wie im Libanon", erklärte er. "Wir fangen nun an zu wackeln. Jetzt die römischen Katholiken, dann die Evang.-Luth. Kirche in Tansania, die Ang-likaner und auch die Muslime." Doch er sei "ein Freund der führenden Katholiken" betonte er.

Die Regierung äußerte sich noch nicht offiziell, doch einzelne Politiker sagten, sie hätten gemischte Gefühle.

Pfarrer Dr. Mtaita, Generalsekretär des Tanzania Christian Council (CCT) sagte, er wundere sich über die Kommentare einiger Personen, die die Schrift nicht genau gelesen und richtig verstanden hatten. Sie rufe nicht zur Wahl katholischer Politiker auf. Mit viel Geld unterstütze das UN-Development Programme das Projekt. (Citizen 11./16./17.7.09)

Führende Katholiken verteidigten die Handreichung. Keinesfalls habe man die Absicht, die Nation auf Grund der Religion zu spalten. Man werde die pastoralen Leitlinien nicht zurückziehen, betonte Kilaini, denn es gehe lediglich um staatsbürgerliche Bildung, Landbesitz, den Betrieb der Gefängnisse, die Polizei u. a. Auch Bischof Ruwa'ichi verteidigte die Aktion seiner Kirche (Citizen 16./ 17./22.7.09)