Vielfältige Energiegewinnung - 07/2006

Aus Tansania Information
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Energiepolitik

Die Regierung ist nun ernsthaft bestrebt, alle zur Verfügung stehenden Energiequellen zu nutzen, um die Energiegewinnung möglichst vielfältig zu gestalten. U. a. will sie die Verwendung von Flüssiggas, von Erdgas von den Songo-Songo-Inseln, von Biogas und Solarstrom fördern. (DN 7.4.06; Financial Times 10.5.06)

Cashewnuss-Schalen

Um Strom zu sparen, verwendet die Tanga-Zementfabrik versuchsweise Schalen der Cashewnüsse als Energielieferant. Sie sind in den Regionen Lindi, Mtwara und Küste im Überfluss vorhanden. Das helfe auch den Landwirten. Statt den Abfall wegzuwerfen, könnten sie ihn nun verkaufen, sagte der Produktionsmanager. (Guardian 31.5.06)

Gezeiten

Investoren aus den Vereinigten Arabischen Emiraten planen, zusammen mit heimischen Investoren am Indischen Ozean Turbinen zu installieren. Diese Technik sei in Saudi Arabien und vielen anderen Golfstaaten verbreitet, heißt es. Den gewonnen Strom will man an die Stromgesellschaft Tanesco verkaufen. (Financial Times 10.5.06)

Holz und Holzkohle

Der größte Teil der Landbevölkerung ist auf Holz und Holzkohle angewiesen, denn nur 2 % haben Stromanschluss. Doch auch in der Stadt wird viel Holzkohle verwendet. Anfang 06 verbot die Regierung, Holzkohle in Naturwäldern herzustellen. <Siehe Tans.-Inf. 3/06 S. 4> Daraufhin wurde die Holzkohle in den Städten sehr knapp. Der Preis stieg von 11.000/- auf 20.000/- TSh pro Sack. Manche Händler horteten die Holzkohle, um den Preis hochzutreiben. Schulen drohten, zu schließen, denn sie könnten nichts kochen.

Im April erließ die Regierung neue Bestimmungen für Holzkohleproduktion und -handel. In einer Erklärung heißt es: Damit der Holzverbrauch minimiert und die Umwelt geschont werde, müsse man für die Kohlenmeiler Gruben ausheben. Die Holzkohle sei in Säcken zu je 28 kg zu verpacken. Es sei verboten, Waldprodukte während der Nacht zu transportieren. Für Produktion, Transport und Verkauf von Holzkohle werde alljährlich eine Lizenz ausgestellt. Zuwiderhandelnde würden bestraft. Es sei verboten, bedrohte Arten, zu junge Bäume und in geschützten Gebieten zu fällen. Die Verwaltungen der Regionen, Distrikte und Dörfer dürften zusätzliche Bestimmungen erlassen. Alles, was mit der Holzkohleproduktion zusammenhängt, müsse von zuständigen Stellen überwacht werden. Jeder Distrikt sei verpflichtet, für die Holzkohleproduktion auf Rotationsbasis alljährlich besondere Gebiete festzulegen. (DN 30./31.3./7.4.06; Guardian 4./ 18.4.06, Nipashe 30.3.06)

Jatropha

<Vergl. Tans.-Inf. 12/03 S. 5; 1/06 S. 8> Der Jatropha, jatropha curcas, Swahili Mmbono wa Makaburi oder Mlinda Kaburi <Grab-Bewacher> stammt aus Mexiko und Südamerika, ist in Tansania aber seit Generationen bekannt. Er wurde als Hecke zum Schutz von Gärten angepflanzt, doch vor allem um Gräber, weshalb er mancherorts tabu ist. Der Jatropha ist genügsam, was Boden und Niederschläge angeht, verträgt auch milden Frost, kann 50 Jahre alt werden. Meist als Hecke gezogen, konkurriert er nicht mit Feldfrüchten. Seine Nüsse bestehen zu 30 % aus auch für Tiere ungenießbarem Öl. Es kann vielfach verwendet werden, z. B. für Dieselöl, Schmiermittel, Insektizide, Kerzen, Kosmetika, Seife, Pestizide, Biogas. Die Schalen der Nüsse verwendet man als Brennmaterial, die Abfallprodukte als Dünger. Bei der Verbrennung von Jatropha-Dieselöl entstehen weniger giftige Gase als bei fossilem.

Die Kampuni ya Kuendeleza Teknolojia (KAKUTE), eine private Firma, fördert und erforscht den Jatropha seit sechs Jahren.

Das Projekt Alternative Resources for Income (ARI) begann 2000 im Monduli-Distrikt (Arusha Region) mit dem Anbau von Jatropha. Beteiligt waren in erster Linie Frauengruppen. Sie sammelten und verkauften die Nüsse, die man vor allem für Seifenproduktion verwendete.

Die kürzlich erst gegründete Jatropha Products Tanzania Ltd. (JPTL), eine gemeinnützige Organisation, will nun in ganz Tansania die führende Rolle in der Jatropha-Bewegung übernehmen, denn sie hat sich zur Aufgabe gemacht, für die Erschließung alternativer Energiequellen zu sorgen.

Auch die New Partnership for Africa's Development (NEPAD) unterstützt den Ja-tropha-Anbau.

KINGA, eine Umwelt-NRO, will im Muleba-Distrikt (Kager-Region) die Landwirte ermuntern, Jatropha anzubauen. Dort wurden diese Bäume bisher nur als Schattenspender für Vanille und zum Schutz des Bodens angebaut.

Die Dar-es-Salaamer Universität bietet Kurse an, in denen es um die Produktion von Jatropha-Dieselöl geht.

Die Kilimanjaro Airports Development Company (KADCO) vereinbarte mit der Firma Diligent Tanzania Ltd. (DTL), auf der Hälfte des 11.000 ha großen KIA-Geländes Jatropha anzubauen. DTL schließt mit Landwirten Verträge ab und berät sie. Die Landwirte sind verpflichtet, 1 kg Jatropha-Nüsse für 80/- TSh an die DTL zu verkaufen. Diese plant, das Dieselöl auch nach Europa zu exportieren.

Eine von KAKUTE und dem United Nations Development Program (UNDP) organisierter zweitägige Jatropha-Konferenz in Arusha führte 100 Teilnehmer aus Tansania, Kenia, Mosambik, Uganda und Teilen Westafrikas zusammen. Die Delegierten besuchten verschiedene Jatropha-Projekte in der Arusha- und der Kilimanjaro-Region. Auch in Indien werden die Landwirte ermuntert, im großen Stil Jatropha anzubauen. (DN 15.3./21./23.4.06; Guardian 13./ 23.3.06; Observer 9.4.06; Financial Times 7.6.06; Arusha Times 25.3./ 8.4.06; Alasiri 15.4.06)

Palmen-, Sonnenblumensamen

Felsa, eine Firma, die in der Kigoma-Region Palmen anbaut, plant, eine Fabrik zu errichten, die aus deren Früchten unter Verwendung moderner Technologie Dieselöl herstellt. Man rechnet mit der Schaffung von 500 Arbeitsplätzen. Felsa will auf seiner 63 ha Farm neben Palmen auch Sonnenblumen anbauen. (Guardian 1.3.06)

Sisal

Karamagi, Minister für Industrie, Handel und Vermarktung, sagte, wenn es erfolgversprechend ist, den Sisalabfall für Stromgewinnung zu nutzen, sei die Regierung entschlossen, den Anbau von Sisal auszuweiten. Die Versuche, Biogas und Strom zu gewinnen, seien beeindruckend. Er zollte der Katani Ltd. Anerkennung für ihr Engagement. Der Grundstein für das erste Pilotprojekt der Erde, aus Sisal Biogas, Strom und flüssigen sowie trockenen Dünger herzustellen, wurde in der Kwaraguru-Sisal-Plantage (Handeni-Dis-trikt, Tanga-Region) gelegt. Jede Sisal-Plantage könnte mehr als 1 MW Strom produzieren. Der Eigenbedarf übersteigt 25 % nicht. Führte man dieses Projekt in allen Sisalplantagen der Tanga-Region durch, würden 20 MW erzeugt, so viel Strom, wie die gesamte Region benötigt. (Guardian 13.3.06)

Sonnenenergie

Die Tanzania Traditional Energy Development and Environment Organisation (Tatedo) setzt sich dafür ein, dass die ländliche Bevölkerung, die nicht ans landesweite Netz angeschlossen ist, mit Solarstrom-Panelen versorgt wird. Eine christliche Jugendgruppe in Dar-es-Salaam verwendet für Werkstatt, Computer-Bibliothek und Viehzucht ausschließlich Solarstrom. (The Nation 10.3.06)

Der Tansanische Verband für Sonnenenergie organisierte ein Treffen für Interessenten aus dem In- und Ausland, Vertreter von Firmen, die sich mit erneuerbarer Energie und Technologie befassen. Thema: "Überwindung der Energiekrise in Tansania: Solarenergie als Alternative". Es ging um Austausch von Erfahrungen. (Guardian 29.5.06)

Wasserkraft

Die Tatedo installierte kleine umweltfreundliche Wasserkraftwerke. Dabei dient ein chinesisches Reisprojekt als Vorbild. Dieses verwendet das für Bewässerung bestimmte Wasser, um die Stadt Mbarali mit Strom zu versorgen. (The Nation 10.3.06)

Windenergie

Tatedo, Regierung und Friedrich Ebert Stiftung untersuchen im Karatu-Distrikt, wie groß dort die Chancen für Gewinnung von Windenergie sind. Man plant eine große Anlage, die mit dem landesweiten Netz verbunden werden soll. (The Nation 10.3.06)

Zuckerrohr

Die Zuckerfabrik TPC Ltd. plant, aus Abfall 20 MW Strom zu produzieren, und die Hälfte davon an die Tanesco zu verkaufen. Die TPC ist die zweite Strom produzierende Zuckerfabrik Tansanias. Die Kilombero-Illovo Sugar liefert 2 MW. (DN 11.3.06; Guardian 11.3.06)