Kommentare zur Lage - 04/2008

Aus Tansania Information
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Die druckbare Version wird nicht mehr unterstützt und kann Darstellungsfehler aufweisen. Bitte aktualisiere deine Browser-Lesezeichen und verwende stattdessen die Standard-Druckfunktion des Browsers.

'Schäm dich, Afrika!'

Warum ist Afrika arm, wenn es doch viele Ressourcen hat? Warum zählt man Menschen, die viel Öl, Gold, Uran, Diamanten, Kobalt und viele andere Ressourcen unter ihren Füßen haben, zu den Ärmsten der Armen? Es ist nicht schwierig, die Antwort zu finden. Vor allem Afrika südlich der Sahara fehlt es an effizienter und effektiver Entwicklung der Naturschätze. Die Verantwortungsträger Afrikas - in Politik, Wirtschaft u. a. - sollten sich fragen, ob sie ihrem Volk gerecht werden, wenn sie zulassen, dass sich dieser entsetzliche Zustand in ihrem Land festsetzt. In Afrika gibt man sich viel Mühe damit, zu erklären, warum die Menschen so arm sind. Höchste Zeit, dass die führenden Leute des Kontinents kapieren, die Menschen Afrikas wissen, warum sie trotz reicher Ressourcen arm sind und dass sie die Kontrolle über ihre Ressourcen haben wollen. (Guardian 19.1.08)

'Ist Tansania so arm?'

(Ansicht eines tansanischen Journalisten) Tansania ist vielleicht kein reiches Land, aber wirklich arm ist es nicht. Wer sagt,Tansania sei eines der "ärmsten" Länder, sollte aufhören, es in Verruf zu bringen. Ehe man ein Heilmittel finden kann, muss Armut richtig diagnostiziert werden.

Ich habe viele Länder kennen gelernt und viel ärmere gesehen. In Tansania gehen wenige hungrig schlafen, die Wasserversorgung ist besser als in vielen reicheren Ländern.

Warum kommen wir nicht voran? Tansania fehlt es an Möglichkeiten, Lebensmittel zu verarbeiten und haltbar zu machen und Verluste vor und nach der Ernte zu vermeiden. Wir können nicht mit Krisensituationen infolge von Überschwemmung und Dürre umgehen. Wegen vieler sozialer und kultureller Faktoren gedeiht unser Land nicht oder nicht genug. Sie sind Barrikaden für den Fortschritt. Zuerst müssen wir diese entfernen. Gelingt uns das, können wir höheren Lebensstandard erhoffen, wenn wir unsere reichen Ressourcen nutzen: fruchtbares Land, große Seen und Flussbecken, schöne Strände, Wälder, Wild und vor allem reiche Bodenschätze.

Klar, "Barrikaden entfernen" ist leichter gesagt als getan. Viele sozialkulturelle Faktoren, die Entwicklung und Modernisierung verhindern, sind in unserer Kultur tief verwurzelt. Denkt an die Zauberei. In Tansania ist Hexenjagd keine Metapher sondern ein regelmäßiges Ereignis. In einem Gebiet wurde ein Junge entführt, zerstückelt und von Leuten, die schnellen Reichtum suchen, teilweise verzehrt. Zornige Jugendliche ermordeten einen älteren Mann, den sie wegen seiner roten Augen für einen Zauberer hielten. Mir fällt nichts derartig Fortschrittsfeindliches ein wie der Glaube an Zauberei. Es ist fatal, dass die Führungskräfte weg schauen, statt diese Unsitte radikal auszurotten. Folglich gibt es in Tansania viele Gegenden, in denen die Menschen nicht wagen, moderne Häuser zu errichten, weil sie fürchten, sie könnten Zorn und Neid des benachbarten Zauberers herauf beschwören. Erwähnt man Bagamoyo, Pangani, Shinyanga, Mbeya oder Sumbawanga läuft es den Leuten kalt über den Rücken. Ist es uns wirklich ernst mit dem Fortschritt? (Guardian 4.2.08)

'Im öffentlichen Amt haben wir viele Kriminelle'

Die ehemalige Vorsitzende der Tanzania Association of Non Governmental Organizations (TANGO) sagte bei einem der monatlich stattfindenen Frühstücksgespräche der Weltbank, zum Thema Bergbau: "Wir sind nicht arm, oder? Wir sind kein armes Land. Dieser Begriff wird oft von Gebern gebraucht, die unsere Verhandlungslage schwächen wollen. Aber ehrlich, wir sind ein reiches Land."

Stellt euch vor, wir könnten die Hälfte bekommen von dem, was von den ausländischen sog. Investoren aus dem Land gesaugt wird und von unseren diebischen Politikern und von Bürokraten, die den Preis der von der Regierung erworbenen Liegenschaften in die Höhe treiben; ferner die 153m/- TSh, die pro Tag an die Dowans Holding bezahlt werden müssen und die gestohlenen 133mrd/- TSh des Kontos der externen Zahlungsrückstände (EPA) der Bank of Tanzania (BoT).

Ein paar Beispiele: Pro Jahr wird geschliffener Tansanit für 300 Mio. US$ in die USA verkauft. Wir selbst verdienen an diesem Edelstein, der ausschließlich in Tansania vorkommt, weniger als 100 Mio. US$; ein Unterschied von mehr als 200mrd/- TSh. Sie würden für 500 km Teerstraße reichen. Schleppnetzfischer aus den Ausland fangen in der Tansania vorbehaltenen Wirtschaftszone Tun- und anderen Fisch im Wert von mehr als 220 Mio. US$, genug für weitere 800 km Teerstraße.

Anders als sein Vorgänger, der die ausländischen Bergbau-Firmen oft verteidigte, sprach Präsident Kikwete offen darüber, wie sehr ihm die Art missfalle, in der die sog. Investoren und ihre verlogenen tansanischen Partner die Bodenschätze plündern. Die Gold schürfenden Firmen zahlen wenig an Steuern und Tantiemen, überweisen den größten Teil des Gewinns in ihre Heimat.

Wir brauchen hier keine Geber, sondern aufrichtige, interessierte Verantwortungsträger wie Kikwete. Der Präsident fing bei der Polizei an, dann kam die BoT dran und endlich einer der obersten Befehlshaber und enger Verbündeter, Edward Lowassa, ehedem Premierminister. Es ist eine Sünde, dass viele Kriminelle ein öffentliches Amt bekleiden, z. T. an der Spitze der Regierung stehen. Wir müssen mit Herrn Kikwete und Premierminister Pinda eng zusammenarbeiten, um sie auszurotten. (ThisDay 17.3.08)

'Abhängigkeit von Auslandhilfe ist gefährlich'

Ein Professor der University of Dar-es-Salaam sagte bei einer Arbeitstagung, die übermäßige Abhängigkeit von Auslandshilfe behindere Wirtschaftswachstum und Entwicklung. Tansania müsse seine Steuerbasis erweitern. Außerdem müssten Korruption und Geldwäsche bekämpft werden. Diese schade formeller Wirtschaft, sozialer Gerechtigkeit und untergrabe die Autorität der legitimen Regierung. (Guardian 18.3.08)

Durch eine Steuerreform will die Regierung die Abhängigkeit von Zuwendungen der Geberländer und -organisationen verringern, im Augenblick sind es 40 % der Staatsausgaben. (DN 2.3.08)