Unruhen in der Stadt Mwanza - 08/2011

Aus Tansania Information
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Am 5.7.11 kam es zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen Kleinhändlern, Machinga genannt, und Askaris des City Council. Sie und einige Polizisten sollten Machingas von dem Platz vor einem Hindu-Tempel, auf dem sie bisher Handel getrieben hatten, vertreiben. Man hatte ihnen eine andere Gegend, weit weg vom Stadtzentrum, zugewiesen.

Die Protestierenden bewarfen die Askaris mit Steinen, plünderten, verwüsteten und steckten Autos in Brand. Die wütenden Jugendlichen zogen durch Straßen, in denen vor allem Tansanier indischer Abstammung wohnen, bewarfen deren Häuser mit Steinen, plünderten ihre Läden, verschonten auch den Tempel nicht. Die Läden der Tansanier afrikanischer und arabischer Abstammung verschonten sie. Die Machingas riefen, alles in diesem Land geschehe zugunsten der Ausländer, vor allem der Inder.

Ein Jugendlicher sagte, sie attackierten den Besitz dieser Ausländer, denn ihr Tempel sei schuld daran, dass sie dort nicht mehr Handel treiben dürften, während man diesen erlaube, ihre Läden mitten in der Stadt zu haben.

Simon Sirro, Polizeikommandant der Mwanza-Region erschien und verkündete, weiterhin dürften die Machingas auf dem umstrittenen Gebiet Handel treiben, denn der City Council sei in dieser Angelegenheit geteilter Meinung.

Ruhe kehrte ein, als Polizisten in Zivil Jugendliche verhafteten, die man verdächtigt, Personen angegriffen und Eigentum beschädigt zu haben. (Citizen 7.7.11)

Bei einer Pressekonferenz berichtete Simon Sirro, 131 Personen wurden verhaftet, drei verletzt, einer starb. Man vermute, die Schüsse seien mit Gewehren, deren Besitz erlaubt ist, von Privatleuten, die ihr Eigentum verteidigen wollten, abgegeben worden. Es handle sich um Missverständnisse innerhalb des City Council.

Der Bürgermeister, Mitglied der Oppositionspartei Chadema, sagte, der Direktor des City Council habe ihm nicht mitgeteilt, dass die Machinga ausgewiesen werden sollten; dessen Amt sei bestrebt, die Chadema allmählich zugrunde zu richten. Diese seine Partei werde bei den zuständigen Behörden klagen.

Der Direktor der Stadt, das Sicherheitskomitee der Mwanza-Region, der Regional und der District Commissioner waren informiert worden.

Innenminister Nahodha kam für "Krisengespräche" nach Mwanza. (Citizen 8.7.11)

Nahodha besuchte die drei den Machingas zugewiesenen Gebiete, und bat sie dringend, die Regeln zu respektieren und sich widerrechtlicher Aktivitäten zu enthalten. "Hier ist es doch schon überfüllt. Zieht um in andere Gebiete, die für euch vorgesehen sind. Die Kunden werden euch folgen", sagte er und forderte, die den Machingas neu zugewiesenen Plätze mit Toiletten, Wasser- und Stromversorgung auszustatten. Allgemein herrscht die Meinung, nur im Herzen der Stadt sei lukrativer Handel möglich. (DN 11.7.11)

Die Unruhen haben mehrere Ursachen. Sie sind die Folge politischer Spaltung im City Council.

Einwohner indischer Abstammung hatten sich bei der Stadtverwaltung über die Machingas beklagt, die ihre Ware beim Hindu-Tempel auslegten, das Betreten des Platzes der Anbetung erschwerten.

Als verbreitet wurde, ein Händler indischer Abstammung habe auf zwei Machingas geschossen, ergriff deren Kollegen die Wut; sie wollten dafür sorgen, dass nichts 'Indisches' stehen bleibe.

Die Machinga-Frage spielte beim Wahlkampf 2010 eine wichtige Rolle. Die Chadema versprach, wenn sie gewählt wird, erlaube sie den Kleinhändlern, im Stadtzentrum Handel zu treiben. Nun behauptet sie, die CCM habe die Machingas ermuntert, an einigen verbotenen Orten, zu verkaufen; das habe zu den Unruhen geführt.

Doch auch die Stadtplanung spielt eine Rolle. Vor zehn Jahren errichtete Mwanza Buden für die Machingas etwa 7 km vom Stadtzentrum entfernt. Aber keiner von ihnen akzeptierte diese. Doch der Stadtkern ist schon überschwemmt mit Geschäften. Die Kleinhändler sind genau so wichtig wie diese; man müsste ihnen Platz schaffen. Geschieht jetzt nichts, könnte es zu spät sein, wenn die lang erduldeten Beschwernisse der Machingas, wie kürzlich, zu ausländerfeindlichen Ausbrüchen führen. (Citizen 10.7.11)