Thema: Nationalparks und Schutzgebiete in Tansania: Organisation, Konzepte, Planungen - 12/2018

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Verwaltung der Schutzgebiete

Tansania hatte zur Zeit der Unabhängigkeit 1961 einen Nationalpark, die Serengeti. Seitdem hat es Zahl und Fläche seiner Naturschutz-Gebiete stetig ausgeweitet. Es gibt zur Zeit 17 etablierte Nationalparks (NP). Fünf Wildreservate in den Regionen Geita und Kagera mit insgesamt 4.000 km² wurden in jüngster Zeit zu Nationalparks erhoben. Die neuen NPs liegen in der Nähe von Parks (u.a. für Gorillas) in DR Kongo, Ruanda und Uganda. Der Ausbau des Flugplatzes Chato zum internationalen Flughafen soll sie für Ausländer gut erreichbar machen [vgl. TI Nov. 18, S. 8]. Die neuen NPs sind:

  • Biharamulo
  • Burigi
  • Ibanda
  • Kibisi
  • Rumanyika

Der Tourismus-Minister plant, mittelfristig sieben weitere Schutzgebiete zu Nationalparks zu erklären. Die Gesamtfläche der Parks beträgt nun 60.000 km². Weitere geschützte Gebiete sind: 28 Wildreservate, 48 Wildschutzgebiete (game controlled areas) – zusammen circa 240.000 km² - und 535 Forst-Reservate (etwa 200.000 km²). Die Summe aller formell geschützten Flächen beträgt mit 420.000 km² etwa 38% des Staatsgebiets und ist größer als ganz Deutschland. Darüber hinaus gibt es 38 gemeindeeigene Jagdgebiete (Wildlife Management Areas). Ein funktionierendes Beispiel für Letztere ist das Makao-WMA im Meatu-Distrikt, wo sieben Dörfer 780 km² für den Wildschutz reserviert haben. Sie nehmen damit jährlich TZS 430 Mill. ein.

Die Schutzgebiete werden von unterschiedlichen Behörden verwaltet:

  • Tanzania National Parks Authority (TANAPA)
  • Ngorongoro Conservation Area Authority (NCAA)
  • Tanzania Wildlife Management Authority (TAWA)
  • Marine Parks and Reserves Unit (MPRU), verwaltet drei Meeresparks:
    • Mafia Island Marine Park,
    • Mnazi Bay Ruvuma Estuary Marine Park
    • Tanga Coelacanth (Quastenflosser) Marine Park
    • Hinzu kommen noch 15 Meeresreservate
  • Die TZ Forest Services (TFS) versuchen, die geschützten Waldflächen gegen Wilderer und Köhler zu verteidigen
  • Forschung zu Wildbestand und -schutz betreibt das Tanzania Wildlife Research Institute (TAWIRI)

Die TANAPA lokalisierte im Mikumi NP sieben für Hotels geeignete Bauplätze und lud Investoren ein, die Unterkünfte mit internationalem Standard errichten wollen. Die 2006 abgebrannte Mikumi-Lodge wird von der Wellworth-Gruppe, die acht weitere Lodges betreibt, wieder aufgebaut. Der Mikumi NP besteht seit 1964 und ist mit 3.230 km² der viertgrößte tansanische NP. Er bildet ein Ökosystem mit dem angrenzenden Selous-Wildschutzgebiet und den ebenfalls geschützten Udzungwa- und Uluguru-Bergen.

Citizen 07.03.17; 20.06.18; DN 11.05.16; 09.01.; 24.05.; 24.07.; 08., 10.,24.08.18; Guardian 17.10.17; 19.02.; 26.06.18

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Die TANAPA bemüht sich um die ISO-Zertifizierung, die internationale Standards bescheinigt und die tansanischen Parks noch attraktiver machen soll, besonders für umweltbewusste Gäste. Ein neues Förderprogramm für nachhaltigen Tourismus soll die Nationalparks in Südtansania besser erschließen und bekannt machen (REGROW, vgl. TI Nov. 18, S. 8f). Die Weltbank gewährte dafür 2017 einen Vorzugskredit von $ 150 Mill. für die nächsten sechs Jahre.

Parkverwaltungen, Tourismus-Behörde und das staatliche Fernsehen TBC starten Mitte Dezember einen Tourismus-Kanal „Tanzania Safari Channel“. Er wird, technisch unterstützt vom US-amerikanischen National Geographic Channel, 24 Stunden täglich über Nationalparks, Unterwasserparks, Tiere, Pflanzen, Landschaften, Strände, historische und archäologische Stätten, sowie kulturelle Aktivitäten berichten.

DN 12.06.; 07.11.18

Finanzierung und Auslandshilfen

Mehrere Parks erheben die Eintrittsgebühren nur noch per Kartenzahlung. Dadurch haben sich die Einnahmen wesentlich verbessert.

Deutschland finanziert mit € 8 Mill. das „Entwicklungs- und Naturschutz-Programm für das Serengeti-Ökosystem“. Es sieht vor, in den Bereichen Serengeti und Ngorongoro Zufahrts- und Erschließungswege auszubauen und Naturschutz und wirtschaftliche Interessen der Viehhalter auszugleichen und harmonisch weiter zu entwickeln. Bisher hat Deutschland bereits € 24 Mill. für Verwaltungsgebäude, Mitarbeiter-Wohnungen und Fahrzeuge zur Verfügung gestellt.

Voraussetzung ist allerdings, dass ein 1.500 km² großes Areal des 4.000 km² großen Loliondo-Wildschutzgebiets in die Parkzone einbezogen wird. [s. u. S. 12 „Naturschutzgebiete“]. Dort liegen 70% der Wasserquellen für Serengeti und Ngorongoro. Um die Wasserstellen gab es in der Vergangenheit zahlreiche Auseinandersetzungen zwischen Parkwächtern und der Maasai-Bevölkerung.

Im Mahale-Nationalpark (Kigoma-Region) und dem Tongwe-Waldreservat (Katavi) unterstützt Deutschland ein von der Frankfurter Zoologischen Gesellschaft (FZG) entwickeltes Schutzprogramm. Es will durch intensive Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung Fallen beseitigen und illegalen Holzhandel und Besiedelung verhindern. Im Mahale-Park lebt noch eine größere Schimpansen-Population.

Seit 2017 läuft im Selous-Wildschutzgebiet das Selous Ecosystem Conservation and Development Programme. Es wird von Deutschland über die KfW mit € 18 Mill. finanziert und zusammen mit WWF, FZG und TAWA umgesetzt [s.u. S. 9 „Stiegler‘s Gorge].

USAID finanziert den Schimpansenschutz-Plan 2018 – 23 von Wildschutz-Institut TAWIRI und Jane Goodall Institute in der Katavi-Region. Die Schimpansen sind gefährdet durch die expandierende Landwirtschaft und Übertragung menschlicher Krankheiten wie Tuberkulose. Etwa 700 Schimpansen leben außerhalb der Schutzgebiete und sind dort besonders gefährdet. Das $ 20 Mill.-Programm führt in 104 Dörfern in den Regionen Katavi und Kigoma Schulungen zu Umweltschutz, Ökotourismus und effektiver Landwirtschaft durch.

England, Dänemark und Schweden finanzieren mit $ 15 Mill. Landvermessung und Bewässerung am Kilombero-Fluss in der Morogoro-Region. Die stark angewachsene Bevölkerung dringt in die Pufferzone zum Kilombero-Wildschutz-Reservat vor und entnimmt dem Kilombero immer mehr Wasser, was zu anhaltenden Konflikten mit den Schutzbehörden führte. Der Kilombero (auch Ulanga genannt) mündet in den Rufiji, an dem ein riesiges Wasserkraftwerk entstehen soll [s.u. S. 9 „Stiegler‘s Gorge Staudamm].

Die EU finanziert mit € 30 Mill. in Kenia und Tansania grenzüberschreitende Ökologieprojekte am Kilimanjaro und im Mara-Serengeti Ökosystem. Die ausführenden NROs binden dabei besonders lokale Gemeinschaften ein.

EU und China unterstützen Infrastruktur und Erschließung des neuen, 12.000 km² großen „Ngorongoro-Lengai-Geoparks“ mit TZS 4,3 bzw. 10 Mrd. Er ist einer von nur zwei UNESCO World Geoparks in Afrika [vgl. TI Nov.18, S. 8]. Die lokale Bevölkerung soll durch intensive Aufklärung und Beteiligung an Einkünften für den Naturschutz gewonnen werden.

Die Globale Umwelt-Fazilität wird via Welternährungsorganisation (FAO) Forschungen und Programme zur Substitution von Holzkohle finanzieren. Bei einer FAO-Konferenz in DSM erklärte die Forstverwaltung TFS, in den Regionen Geita, Mwanza und Shinyanga am Victoriasee seien die natürlichen Wälder (v.a. Miombo-Bäume) außerhalb der Schutzzonen weitgehend vernichtet, mit der Folge dramatisch verminderter Regenfälle. Tansania werde zur Wüste werden, wenn dieser Raubbau im bisherigen Tempo weitergehe. Tansania kann Holzkohle durch Flüssiggas ersetzen, hat dafür aber noch keine Versorgungsstruktur aufgebaut. Außerdem muss Gas bezahlt werden, während Bäume scheinbar „kostenlos“ verbrannt werden können.

Vgl. auch TI Nov. 18. S. 8 „Geber“; Citizen 07.03.; 02.11.17; 13.07.18; DN 09.03.; 10.,24.04.; 23.08.; 01.12.17; Guardian 19.06.17; 06.06.; 06.11.18; Nipashe 11.11.18; www.globalgeopark.org; www.thegef.org