Kinderarbeit weiterhin ein Problem, Hilfsaktivitäten - 08/2013

Aus Tansania Information
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Lage

Die Scheußlichkeiten, die skrupellose Arbeitgeber Kindern antun, sind grenzenlos. Ich sah viele Minderjährige in Steinbrüchen, als Karrenschieber, Bergarbeiter, Viehaufseher, Hausangestellte, Farmhelfer, Fabrikarbeiter, beim Fischfang auf hoher See, sogar als Prostituierte ‘Angestellte’ und in vielen Kriegsgebieten Afrikas mit schweren Waffen. In Tansania wurde Ausbeutung durch Kinderarbeit etwas Normales, vor allem in Städten, so dass der Durchschnittsmensch das nicht mehr für ein abscheuliches Vergehen hält. Der Anteil der Kinder, die infolge gefährlicher Arbeitsbedingungen verletzt und krank werden, ist sehr hoch. (DN 21.5.13)

Im Menschenrechtsbericht für Tansania des Legal and Human Rights Centre (LHRC) für 2012 steht die Gewalt gegen Kinder im Mittelpunkt. Kinder, die sich nicht verteidigen können, sind weiterhin Opfer physischer und sexueller Gewalt; verübt wird sie weiterhin von Eltern, nahen Verwandten und Nachbarn. Auf dem Tansania Festland wurden 565 Fälle von Vergewaltigung von Kindern unter 18 Jahren gemeldet, in Sansibar 287. (DN 1.5.13, Sabahi 1.5.13)

Ein neunjähriger Junge aus Klasse 2, der in einer Tabak-Pflanzung im Sikonge-Distrikt (Tabora-Region) arbeitet, berichtete, beim Sortieren des Tabaks verdiene er pro Tag 1.500/- TSh. Er gibt es seiner Familie und kauft das Nötigste, Kleidung und Nahrung. “Die ganze Woche war ich nicht in der Schule”, sagt er. “Ich arbeite in unterschiedlichen Tabak-Pflanzungen. Am Wochenende verdiene ich mehr.”

Der Bildungsbeauftragte des Distrikts berichtete, in den meisten Primarschulen auf dem Land sei der Schulbesuch während der Erntezeit, Januar bis Mai, sehr schlecht. Gerne stellten die Produzenten Schulkinder als billige Arbeitskräfte ein.

In Zusammenarbeit mit einer NGO startete die Regierung das Programm PROSPER, um 4 ½ Jahre lang die Kinderarbeit in Tabak anbauenden Gebieten zu bekämpfen. Das Haushaltsgeld der Familien wird erhöht, damit sie Saisonarbeiter einstellen können, die Kinder nicht mehr gezwungen sind, auf Tabakfeldern zu arbeiten. Jede Familie erhält 200.000/- TSh als günstiges Darlehen, pro Monat müssen 7 % zurückgezahlt werden. “Im letzten Jahr konnte etwa 2.000 Kindern die Arbeit auf den Tabakfeldern erspart werden”, berichtete der District Commissioner.

Im Urambo-Distrikt (Tabora-Region) erhielten Mütter ein Darlehen, mit dem sie einen Laden eröffnen und ihren Kindern den Schulbesuch ermöglichen können. (DN 31.5./ 11.7.13)

Aktionen für Kinder in Kinderarbeit

Die International Labour Organization (ILO) berichtete, 2011 habe sie in Kooperation mit Regierungsstellen und NGOs dazu beigetragen, dass etwa 1.500 Kinder aus gefährlicher Arbeit herausgeholt wurden. Die ILO riet auch, alle Kinder die auf Tabak-Farmen arbeiten, aus dieser, einer der schlimmsten Formen der Arbeit, abzuziehen. Arbeit mit Tabakblättern sei so schädlich wie Rauchen oder Schnupfen. (DN 26.11.12)

Durch das International Rescue Committee (IRC) unterstützen Einwohner der USA mehr als 12.200 Kinder in Kigoma und Tanga, Regionen mit besonders viel Kinderarbeit, um sie vor gefährlicher Arbeit zu schützen und ihnen den Schulbesuch zu ermöglichen. Finanzielle Hilfe soll auch den Eltern ermöglichen, ein nachhaltiges Unternehmen zu führen.

Im Augenblick müssen die meisten Kinder armer Familien in Bergwerken und in ausbeuterischen landwirtschaftlichen Betrieben schuften. (Guardian 1.3.13)

Laut Gesetz ist das Mindestalter für eine Anstellung 14 Jahre. Kinder zwischen 14 und 18 Jahren können angestellt werden für leichte Arbeit, die ihre Gesundheit, ihre Entwicklung oder ihren Schulbesuch wahrscheinlich nicht beeinträchtigt. Kinder unter 18 Jahren dürfen nicht in der Schifffahrt, in Bergwerken, Fabriken oder Arbeitsplätzen, an denen die Arbeitsbedingungen gefährlich sein könnten, angestellt werden.

Gesetzlich festgelegt sind auch die Arbeitzeit und für Zuwiderhandelnde ein Bußgeld zwischen 100.000/- und 500m/- TSh, Haft zwischen 3 Monaten und 20 Jahren oder eine Kombination von beidem.

Laut ILO ist die Zahl der für den Schutz vor Kinderarbeit zuständigen Inspektoren ungenügend.

2011 schätzte man, den Anteil der Kinder zwischen 5 und 14 Jahren, die in einem Arbeitsprozess sind, auf 30 %. Sie arbeiteten als Hausangestellte, Straßenverkäufer oder in einem Laden, in landwirtschaftlichen Betrieben mit Tabak, Sisal, Kaffee oder Tee, im Fischfang, auf dem Bau, bei der Suche nach Gold oder Tansanit, im Transportwesen, beim Nelkenpflücken und Steineklopfen. (United States Department of State 19.4.13)

In Sansibar sind Aktivisten besorgt, weil immer mehr Kinder im Alter von 12-14 Jahren als Touristenführer arbeiten, was gegen die Gesetze gegen Kinderarbeit verstößt. Save the Children International und Tanzania Media Women Association (Tamwa) wollen die Kinder aus dem Touristenführer-Geschäft und anderen illegalen oder riskanten Arbeitsformen, die sie in Gefahr bringen, retten.

Meistens versäumen diese Kinder den Unterricht. (DN 12.6.13)

Die Food and Agriculture (FAO) und die International Labour Organization (ILO) der UNO rieten der tansanischen Regierung, Maßnahmen zu ergreifen, die Kinder vor schädlicher Arbeit in Fi-scherei- und Fischzucht-Betrieben schützen. Sie könnten gezwungen werden, tief zu tauchen, oft sogar in der Nacht, viele Stunden in gesundheitsschädlichen Verarbeitungsbetrieben zu arbeiten, wo die Gefahr besteht, dass sie sich infizieren oder wo sie mit giftigen Chemikalien oder gefährlichen Geräten umgehen müssen. In einem Bericht heißt es, nicht alles, was Kinder beim Fischfang tun müssen, sei abzulehnen. Einiges könne auch förderlich für ihre Entwicklung sein. Sie lernten etwas über Fischfang, Fischverarbeitung und Verkauf auf dem Markt. (Guardian 29.6.13)