Thema: Kultur und Gesellschaft: Film - Fernsehen - 04/2017

Aus Tansania Information
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Filmindustrie

Die tansanische Filmbranche gilt nach Nigeria („Nollywood“) quantitativ als die zweitgrößte Afrikas. Jährlich werden mehr als 500 „Bongo-Movies“ in Kiswahili gedreht. Branchenkenner monieren allerdings, dass die technische und künstlerische Qualität dieser Produktionen noch Wünsche offenlasse. Viele dieser Filme seien quälend lang und beschränkten sich auf wenige, „bewährte“ Motive. Daher spielen die städtischen Filmtheater überwiegend Hollywood-Produktionen, die genügend Publikum anziehen. Branchenkenner meinen, Tansania habe durchaus Talente, müsse aber wesentlich mehr Originalität und Geld investieren, um internationales Niveau zu erreichen. Für eine gediegene Produktion benötige man spezialisierte Kräfte; bisher hatte oft eine Person mehrere unterschiedliche Funktionen wahrgenommen.

Dem Produzenten Ernest Napoleon gelangen zwei erfolgreiche Kiswahili-Filme:* „Going Bongo“ (Reise nach Tansania, Regie: M. Ronalds; erhältlich über iTunes): farbiger amerikanischer Jungarzt geht nach TZ und verliebt sich in eine idealistische italienische Ärztin. Einblicke in tansanische und amerikanische Milieus und Klischees.

  • „Kiumeni“, ein Melodram mit sozialkritischem Anspruch um einen jungen Mann aus reicher Familie, der sich in ein armes Mädchen verliebt. Napoleon drehte den Film in DSM innerhalb von drei Monaten mit einem Budget von nur TZS 40 Mill. (€ 17.000). Das Werk wurde erfolgreich beim Zanzibar International Film Festival (ZIFF) und weiteren internationalen Festivals gezeigt.

Weitere tansanische Filme, die in jüngerer Zeit Anerkennung fanden:

  • „Naomba niseme“ von S. Kihore setzt sich mit der traditionellen Witwen-Vererbung auseinander; im Zusammenhang damit beleuchtet er, wie leicht Menschen stigmatisiert werden, die für die Rechte Anderer eintreten.
  • „Aisha“ von C. Othman basiert auf alltäglichen Ereignissen und schildert, wie eine junge Frau gruppen-vergewaltigt wird und ihr Recht gegen massiven Druck von Familie, Traditionalisten und Lokalbehörden durchsetzt, wobei sie sogar von ihrem Ehemann abgelehnt wird. Der Film arbeitet mit vielen Laiendarstellern aus Pangani, Tanga. Die Ford-Stiftung organisierte zusammen mit dem ZIFF eine Kampagne gegen straflose sexuelle Gewalt in den Küstenregionen und auf Sansibar. „Aisha“ wurde auf 16 Film-Festivals in den USA, Kanada, Frankreich und Singapur gezeigt und ausgezeichnet.
  • „Dogo (kleiner) Maasai“ (Regie: Timoth Conrad)
  • „Queen of Maasai“
  • Weitere Themen, die in preisgekrönten ostafrikanischen Spielfilmen aufgegriffen wurden: Albinokinder (A Place for Myself - Ruanda) , Kinderleben im Slum („Zawadi“ - Kenya), Radikalisierung junger Muslime in Mombasa („Watatu“ - Kenia), Abenteuer und Stress im Nahverkehr („Daladala“ - Kenia).

Das Zanzibar Film Festival hat sich zum größten Kultur-Forum in Ostafrika entwickelt, mit Filmen und Musikdarbietungen als Hauptbeiträgen. Beim 19. Festival 2016 wurden unter dem Motto „Diese unsere Reise“ mehr als 500 Filme aus aller Welt gezeigt, 60 Regisseure waren zu Gast. Teilnehmen können Filme afrikanischer Autoren und solcher aus den „Dhau-Ländern“ rings um den Indischen Ozean. Das ZIFF kooperiert mit den Afrika-Filmfestivals in Schottland, Löwen und Verona. Das 20. Festival beginnt am 8. Juli 2017.

Der „Feminista Film Club“ möchte Frauen und Männer in Dar-Es-Salaam für Gender-Fragen sensibilisieren.

Ein tansanischer Schauspieler wirkte in einem panafrikanischen Film mit, der die Problematik von Migranten und Schleppern in der Sahara schildert: „Schwimme oder gehe unter“.

Citizen 07.08.; 05.09.15; 27.06.; 18.07.; 11.,12.07.; 16., 24.12.16; 06.01.; 18.03.17; DN 13.04.15; 11.,18.,21.07.16

Fernsehen

Seit etwa 2000 dominierten lateinamerikanische Unterhaltungsserien (telenovelas), vor allem auf Privatsendern. Die neue tansanische Seifenoper „Kelele“ (Lärm) schildert die alltäglichen Abenteuer von fünf jungen Frauen im städtischen Milieu.

Auch chinesische TV-Dramen finden sich im tansanischen Fernsehen, z.B. „Der junge Doktor“, „Süße Last“, „Liebe ist nicht blind“, „Eine Hochzeitseinladung“. Mehrere chinesische Seifenopern wurden auf Kiswahili synchronisiert: „Kampf“, „Meine Jugend“, „Heiße Mutter“, „Meines Vaters Hoffnungen“. Auf dem Bezahl-Kanal „Startimes“ kann man die Spiele der deutschen Fußball-Bundesliga verfolgen.

In der von Oxfam lancierten Reality-TV-Show „Ernährungsheldinnen“ (Mama Shujaa wa Chakula) wetteifern jeweils 18 Frauen auf einer Musterfarm um die Publikumsgunst. Sie lernen und demonstrieren moderne Anbaumethoden, politische Teilhabe und dörfliche Entwicklung. Tausende von Frauen bewarben sich um eine Rolle.

Citizen 19.09.; 11.03.16; DN 25.05.; 14.08.; 22.09.15; Thomson-Reuters 30.07.15