Thema: Gesundheitswesen I: Krankheiten und ihre Bekämpfung: Reproduktions-Gesundheit - 05/2016 und Thema: Gesundheitswesen I: Personal und Ausbildung - 06/2018: Unterschied zwischen den Seiten

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== Mütter-Gesundheit ==
==Ärzte / Ärztinnen==


Tansania gehört zu den Ländern mit der höchsten Mütter-Sterblichkeit: 2015 wurden 578 Todesfälle auf 100.000 Lebendgeburten angegeben [s. auch TI April 2016, S. 6]. Trotz eines nationalen Programmes und vieler einschlägiger NROs stiegen die Zahlen während der vergangenen Jahrzehnte (so regionale Studien; für die letzten Jahre gibt das Gesundheitsministerium aber einen Rückgang von 60% an). Der regional festgestellte Anstieg der Müttersterblichkeit könnte allerdings auch auf verbesserte Erfassungsmethoden, ältere Mütter und Vorbelastungen wie Fettleibigkeit, Bluthochdruck und Diabetes zurückgehen. Zunächst will man bei vorhersehbaren Problemen ansetzen, wie starker Blutverlust, Prä/Eklampsie und Embolien. Eine Schlüsselrolle dürfte einer verbreiteten Akzeptanz von Familienplanung zukommen.
Laut Gesundheitsministerium haben die staatlichen Einrichtungen Tansanias nur 52% der benötigten Ärzte. Alle Regionalkrankenhäuser sollten Fachkräfte für Zahnbehandlung, Radiologie, Chirurgie und Kinderheilkunde haben. Derzeit gibt es 451 Fachärzte. Dr. Magufuli kritisierte, dass gegenwärtig 60% aller Ärzte in Dar-Es-Salaam tätig seien, 40% auf das ganze Land verteilt. Anstelle des Amtes für Lokale Verwaltung solle nun das Gesundheitsministerium die Regionskrankenhäuser verwalten.  


Die Gesundheitsministerin wies alle Chefs der regionalen Gesundheitsämter an, einen detaillierten Plan vorzulegen, wie sie die Müttersterblichkeit in ihrer Region senken wollen. Sie müssen nun für jedes Vierteljahr statistische Zahlen dazu vorlegen. So sollen verlässliche Zahlen erarbeitet werden.  
Mehr als 100 Fachärzte qualifizierten sich an einer südkoreanischen Universität. Die Regierung bildet jährlich 100 neue Fachärzt/innen im Inland und 10 im Ausland aus. Besonders kritisch ist der Mangel an spezialisierten Hämatologen. Dies beeinträchtigt das Management von Blutkonserven und die Behandlung von Erkrankungen wie Sichelzellen-Anämie und Leukämie.  


Geburtskomplikationen und Fistula treten besonders in rückständigen ländlichen Gebieten auf [vgl. TI April 2016, S. 7]. Frühschwangerschaften ab 15 Jahren sind dort sechs mal häufiger als in städtischen Regionen, Teenager-Schwangerschaften sogar 10 mal. Die Tansanische AIDS-Kommission stellte eine deutliche Korrelation von sexueller Gewalt und Fistula-Häufigkeit fest.
Die Aga Khan Universität wird Masters-Kurse in Medizin und Chirurgie für tansanische Ärzte anbieten.


Eine Studie der Katholischen Universität Bugando (CUHAS) kommt zu dem Ergebnis, dass die seit 2014 durchgeführten Impfungen gegen Röteln mit Kosten von $ 29 Mill. nur bedingt erfolgreich sind. Sie seien ab 15 Jahren verabreicht worden. Die Altersgrenze sollte jedoch bei 9 Jahren liegen. Bei erwachsenen Frauen solle vor der Impfung eine Antikörper-Bestimmung vorgenommen werden. Sansibar führt derzeit eine Röteln/Masern-Impfung durch. Man hofft, 95% der Unter-15-Jährigen zu erreichen.
Citizen 21.07.; 26.11.17; 07.01.; 08.02.; 18.04.18; DN 06.02.18


Am Muhimbili Uni-Krankenhaus in DSM werden immer mehr Kaiserschnitt-Entbindungen durchgeführt: 1999: 21%, 2006: 32%, 2012: 49%. Die WHO hält zwischen 5 und 15% für normal. Gründe für den Anstieg seien: Angst vor Prozessen, Wünsche der Mütter, allzu viele Überweisungen. Viele unzureichend ausgestatteten Kliniken überweisen auch minder schwere Fälle, weil es an geburtshilflichen Geräten, Medikamenten und Blutkonserven mangelt.
==Personal für Pflege und Technik==


Die frühere Miss Tanzania H. Magese gründete eine Stiftung zur Erforschung und Behandlung der Endometriose, an der etwa 6% der Frauen leiden.  
Die Gesundheitsministerin schätzt, dass Tansania 80.000 bis 100.000 Pflegekräfte braucht. Aktuell sind aber nur 23.000 Pflegekräfte und Hebammen tätig. Sie rief daher Sekundarschüler/innen auf, sich naturwissenschaftlich zu orientieren und eine Pflegeausbildung zu machen. Die Lokalbehörden sollten ausgebildete Kräfte zügig anstellen, bevor sie sich anders orientieren.  


== Empfängniskontrolle - Abtreibung ==
Kanada und AMREF Health Africa bringen $ 10 Mill. für ein Fünfjahresprogramm auf, um genügend qualifizierte Hebammen für die Westliche- und die Seenzone zu gewinnen. Das Gesundheitsministerium will entschieden gegen weibliche Hebammen vorgehen, die im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen Schwangere bei der Entbindung herablassend und demütigend behandeln oder sie gar schlagen. Die hohe Kinder- und Müttersterblichkeit (525 auf 10.000 Geburten) in Tansania wird u.a. auf Nachlässigkeit und Desinteresse des Personals ländlicher Entbindungsstationen zurückgeführt.


Auf dem Tanganyikasee arbeitet ein Hospitalschiff (Lake Tanganyika Floating Health Clinic), finanziert von Hivos International. Die Bevölkerung der Rukwa-Region soll auf diesem Weg Aufklärung über Sexualität, Familienplanung und Geburtshilfe erhalten. Da Mädchen oft sehr jung verheiratet werden, leiden Viele unter Fistula. Bis zu 25% der Kinder sterben vor ihrem 5. Geburtstag. Hintergrund ist die traditionelle Meinung, dass viele Kinder einer Familie Prestige und Reichtum bringen.
Standesvertreterinnen erläuterten, viele Pflegekräfte seien unterbezahlt (etwa $ 200/ Monat), überarbeitet und durch Ausstattungsmängel frustriert. Der Personalmangel sei dadurch verschärft worden, dass unter den mehr als 9.000 wegen gefälschter Zeugnisse entlassenen Staatsangestellten viele Pflegekräfte sind. Demotivierend wirke, dass die regelmäßig anfallenden Überstunden, entgegen vielen Versprechungen, nicht bezahlt würden. Die frühere Parlamentspräsidentin A. Makinda tadelte die ungastliche Atmosphäre in vielen staatlichen Kliniken. Viele Patienten klagten über verächtliche Behandlung von Seiten des Personals.


Die „Tansanische Koalition für Demografisches Bewusstsein und Handeln“ bedauerte, dass tansanische Frauen in sehr unterschiedlichem Maß Zugang zu empfängnis-steuernden Mitteln habe. Während es in der Mara-Region nur 9,6% aller Frauen sind, nehmen in der Kilimanjaro-Region bereits 50,3% solche Optionen wahr. Die Koalition drängte die Regierung, Familienplanung bewusst in die Planungen für Wirtschaftswachstum und Armutsbekämpfung zu integrieren. Dazu sei eine umfassende Sexualerziehung in Schulen erforderlich.  
Während etwa 7.000 Medizintechniker/innen gebraucht werden, haben erst 200 diese Ausbildung abgeschlossen. Auch qualifizierte Ausbilder sind kaum vorhanden. Daher kann die oft teure Medizintechnik in Diagnose und Therapie nur teilweise eingesetzt werden.


Die Regierung sieht vor, dass bis 2020 60% aller gebärfähigen Frauen zu allen Methoden der Familienplanung Zugang haben. Dadurch ließe sich die Müttersterblichkeit um 25 bis 40% senken. Um ein ungebremstes Bevölkerungswachstum zu vermeiden, müssten für Sexual-Bildung mindestens TZS 6 Mrd. jährlich aufgewendet werden. Der Regionalchef der Geita-Region wies darauf hin, dass viele Familien ihre zahlreichen Kinder nicht ernähren können und sie deshalb zu gefährlichen Bergbau-Arbeiten anhalten.
Der „Rat der Gesundheitslaboranten“ (HLPC) entdeckte 71 Labortechniker mit gefälschten Zeugnissen. Nachdem sich vermehrt unqualifizierte Personen als Labortechniker ausgegeben und Fehldiagnosen verursacht hatten, will das Gesundheitsministerium die Laboranten genau überprüfen. Der HLPC will neue Mitglieder erst nach eigenen Zusatz-Prüfungen anerkennen.


Eine Studie des „Instituts für Medizinische Forschung“ (NIMR) ergab, dass in Tansania 36 Schwangerschaften auf 1000 gebärfähige Frauen abgebrochen werden, also mehr als 400.000 jährlich (Äthiopien: 23; Kenia: 48). Die niedrigste Rate hat Sansibar (10,7 / 1000 Frauen), die höchste die Seenregion (51 / 1000 Frauen). Die allermeisten Schwangerschaftsabbrüche finden unter unhygienischen und riskanten Umständen statt. Wegen der Gesetzeslage [vgl. TI S. 6 f] sind die tansanischen Kliniken nur unzureichend darauf eingestellt, Abtreibungskomplikationen zu behandeln. Premier Majaliwa warnte Ärzte, die illegal Schwangerschaften abbrechen, vor juristischen Konsequenzen.
Citizen 05.05.17; 05.02.; 23.05.18; DN 07.07.; 20.10.; 07.12.17; Guardian 02.04.; 05.05.; 07.,16.07.; 04.08.17


DN 26.04.; 17.07.; 13.10.15; 07.01.; 14.,22.04.16; Guardian 14.02.; 24.04.; 19.11.15; 03.,07.,10.,27.04.16; Thomson-Reuters 08.01.16
[[Category:06/2018]]
 
[[Category:Gesundheitswesen - medizinische Ausbildung]]
== Kindergesundheit ==
 
Die Sterblichkeit der Kinder unter 5 Jahren fiel von 166/1000 Geburten (1990) auf 54 (2012). Die Sterblichkeit Neugeborener ging wesentlich langsamer zurück: von 43/1000 (1990) auf 21/1000 (2012). Jährlich werden 213.000 Kinder vorzeitig geboren, von denen 9.000 sterben.
 
Die Arusha-Region führt seit 2014 erfolgreich das Programm „Helft Neugeborenen atmen“ durch. Durch Schulung des medizinischen Personals und Bereitstellen von Hilfsmitteln sank die Sterblichkeit unter Neugeborenen deutlich.
 
Das IHI entwickelte eine einfache Methode, Untergewicht bei Neugeborenen zuverlässig zu erfassen: Mit einer Schablone misst man die Länge eines Fußes; weniger als 8 cm bedeuten, dass medizinische Hilfe notwendig ist.
 
Das Muhimbili-Krankenhaus führte erfolgreich die „Känguru-Methode“ (Kangaroo Mother Care – KMC) ein. Frühgeborene ab 750 Gramm werden nicht mehr in Inkubatoren gewärmt und gepflegt. Statt dessen lernen die Mütter, unter Beachtung hygienischer Vorkehrungen ständigen Hautkontakt mit ihren Kindern zu halten und sie ausschließlich mit Muttermilch zu ernähren. Mit 1,6 kg Gewicht können die Kinder entlassen werden. Mit der KMC-Methode erreichte man eine höhere Überlebensrate, kürzere Verweildauer in der Klinik und eine drastische Senkung der Kosten. Sie setzt allerdings voraus, dass Mütter und Pflegepersonal hoch motiviert sind.
 
Citizen 18.01.15; DN 04.05.14; 10.03.16; Guardian 16.,18.01.15
 
[[Kategorie:05/2016]]
[[Kategorie:Gesundheitswesen_-_Allgemein]]
[[Kategorie:Gesundheitswesen_-_Familienplanung,_Abtreibung]]
[[Kategorie:Gesundheitswesen_-_Krankheiten]]

Aktuelle Version vom 6. Januar 2019, 20:22 Uhr

Ärzte / Ärztinnen

Laut Gesundheitsministerium haben die staatlichen Einrichtungen Tansanias nur 52% der benötigten Ärzte. Alle Regionalkrankenhäuser sollten Fachkräfte für Zahnbehandlung, Radiologie, Chirurgie und Kinderheilkunde haben. Derzeit gibt es 451 Fachärzte. Dr. Magufuli kritisierte, dass gegenwärtig 60% aller Ärzte in Dar-Es-Salaam tätig seien, 40% auf das ganze Land verteilt. Anstelle des Amtes für Lokale Verwaltung solle nun das Gesundheitsministerium die Regionskrankenhäuser verwalten.

Mehr als 100 Fachärzte qualifizierten sich an einer südkoreanischen Universität. Die Regierung bildet jährlich 100 neue Fachärzt/innen im Inland und 10 im Ausland aus. Besonders kritisch ist der Mangel an spezialisierten Hämatologen. Dies beeinträchtigt das Management von Blutkonserven und die Behandlung von Erkrankungen wie Sichelzellen-Anämie und Leukämie.

Die Aga Khan Universität wird Masters-Kurse in Medizin und Chirurgie für tansanische Ärzte anbieten.

Citizen 21.07.; 26.11.17; 07.01.; 08.02.; 18.04.18; DN 06.02.18

Personal für Pflege und Technik

Die Gesundheitsministerin schätzt, dass Tansania 80.000 bis 100.000 Pflegekräfte braucht. Aktuell sind aber nur 23.000 Pflegekräfte und Hebammen tätig. Sie rief daher Sekundarschüler/innen auf, sich naturwissenschaftlich zu orientieren und eine Pflegeausbildung zu machen. Die Lokalbehörden sollten ausgebildete Kräfte zügig anstellen, bevor sie sich anders orientieren.

Kanada und AMREF Health Africa bringen $ 10 Mill. für ein Fünfjahresprogramm auf, um genügend qualifizierte Hebammen für die Westliche- und die Seenzone zu gewinnen. Das Gesundheitsministerium will entschieden gegen weibliche Hebammen vorgehen, die im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen Schwangere bei der Entbindung herablassend und demütigend behandeln oder sie gar schlagen. Die hohe Kinder- und Müttersterblichkeit (525 auf 10.000 Geburten) in Tansania wird u.a. auf Nachlässigkeit und Desinteresse des Personals ländlicher Entbindungsstationen zurückgeführt.

Standesvertreterinnen erläuterten, viele Pflegekräfte seien unterbezahlt (etwa $ 200/ Monat), überarbeitet und durch Ausstattungsmängel frustriert. Der Personalmangel sei dadurch verschärft worden, dass unter den mehr als 9.000 wegen gefälschter Zeugnisse entlassenen Staatsangestellten viele Pflegekräfte sind. Demotivierend wirke, dass die regelmäßig anfallenden Überstunden, entgegen vielen Versprechungen, nicht bezahlt würden. Die frühere Parlamentspräsidentin A. Makinda tadelte die ungastliche Atmosphäre in vielen staatlichen Kliniken. Viele Patienten klagten über verächtliche Behandlung von Seiten des Personals.

Während etwa 7.000 Medizintechniker/innen gebraucht werden, haben erst 200 diese Ausbildung abgeschlossen. Auch qualifizierte Ausbilder sind kaum vorhanden. Daher kann die oft teure Medizintechnik in Diagnose und Therapie nur teilweise eingesetzt werden.

Der „Rat der Gesundheitslaboranten“ (HLPC) entdeckte 71 Labortechniker mit gefälschten Zeugnissen. Nachdem sich vermehrt unqualifizierte Personen als Labortechniker ausgegeben und Fehldiagnosen verursacht hatten, will das Gesundheitsministerium die Laboranten genau überprüfen. Der HLPC will neue Mitglieder erst nach eigenen Zusatz-Prüfungen anerkennen.

Citizen 05.05.17; 05.02.; 23.05.18; DN 07.07.; 20.10.; 07.12.17; Guardian 02.04.; 05.05.; 07.,16.07.; 04.08.17