Thema: Gesundheitswesen I:Krankheiten und ihre Bekämpfung: Infektionskrankheiten - 05/2016

Aus Tansania Information
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Polio, Tetanus

Nachdem seit mehr als einem Jahr in Nigeria und Somalia keine neuen Polio-Fälle bekannt wurden, feiert Afrika den Sieg über die Kinderlähmung. In Tansania wurde die letzte Polio-Erkrankung 1998 gemeldet. Die Polio-Impfkampagnen wurden besonders von der WHO und nationalen und internationalen Rotary-Clubs gefördert. Seit 2011 wurde nach intensiven Impfkampagnen in TZ auch kein Fall von Tetanus mehr bekannt.

Citizen 22.10.14; 13.07.15; Guardian 30.04.14

Cholera

Cholera-Fälle wurden zuletzt vor allem aus grenznahen Regionen gemeldet, z.B. 105 Erkrankte im Tarime-Distrikt (Mara-Region). Der Distrikt verbot den Straßenverkauf von Nahrungsmitteln und ordnete an, dass jeder Haushalt innerhalb von drei Wochen eine eigene Latrine bauen muss. Der Karatu-Distrikt (Arusha-Region) verbot nach Cholera-Ausbrüchen Fischen und Wassernutzung im Eyasi-See. Sansibars Gesundheitsminister rief die Bevölkerung auf, alle Hygieneregeln strikt zu befolgen, nachdem im April mehr als 3.000 Cholerafälle mit 40 Todesfällen gemeldet worden waren. Ende April wurden alle Schulen auf Sansibar geschlossen und Isolierlager für Erkrankte eingerichtet. Allein im Camp Chumbuni befinden sich derzeit 2.026 Patient/innen. Die Lage wird zusätzlich durch anhaltende Überschwemmungen erschwert.

DN 15.,20.04.16; Guardian 27.04.16

HIV / AIDS

Obwohl es etwas weniger Neu-Infektionen gibt (etwa 90.000 jährlich), bleibt das HI-Virus eine gesundheitliche und wirtschaftliche Bedrohung: 5,1% der Bevölkerung lebt mit AIDS. Frauen sind besser informiert und absolvieren, besonders bei Schwangerschaften, AIDS-Tests. Dennoch leben 6,2% der Frauen mit AIDS, gegenüber 3,8% der Männer. Letztere müssen noch weiter gegenüber der Krankheit sensibilisiert werden. Aufklärung ist aber nur bedingt wirksam, da riskantes Sexualverhalten häufig auf Alkohol-Missbrauch zurückgeht. Besonders gefährdete Gruppen sind: 14- bis 24-Jährige (darunter die Mädchen mit 50% höherem Risiko), Prostituierte (26%), homosexuelle Männer (22% - sic!) und Drogenabhängige (15%). Die meist-betroffenen Regionen sind Njombe (14,8%), Iringa (9,1%) und Mbeya (9%). Die wenigsten Infektionen werden aus Manyara (1,3%) und Tanga (1,5%) gemeldet. Besonders riskant leben Männer im Umfeld des Hafens Dar-Es-Salaam mit Promiskuitätsraten um die 60%.

Die Kagera-Region meldet stark schwankende Zahlen bei Neu-Ansteckungen: 2010: 19%, 2013: 3,4%, 2014: 4,8%. Am stärksten betroffen ist Bukoba (10,5%). Mehr als 40.000 AIDS-Träger erhalten dort antiretrovirale Medikamente. In der Region war 1983 der erste AIDS-Patient des Landes diagnostiziert worden. Erfolgreich war der Aufruf an Männer, sich beschneiden zu lassen. 2015 folgten fast 38.000 diesem Appell.

Auf Sansibar leben 0,63% der Bevölkerung mit HIV. Betroffen sind überwiegend weibliche Prostituierte, von denen es etwa 4.000 gibt, und Drogenabhängige (etwa 3.000). Generell nennen AIDS-Statistiken unterschiedliche, teils widersprüchliche Zahlen. Einer Schätzung der AIDS-Kommission (TACAIDS) zufolge leben etwa 1,3 Millionen AIDS-Waisen in Tansania.

Erfolge gibt es beim Schutz von Neugeborenen vor den HI-Viren der Mutter durch antiretrovirale Medikamente. Die Ansteckung Neugeborener ging seit 2011 um 63% zurück. TACAIDS rechnet derzeit mit 13.500 HIV-positiven Babies jährlich. In der Kilimanjaro-Region gelang es, die Rate infizierter Neugeborener auf unter 2% zu drücken.

Die Geita-Goldmine spendete TZS 106 Mill. für AIDS-Bekämpfung. Die Johns Hopkins University (USA) führte in den Regionen Njombe, Iringa und Tabora eine fünfjährige Kampagne zur männlichen Beschneidung durch, verbunden mit HIV-Test und eingehender Beratung. 400.000 Männer unterzogen sich der Prozedur. Dadurch soll sich das Ansteckungsrisiko für Männer um 60% vermindern.

US-Organisationen führen in Grenzregionen und Transportkorridoren der Ostafrikanischen Gemeinschaft ein milliardenschweres Programm zur Verhütung von HIV und anderen venerischen Infektionen durch. Es wendet sich vor allem an Gefährdete und Gefährder wie Prostituierte, Homosexuelle, Drogenkonsumenten, Kraftfahrer und Wanderarbeiter. Bis 2020 läuft in sieben Regionen eine Kampagne von USAID und dem Gesundheitsministerium speziell für Mädchen unter 24 Jahren. Sie können sich auf HIV und TB testen lassen und erhalten Beratung zu Sexualfragen, geschlechterbezogener Gewalt, und Alkohol- und Drogengefahren.

Einheimische Transport- und Treibstoff-Unternehmen richteten in DSM, Iringa und Tunduma „Straßen-Wellness-Zentren“ ein. Dort erhalten LKW-Fahrer und die lokale Bevölkerung kostenlos Behandlung und Beratung zu sexuell übertragbaren Krankheiten, Tuberkulose und Malaria. Ferner werden Trainings zu sicherem und ökonomischem Fahren angeboten. Jährlich sollen 21.000 LKW-Fahrer angesprochen werden. Solche Fahrer, sowie Militärpersonen, Straßenhändler und Wanderarbeiter hatten wesentlich zur Ausbreitung des HI-Virus beigetragen.

Erste Erfolge beim Versuch, mit der Gen-Schere CRISPR/Cas9 das HIV-1-Erbgut aus befallenen menschlichen T4-Helferzellen auszuschneiden, erwecken Hoffnungen auf eine echte Heilung der Immunschwäche-Krankheit. Dies würde die Unterdrückungs-Therapie mit antiretroviralen Medikamenten und deren Nebenwirkungen und Kosten ersetzen.

Business Times 16.04.16; Citizen 10.01.; 22.09.15; DN 25.05.; 29.06.; 01.,17.07.; 01.12.15; 29.01.; 14.,17.4.16; Guardian 29.05.; 25.11.15; 14.04.16

Tuberkulose

2006 wurden 11.000 Tuberkulose-Kranke registriert. 2013 waren es bereits 65.000. Die meisten Fälle meldet die Region Dar-Es-Salaam (etwa 14.000); es folgen Mwanza (6.000) und Shinyanga (4.000). Die meisten Patienten stammen aus ländlichen Gegenden und sind im Alter zwischen 25 und 46 Jahren. 12% von ihnen sind HIV-positiv.

Das Ifakara Health Institute (IHI) arbeitet an einer neuen Kombinationstherapie für Tuberkulose. Sie soll kürzer sein und Resistenzbildung vermeiden. Hauptschwierigkeit bei der Behandlung von TB ist es, die Patienten dazu zu bewegen, ihre Medikamente gewissenhaft und ohne Unterbrechung einzunehmen.

Die effektivste Diagnose der TB leisten inzwischen Beutelratten, die in der Landwirtschafts-Uni Morogoro in Zusammenarbeit mit der belgischen NRO Apopo gezüchtet und trainiert werden. Sie entdecken Landminen ebenso zuverlässig wie TB-Erreger. Ihre Diagnose ist 100 mal schneller und wesentlich genauer als eine mikroskopische Prüfung. Sie sind daher gut für Massen-Untersuchungen geeignet, z. B. in Gefängnissen, wo die TB-Rate 10-fach erhöht ist.

Citizen 12.05.; 22.09.15; 22.02.16; DN 09.10.14; 09.04.15; Guardian 28.04.16; Thomson-Reuters 29.03.16

Malaria

In der Kagera-Region ging der Anteil der Malaria-Infizierten 2015 auf 9,5% zurück (2007 noch 41%). Der Regions-Chef führte das auf die massenhafte Verteilung von Moskitonetzen und prompte Behandlung zurück. In der Region werden 1,8 Mill. insektizid-behandelte Netze an 510.000 Haushalte ausgegeben. Die Maßnahmen wurden von der Malaria-Initiative des US-Präsidenten (PMI) finanziert.

Sansibar weist eine Malaria-Infektionsrate von 0,5% aus und will die Krankheit bis 2017 ausrotten (2007 noch über 40%). Dazu werden erneut 780.000 präparierte Moskitonetze verteilt und Innenräume mit langwirkenden Insektiziden besprüht. Dies wurde auf Sansibar von 94%, auf Pemba von 83% der Haushalte akzeptiert.

Landesweit verteilt der Globale Aids-Fonds 22 Mil. behandelte Moskitonetze. Das IHI entwickelte mit kanadischer Unterstützung eine Technik, aus dem Keratin von Hühnerfedern lang haltbare Moskitonetze herzustellen.

Ein tansanisch-schweizerisches Team fand heraus, dass Kinder mit fiebrigen Erkrankungen oft fälschlich mit Malaria- oder antibiotischen Mitteln behandelt werden. Bei mehr als der Hälfte hatte ein Virus das Fieber verursacht.

Ein chinesischer Mediziner glaubt, die Malaria durch konsequente und massenhafte Anwendung von Artemisinin-Kombinationspräparaten ausrotten zu können. Dies sei wirksamer als die Moskito-Bekämpfung, wie sich in Kambodscha und auf den Komoren erwiesen habe. Novartis stellte ein Malaria-Mittel vor (Coartem), das mit sechs Tabletten (statt bisher 24) auskommt (ab 12 Jahren). Dies vermeide abgebrochene Behandlungen. Forscher der Universität Dundee fanden einen Wirkstoff, der mit einer Dosis auch resistente Malaria-Parasiten abtötet und die Verbreitung durch Moskitos verhindert (noch in der Testphase). Tests in mehreren afrikanischen Ländern zeigen, dass der Impfstoff RTS,S bei Kindern zu etwa 40% wirksam ist.

Die Firma Tanzania Biotech stellt nach einem kubanischen Patent ein Larvizid her, das die Larven von Anopheles-Mücken abtötet. Das IHI entwickelte ein Gerät, das Moskitos mit menschlichen Duftstoffen und Kohlendioxid anlockt und tötet. Es soll vor allem beim Aufenthalt im Freien vor Mückenstichen schützen.

Business Times 10.,31.07.15; Citizen DN 20.07.; 21.08.; 23.11.; 28.12.15; 05.03.; 23.,24.04.16; Guardian 04.03.; 05.11.14; 08.07.15; SciDiv.net 31.12.15

Durchfall, Dengue, Hepatitis

Ebenfalls eine Entwicklung des IHI ist eine Köder-Fliegenfalle. Sie soll Durchfälle vermeiden, die u.a. durch massenhaft vorkommende Fliegen verursacht werden und bei Kindern häufig tödlich verlaufen.

Zunehmend gehen fiebrige Erkrankungen auf das Dengue-Virus zurück. Er wird durch die Aedes-Ägypti-Mücke übertragen, deren Larven sich in stehendem Wasser entwickeln. In DSM wurden bei einem Drittel der Haushalte weggeworfene Behälter mit stehendem Wasser und Mückenlarven festgestellt.

Eine Studie des Bugando-Krankenhauses (Mwanza) zeigte, dass Klinikpersonal überdurchschnittlich oft mit Hepatitis B infiziert ist und daher vorbeugend geimpft werden sollte. 5% bis 7% aller Blutkonserven müssen wegen Hepatitis B-Viren entsorgt werden (3% Hepatitis C, je 1% HIV und Syphilis). Ein Blutspende-Zentrum in Dodoma stellte bei 70% der Spender/innen die gefährliche Variante Hepatitis C fest und forderte Heiratskandidaten zum Test auf, da das Virus auch durch Sexualkontakt übertragen wird. Manche Forscher halten die virale Leberentzündung für bedrohlicher als HIV.

Citizen 03.03.16; DN 11.03.15; Guardian 05.11.14;