Thema: Geschichte Tansanias im Spiegel der Presse: Ein halbes Jahrhundert Tansania – 06/2017

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Überblick

  • 1885 Tanganyika („Buschland hinter Tanga“) wird zusammen mit den heutigen Ruanda und Burundi Deutsch-Ostafrika.
  • 1919: Tanganyika wird englisches Mandatsgebiet
  • 1954: Nyerere leitet die TANU (Tanganyika African National Union) und erreicht mit Entschiedenheit, Verhandlungsgeschick und Augenmaß einen friedlichen Übergang zur Unabhängigkeit.
  • September 1958: 28.500 Einheimische, die die Bildungs- und Einkommensvoraussetzungen erfüllen, dürfen erstmals an einer Wahl teilnehmen. Die TANU erringt 28 von 30 Ratssitzen und besiegt eine prokoloniale und eine radikale Partei (ANC).
  • 9. 12.1961: Tanganyika (9.237.000 Einwohner/innen) wird unabhängiger Staat im britischen Commonwealth und 104. Mitglied der UN; Nyerere wird Premierminister. Die TANU erringt 70 von 71 Sitzen im neuen Parlament.
  • 9. 12.1962: Tanganyika wird Republik im Commonwealth of Nations, Nyerere wird Präsident; der radikalere Rashidi Kawawa wird Premier. Die neue Verfassung nach dem Muster Ghanas sieht einen straffen Einparteien-Staat mit Streikverbot und einem sehr starken Präsidenten vor.
  • 10.12.1963: Sansibar wird als konstitutionelle Monarchie unter einem Sultan selbständig.
  • 1963: Eine Meuterei der Tanganyika-Armee wird mit britischer und kanadischer Hilfe niedergeschlagen.
  • 26.04. 1964 Union mit Sansibar unter A. Karume, Nyerere wird Präsident der Vereinigten Republik Tanzania.
  • 1967: Mit der Arusha-Erklärung wendet sich Tansania einem sozialistischen Wirtschaftsmodell zu. Die bisher weitgehend von Europäern und Tansaniern indischer Herkunft betriebenen Unternehmen und Banken werden verstaatlicht, die Landwirtschaft in Kooperativen organisiert.
  • 1979: Nachdem Truppen des ugandischen Diktators I. Amin in die Kagera-Region eingedrungen waren, erklärte Nyerere den Krieg und zwang Amin (gegen die OAU-Prinzipien der Nichteinmischung) zur Flucht nach Libyen.
  • 1980: erste demokratische Wahl auf Sansibar seit 1964 (Repräsentantenhaus).
  • 1981: Der Tansanier Dr. S.A. Salim kandidiert als erster Afrikaner als UN-Generalsekretär, scheitert aber trotz Stimmenmehrheit in 16 Wahlgängen am Veto der USA.
  • Ab 1985: Präsident Ali Hassan Mwinyi leitet wirtschaftliche Reformen ein und erlaubt eine offene politische Diskussion. Nyerere bleibt CCM-Vorsitzender bis 1990.
  • 1992: Die Mehrparteien-Demokratie wird eingeführt. 11 politische Parteien werden registriert. Die Opposition bleibt unbedeutend, bis zum Wahlbündnis UKAWA 2015, das erstmals einen gemeinsamen Präsidentschaftskandidaten aufstellt.
  • 1995: Benjamin Mkapa (CCM) wird mit 71% der Stimmen zum Präsidenten gewählt; auf Sansibar wird nach chaotischen Wahlen (23 Tote, Hunderte Verletzte, viele Flüchtlinge) Abeid Karume (CCM) Präsident. Mkapa privatisiert die meisten Staatsunternehmen, was unumgänglich war, aber auch Substanz und Arbeitsplätze kostete.
  • 2005: Jakaya Kikwete (CCM) wird mit 80% zum Staatspräsidenten gewählt; auf Sansibar wird Mohamed Shein Präsident. Kikwete war verbindlich und offen für Diskussion und Kritik. Er reiste unermüdlich um die Welt, um Finanzmittel aufzutreiben. Er trieb besonders Digitalisierung und höhere Bildung voran.
  • 2015: 38 Kandidat/innen bewerben sich in den Vorwahlen der CCM. Dr. Magufuli gelangt mit zwei Frauen in den Dreier-Vorschlag und wird schließlich zum CCM-Kandidaten bestimmt. Die vier wichtigsten Oppositionsparteien stellen mit E. Lowassa (früher CCM-Premierminister) erstmals einen gemeinsamen Präsidentschaftskandidaten auf. Magufuli wird mit 58,46% gewählt; dies ist das bisher schwächste Ergebnis eines CCM-Bewerbers.

Business Times 07.08.; 02.10.15; 17.10.16; Citizen 24.01.; 16.04.16; Guardian 08.11.15

Tangas Industriegeschichte

Vor 60 Jahren galt die Redensart „Tanga ni raha“ (in Tanga ist gut sein) wegen der vielen guten Arbeitsmöglichkeiten in großen Sisalpflanzungen und blühenden Industriebetrieben der alten Hafenstadt Tanga. Sie wurde im 16. Jahrhundert als portugiesischer Handelsposten gegründet und diente unter den omanischen Sultanen als Ausfuhrhafen für Sklaven und Elfenbein. 1891 kaufte das Deutsche Reich den Küstenstreifen, womit Tanga zum Sitz der Kolonialverwaltung wurde. Die Deutschen bauten den Hafen aus, richteten eine lokale Straßenbahn ein und legten die Bahnlinie nach Usambara und Moshi an. Sie führten den Anbau von Sisal ein, was bald zu weitläufigen und profitablen Plantagen führte. Alte Einwohner berichten stolz, Tanga habe das erste Postamt, die erste Polizeistation und die erste Teerstraße (nach Korogwe) Tanganyikas besessen.

In den ersten Jahren nach der Unabhängigkeit gab es Fabriken zur Metall, Plastik- und Holzverarbeitung. Decken, Hemden, Seife und Kunstdünger wurden hergestellt. Viele fanden Arbeit in den Sisalplantagen und konnten sich Konsumgüter leisten. Die Plantagen brachten ihre Mitarbeitenden jeden Monat in die Stadt, wo sie einkaufen und sich amüsieren konnten. Der Verfall begann, als die Betriebe verstaatlicht wurden und der Sisalpreis verfiel. Dar-Es-Salaam wurde nun dominierender Hafen und Industrie-Standort. Ein Senior meinte: „die Regierung hat uns das eingebrockt und sollte uns dafür entschädigen“.

Auch die Reprivatisierung brachte Tanga keinen raschen Aufschwung. Manche Investoren kauften marode Staatsbetriebe nur auf, um sie stillzulegen. Die Holzverarbeitung brach zusammen, weil keine Bäume nachgepflanzt wurden. Die veraltete und unzuverlässige Infrastruktur (Elektrizität, Hafen, Bahnanlagen) lähmte jede unternehmerische Tätigkeit. Neuerdings bemüht sich die Region um ein besseres Investitionsklima. Sie will den Hafen modernisieren. Betriebe, die in jüngerer Zeit expandieren, sind: Tanga Zement, PPTL Verpackungen, sowie Fabriken für Gips, Pharmazeutika und Säfte.

Citizen 09.05.16

Mwanza – Würzburg: Jubiläum

Die Partnerschaft zwischen den beiden Städten ist fast so alt wie Tansania: 2016 begehen sie ihr 50-jähriges Jubiläum. In den letzten 20 Jahren entwickelte sich eine vielseitige Zusammenarbeit mit gegenseitigen Besuchen, Studienaufenthalten, Projektfinanzierungen (Förderung von Mädchenbildung, AIDS-Waisen, Behinderten, Straßenkindern und jungen Fußballern). Austausch und Kooperation gibt es bei Feuerwehr, Stadtreinigung und Medizin. Das Bugando-Krankenhaus arbeitet mit Würzburgs Universität und Missionsärztlicher Klinik in Forschung und Fortbildung zusammen.

Mwanza, 1892 von der deutschen Kolonialverwaltung gegründet und mit 700.000 Einwohnern zweitgrößte und am schnellsten wachsende Stadt Tansanias, hat ehrgeizige Entwicklungspläne in den Bereichen Bergbau, Industrie, Tourismus, Landwirtschaft und Fischerei. Die Stadt bemüht sich, die von Präsident Magufuli angestrebte Edelmetallschmelze zu erhalten.

Die evangelischen Dekanate Würzburg und Ruvuma begehen 2017 ihr 25-jähriges Partnerschaftsjubiläum mit dem Besuch einer Delegation aus der Diözese Ruvuma und zahlreichen Festveranstaltungen. Das katholische Bistum Würzburg feierte bereits 2014 seine 25-jährige Partnerschaft mit der Diözese Mbinga. Eine Liste der Partnerschaften bayerischer Dekanate und Institutionen bietet www.mission-einewelt.de.

DN 10.04.17; Mainpost 22.01.16; www.mwanza.de