Thema: Frauen und Männer / Genderfragen: Gewalt gegen Frauen und Mädchen - 01/2018 und Thema: Geschichte Tansanias im Spiegel der Presse: Ein halbes Jahrhundert Tansania – 06/2017: Unterschied zwischen den Seiten

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==Unterdrückung==
__FORCETOC__
==Überblick==


Zu Gewalt gegen Frauen und Mädchen werden unterschiedliche Trends berichtet. Die Hilfsorganisation „Kivulini“, Mwanza [s.o. Organisationen] meldet einige Erfolge ihrer Aufklärungsarbeit. Dagegen berichtet eine staatliche Untersuchungskommission von stark zunehmenden Gewaltakten auf Sansibar.
* 1885 Tanganyika („Buschland hinter Tanga“) wird zusammen mit den heutigen Ruanda und Burundi Deutsch-Ostafrika.
* 1919: Tanganyika wird englisches Mandatsgebiet
* 1954: Nyerere leitet die TANU (Tanganyika African National Union) und erreicht mit Entschiedenheit, Verhandlungsgeschick und Augenmaß einen friedlichen Übergang zur Unabhängigkeit.
* September 1958: 28.500 Einheimische, die die Bildungs- und Einkommensvoraussetzungen erfüllen, dürfen erstmals an einer Wahl teilnehmen. Die TANU erringt 28 von 30 Ratssitzen und besiegt eine prokoloniale und eine radikale Partei (ANC).
* 9. 12.1961: Tanganyika (9.237.000 Einwohner/innen) wird unabhängiger Staat im britischen Commonwealth und 104. Mitglied der UN; Nyerere wird Premierminister. Die TANU erringt 70 von 71 Sitzen im neuen Parlament.
* 9. 12.1962: Tanganyika wird Republik im Commonwealth of Nations, Nyerere wird Präsident; der radikalere Rashidi Kawawa wird Premier. Die neue Verfassung nach dem Muster Ghanas sieht einen straffen Einparteien-Staat mit Streikverbot und einem sehr starken Präsidenten vor.
* 10.12.1963: Sansibar wird als konstitutionelle Monarchie unter einem Sultan selbständig.
* 1963: Eine Meuterei der Tanganyika-Armee wird mit britischer und kanadischer Hilfe niedergeschlagen.
* 26.04. 1964 Union mit Sansibar unter A. Karume, Nyerere wird Präsident der Vereinigten Republik Tanzania.
* 1967: Mit der Arusha-Erklärung wendet sich Tansania einem sozialistischen Wirtschaftsmodell zu. Die bisher weitgehend von Europäern und Tansaniern indischer Herkunft betriebenen Unternehmen und Banken werden verstaatlicht, die Landwirtschaft in Kooperativen organisiert.
* 1979: Nachdem Truppen des ugandischen Diktators I. Amin in die Kagera-Region eingedrungen waren, erklärte Nyerere den Krieg und zwang Amin (gegen die OAU-Prinzipien der Nichteinmischung) zur Flucht nach Libyen.
* 1980: erste demokratische Wahl auf Sansibar seit 1964 (Repräsentantenhaus).
* 1981: Der Tansanier Dr. S.A. Salim kandidiert als erster Afrikaner als UN-Generalsekretär, scheitert aber trotz Stimmenmehrheit in 16 Wahlgängen am Veto der USA.
* Ab 1985: Präsident Ali Hassan Mwinyi leitet wirtschaftliche Reformen ein und erlaubt eine offene politische Diskussion. Nyerere bleibt CCM-Vorsitzender bis 1990.
* 1992: Die Mehrparteien-Demokratie wird eingeführt. 11 politische Parteien werden registriert. Die Opposition bleibt unbedeutend, bis zum Wahlbündnis UKAWA 2015, das erstmals einen gemeinsamen Präsidentschaftskandidaten aufstellt.
* 1995: Benjamin Mkapa (CCM) wird mit 71% der Stimmen zum Präsidenten gewählt; auf Sansibar wird nach chaotischen Wahlen (23 Tote, Hunderte Verletzte, viele Flüchtlinge) Abeid Karume (CCM) Präsident. Mkapa privatisiert die meisten Staatsunternehmen, was unumgänglich war, aber auch Substanz und Arbeitsplätze kostete.
* 2005: Jakaya Kikwete (CCM) wird mit 80% zum Staatspräsidenten gewählt; auf Sansibar wird Mohamed Shein Präsident. Kikwete war verbindlich und offen für Diskussion und Kritik. Er reiste unermüdlich um die Welt, um Finanzmittel aufzutreiben. Er trieb besonders Digitalisierung und höhere Bildung voran.
* 2015: 38 Kandidat/innen bewerben sich in den Vorwahlen der CCM. Dr. Magufuli gelangt mit zwei Frauen in den Dreier-Vorschlag und wird schließlich zum CCM-Kandidaten bestimmt. Die vier wichtigsten Oppositionsparteien stellen mit E. Lowassa (früher CCM-Premierminister) erstmals einen gemeinsamen Präsidentschaftskandidaten auf. Magufuli wird mit 58,46% gewählt; dies ist das bisher schwächste Ergebnis eines CCM-Bewerbers.


Die Organisation „Women in Law and Development in Africa“ ([http://www.wildaftanzania.org/ www.wildaftanzania. org]) forderte die Regierung auf, das veraltete Ehegesetz von 1971 zu modernisieren. Es erlaubt, Mädchen mit elterlicher Zustimmung ab 14 Jahren zu verheiraten. Im Alter von 18 Jahren seien schon 40% der tansanischen Mädchen verheiratet. Dies sei oft wirtschaftlich motiviert, führe zu hohen Geburtenraten und gefährde Gesundheit und Leben von jungen Müttern und Kindern. Zu früh Gebärende haben zudem ein hohes Risiko, eine Fistula zu entwickeln. Jährlich brechen etwa 8.000 Mädchen ihren Schulbesuch wegen Schwangerschaft ab.
Business Times 07.08.; 02.10.15; 17.10.16; Citizen 24.01.; 16.04.16; Guardian 08.11.15


Unter den Wamaasai kommt es noch relativ häufig vor, dass Mädchen ab einem Alter von 12 Jahren verheiratet werden. Diese Gesetzesverstöße werden praktisch nicht verfolgt. Manche Maasai-Gemeinschaften versuchen, den schädlichen Traditionen durch intensive Aufklärungsarbeit und Kinderschutz-Teams entgegenzuwirken. Verbreitet ist die Verheiratung von Kindern noch bei Wakurya, Wahehe und Wahaya.
==Tangas Industriegeschichte==


Die staatliche Menschenrechtskommission (CHRGG) forderte ebenfalls, konsequent gegen die traditionellen Kinderehen vorzugehen. Es sei inakzeptabel, 15-jährige Mädchen an ältere Männer zu verheiraten.
Vor 60 Jahren galt die Redensart „Tanga ni raha“ (in Tanga ist gut sein) wegen der vielen guten Arbeitsmöglichkeiten in großen Sisalpflanzungen und blühenden Industriebetrieben der alten Hafenstadt Tanga. Sie wurde im 16. Jahrhundert als portugiesischer Handelsposten gegründet und diente unter den omanischen Sultanen als Ausfuhrhafen für Sklaven und Elfenbein. 1891 kaufte das Deutsche Reich den Küstenstreifen, womit Tanga zum Sitz der Kolonialverwaltung wurde. Die Deutschen bauten den Hafen aus, richteten eine lokale Straßenbahn ein und legten die Bahnlinie nach Usambara und Moshi an. Sie führten den Anbau von Sisal ein, was bald zu weitläufigen und profitablen Plantagen führte. Alte Einwohner berichten stolz, Tanga habe das erste Postamt, die erste Polizeistation und die erste Teerstraße (nach Korogwe) Tanganyikas besessen.  


In der Arusha-Region wurden 80 für Sekundarschulen qualifizierte Grundschülerinnen vor bereits arrangierten Eheschließungen gerettet. Sechs wurden wegen erhöhter Gefährdung in Heime gebracht. 36 Erziehungsberechtigte wegen Bildungssabotage verhaftet. Schulräte berichteten, dass manche Eltern ihre Töchter dazu verleiten, die Abschlussprüfung der Grundschule absichtlich nicht zu bestehen, um sie rasch verheiraten zu können.  
In den ersten Jahren nach der Unabhängigkeit gab es Fabriken zur Metall, Plastik- und Holzverarbeitung. Decken, Hemden, Seife und Kunstdünger wurden hergestellt. Viele fanden Arbeit in den Sisalplantagen und konnten sich Konsumgüter leisten. Die Plantagen brachten ihre Mitarbeitenden jeden Monat in die Stadt, wo sie einkaufen und sich amüsieren konnten. Der Verfall begann, als die Betriebe verstaatlicht wurden und der Sisalpreis verfiel. Dar-Es-Salaam wurde nun dominierender Hafen und Industrie-Standort. Ein Senior meinte: „die Regierung hat uns das eingebrockt und sollte uns dafür entschädigen“.  


In Sumbawanga, Rukwa-Region werden monatlich etwa 50 Fälle von häuslicher Gewaltanwendung gemeldet. Auch 20 Ehemänner gaben an, ihre Gattin habe sie verprügelt. Die zuständige Behörde rechnet hier mit einer großen Dunkelziffer.  
Auch die Reprivatisierung brachte Tanga keinen raschen Aufschwung. Manche Investoren kauften marode Staatsbetriebe nur auf, um sie stillzulegen. Die Holzverarbeitung brach zusammen, weil keine Bäume nachgepflanzt wurden. Die veraltete und unzuverlässige Infrastruktur (Elektrizität, Hafen, Bahnanlagen) lähmte jede unternehmerische Tätigkeit. Neuerdings bemüht sich die Region um ein besseres Investitionsklima. Sie will den Hafen modernisieren. Betriebe, die in jüngerer Zeit expandieren, sind: Tanga Zement, PPTL Verpackungen, sowie Fabriken für Gips, Pharmazeutika und Säfte.


Regionen mit verbreiteter häuslicher Gewalt gegen Frauen sind Mara und Shinyanga (78%), Tabora (71%), Kagera (67%), Geita (63%), Simiyu (62%), Mwanza (60%), alle im nordwestlichen Tansania gelegen. Etwas günstigere Zahlen finden sich im Süden und Osten: Dar-Es-Salaam (39%), Iringa (38%), Lindi (37%), Morogoro und Kilimanjaro (35%), Mtwara (33%), Tanga (25%). Die Übergriffe geschehen häufig unter Alkohol-Einfluss (Bericht des Menschenrechtszentrums LHRC, April 2017). Gewalterfahrungen gelten als die häufigste Ursache für gescheiterte Ehen und Partnerschaften. Viele Straßenkinder geben an, aus gewalt-belasteten Familien geflohen zu sein.  
Citizen 09.05.16


Im Rorya-Distrikt, Tarime-Region wurden 10 Männer festgenommen, weil sie eine 38-Jährige wegen vermuteter Zauberei nackt ausgezogen und verprügelt hatten. Ein Video der Tat war online zu sehen.
==Mwanza – Würzburg: Jubiläum==


Besonders häufig sehen sich Hausangestellte unter Druck gesetzt. Sie müssen unbezahlte Überstunden leisten, bekommen oft nicht den vereinbarten Lohn und sind nicht selten sexuellen Avancen ausgesetzt.
Die Partnerschaft zwischen den beiden Städten ist fast so alt wie Tansania: 2016 begehen sie ihr 50-jähriges Jubiläum. In den letzten 20 Jahren entwickelte sich eine vielseitige Zusammenarbeit mit gegenseitigen Besuchen, Studienaufenthalten, Projektfinanzierungen (Förderung von Mädchenbildung, AIDS-Waisen, Behinderten, Straßenkindern und jungen Fußballern). Austausch und Kooperation gibt es bei Feuerwehr, Stadtreinigung und Medizin. Das Bugando-Krankenhaus arbeitet mit Würzburgs Universität und Missionsärztlicher Klinik in Forschung und Fortbildung zusammen.  


Citizen 04.05.; 16.06.; 29.09.; 07.,17.10.17; DN 26.05.; 01. 09.16; 11.01.,26.08.; 26.12.17; Guardian 03.08.16; 04.09.17
Mwanza, 1892 von der deutschen Kolonialverwaltung gegründet und mit 700.000 Einwohnern zweitgrößte und am schnellsten wachsende Stadt Tansanias, hat ehrgeizige Entwicklungspläne in den Bereichen Bergbau, Industrie, Tourismus, Landwirtschaft und Fischerei. Die Stadt bemüht sich, die von Präsident Magufuli angestrebte Edelmetallschmelze zu erhalten.  


==Sexuelle Gewalt und Belästigung==
Die evangelischen Dekanate Würzburg und Ruvuma begehen 2017 ihr 25-jähriges Partnerschaftsjubiläum mit dem Besuch einer Delegation aus der Diözese Ruvuma und zahlreichen Festveranstaltungen. Das katholische Bistum Würzburg feierte bereits 2014 seine 25-jährige Partnerschaft mit der Diözese Mbinga. Eine Liste der Partnerschaften bayerischer Dekanate und Institutionen bietet [http://www.mission-einewelt.de/ www.mission-einewelt.de].


Dem Bericht über den „Nationalen Fünf-Jahres-Plan zur Beendigung der Gewalt gegen Frauen und Kinder“ zufolge erlitten in Tansania 20% aller Frauen ein- oder mehrfach sexuelle Gewalt. 10% gaben an, ihre erste sexuelle Erfahrung sei gewaltsam gewesen. Das Büro gegen geschlechtsbezogene Gewalt in Sumbawanga registriert jeden Monat etwa 10 Schülerinnen, die vergewaltigt und schwanger wurden.  
DN 10.04.17; Mainpost 22.01.16; [http://www.mwanza.de/ www.mwanza.de]


In Dar-Es-Salaam hielten Eltern ihre Töchter vom Schulbesuch ab, nachdem eine Reihe von Mädchen teils von Mitschülern, teils von Erwachsenen vergewaltigt worden waren. Manche wurden den Tätern von Mitschülern zugeführt, andere durch mit Drogen versetzten Süßigkeiten angelockt. Eine Mutter beklagte, dass sich die Ermittlungen der Polizei trotz eindeutiger Beweise unverständlich lange hinzögen.
[[Kategorie:06/2017]]
 
[[Kategorie:Kultur_-_Geschichte]]
In Dar-Es-Salaam berichteten 23% der Frauen über sexuelle Gewalt in ihrer Partnerschaft, in Mbeya 31%. Im ersten Halbjahr 2016 wurden in DSM 1.030 Vergewaltigungen registriert, in ganz Tansania 2016 etwa 7.000 Fälle. Mit einer hohen Dunkelziffer ist zu rechnen. Ein Bericht für das sansibarische Parlament zitiert für die Region Nord-Unguja 122 Fälle von Vergewaltigung, für Nord-Pemba 101 Fälle (2016). Die Aufklärungsquote sei gering. In Nord-Sansibar wurden in 258 Verfahren zu Sexualdelikten nur 11 Angeklagte verurteilt.
 
Das Geschlechter-Netzwerk (TGNP) regte an, an den Zollstationen Geschlechter-Büros einzurichten, da viele Zollbeamte Händlerinnen zu Gunstbeweisen zwängen.
 
Citizen 01.09.16; 26.08.; 28.10.; 04.11.17; DN 07.05.16; 04.05.; 05.10.17; Guardian 19.03.; 23.10.17
 
==Gegenmaßnahmen==
 
Die Regierung stellte einen „Nationalen Fünf-Jahres-Plan zur Beendigung der Gewalt gegen Frauen und Kinder“ vor, bei dem neun Ministerien zusammenarbeiten. Damit soll der Prozentsatz der Schwangeren unter 18 Jahren von 47 auf 10% vermindert werden. 2016 traten Frühschwangerschaften besonders gehäuft in den Regionen Shinyanga (59%), Tabora (58%), Mara (55%) und Dodoma (51%) auf.
 
Die bei allen Polizeistationen eingerichteten speziellen Büros für Geschlechterfragen („gender desks“) bewirken, dass Übergriffe nun vermehrt angezeigt und verfolgt werden. Anzeige kann man auch online erstatten ([http://www.policeforce.go.tz/julisha-uhalifu www.policeforce.go.tz/julisha-uhalifu]). Immer noch aber schweigen viele Betroffene, weil sie ihre Rechte nicht genau kennen, Repressionen befürchten oder kein Vertrauen in Polizei und Justiz haben. Prozesse platzen oft, weil Angeklagte Eltern oder Zeugen durch Geschenke dazu bewegen, nicht vor Gericht zu erscheinen.
 
Die sansibarische Regierung erklärte die wachsende Zahl der Fälle von Vergewaltigung und Kinderschändung zur nationalen Bedrohung. Die Schuldigen werden nicht mehr auf Kaution freigelassen und die Gerichtsverfahren beschleunigt. Abgeordnete verlangten, die Höchststrafe für Vergewaltigung (30 Jahre) zu verschärfen. Die meisten Übeltäter kommen aber aus Mangel an Beweisen wieder frei.
 
„Equality for Growth“ ([http://www.equalityforgrowth.org/ www.equalityfor growth.org]) organisiert zusammen mit 40 weiteren NRO Aktionen gegen geschlechterbezogene Gewalt auf allen Märkten der Küstenregion. Ihr Motto: „Gib ihr Verdienst, nicht Missbrauch!“. Die diesjährige Kampagne gegen geschlechtsbezogene Diskriminierung wendet sich gegen Herabsetzung und Belästigung von Frauen auf Märkten. „Equality for Growth“ erreichte auf sechs großen Märkten in Mwanza durch Sensibilisierung von Frauen und Aufsichtspersonen, dass die Händlerinnen deutlich weniger belästigt werden.
 
„Uzikwasa“ [s.o. „Organisationen] transportiert in Filmen („Aisha“, „Süße Täuschung“, „Vaters Stock“) und Hörspielen ihre Botschaft gegen Geschlechtergewalt. Die neue Radio-Serie „Tamapendo“ (Gier gegen Liebe) lässt ein junges Paar gegen traditionelle Unterdrückung und für Bildung und Partnerschaft kämpfen.
 
Die Gründerin einer Stiftung zur Vorbeugung gegen häusliche Gewalt macht in erster Linie überholte kulturelle Muster für das Übel verantwortlich. Sie kritisiert aber auch die Kirchen, in denen Frauen häufig einseitig zu Gehorsam und Unterwerfung aufgefordert würden, was Gewalttäter ermutige.
 
Citizen 28.08.16; 01.08.; 28.10.17; DN 06.01.; 05.04.; 23,27.06.; 19.07.; 02.,18.12.17; Nipashe 25.07.17
 
==Vorschläge von Frauenorganisationen==
 
Die frühere Parlamentspräsidentin A. Makinda begrüßte die revidierten Landgesetze, die Frauenrechte stärken. Dringend notwendig sei es jedoch, das Ehegesetz von 1971 und das Erbrecht verfassungsgemäß zu gestalten. Diese Gesetze diskriminierten Frauen und Mädchen. Nur starke zivile Organisationen könnten die Frauenrechte auch tatsächlich gegen traditionelle Widerstände durchsetzen. Daher solle der Staat solche Organisationen, die bisher ausschließlich von ausländischen Spenden abhängen, entschieden fördern. Ferner verlangte Makinda, Emanzipations- und Inklusionsfragen in die Lehrpläne aller Schulen aufzunehmen, da viele Frauen und Männer die einschlägigen Gesetze gar nicht kennen. Zur Information der Bevölkerung sei auch die Arbeit der Rechtsassistent/innen sehr hilfreich und sollte daher verstärkt werden.
 
DN 24.,29.11.16; Guardian 29.11.16
 
''Weitere Meldungen zu Gewalt gegen Schüler/innen, sowie zu Fragen der Empfängnisplanung und Reproduktionsgesundheit in kommenden Ausgaben der TI.''
 
[[Category:Soziale Fragen - Frauen]]
 
[[Kategorie:01/2018]]

Aktuelle Version vom 6. Januar 2019, 20:22 Uhr

Überblick

  • 1885 Tanganyika („Buschland hinter Tanga“) wird zusammen mit den heutigen Ruanda und Burundi Deutsch-Ostafrika.
  • 1919: Tanganyika wird englisches Mandatsgebiet
  • 1954: Nyerere leitet die TANU (Tanganyika African National Union) und erreicht mit Entschiedenheit, Verhandlungsgeschick und Augenmaß einen friedlichen Übergang zur Unabhängigkeit.
  • September 1958: 28.500 Einheimische, die die Bildungs- und Einkommensvoraussetzungen erfüllen, dürfen erstmals an einer Wahl teilnehmen. Die TANU erringt 28 von 30 Ratssitzen und besiegt eine prokoloniale und eine radikale Partei (ANC).
  • 9. 12.1961: Tanganyika (9.237.000 Einwohner/innen) wird unabhängiger Staat im britischen Commonwealth und 104. Mitglied der UN; Nyerere wird Premierminister. Die TANU erringt 70 von 71 Sitzen im neuen Parlament.
  • 9. 12.1962: Tanganyika wird Republik im Commonwealth of Nations, Nyerere wird Präsident; der radikalere Rashidi Kawawa wird Premier. Die neue Verfassung nach dem Muster Ghanas sieht einen straffen Einparteien-Staat mit Streikverbot und einem sehr starken Präsidenten vor.
  • 10.12.1963: Sansibar wird als konstitutionelle Monarchie unter einem Sultan selbständig.
  • 1963: Eine Meuterei der Tanganyika-Armee wird mit britischer und kanadischer Hilfe niedergeschlagen.
  • 26.04. 1964 Union mit Sansibar unter A. Karume, Nyerere wird Präsident der Vereinigten Republik Tanzania.
  • 1967: Mit der Arusha-Erklärung wendet sich Tansania einem sozialistischen Wirtschaftsmodell zu. Die bisher weitgehend von Europäern und Tansaniern indischer Herkunft betriebenen Unternehmen und Banken werden verstaatlicht, die Landwirtschaft in Kooperativen organisiert.
  • 1979: Nachdem Truppen des ugandischen Diktators I. Amin in die Kagera-Region eingedrungen waren, erklärte Nyerere den Krieg und zwang Amin (gegen die OAU-Prinzipien der Nichteinmischung) zur Flucht nach Libyen.
  • 1980: erste demokratische Wahl auf Sansibar seit 1964 (Repräsentantenhaus).
  • 1981: Der Tansanier Dr. S.A. Salim kandidiert als erster Afrikaner als UN-Generalsekretär, scheitert aber trotz Stimmenmehrheit in 16 Wahlgängen am Veto der USA.
  • Ab 1985: Präsident Ali Hassan Mwinyi leitet wirtschaftliche Reformen ein und erlaubt eine offene politische Diskussion. Nyerere bleibt CCM-Vorsitzender bis 1990.
  • 1992: Die Mehrparteien-Demokratie wird eingeführt. 11 politische Parteien werden registriert. Die Opposition bleibt unbedeutend, bis zum Wahlbündnis UKAWA 2015, das erstmals einen gemeinsamen Präsidentschaftskandidaten aufstellt.
  • 1995: Benjamin Mkapa (CCM) wird mit 71% der Stimmen zum Präsidenten gewählt; auf Sansibar wird nach chaotischen Wahlen (23 Tote, Hunderte Verletzte, viele Flüchtlinge) Abeid Karume (CCM) Präsident. Mkapa privatisiert die meisten Staatsunternehmen, was unumgänglich war, aber auch Substanz und Arbeitsplätze kostete.
  • 2005: Jakaya Kikwete (CCM) wird mit 80% zum Staatspräsidenten gewählt; auf Sansibar wird Mohamed Shein Präsident. Kikwete war verbindlich und offen für Diskussion und Kritik. Er reiste unermüdlich um die Welt, um Finanzmittel aufzutreiben. Er trieb besonders Digitalisierung und höhere Bildung voran.
  • 2015: 38 Kandidat/innen bewerben sich in den Vorwahlen der CCM. Dr. Magufuli gelangt mit zwei Frauen in den Dreier-Vorschlag und wird schließlich zum CCM-Kandidaten bestimmt. Die vier wichtigsten Oppositionsparteien stellen mit E. Lowassa (früher CCM-Premierminister) erstmals einen gemeinsamen Präsidentschaftskandidaten auf. Magufuli wird mit 58,46% gewählt; dies ist das bisher schwächste Ergebnis eines CCM-Bewerbers.

Business Times 07.08.; 02.10.15; 17.10.16; Citizen 24.01.; 16.04.16; Guardian 08.11.15

Tangas Industriegeschichte

Vor 60 Jahren galt die Redensart „Tanga ni raha“ (in Tanga ist gut sein) wegen der vielen guten Arbeitsmöglichkeiten in großen Sisalpflanzungen und blühenden Industriebetrieben der alten Hafenstadt Tanga. Sie wurde im 16. Jahrhundert als portugiesischer Handelsposten gegründet und diente unter den omanischen Sultanen als Ausfuhrhafen für Sklaven und Elfenbein. 1891 kaufte das Deutsche Reich den Küstenstreifen, womit Tanga zum Sitz der Kolonialverwaltung wurde. Die Deutschen bauten den Hafen aus, richteten eine lokale Straßenbahn ein und legten die Bahnlinie nach Usambara und Moshi an. Sie führten den Anbau von Sisal ein, was bald zu weitläufigen und profitablen Plantagen führte. Alte Einwohner berichten stolz, Tanga habe das erste Postamt, die erste Polizeistation und die erste Teerstraße (nach Korogwe) Tanganyikas besessen.

In den ersten Jahren nach der Unabhängigkeit gab es Fabriken zur Metall, Plastik- und Holzverarbeitung. Decken, Hemden, Seife und Kunstdünger wurden hergestellt. Viele fanden Arbeit in den Sisalplantagen und konnten sich Konsumgüter leisten. Die Plantagen brachten ihre Mitarbeitenden jeden Monat in die Stadt, wo sie einkaufen und sich amüsieren konnten. Der Verfall begann, als die Betriebe verstaatlicht wurden und der Sisalpreis verfiel. Dar-Es-Salaam wurde nun dominierender Hafen und Industrie-Standort. Ein Senior meinte: „die Regierung hat uns das eingebrockt und sollte uns dafür entschädigen“.

Auch die Reprivatisierung brachte Tanga keinen raschen Aufschwung. Manche Investoren kauften marode Staatsbetriebe nur auf, um sie stillzulegen. Die Holzverarbeitung brach zusammen, weil keine Bäume nachgepflanzt wurden. Die veraltete und unzuverlässige Infrastruktur (Elektrizität, Hafen, Bahnanlagen) lähmte jede unternehmerische Tätigkeit. Neuerdings bemüht sich die Region um ein besseres Investitionsklima. Sie will den Hafen modernisieren. Betriebe, die in jüngerer Zeit expandieren, sind: Tanga Zement, PPTL Verpackungen, sowie Fabriken für Gips, Pharmazeutika und Säfte.

Citizen 09.05.16

Mwanza – Würzburg: Jubiläum

Die Partnerschaft zwischen den beiden Städten ist fast so alt wie Tansania: 2016 begehen sie ihr 50-jähriges Jubiläum. In den letzten 20 Jahren entwickelte sich eine vielseitige Zusammenarbeit mit gegenseitigen Besuchen, Studienaufenthalten, Projektfinanzierungen (Förderung von Mädchenbildung, AIDS-Waisen, Behinderten, Straßenkindern und jungen Fußballern). Austausch und Kooperation gibt es bei Feuerwehr, Stadtreinigung und Medizin. Das Bugando-Krankenhaus arbeitet mit Würzburgs Universität und Missionsärztlicher Klinik in Forschung und Fortbildung zusammen.

Mwanza, 1892 von der deutschen Kolonialverwaltung gegründet und mit 700.000 Einwohnern zweitgrößte und am schnellsten wachsende Stadt Tansanias, hat ehrgeizige Entwicklungspläne in den Bereichen Bergbau, Industrie, Tourismus, Landwirtschaft und Fischerei. Die Stadt bemüht sich, die von Präsident Magufuli angestrebte Edelmetallschmelze zu erhalten.

Die evangelischen Dekanate Würzburg und Ruvuma begehen 2017 ihr 25-jähriges Partnerschaftsjubiläum mit dem Besuch einer Delegation aus der Diözese Ruvuma und zahlreichen Festveranstaltungen. Das katholische Bistum Würzburg feierte bereits 2014 seine 25-jährige Partnerschaft mit der Diözese Mbinga. Eine Liste der Partnerschaften bayerischer Dekanate und Institutionen bietet www.mission-einewelt.de.

DN 10.04.17; Mainpost 22.01.16; www.mwanza.de