Thema: Frauen und Männer / Genderfragen: Gender-Politik - 01/2018

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Gleichstellung

Der EAC-Bericht 2017 zur Geschlechtergerechtigkeit (s. o. S. 7) sieht die in allen Entwicklungsprojekten hervorgehobene Inklusion der Frauen in Gesetzgebung und Alltag in Ostafrika unterschiedlich umgesetzt: In Ruanda zu 76%, Burundi 53%, Tansania 52%, Kenia 48%, Uganda 47%.

Eine Sprecherin von UN-Women [s.u. „Organisationen“] machte erneut darauf aufmerksam, dass das Nachhaltige Entwicklungsziel Nr. 1 eng mit der unter Ziel Nr. 5 formulierten Geschlechtergerechtigkeit zusammenhängt. Kinderehen, Müttersterblichkeit, verweigerte Selbstbestimmung, fehlende Empfängniskontrolle und beschränkter Ressourcen-Zugang (Land, Kapital, Kredite) von Frauen hemmten entscheidend den wirtschaftlichen Fortschritt.

Eine malaysische Bildungsexpertin forderte, Frauen mehr zu selbständigem Lernen anzuhalten und geeigneten Bewerberinnen Gelegenheit zu Promotionsstudien zu bieten. Dies sei für Entwicklungsfortschritte unerlässlich. Dazu müssten jedoch kulturelle Blockaden überwunden werden, die Frauen benachteiligen.

Der „Bericht zur menschlichen Entwicklung 2016“ (UNDP) stellt fest, dass sich die generelle Teilhabe von Frauen an ökonomischen Entscheidungen von 2011 bis 2014 von 30 auf 41% verbessert hat. Dennoch verdienen Frauen durchschnittlich 24% weniger als Männer, weil sie mehrheitlich informelle Geschäfte betreiben und Viele durch häufige Geburten eingeschränkt sind.

Citizen 22.11.16; 03.08.17; Guardian25.10.17; Monitor, Uganda 04.05.17

Landrechte

Die „Stiftung für Zivilgesellschaft“ und TAWLA [s.u. „Organisationen] erreichten bisher, dass 8% der Frauen im Arumeru-Distrikt eigenes Land besitzen. In der traditionellen Wameru-Gesellschaft können Frauen nur über männliche Verwandte Land bearbeiten, da sie als „beweglich“ gelten und Landbesitz mit ihnen aus dem Sippenverband zur Großfamilie des Mannes übergehen kann. Die tansanische Verfassung garantiert Frauen und Männern gleiche Rechte auf Grundbesitz, definiert aber nicht, was gelten soll, wenn dieses Recht mit ethnischen Traditionen kollidiert. Diesen zufolge gehört Land immer der Großfamilie, nicht Individuen.

Bäuerinnen im Chamwino-Distrikt, Dodoma-Region gründeten ein Kleinbäuerinnen-Forum, um ihre Rechte zu wahren. Sie wollten nicht länger das ganze Jahr auf dem Feld arbeiten und dann erleben, dass der Ehegatte die Ernte verkauft und vertrinkt.

37 Witwen und arme Barabaig-Frauen im Hanang-Distrikt, Manyara-Region erhielten mit Hilfe eines Oxfam-Teams erstmalig Grundbesitz-Urkunden.

Auch das Rechtshilfe-Zentrum für Frauen (WLAC) forderte, das tansanische Erbrecht der UN-Antidiskriminierungskonvention CEDAW anzugleichen. Es genüge nicht, Frauen einen „Zugang“ zu Landnutzung zu sichern ohne klares Eigentum und uneingeschränkte Verfügung zu gewährleisten.

Citizen 06.09.; 13.12.17; East African 07.12.16;Guardian 17.04.16; 12.12.17

Frauenrechte

Die Vereinigung der Rechtsanwältinnen und weitere Fürsprache-Organisationen auf Sansibar kritisierten die neue Fassung des Gesetzes über Kadi-Gerichte, die familiäre Angelegenheiten nach muslimischem Recht bearbeiten. Das Gesetz verletze den Gleichheitsgrundsatz, weil es Frauen von Spitzenpositionen ausschließe.

Human Rights Watch (HRW, Washington) erinnerte die tansanische Regierung in einem offiziellen Schreiben daran, dass sie wiederholte Aufforderungen ignoriert habe, Rechtsverletzungen gegen zwei Witwen zu korrigieren. Diesen waren ihre Erbrechte vorenthalten worden. Auch die angemahnte Anpassung einschlägiger Gesetze, die Frauen diskriminieren, an die UN-Vorgaben lasse auf sich warten. In der neuen Verfassung sollte ferner eindeutig festgehalten werden, dass die Grundrechte Vorrang vor ethnischen Traditionen haben.

Citizen 19.04.16; 24.09.17; Guardian 16.11.16; Human Rights Watch 17.04.16

Staatliche und internationale Förderung

Aus Anlass des Weltfrauentages versicherte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums, die Regierung sehe in den Frauen die Basis für die Industrialisierung des Landes und wolle daher alles für ihre Gleichstellung und Förderung tun. Alle Distrikte sollen einen Rat zur wirtschaftlichen Stärkung von Frauen einrichten. Öffentliche Aufträge sollen zu mindestens 30% an von Frauen oder Jugendlichen geführte Firmen gehen.

„Trade Mark East Africa“ (www.trademark ea.com) stellte der „Tansanischen Frauen-Handelskammer“ $ 5,3 Mill. zur Verfügung, um Unternehmerinnen und Händlerinnen zu fördern und Handelshemmnisse zu beseitigen. In Ostafrika wickeln Händlerinnen 70% des grenzüberschreitenden Handels ab. TMEA wird von europäischen und nordamerikanischen Staaten finanziert.

Regierung und Landwirtschaftliche Entwicklungsbank fördern kommerziell orientierte Landwirtinnen mit Düngemitteln, Saatgut und Traktoren über das CAWAT-Zentrum [s.u. „Organisationen“]. CAWAT wird von Japan und der Schweiz unterstützt.

Schweden stellt Tansania über die UN $ 36 Mill. zur Verfügung, um Frauen, Kinder und Jugendliche zu fördern. Damit soll inklusives Wirtschaftswachstum, Geschlechtergleichheit, Menschenrechte und Demokratie gestärkt werden.

Finnland unterstützt mit $ 4 Mill. die NRO „Wanawake wanaweza“ (Frauen schaffen es), die Frauen, auch junge und behinderte, auf Leitungspositionen vorbereitet. Sie ist in 36 Regionen des Landes tätig.

Citizen 14.11.16; 27.02.; 04.12.17; DN 04.03.17; Guardian 30.12.16; 05.,15.12.17

Private Förderung

Die „Erfolgreichen Frauen“ gründeten ein Online-Portal, das jungen Frauen Beratung anbietet und Mentorinnen vermittelt: www.twaa.or.tz.

Die Unternehmer-Vereinigung (ATE) fördert mit ihrem jeweils 9-monatigen Kursprogramm „Weibliche Zukunft“ jährlich 20 weibliche Führungskräfte in Leitungskompetenzen. Experten des norwegischen Unternehmerverbands unterstützen das Programm. In größeren Firmen sind derzeit 65% der Vorstandsmitglieder männlich und 35% weiblich. Bei Firmenchefs ist das Verhältnis noch 78 zu 22%.

„Energy4Impact“ (www.energy4impact. org) beschafft Klein-Unternehmerinnen Kapital, die Geräte für erneuerbare Energien vertreiben wollen (Brikett-Maschinen, Solarstrom-Anlagen, Sparkocher). Das Kapital wird über eine britische und eine tansanische Crowd-Funding-Initiative beschafft.

Das amerikanische Sozialunternehmen „Solar Sister“ (www.solarsister.org) schult und begleitet Frauen, die netzunabhängige Solar-Anlagen und effiziente Herde bauen und betreiben wollen. Die angehenden Unternehmerinnen erhalten eine einjährige Ausbildung und eine Investitionshilfe.

Die Gruppe „Africa International“ bietet Frauen, die Transport-Unternehmerinnen werden wollen, Fahrkurse und Anschaffungskredite an.

DN 17.09.16; 29.06.; 10.08.17; Guardian 15.,21.12.17

Zivilgesellschaftliche Organisationen

Auf lokaler Ebene gibt es unzählige Frauengruppen und -organisationen, oft mit religiöser, pädagogischer oder karitativer Orientierung. Neben den „Frauenflügeln“ der politischen Parteien sind einige Organisationen, die sich gesellschaftlich und politisch mit der Geschlechter-Thematik befassen, von überregionaler Bedeutung. Bei ihnen stehen entwicklungspolitische und Menschenrechts-Aspekte im Vordergrund:

  • Tanzania Gender Networking Program (TGNP-Mtandao - www.tgnp.org): seit 1993, Schwerpunktregionen sind: Küste, Mara, Mbeya, Morogoro und Shinyanga; Fortbildungskurse und Fürsprache für einen „transformativen Feminismus“; Zusammenarbeit u.a. mit „UN-Women“, „UN Population Fund“, „Crossroads International“, „Action Aid“, „Foundation for Civil Society“, „Young Feminist Forum“, „Eastern African Sub-regional Support Initiative for the Advancement of Women“ (www.eassi.org)
  • Gender Training Institute (GTI) / Centre for Leadership: seit 1993 in Dar-Es-Salaam; Sensibilisierung, Training und Beratung zu feministischen Aktivitäten; www.tgnp.org/gender-training
  • Women Fund TZ (www.wft.or.tz): Fallstudien und Kampagnen-Finanzierung, z.B. Frauenrechte in der Wirtschaft, Feministische Stimmen zu Klimawandel, Bekämpfung von Armut und sexueller Korruption, Land- und Wasserfragen; unterstützt von Irland
  • Centre for Advancement of Women in Agriculture in Tanzania (www.cawat.org): fördert vor allem kommerzielle Landwirtinnen
  • Tanzania Media Women's Association (www. tamwa.org): Sensibilisierung von Journalist/innen und Öffentlichkeit für Genderfragen; unterstützt von Dänemark, Frankreich, USA und privaten Stiftungen
  • Tanzania Women Lawyers Association (www. tawla.or.tz); tritt für Frauenrechte ein
  • Women Legal Aid Centre (www.wlac.or.tz): Rechtshilfe für Frauen und Kinder; unterstützt von UN-Organisationen, England, Norwegischer Kirche
  • Equality for Growth (www.equalityforgrowth.org): engagiert sich vor allem für Frauen im informellen Sektor, z.B. Händlerinnen
  • Uzikwasa (www.uzikwasa.or.tz): Für Frauen-Emanzipation im Pangani-Distrikt, Tanga-Region; Schwerpunkt: Öffentlichkeitsarbeit über Film und Hörspielserien
  • Tanzania Women and Children Welfare Centre (www.envaya.org): Rechtshilfe, AIDS-Beratung, Kredite, benachteiligte Kinder
  • Centre for Widows and Children Assistance (www. childrenwidows.blogspot.com): Rechtsaufklärung und -hilfe für Frauen, Witwen und Kinder
  • Kivulini (www.kivulinitz.org) in Mwanza, seit 1999
  • Kilimanjaro Women Information Exchange and Consultancy Organisation (www.kwieco.org), seit 1987; Bildung zu Menschen-, Frauen- und Kinderrechten, Rechtsberatung, Opferberatung