Thema: Energieträger: Erdgas – Erdöl – Kohle – Uran: Kohle, Uran - 12/2017 und Thema: Energieträger: Erdgas – Erdöl – Kohle – Uran: Umweltschutz, erneuerbare Energieträger - 12/2017: Unterschied zwischen den Seiten

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== Kohle ==
== Umwelt: Gefährdung, Schutzmaßnahmen ==


Tansania besitzt etwa fünf Mrd. t abbaufähige Kohle, allerdings unterschiedlicher Qualität. Zurzeit werden jährlich 250.000 t Kohle abgebaut.
Umweltminister J. Makamba erinnerte daran, dass in Tansania täglich 1.250 ha Baumbestand zu Holzkohle verarbeitet werden. Daher ging die bewaldete Fläche in Tansania seit 1964 um 50% zurück. Die Energieagentur TPDC will die Holzkohle mittelfristig durch Erdgas ersetzen. Sie arbeitet an einem Masterplan zur Versorgung mit Erdgas für die Regionen Küste, Mtwara und Lindi; in einer späteren Phase sollen auch Morogoro, Arusha, Tanga, Dodoma, Mwanza und Mbeya an das Erdgasnetz angeschlossen oder mit komprimiertem Gas in Zylindern versorgt werden. Die erste Phase sieht vor, ein Verteilungsnetz in Dar-Es-Salaam aufzubauen, wo jährlich 500.000 t Holzkohle verbraucht werden. 65 km Gasleitung sollen etwa 30.000 Haushalte versorgen. TPDC lud in- und ausländische Firmen ein, sich an den Erschließungsarbeiten zu beteiligen.


Bereits 2011 schloss die Nationale Entwicklungskörperschaft (NDC) einen Vertrag mit der chinesischen Firma Sechuan Hongda (80%; NDC 20%) über ein riesiges Kohle-Bergwerk mit 600 MW-Kraftwerk in Mchuchuma, Ludewa-Distrikt (Investitionskosten $ 3 Mrd.). Bisher geschah allerdings wenig, einerseits, weil der Präsident die Vertragsbedingungen zugunsten des Staates revidieren will, andererseits, wegen zunehmender Umwelt-Bedenken.  
Mit dänischer Hilfe werden 45 größere Fabriken auf Energie-Effizienz geprüft. Da die Energiekosten bis zu 40% betragen, sind hier erhebliche Einsparungen möglich. Interessierte Betriebe erhalten zinsgünstige Kredite für effiziente Maschinen.


Umweltexperten und Anwohner im Ludewa-Distrikt, Njombe-Region verweisen auf die besonders verheerende CO2-Bilanz von Kohlekraftwerken gegenüber Gas-Dampf- oder gar Wind-Generatoren. Hinzu kommen sehr ernüchternde Erfahrungen aus dem Mbinga-Distrikt, Ruvuma-Region wo TANCOAL (im Besitz der staatlichen NDC – 30% - und der australischen Intra Energy – 70%) seine Umweltschutz-Versprechungen zur Ngaka-Mine nicht einhielt und Land und Wasserläufe verseuchte. Sechuan Hongda eile in dieser Beziehung ein sehr schlechter Ruf voraus. In Mchuchuma werden 428 Mill. t Kohle vermutet, in Liganga 126 Mill. t Eisen. Hier könnten insgesamt 32.000 Arbeitsplätze entstehen.
Ein Artikel im Wissenschaftsjournal „Science“ warnt vor erheblichen Umweltrisiken durch Ölbohrungen im Tanganyikasee [s.o. Erdöl-Vorkommen]. Der See enthalte 1/5 allen Oberflächensüßwassers der Erde und es dauere 7000 Jahre, bis sich sein Wasser einmal erneuert. 10 Mill. Menschen hingen von einem intakten Ökosystem dort ab, sowie Millionen weiter im Kongobecken. Die Erfahrungen in Nigeria mit tausenden von Öl-Unfällen zeigten, welche Risiken Ölbohrungen mit sich brächten. Auch tansanische Umweltschutz-Organisationen forderten, die Strafandrohung für Umweltschäden durch Ölfirmen drastisch zu verschärfen.  


Die Regierung verbot den Zementfabriken, südafrikanische Kohle einzuführen, um der heimischen Kohle aufzuhelfen. Die Abnehmer kritisierten minderwertige Qualität, unzuverlässige Lieferung und hohe Preise der tansanischen Kohle. Tancoal (Ngaka, Mbinga) meldete eine Erhöhung ihrer Monatsproduktion auf 80.000 t.
Auch Nationalparks und Wildschutzgebiete bleiben nicht von Ölsuchern verschont. Die Swala Tanzania Ltd. [s. o. S. 7] erhielt 2016 eine Unbedenklichkeitsbescheinigung von der Umweltschutz-Behörde NEMC für die geschützten Zonen in der Kilombero-Konzession. Unter vergleichsweise strengen Auflagen darf sie damit auf begrenzte Zeit Probebohrungen auch in Schutzgebieten ausführen. U.a. geht es um den Bestand der seltenen Puku-Antilope (Kiswahili: sheshe). Die Firma ist der Ansicht, dass der wachsende Bevölkerungsdruck die größte Bedrohung für die Schutzgebiete darstellt.  


Eine 2016 angeplante Eisenbahnlinie von Mchuchuma über Ngaka zum Hafen Mtwara ist nicht mehr im Gespräch.
Citizen 26.06.15; 22.02.; .07.17; DN 10.08.15; 24.04.; 04.08.17; Guardian 16.07.17


Citizen 22.04.; 13.05.17; DN 02.02.15; 20.05.16; 15.05.; 08.06.17; East African 30.07.17; Guardian 01.09.17
== Nachhaltige Energieträger ==


== Uran ==
Ein bisher unterschätzter Kostenfaktor bei Solarstrom: In ganz Afrika sind die Solaranlagen bei Dieben besonders beliebt und müssen Tag und Nacht von Sicherheitsdiensten, Polizei oder Soldaten bewacht werden, die ihrerseits nicht immer gegen lukrative Angebote immun sind.


In Tansania sind seit 2005 etwa 20 Unternehmen mit der Suche nach Uran beschäftigt. Die wichtigsten Lagerstätten befinden sich in den Distrikten Manyoni (Singida-Region), Bahi (Dodoma), Nachingwea (Lindi) und Namtumbo (Ruvuma), die wichtigste im Selous-Wildschutzgebiet (an den Flüssen Madaba und Mkuju). Dort werden 60.000 t Uran vermutet. Die UNESCO gestattete Tansania, das für die Uranmine vorgesehene Gebiet aus dem Weltnaturerbe Selous auszugliedern.
Eine Firma in Arusha bietet unter dem Namen „Moto Poa“ (Cooles Kochen) spezielle Herde an, die mit einem Äthanol-Gel betrieben werden, das aus Zuckerrohr-Abfällen gewonnen wird. Diese Technik arbeitet rußfrei und kann Holzkohle effizient ersetzen.


Die russische Rosatom lässt ihre Lizenz für das $ 1,2-Mrd.-Mkuju-Uranprojekt wegen stark gefallener Uranpreise und unvorteilhafter Bergbaugesetze für fünf Jahre ruhen. Auch ein für 2025 geplanter nuklearer Forschungsreaktor ($ 4 Mrd.) scheint nicht mehr aktuell zu sein. Prinzipiell gestattet das Atomenergie-Gesetz von 2003 die Elektrizitätserzeugung durch Nuklear-Reaktoren. Der Nuklear-Experte D. Kammen (Berkeley, USA) forderte die ostafrikanischen Staaten auf, erneuerbare Energien wie Sonne, Wind und Geothermie der veralteten und gefährlichen nuklearen Option vorzuziehen. Kalifornien habe bereits 50% seines Atomstroms durch Solarstrom ersetzt.
Die Energie-Agentur für ländliche Regionen (REA) förderte mit norwegischer Hilfe den Bau von 10.000 individuellen Biogas-Anlagen, die mit Rinderdung betrieben werden und Methangas für Beleuchtung und Kochen liefern. Die Besitzer erhalten 25% Zuschuss zu den Baukosten von etwa € 600. Ein ähnliches Projekt mit niederländischer Unterstützung (African Biogas Partnership Programme) errichtete bereits 12.000 solcher Reaktoren; derzeit läuft seine zweite Phase mit weiteren 10.000 Biogas-Anlagen. Regionen mit Stall-Viehhaltung können so den Brennholz- und Holzkohle-Verbrauch reduzieren. Durchführungspartner sind in der Regel NRO, darunter die katholische und die lutherische Kirche.


Die tansanische Regierung drängt Rosatom, bald mit der Uranförderung zu beginnen. Die im Selous-Reservat geplante Mine würde allerdings hoch automatisiert arbeiten und vergleichsweise wenige Arbeitsplätze schaffen. Eine von Rosatom im Selous-Park bereits gebaute Straße erleichterte Wilderern den Zugang und trug zum katastrophalen Rückgang der Elefantenpopulation bei.  
Tansania erhielt Förderungszusagen für die UN-gestützte Initiative „Nachhaltige Energie für Alle“ (SE4A – Sustainable Energy for All) von der EU (€ 108 Mill.), der Afrikanischen Entwicklungsbank ($ 100 Mill.), Skandinavien ($ 300 Mill.) und der Weltbank ($ 300 Mill.). SE4A will bis 2030 universellen Zugang zu elektrischer Energie, erhöhte Energie-Effizienz und überwiegend nachhaltige Stromerzeugung erreichen.


Mehrere zivilgesellschaftliche Organisationen (Christenrat, Katholische Bischofskonferenz, Muslimrat, Menschenrechtszentrum, WWF) machten auf die schwer kontrollierbaren Auswirkungen des Uranbergbaus auf Umwelt, Grundwasser und Gesundheit aufmerksam und forderten genaue politische Vorgaben, bevor der Uranabbau beginnt. Die zuständigen Behörden müssten Nuklear-Spezialisten einstellen, um die Risiken kompetent beurteilen zu können. 2015 hatte die Internationale Atomenergie-Agentur der Tansanischen Atomkommission (TEAC) bescheinigt, dass sie noch viele Herausforderungen bewältigen müsse.
Mehr zu erneuerbaren Energien:


Kritiker errechneten, dass nachhaltiger Tourismus in der Selous-Zone Tansania sehr viel mehr einbringen würde als ein 10-jähriger Uranabbau mit unabsehbaren Risiken für Mensch und Umwelt.
TI Okt. 17, SS 10-12


Die TEAC führte mit US-Hilfe eine Trainingswoche für Radiologen und Polizeiführer durch, um die Risiken radioaktiver Substanzen in den Händen von Terroristen bewusst zu machen. Versuche, solche Materialien illegal zu erwerben, seien wiederholt beobachtet worden.
Citizen 21.,24.01.; 17.04.16; 22.04.17; DN 15.10.15; 23.01.; 12.07.16; Guardian 24.08.15; 24.01.; 30.07.16


Citizen 29.05.14; 15.10.15; 04.12.16; 09.10.17; DN 26.12.13; 01., 29.05.14; 27.02.15; 07.01.; 09.,12.07.; 21.11.17; East African 31.10.16; Guardian 19.10.15; 09.07.17; [http://www.wise-uranium.org/ www.wise-uranium.org]; Interaktive Karte zu allen Bergbau-Lizenzen: [http://portal.mem.go.tz/map/ http://portal.mem.go.tz/map]
[[Category:Wirtschaft - Bodenschätze]]
 
[[Category:Bau, Energie, Technik, Wasser - Erneuerbare Energien]]
[[Kategorie:12/2017]]
[[Category:12/2017]]
[[Kategorie:Wirtschaft_-_Bodenschätze]]

Aktuelle Version vom 6. Januar 2019, 20:22 Uhr

Umwelt: Gefährdung, Schutzmaßnahmen

Umweltminister J. Makamba erinnerte daran, dass in Tansania täglich 1.250 ha Baumbestand zu Holzkohle verarbeitet werden. Daher ging die bewaldete Fläche in Tansania seit 1964 um 50% zurück. Die Energieagentur TPDC will die Holzkohle mittelfristig durch Erdgas ersetzen. Sie arbeitet an einem Masterplan zur Versorgung mit Erdgas für die Regionen Küste, Mtwara und Lindi; in einer späteren Phase sollen auch Morogoro, Arusha, Tanga, Dodoma, Mwanza und Mbeya an das Erdgasnetz angeschlossen oder mit komprimiertem Gas in Zylindern versorgt werden. Die erste Phase sieht vor, ein Verteilungsnetz in Dar-Es-Salaam aufzubauen, wo jährlich 500.000 t Holzkohle verbraucht werden. 65 km Gasleitung sollen etwa 30.000 Haushalte versorgen. TPDC lud in- und ausländische Firmen ein, sich an den Erschließungsarbeiten zu beteiligen.

Mit dänischer Hilfe werden 45 größere Fabriken auf Energie-Effizienz geprüft. Da die Energiekosten bis zu 40% betragen, sind hier erhebliche Einsparungen möglich. Interessierte Betriebe erhalten zinsgünstige Kredite für effiziente Maschinen.

Ein Artikel im Wissenschaftsjournal „Science“ warnt vor erheblichen Umweltrisiken durch Ölbohrungen im Tanganyikasee [s.o. Erdöl-Vorkommen]. Der See enthalte 1/5 allen Oberflächensüßwassers der Erde und es dauere 7000 Jahre, bis sich sein Wasser einmal erneuert. 10 Mill. Menschen hingen von einem intakten Ökosystem dort ab, sowie Millionen weiter im Kongobecken. Die Erfahrungen in Nigeria mit tausenden von Öl-Unfällen zeigten, welche Risiken Ölbohrungen mit sich brächten. Auch tansanische Umweltschutz-Organisationen forderten, die Strafandrohung für Umweltschäden durch Ölfirmen drastisch zu verschärfen.

Auch Nationalparks und Wildschutzgebiete bleiben nicht von Ölsuchern verschont. Die Swala Tanzania Ltd. [s. o. S. 7] erhielt 2016 eine Unbedenklichkeitsbescheinigung von der Umweltschutz-Behörde NEMC für die geschützten Zonen in der Kilombero-Konzession. Unter vergleichsweise strengen Auflagen darf sie damit auf begrenzte Zeit Probebohrungen auch in Schutzgebieten ausführen. U.a. geht es um den Bestand der seltenen Puku-Antilope (Kiswahili: sheshe). Die Firma ist der Ansicht, dass der wachsende Bevölkerungsdruck die größte Bedrohung für die Schutzgebiete darstellt.

Citizen 26.06.15; 22.02.; .07.17; DN 10.08.15; 24.04.; 04.08.17; Guardian 16.07.17

Nachhaltige Energieträger

Ein bisher unterschätzter Kostenfaktor bei Solarstrom: In ganz Afrika sind die Solaranlagen bei Dieben besonders beliebt und müssen Tag und Nacht von Sicherheitsdiensten, Polizei oder Soldaten bewacht werden, die ihrerseits nicht immer gegen lukrative Angebote immun sind.

Eine Firma in Arusha bietet unter dem Namen „Moto Poa“ (Cooles Kochen) spezielle Herde an, die mit einem Äthanol-Gel betrieben werden, das aus Zuckerrohr-Abfällen gewonnen wird. Diese Technik arbeitet rußfrei und kann Holzkohle effizient ersetzen.

Die Energie-Agentur für ländliche Regionen (REA) förderte mit norwegischer Hilfe den Bau von 10.000 individuellen Biogas-Anlagen, die mit Rinderdung betrieben werden und Methangas für Beleuchtung und Kochen liefern. Die Besitzer erhalten 25% Zuschuss zu den Baukosten von etwa € 600. Ein ähnliches Projekt mit niederländischer Unterstützung (African Biogas Partnership Programme) errichtete bereits 12.000 solcher Reaktoren; derzeit läuft seine zweite Phase mit weiteren 10.000 Biogas-Anlagen. Regionen mit Stall-Viehhaltung können so den Brennholz- und Holzkohle-Verbrauch reduzieren. Durchführungspartner sind in der Regel NRO, darunter die katholische und die lutherische Kirche.

Tansania erhielt Förderungszusagen für die UN-gestützte Initiative „Nachhaltige Energie für Alle“ (SE4A – Sustainable Energy for All) von der EU (€ 108 Mill.), der Afrikanischen Entwicklungsbank ($ 100 Mill.), Skandinavien ($ 300 Mill.) und der Weltbank ($ 300 Mill.). SE4A will bis 2030 universellen Zugang zu elektrischer Energie, erhöhte Energie-Effizienz und überwiegend nachhaltige Stromerzeugung erreichen.

Mehr zu erneuerbaren Energien:

TI Okt. 17, SS 10-12

Citizen 21.,24.01.; 17.04.16; 22.04.17; DN 15.10.15; 23.01.; 12.07.16; Guardian 24.08.15; 24.01.; 30.07.16