Thema: Energieträger: Erdgas – Erdöl – Kohle – Uran: Erwartungen gedämpft - 12/2017

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Geologische Daten

Kohlenwasserstoffhaltige Energieträger wie Kohle, Öl und Gas bildeten sich auf tansanischem Land- und Seegebiet seit etwa 260 Mill. Jahren in großen Flusstälern, Senken und Grabenbrüchen (Rift Valley). Sie werden mit hohem Aufwand aus der Luft (Gravitationsgradiometrie), durch seismische Explosionen und Probebohrungen exploriert. Erdgas findet sich vor allem in 2000 bis 3000 m Tiefe an der Küste des Indischen Ozeans. Erdöl und Erdgas in der Morogoro-Region und im Tanganyikasee in 1.500 m Tiefe. Die nachgewiesenen Erdgasvorräte Tansanias liegen bei 1,6 Bill. m³ , davon 1,3 Bill. unter dem Meeresboden. Seit Längerem wird in Songo-Songo in der Lindi-Region, seit zwei Jahren in Mnazi Bay, Mtwara Erdgas gefördert und größtenteils zur Stromerzeugung verwendet. Die jährliche Erdgasförderung liegt jetzt bei 1,5 Mrd. m³. Bisher wurde etwa die Hälfte des tansanischen Staatsgebiets auf Kohlenwasserstoff-Lagerstätten untersucht.

Im Umfeld der Inseln Sansibar und Pemba rechnet man ebenfalls mit Öl- oder Gasvorräten. Eine Firma aus den Vereinigten Arabischen Emiraten erkundet ihren Umfang. Die sansibarische Regulierungsbehörde für Petroleumprodukte rechnet damit, dass in frühestens acht Jahren Öl bzw. Gas gewonnen werden kann. Die sansibarische Regierung entwickelt unabhängig von der Unionsregierung ein gesetzliches Rahmenwerk für die Petro-Industrie. Ungeklärt ist, ob die Koralleninsel Fungu Kizimkazi mit ihren Lagerstätten zum Festland oder zu Sansibar gehört. Sie liegt etwa auf halbem Weg zwischen beiden. - Auch in den Nachbarländern Kenia und Uganda wurden bedeutende Ölreserven festgestellt.

Citizen 27.07.; 20.11.17; DN 15.09.13; 17.06.16; 10.05.; 28.10.17; East African 28.09. 17; Guardian 13.10.13; 17.07.14; 06.,31.08.16; 09.02.17

Beteiligte Unternehmen

Seit mehr als 10 Jahren gewinnt Pan African Energy TZ Ltd. Erdgas auf der kleinen Insel Songo Songo, das zur Stromerzeugung verwendet wurde. Die Swala Oil and Gas Tanzania Ltd. gehört zu 35% tansanischen Investoren, zu 65% der australischen Swala Energy; seit 2011 hat sie Explorationslizenzen in Kilosa-Kilombero, Morogoro-Region (18.000 km²) und Pangani, Tanga-Region (17.000 km²). Blocklizenzen für Erdgas im Indischen Ozean haben Royal Dutch Shell, Exxon Mobil, Ophir Energy, Statoil (Norwegen) und die tansanische Staatsfirma TPDC (Tanzania Petroleum Development Corporation). Eine Firmengruppe aus Dubai sicherte sich eine Erdgas-Lagerstätte (Gas im Wert von $ 8 Mrd.) im Ruvu-Becken. Die genannten Firmen haben bisher etwa $ 5 Mrd. in die Exploration investiert. Bis zu $ 60 Mrd. sind für die Tiefsee-Gasgewinnung und den Exporthafen für Flüssiggas erforderlich. Das entspricht dem 5-fachen der bisherigen Auslandsinvestitionen in Tansania.

Citizen 09.02.17; Business Times 23.04.16; DN 15.09.; 17.10.; 27.11.13; Guardian 01.02.; 29.03.; 04.02.; 23.11.16

Erwartungen

Die riesigen Lagerstätten von Kohlenwasserstoffen weckten hohe Erwartungen. 2014 zeigten sich ägyptische Unternehmen und die russische Gazprom an Investitionen in den tansanischen Energiesektor interessiert, engagierten sich jedoch bisher nicht.

Schon 2016 sollte ursprünglich mit dem Bau einer Erdgas-Verflüssigungsanlage für den Export nach Asien in Mtwara begonnen werden. 2017 schloss die Regierung einen Vorvertrag mit einem Konsortium (Exxon, Ophir, Shell, Statoil und TPDC) mit dem Ziel ein Export-Terminal für $ 30 Mrd. in Lindi zu errichten. Eine rasche Realisierung erscheint jedoch angesichts schwacher Weltmarktpreise und Magufulis robusten Umgangs mit Investoren nicht wahrscheinlich. Tansania erwartete sich vom Flüssiggas-Export jährliche Einnahmen von $ 5 Mrd., neben günstiger Primärenergie für Strom-, Zement- und Kunstdünger-Produktion. Experten schätzen aber, dass der Staat in absehbarer Zeit allenfalls $ 2,3 Mrd. jährlich erzielen kann, was 1,2% des BIP oder $ 20 je Einwohner entspricht.

Inzwischen erwies sich die Erschließung und vor allem die heimische Nutzung der neu entdeckten Energiequellen als sehr viel langwieriger und teurer als zunächst erwartet. So sollten schon 2015 vier neue Gaskraftwerke in Kinyerezi bei Dar-Es-Salaam 1.300 MW zur landesweiten Stromversorgung beitragen (diese liegt z. Zt. bei 1.750 MW). Bisher existieren dort jedoch erst zwei Kraftwerke mit 400 MW installierter Leistung. Die Kapazität der 2017 fertig gestellten 532-km-Erdgasleitung von Mnazi Bay, Mtwara nach Dar-Es-Salaam wird daher nur zu 6% genutzt, was die Abzahlung des $ 1,3 Mrd.-Kredits an China in Frage stellt.

Citizen 23.04.; 02.06.17; DN 21.,27.11.13; 03.,05.,23.02.14; 19.04.17; Guardian 08.06.15

Staatsbeteiligung, Steuern

Investoren müssen von vornherein Zahlungen leisten, was für einheimische Firmen eine Hürde bedeutet: $ 750.000 für die Versteigerungsunterlagen für eine Blocklizenz; $ 2,5 Mill. pro Vertragsabschluss; $ 5 Mill. bei Produktionsbeginn; Tantiemen von 7,5% für Tiefsee- und 12,5% für landseitige Quellen, plus 30% Körperschaftssteuer. Die Staatsfirma Tanzania Petroleum Development Corporation ist an allen Unternehmen in unterschiedlicher Höhe, mindestens jedoch zu 25%, beteiligt. Die sog. Production Sharing Agreements (PSA) mit 18 ausländischen Investoren wurden mehrfach geändert und sind der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Umstritten ist vor allem, wie der erhoffte Reingewinn zwischen Staat und Investoren aufgeteilt werden soll. Experten rechnen mit Investitionskosten von etwa $ 25 Mrd. für die Ausbeutung der bisher bekannten Lagerstätten.

Die Landkreise Kilwa (Lindi-Region) und Mtwara-Land nehmen jährlich etwa je TZS 50 Mill. aus der 0,3%-Abgabe der lokalen Gasproduzenten ein. Sie argwöhnen jedoch, dass ihnen wesentlich mehr zusteht.

Citizen 02.06.17; East African Business Week 26.07.15; Guardian 18.03.13; 17.07.14; 06.08.16