Thema: Bodenschätze und Bergbau: Auswirkungen des Bergbaus – 07/2017

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Volkswirtschaft

2015 erbrachten Mineralien 4% des Bruttoinlandsprodukts und 52% der tansanischen Exporterlöse. Experten wiesen darauf hin, dass rohstoffreiche Länder immer wieder unter dem „Ressourcen-Fluch“ leiden und gerade wegen ihres schlecht verwalteten natürlichen Reichtums Entwicklungsverzögerungen erfahren. Auch der von Manchen vorgeschlagene Staatsfonds nach norwegischem Muster sichere nur bei kompetenter und transparenter Verwaltung ertragreiche Vermögensanlagen für das Land.Citizen 07.03.15

Soziale Auswirkungen, Konflikte

Die großen Unternehmen fördern in der Regel Schulen, Krankenstationen und AIDS-Prävention in ihrem Umfeld („Soziale Verantwortung“, CSR), allerdings nach eigenem Gutdünken. Z.B. wandte die Geita Gold Mine seit 2010 $ 1 Mill. für Malariabekämpfung in umliegenden Dörfern auf und reduzierte die Malaria-Fälle um 57%. Bisher fehlt jedoch eine klare Gesetzgebung und Verpflichtung zur CSR. Kirchen, Menschenrechts- und Umweltorganisationen wollen mehr in den Gesetzgebungsprozess eingebunden werden und fordern entschieden mehr Transparenz bei allen Verträgen mit ausländischen Investoren.

Die mehr als 4.000 Anwohner des Liganga-Mchuchuma-Projekts [s. u. S. 12 „Eisen“] beschwerten sich gegenüber einer Delegation des Tansanischen Christenrats (CCT) über unfaire und verspätete Entschädigungszahlungen, unklare Umsiedlungspläne, vage Versprechungen zur Gewinnbeteiligung und Umweltschäden.

Die Bürger von Amani, Ludewa-Distrikt, Njombe-Region beklagten beim CCT-Besuch, dass die von ihnen entdeckten Goldvorkommen nun von einer Firma mit staatlicher Lizenz ausgebeutet würden. Ihnen bliebe nur verwüstete Natur und verschärfte Wasserprobleme. Ähnliche Sorgen äußerten die Anwohner des Ngaka-Kohleprojekts im Mbinga-Distrikt, Ruvuma-Region. Sie klagten auch über Atemwegsbeschwerden, verseuchtes Wasser und Gebäudeschäden durch Sprengungen. Sie lobten die katholische Zeitschrift „Mwenge“ (Fackel), deren Berichte einige Besserungen erzwungen hätten.

Allerdings versuchen listige Bürger, Entschädigungen unrechtmäßig zu erschleichen. Daher forderte der Ausschuss für Land und Umwelt im Parlament Maßnahmen gegen Leute, die nahe der North Mara Gold Mine in Tag- und Nachtarbeit Häuser bauten, um saftige Kompensationszahlungen fordern zu können. Diese Art von Spekulation nennt man mit einem neuen Kiswahili-Wort: „tegesha“.

Britische Zivil-Organisationen meldeten, 2014 seien mindestens zehn Menschen von Sicherheitskräften und Polizei auf dem Gelände der North Mara Mine erschossen worden. An 14 Frauen zahlte die Mine wegen sexueller Übergriffe von Sicherheitspersonal Entschädigungen. Mine und Polizei bestätigten die Anschuldigungen nicht. Die Betroffenen seien in das Gelände eingedrungen, um goldhaltiges Gestein zu stehlen. Mitte Juni 2017 drangen etwa 500 Dorfbewohner, mit Speeren und Buschmessern bewaffnet, in die North Mara Mine ein und versuchten, sich Goldgestein anzueignen. Mehrere Polizisten wurden verletzt.

Aus Goldgräbergebieten wird auch immer wieder von Kinderarbeit und starker Verbreitung von HIV-AIDS und Geschlechtskrankheiten berichtet. Die sozialen Strukturen erscheinen dort stark beeinträchtigt. Der Ortsvorsteher von Matanda, Mufindi-Distrikt berichtet, 75% der häufigen Streitfälle seien gewaltbedingt; viele Kinder hätten kein Zuhause; die Mehrheit der Frauen hätten wechselnde Partner; 2/3 aller Behandlungen in der örtlichen Krankenstation beträfen sexuell übertragene Erkrankungen. Um etwas Ruhe zu erreichen, schlägt der Ortsvorsteher zeitlich begrenzte Partnerschaftsverträge für Paare vor.

CCT Press Release 15.05.15; Citizen 19.01.15; 09.04.17; DN 29.10.14; 19.06.17; Guardian 06.01.14; 24.06.17www.miningwatch.ca

Umwelt

Das Umweltschutz-Gesetz von 2004 wird, vor allem von Kleinmineuren, wenig beachtet [s.o. S. 6 „Kleinbergwerke“]. Eine gewisse Wirkung zeigen Umweltauflagen, die die Europäische Entwicklungsbank mit Krediten verbindet. Der CCT verlangt einen schärfer definierten Umweltschutz, der insbesondere die Interessen der Anwohner im Blick hat (Luft und Wasser).

Manchmal führen Proteste gegen Umweltschäden zum Erfolg; so verbesserte sich die Wasserqualität im Tigithe-Fluss nahe der North-Mara-Mine nach Kritik von Anwohnern und Umweltministerium.

Der Leitfaden „Introductory Guidance for Tanzania’s Mining Sector“ [s. oben S. 6 „Bergbau-Politik“] führt in die gesetzlichen, sozialen und umweltbezogenen Aspekte der Rohstoff-Gewinnung ein (zu finden in www.eisourcebook.org).

Der WWF baute im Tarime-Distrikt eine moderne Anlage zur Gold-Verarbeitung, um die Verwendung des gefährlichen Quecksilbers einzudämmen. Eine tansanische Firma bietet Kleinmineuren eine neue Chemikalie zur Goldaufbereitung an, die das gefährliche Natriumcyanid ersetzen kann.

Die Universität von DSM entwickelte einen umweltfreundlichen und kostengünstigen Reaktor zur Goldraffinierung für Kleinmineure. Damit können 80% des vorhandenen Goldes gewonnen werden. Das Gerät arbeitet mit Natriumhydroxid und Natriumcyanid.

Citizen 9.04.17; DN 29.10.14; 10.01.16; 30.06.17;Guardian 28.02.17