Thema: Bildung und Ausbildung II: Schulen, Hochschulen: Hochschulen - 02/2017

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Lehrinhalte und -methoden

Die Universität Dar-Es-Salaam (UDSM) will die Kenntnis der nachkolonialen Geschichte des Landes fördern. Sie richtet dazu zwei Bachelor-Kurse ein: „Diplomatie- und Militärgeschichte“ und „Geschichte und Umgang mit kulturellem Erbe“. Um einheimische Experten für die Öl- und Gasindustrie heranzubilden, führt die UDSM einen Master-Lehrgang für Verwaltung und Buchführung im Öl- und Gasgeschäft ein. Das Konfuzius-Institut an der UDSM führt Diplom-Lehrgänge für Chinesisch durch. Bisher hätten bereits 5.000 Personen Chinesisch-Kurse durchlaufen, um in chinesischen Firmen zu arbeiten. Auch an der Moshi Co-operative University laufen Chinesisch-Studiengänge im Hinblick auf die zunehmende Zahl chinesischer Touristen in der Kilimanjaro-Region.

Die Sokoine Landwirtschaftsuniversität (www.suanet.ac.tz) eröffnete ein Ressourcen-Zentrum für Englisch.

Die Offene Universität (OUT) bietet Fernkurse für einfache, mittlere und fortgeschrittene Studien an. Seit 1992 verzeichnete sie etwa 100.000 Studierende, von denen 20.000 einen Abschluss erlangten. Derzeit werden in allen Distrikten mit mindestens 30 Kandidaten lokale Zentren für Studien und Examina eingerichtet. 180 solche Zentren sind vorgesehen. Die OUT arbeitet auch auf Sansibar und in Kenya, Malawi, Namibia, Ruanda und Uganda.

Die OUT entwickelte in Zusammenarbeit mit der UNESCO einen Fernkurs für den Master in Pädagogik und Lehrplanentwicklung.

Sehbehinderte führt die OUT in spezielle Computerprogramme ein, so dass sie üblichen Ausbildungsgängen folgen können.

Arusha Times 23.01.16; Business Times 30.10.15; Citizen 23.09.16; DN 18.01.; 08.02.; 28.07.; 25.09.; 18.11.16; Guardian 08.07.16

Praxisorientierung

Die 25 Universitäten und 15 Colleges produzieren jährlich etwa 10.000 Absolventen mit akademischem Abschluss. Da es fast keine entsprechenden Arbeitsplätze gibt (nur Mathematik-Lehrer, Ingenieure und Facharbeiter werden gesucht), müssen sich die Studierenden darauf vorbereiten, selbständig zu arbeiten bzw. die Fähigkeiten zu erwerben, die tatsächlich in der Wirtschaft nachgefragt werden. Ein akademischer Titel allein ist so gut wie wertlos.

Eine Fachtagung der französischen Botschaft und der Stiftung für Wirtschafts- und Sozialforschung stellte fest, dass es zwar unzählige Akademiker gibt, die Unternehmen aber keine praktisch geschulten und anpassungsfähigen Kräfte finden. Daher müssten Investoren wie Dangote-Zement ausländische Fachkräfte mitbringen. Dies gefährde die angestrebte industrielle Entwicklung. Problematisch sei, dass von der Vorschule an Kreativität und selbständiges Lernen entmutigt würden und viele Studierende nicht ihren wahren Neigungen folgten, sondern nur irgendein Abschlusszeugnis anstrebten.

Der Leiter des UDSM-College für Ingenieurswissenschaften forderte neue Lehrpläne und -methoden. Zur Zeit seien diese lehrerzentriert („chalk and talk“). Diskussion und Erwägen von Alternativen seien ebenso selten wie gezielte und innovative Forschung. Ferner seien viele akademischen Lehrkräfte unterqualifiziert.

Das Bildungsministerium startete das Projekt „Bildung und Fähigkeiten für produktive Berufe“. Es soll Studierende durch Praktika und Lehrverhältnisse für das Berufsleben fit machen. Das Programm läuft bereits an der Sokoine-Landwirtschaftsuniversität, Morogoro, dem Mandela-Institut für Wissenschaft und Technologie, Arusha und der Universität Dar-Es-Salaam.

Das Arusha Technical College erhielt für $ 400.000 ein hydraulisches Labor, das den Studierenden praktische Erfahrungen vermitteln soll.

Citizen 20.06.; 02.07.; 03.10.16; DN 17.06.17; Guardian 02.07.; 03.09.16

Kooperationen, Auslandsstudium

Die norwegische Ölgesellschaft Statoil finanziert jährlich 10 Tansanier/innen eine Spezialausbildung in Geowissenschaften. Die ersten Absolventen erhielten jetzt ihr Master-Diplom.

In Kooperation mit der Ohio State University errichtete die Dodoma-Universität (UDOM) ein 55MWh-Solarkraftwerk auf dem Gelände des College für Erneuerbare Energie und Nachhaltigkeit. Es soll Fachkräfte ausbilden, Forscher anregen, einschlägige Unternehmen fördern und Tansania zu einer führenden Position im afrikanischen Markt für erneuerbare Energien verhelfen.

12 Universitäten aus Finnland, Äthiopien, Kenia und Tansania forschen gemeinsam zu Entwicklung lokaler Gemeinschaften in den Bereichen Mikrofinanz, Kleinunternehmen und Sozialarbeit.

Die beiden christlichen Universitäten Trinity Western (Kanada) und Mount Meru (MU - Arusha) schlossen einen Kooperationsvertrag. Sie wollen Lehrpläne und Studierende austauschen und gemeinsam einen Master- und einen Promotions-Studiengang entwickeln. Die MU wird von den baptistischen Kirchen Ostafrikas betrieben und von der Education Society of Canada unterstützt.

Die EU finanziert mit € 10 Mill. ein Mobilitätsprogramm zwischen afrikanischen Hochschulen. Es fördert Partnerschaften, Stipendien und Aufbaustudien (Master, Promotion).

Die Panafrikanische Universität in Arusha wurde von der Weltbank ausgewählt, zwei Exzellenz-Zentren im Mandela-Institut (NM-AIST) zu führen. In den Bereichen Landwirtschaft, Wasserversorgung und nachhaltige Energien werden mit $ 12 Mill. 180 Master- und 91 Promotions-Stipendien finanziert. Auch die Afrikanische Entwicklungsbank, die Gates-Stiftung und der deutsche DAAD stellen Stipendien in Höhe von $ 7,5 Mill. bereit. Auch die Sokoine Landwirtschaftsuniversität erhält eines von 23 afrikanischen Excellenz-Zentren. Die Medizinische Uni DSM (MUHAS) veröffentlichte die meisten wissenschaftlichen Artikel, gefolgt von SUA Morogoro und KCMC Moshi.

Südkorea finanziert ein Zentrum für nachhaltige Energieerzeugung am Mandela-Zentrum (NM-AIST) in Arusha. - China finanzierte der UDSM eine neue Bibliothek mit $ 40 Mill.; sie steht Forschern und der Öffentlichkeit zur Verfügung und kann 6.000 Personen aufnehmen.

Viele Studierende versuchen, ihre Ausbildung an ausländischen Hochschulen zu verfolgen, z.B. Kanada, USA, Russland, Ukraine, Australien, Malaisia und Indien. Die Kosten sind an einer indischen Universität nur etwa halb so hoch wie in Tansania; zudem bieten ausländische Hochschulen oft bessere Lernbedingungen, zeitgemäße Inhalte und realitätsnahe Praktika.

Mit britischer Hilfe bildet das African Institute for Mathematical Sciences - Next Einstein Initiative (AIMS-NEI) in Bagamoyo Hochschulabsolventen in Mathematik weiter. Dieses Jahr schlossen 16 Tansanier unter 47 Afrikanern ihr Studium ab.

Schweden unterstützt mit $ 3 Mill. den Strategischen Plan 2017-21 (pdf auf www. hakielimu.org) von Hakielimu (Recht auf Bildung). Die NRO stellt fest, dass trotz der Anstrengungen der Regierungen gravierende Defizite bestehen:

  • Unzureichender Lernerfolg auf allen Ebenen
  • Unter hohen Kosten werden Tausende ausgebildet, ohne brauchbare Fähigkeiten und Berufschancen zu haben
  • Inkompetente, oft abwesende Lehrkräfte
  • Ungleiche Chancen der Mädchen
  • Hohe Gewaltbereitschaft an Schulen (Lehrer und Schüler)
  • Ungenügende Inklusion Behinderter
  • Benachteiligung armer Schüler/innen
  • Lehrpläne werden häufig geändert, ohne dass die Lehrkräfte dazu geschult werden
  • Fehlen klarer Zielsetzungen im Bildungswesen

Ziel sollte nach Hakielimu eine offene, gerechte und demokratische Gesellschaft mit solider Bildung für alle sein. Dazu müssten sich die Bürger/innen, vor allem die Eltern, wesentlich stärker an Schulen und Strategie-Diskussionen beteiligen (derzeit haben nur 36% der Schulen einen Elternbeirat; in allen Bildungsgremien sind Frauen unterrepräsentiert).

Business Times 03.06.16; Citizen 15.10.15; 24.04.; 12.09.; 04.12.16; DN 16.09.15; 19.10.15; 23.04.; 03.06.; 04.,05.07.; 03.12.16; 20.01.17; Guardian10.07.16; 20.01.17

Studiendarlehen

Seit 1994 haben 379.179 Studierende ein Darlehen in Anspruch genommen. Dafür gab der Staat TZS 2,6 Bill. (€ 1,2 Mrd.) aus. Von 142.470 Schuldnern haben erst 32% mit Rückzahlungen begonnen. Wegen der jährlichen Inflation von etwa 7% verlieren die Rückzahlungen mit der Zeit stark an Wert. Die Behörde für Studiendarlehen (HESLB) will nun Namen und Fotos der säumigen Zahler veröffentlichen. Sie müssen nun nach einer zweijährigen Schonfrist monatlich 15% ihres Nettogehalts oder 10% ihres versteuerbaren Einkommens einzahlen. Arbeitgeber haften für die Schulden ihrer Angestellten.

Nach bisherigen Erkenntnissen waren TZS 3,8 Mrd. an 2.192 nicht existierende Studenten an 30 Universitäten ausgezahlt worden. Der Generalkontrolleur sprach sogar von zig Milliarden, die an Phantomstudenten gingen und nicht mehr rückholbar sind. Wegen der ausstehenden Rückzahlungen erhielten 2017 nur 44% der neuen Antragsteller ein Darlehen. Zudem werden Studierende naturwissenschaftlicher Fächer bevorzugt. Naturwissenschaftler sollen in Zukunft Darlehen erhalten, auch wenn sie nur Diplom-Kurse belegen.

Citizen 26.,29.12.16; DN 04.,15.01.17; Guardian 20.01.17