Streik bei Ärzten des öffentlichen Gesundheitswesens - 09/2012

Aus Tansania Information
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Wenige Monate nachdem ein Streik beendet worden war <Siehe 4/12 S. 9>, begannen in Tansania Festland viele Ärzte erneut zu streiken. Die Ziele sind Verbesserung der Entlohnung und der Arbeitsbedingungen und Garantie auf Bereitstellung angemessener Ausrüstung und Medikamente. Der Streik sei unvermeidlich, erklärte der Vorsitzende der Doctors' Association, Dr Stephen Ulimboka. Bezüglich ihrer Probleme sei nichts geschehen.

Am 23. Juni begannen Ärzte vieler öffentlicher Krankenhäuser einen Bummelstreik. Nur einige Fachärzte kümmerten sich um die Patienten. Notfallpatienten wurden versorgt.

Der High Court (Labour Division) wies die Organisatoren des Streiks an, öffentlich zu erklären, die Arbeit sei wieder aufzunehmen.

Die Regierung entließ viele Assistenzärzte, rief Ärzte im Ruhestand zurück und setzte in einigen Krankenhäusern Militärärzte ein; auch im Militärkrankenhaus wurden Patienten behandelt.

Leitende Regierungsangestellte und Wohlhabende, die sich das leisten können, begeben sich in private Krankenhäuser im In- oder Ausland.

Einige Ärzte äußerten, über die Gehaltszulagen könne man reden; überaus wichtig sei, dass die Bereitstellung von Medikamenten und die Bedingungen in den öffentlichen Krankenhäusern, verbessert werden.

Präsident Kikwete sagte in seiner Monatsansprache, der Streik sei illegal; die Forderungen nannte er unrealistisch. Die Ärzte riskierten, ihren Job zu verlieren, die Assistenzärzte, dass sie nie registrierte Ärzte würden. Die Ärzte genössen bevorzugte Behandlung; sie erhielten doppelt so viel wie akademisch gebildete Angestellte des öffentlichen Dienstes. Wer nicht zufrieden sei, könne den staatlichen Dienst verlassen. Außerdem sei der Streik ein Verstoß gegen die Anweisung des Gerichts.

Kikwetes Worte machten die streikenden Ärzte noch wütender.

Nachdem die Regierung etwa 300 streikende Assistenzärzte entlassen hatte, erklärten Fachärzte offiziell, sie schlössen sich dem Streik an, denn wegen der akuten Unterbesetzung seien sie überfordert. Einige Ärzte kündigten.

Die Lage ist in den Krankenhäusern sehr unterschiedlich. Manche Ärzte nahmen die Arbeit wieder auf. Aber die Zahl der Patienten war sehr zurückgegangen.

Ärzten, die während des Streiks Dienst taten, wurde von Kollegen Gewaltanwendung angedroht.

Am 9. Juli gab die Regierung bekannt, der Streik sei beendet. Das Gesundheitsministerium rief 372 der 763 streikenden Assistenzärzte zurück.

Die streikenden Ärzte hielten am 12. Juli eine Versammlung, um zu besprechen, was die Zukunft bringen werde, und welchen Herausforderungen sie in ihrer Arbeit gegenüberstehen.

Die Ärzte in den Regierungskrankenhäusern haben ihren Streik beendet und sind zu ihrer Arbeit zurückgekehrt, aber die größeren Krankenhäuser sind nicht ausgelastet. Ein Arzt berichtete: "Die Ärzte sind demotiviert, sie tun nur, was sie müssen. Früher machten sie Überstunden ohne Entschädigung zu verlangen. Aber jetzt bleibt niemand eine Minute länger, auch wenn eine ganze Schlange von Patienten wartet." Ein Arzt erklärte: "Wir sind einfach Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes", denn die Regierung habe die Ärzte diesen gleichgesetzt. Einige Fachärzte sagten, weil 380 Assistenzärzte entlassen wurden, sei die Versorgung unbefriedigend. "Ohne Assistenzärzte kann ich nicht effektiv arbeiten", betonte einer.

(DN 22./23./24./27./28.6./2./3./5,/ 9./10./11.7.12; Guardian 25./26./27./ 28./29.6./1./3./4./5.8./9./11./13.7.12; Citizen 27./28./29.6./2./3./5./10./ 12.14.//23.7.12)

Eine Gruppe Unbekannter entführte am 26. Juni um etwa 23.30 Dr. Steven Ulimboka, den Vorsitzenden der Doctors' Association, als er mit Kollegen im Leaders Club etwas trank. Sie folterten ihn, fesselten ihn an Händen und Füßen und warfen ihn schwer verletzt in einen Wald am Rand von Dar-es-Salaam. Ein Mann fand ihn und brachte ihn in seinem Auto zur Polizeistation.

Ein Team der Polizei untersucht den Fall. Premierminister Pinda beteuerte, die Regierung habe nichts mit dem Verbrechen zu tun; sie werde die Sache genau erforschen, um die Schuldigen zu identifizieren.

Ein sechsköpfiges Ärzteteam übernahm Ulimbokas Versorgung. Die Regierung erklärte sich bereit, alle Kosten für eine Behandlung in Indien zu übernehmen. Aber die Ärzte lehnten dieses Angebot ab. Später wurde Ulimboka für weitere Behandlung nach Johannesburg geflogen.

Nach sechswöchigem Aufenthalt kehrte Dr. Ulimboka nach Dar-es-Salaam zurück. Am Julius Nyerere International Airport wurde ihm ein großer Bahnhof bereitet.

Ulimboka bedankte sich bei der Medical Association of Tanzania (MAT) dafür, dass sie die gesamten Kosten seiner Behandlung übernommen hat. "Ich bin absolut fit und bereit, weiterzukämpfen", betonte er. In seiner Wohnung waren die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt worden. Wiederholte Telefonanrufe blieben unbeantwortet, die Presse wurde auf Abstand gehalten.

Der MAT-Sekretär sagte, die Regierung habe die Forderungen der Ärzte missachtet. Eine sei die Verbesserung der Arbeitsbedingungen gewesen. Dass Ulimboka, der im Muhimbili-Krankenhaus offensichtlich nicht geheilt werden konnte, in Südafrika gesund wurde, sei gewissermaßen ein Beweis dafür, dass Tansania zuverlässige und kompetente Gesundheitsdienste fehlen.

Der Kenianer Joshua Gistu Mulundu (31) wurde wegen der Entführung und versuchten Mordes vor Gericht gestellt. Er hatte der Polizei berichtet, er und zwölf Komplizen hätten sich vertraglich verpflichtet, nach Tansania zu kommen und Dr. Ulimboka zu verletzen. Er sei Mitglied der kriminellen Bande Gun Star, die in der Nähe von Nairobi ansässig sei. Die Verhandlung wurde auf den 20. August vertagt, denn die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen.

(DN 28.6./1.7./13.8.12; Guardian 28./30.6./1.7./8./13.8.12; Citizen 28./29.6./14.7./13.8.12)