Gesellschaft ‐ 07/2025
Gwajima-Kirche gelöscht
Am Montag, den 2. Juni erklärte das Standesamt unter der Leitung von Emmanuel Kihampa mit sofortiger Wirkung die Löschung der Ufufuo na Uzima (Glory of Christ Tanzania Church) aus dem Register und löste damit eine Debatte über religiöse Freiheit in den sozialen Medien aus. Die Deregistrierung wurde damit begründet, dass Bischof Josephat Gwajima in seiner Sonntagspredigt erneut wegen der geheimnisvollen Entführungen, Ermordungen und anderen Drangsalierungen Kritik an der Regierung geübt und damit den nationalen Frieden gefährdet habe. Noch am Montagabend erfolgte bei einer Polizeirazzia in der Bischofskirche in Ubungo die Verhaftung von über 100 Kirchenmitgliedern zur Befragung in der Oysterbay-Polizeistation. Nachdem zunächst nicht klar war, ob sich Gwajima unter den Verhafteten befand, teilte sein Anwalt Peter Kibatala später mit, der Bischof sei an einen sicheren Ort gebracht worden.
Die Ufufuo na Uzima wurde im September 1995 in Tansania gegründet und breitete sich ausgehend von Dar es Salaam mit Tausenden Gemeinden über das ganze Land aus. Sie tut sich hervor in der Familien- und Jugendarbeit, unterhält eigene Online-Programme und ist die einflussreichste pfingstkirchliche Bewegung in Ostafrika.
Bischof Josephat Gwajima hatte sich, unterstützt von Präsident John Magufuli, bei den Wahlen von 2020 gegen die langjährige und populäre Chadema-Abgeordnete Halima Mdee durchgesetzt und für die CCM den Parlamentssitz von Kawe errungen. Als Abgeordneter hatte er sich maßgeblich für das Zustandekommen des nationalen, 25 Jahre gültigen Entwicklungsplanes eingesetzt, der über politische Kreisläufe und Parteipolitik hinausgeht. Außerdem geht auf seine Einflussnahme die Bestellung eines Staatsministers im Präsidialamt für Planung und Investition, derzeit unter Kitila Mkumbo, zurück. Wiederholt machte er die Existenz einer politisch motivierten Einsatzgruppe innerhalb der Polizei geltend, die außerhalb der Verfassung operierte, zuletzt auf dem CCM-Kongress am 31. Mai, und geriet darüber mit der Hassan-Administration aneinander. Zuletzt forderte Präsidentin Hassan ihre Partei auf, eine „Gwajimanisation“ zu verhindern und Aktivisten vom Schlage Gwajima den Zutritt zu Partei und Regierung zu verwehren.
In seiner Reaktion auf die in der Öffentlichkeit stark diskutierte Kirchenschließung stellte ELCT-Bischof Dr. Benson Bagonza von der Karagwe-Diozese die Frage, wieso für die Grenzüberschreitung einer Person eine gesamte Kirche in Haftung genommen werde, verlangte die von der Verfassung garantierte freie Religionsausübung ohne politische Einmischung und bezweifelte insgesamt die Rechtsgültigkeit der Abläufe. Die stellvertretende Parteisekretärin Shangwe Ayo von ACT-Wazalendo kritisiert die Doppelmoral: Aktivismus und Politisierung sei nur für regierungskritische Pastoren verboten, nicht aber für regierungsnahe. Der gesamte Ablauf sei nur ein weiterer Ausdruck für den Trend, Kritiker um jeden Preis mundtot zu machen.
Citizen 04.06.2025, EastAfrican,07.06.2025, TheChanzo, 10./16.06.2025
Brautpreis
Kommentar von Charles Onyango-Obbo: Die Covid-19-Pandemie ist vorüber, doch ihre gesellschaftlichen Auswirkungen zeichnen sich erst in der Folge deutlich ab. Die UNESCO schätzt, dass 11 Mio. Mädchen in Schwarzafrika durch die Schulschließungen während der Pandemie direkt betroffen waren und nicht mehr in die Schule zurückkehrten, weil sie in der Zwischenzeit schwanger oder verheiratet wurden.
In weiten Teilen Afrikas geht es bei der Beschulung von Töchtern nicht allein um ihre Ausbildung, sondern um ihre wirtschaftliche Aufwertung durch Bildung und die nachfolgende Erhöhung des Brautpreises. Ein Mädchen, das kurz vor dem Sekundarschulabschluss steht, bringt 50 Ziegen, 10 Kühe oder manchmal mehrere Tausend Dollar, eine Abbrecherin mit Baby im besten Fall 20 Ziegen. Damit verwandelte Covid 19 diese Langzeitinvestition in einen unmittelbaren wirtschaftlichen Verlust und machte die als Wohlstandsbringer geschätzten Mädchen zur Bürde.
Es stimmt, in manchen Ländern wurde es den schwanger gewordenen Mädchen gestattet oder ermöglicht, in die Schule zurückzukehren. Doch die Mehrheit scheiterte an der gleichzeitigen Hürde von Mutterschaft und sozialem Stigma. In Wahrheit war das Virus jedoch nicht der Verursacher dieser Ungleichheiten, denn schon vor 2020 war Schwangerschaft der Hauptgrund von Mädchen, die Schule abzubrechen. Diese kaum je diskutierten Zusammenhänge stellen für Mädchen eine gravierende Benachteiligung dar, den auszugleichen, Regierungen dringend angehen müssen.
EastAfrican, 14.06.2025
Tanzania Pharmaceutical Industries
Nachdem die Versorgung von HIV-Medikamenten über den amerikanischen President’s Emergency Plan for Aids Relief praktisch eingestellt ist, plant die Regierung, die TPI in Arusha zu reaktivieren, um insbesondere die Versorgung mit antiretroviralen Medikamenten zu sichern. Dies wurde im Budget für das Gesundheitsministerium für das Finanzjahr 2025/2026 von Gesundheitsminister Jenista Mhagama eingeplant. Die pharmazeutische Fertigungsstätte war 2012 in Verruf gekommen, als sie minderwertige Medikamente geliefert hatte – ein weitverbreitetes Problem von afrikanischen Pharmaunternehmen. Die tansanische Ärztekammer unter Mugisha Nkoronko unterstützt das Vorhaben. Man hoffe, die Finanzierung über den privaten Sektor bzw. über privat-staatliche Partnerschaft sichern zu können. Das Budget des Gesundheitsministeriums beläuft sich auf 1,6 Bill. TZS, 9,8 Mrd. sollen in die Umsetzung des Universal Health Insurance Act fließen. Zwischen März und Juni wurden 93,16 Mrd. TZS investiert, um die durch den US-Rückzug entstandenen Finanzierungslücke zu schließen.
Daily News, 19.06.2025