Genmanipulation bei Agrarprodukten und organische Landwirtschaft - 04/2013

Aus Tansania Information
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Diskussion über Genmanipulierte Organismen (GMO)

Bei der Debatte im Parlament drängte ein Abgeordneter der Chadema die Regierung und alle, die Gutes wollen, eine energische Kampagne gegen die Einführung genmanipulierter Pflanzen zu starten. Die Einführung der GMOs würde die Landwirte zu Sklaven multinationaler Saatgutkonzerne machen. Es mache ihm Angst, dass sich die Regierung noch immer für die Einführung von GMO-Feldfrüchten einsetzt. Tansania begebe sich in die Hände von Kolonialisten. Außerdem wirkten sich die GMOs negativ auf die Umwelt aus.

Der Minister für Landwirtschaft, Versorgungssicherheit und Kooperative sagte, die Anwendung der Gentechnologie in der Landwirtschaft könne die Qualität des Saatguts und die Produktivität steigern, die Produktionskosten senken und die Umwelt durch Reduzierung von Pestiziden schützen. Angsterregend seien GMOs aber, wenn sie nicht angemessen erforscht und angewandt werden. Dann könnten sie sich negativ auf die Artenvielfalt und die natürliche Vegetation auswirken, Allergien hervorrufen, von einigen wenigen Gesellschaften abhängig machen.

Allgemein aber herrscht die Überzeugung, GMOs könnten helfen, mit den Herausforderungen durch klimatische Veränderungen, z. B. Dürre und Schädlingsbefall, fertigzuwerden.

Der Stellvertretende Landwirtschaftsminister sagt, das Landwirtschaftsministerium werde die Forschung weiterhin verbessern und neue Technologien verwenden. Es gebe Falschinformationen und bisweilen sogar pure Spekulationen über die Nebenwirkungen der GMOs.

Der Leiter des Mikocheni Agricultural Research Institute berichtete, es sei Tansania gelungen, durch die Verwendung von Genmanipulation Krankheiten des Maniok einzudämmen.

Nach heftigen Debatten des Parlaments erklärte die Regierung, sie sei nicht bereit, genmanipulierte Lebensmittel und Organismen einzuführen. Sie habe ihre Experten in Mikocheni, die GMOs untersuchen; sie seien vor dubiosen Empfehlungen gewarnt worden, weil es sich hier um eine sensitive Sache handle. Die Regierung bewahre heimisches Saatgut und werde nicht erlauben, dass es durch ausländisches ersetzt wird. (DN 7.11.12; Guardian 22.7./ 14.9.12)

Nach einer Konferenz berichtete ein Staatsminister, einstimmig hätten Tansania und andere Entwicklungsländer den Einsatz von GMOs abgelehnt, weil sie fürchten, sie schade den Kleinbauern und führe zu Lebensmittelverknappung. (Guardian 22.12.12)

Angst vor dem Unbekannten bei GMO-Nahrung herrscht in Tansania bei allen Klassen, bei Armen und Reichen, Ungebildeten und Gebildeten, im Norden und Süden.

Bei einem Open Forum on Agricultural Biotechnology (OFAB) nannte ein Naturwissenschaftler diese Bedenken Unsinn. Nahrungmittel aus genmanipulierten Pflanzen seien der beste Ausweg für eine Welt, in der der Hunger zunimmt. Als Vorteile nannte er geringere Abhängigkeit von Pestiziden und Herbiziden, von Kälte und Trockenheit, Steigerung des Nährwerts u. a. (DN 6.3.13; Guardian 2.3.13)

Präsident Kikwete betonte, die negative Haltung GMOs gegenüber müsse sich ändern. So lange es keine Beweise für negative Auswirkungen gebe, halte er es für unlogisch, gegen die Anwendung dieser Technik zu opponieren. Die Regierung verfolge mehrere Pläne, die Modernisierung der Landwirtschaft zu erreichen. (DN 20.3.13)

Ökologischer Ackerbau

Landwirte und Fachleute, die an einem Workshop zum Thema Klimaveränderung und GMOs teilnahmen, baten die Regierung, zu ökologischer Landwirtschaft zu ermutigen und von GMOs abzuraten. Es wird befürchtet, man werde - ähnlich wie die Kollegen in Indien - in die Falle Unsicherheit der Nahrungsmittelversorgung geraten. Der Direktor der Bio Sustain - Organic Cotton Producer sagte, durch biologischen Anbau von Baumwolle werde die Produktion stärker wachsen als durch die Einführung genmanipulierten Saatguts. Biologische Anbauweise gestatte, zwischen den Reihen zu pflanzen und Fruchtwechsel zu praktizieren. Erlaube man GMOs, gingen die traditionellen und die Hybridsamen ein. Die Kleinproduzenten könnten dabei nicht überleben. Die Inder, die GMO-Baumwollsaatgut verwendeten, beklagten sich nun. (Guardian 10.12.12; Citizen 10.12.12)

TOAM

Der Geschäftsführer der Tanzania Organic Agriculture Movement (TOAM) berichtete, 70% der tansanischen Landwirte verwendeten traditionelle Methoden, seien de facto also gleichsam Biobauern. Doch TOAM wolle organische und traditionelle Anbauweise unterscheiden. Bei letzterer würden viele suboptimale Praktiken angewendet. Viele brennen ihre Felder ab, andere achten nicht auf Fruchtfolge. “Organische Landwirtschaft (kilimo hai) ist der beste Mix aus traditionellem Wissen mit modernen Methoden und Wissenschaft”, sagte er. Bei ihr gehe es nicht nur darum, keine GMOs und keine Pestizide zu verwenden, sondern um Wissen über Umwelt, Boden, um soziale Verantwortung und um die Bedingungen der Angestellten. Die Bewegung organische Landwirtschaft gründe auf vier Grundsätzen, Gesundheit, Ökologie, Fairness und Sorgfalt.

Laut Toam gibt es in Tansania 450.000 zertifizierte biologisch arbeitende Landwirte. Der größte Teil ihrer Produkte wird exportiert, bei Pyrethrum ist es die gesamte Menge. (DN 10.2.13)

SUA zu GMOs

Obwohl Tansania die Verwendung von genmanipuliertem Saatgut noch nicht akzeptiert, bietet die Sokoine University of Agriculture seit zwölf Jahren Vorlesungen über dieses Thema an, um mit globaler, moderner technologischer Veränderung der Saatgut-Entwicklung vertraut zu machen. Zehn Studierende haben sich dafür eingeschrieben. Einer der Dozenten sagte, Tansania und die anderen Länder Afrikas werden nicht anders können, als die Verwendung genmanipulierten Saatguts einzuführen, wollen sie die globalen Forderungen nach Lebensmittelversorgungssicherheit erfüllen. (DN 10./11.2.13)