Schwerpunktthema Umwelt II: Klimawandel und Nationalparks: Tiere und Artenschutz - 11/2014

Aus Tansania Information
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Elefanten

Die Nachfrage nach Elfenbein steigt weiter an, ebenso der Preis. Der Kilopreis in China, dem größten Verbraucher, kletterte in den letzten 4 Jahren von € 750 auf € 1540 bis 4.800, je nach Qualität. Elfenbein-Schnitzereien werden dort als Prestigeobjekte und Bestechungsgeschenke geschätzt. Die Organisation „Save the Elephants“ schätzt, dass jährlich 33.000 afrikanische Elefanten wegen ihrer Stoßzähne getötet werden. In Afrika bezahlt man etwa 10% des chinesischen Preises. Der Erlös kommt kriminellen Netzwerken zugute und wird häufig für Waffenkäufe verwendet.

Der Minister für Naturschätze und Tourismus teilte mit, dass die Zahl der Elefanten im Selous Wildreservat von 109.419 (1976) über 38.975 (2009) auf 13.084 zurückgegangen ist. Dies sei eindeutig auf illegale Abschüsse zurückzuführen. Die Wilderer sind schwer zu fassen, weil sie sehr gut organisiert sind. Zunächst teilen als Maasai verkleidete Suchtrupps den Standort einer Herde per Mobilfunk mit. Dann erlegen Scharfschützen die Tiere und weitere Spezialisten hacken die Stoßzähne ab. Transporteure bringen diese dann zu den Exporteuren. Derzeit werden täglich etwa 30 Elefanten illegal abgeschossen.

Im Tarangire-Nationalpark (Manyara-Region) werden vergiftete Kürbisse und Fallen verwendet, um Elefanten zu töten. Die Parkverwaltung verdächtigt Einwohner nahegelegener Dörfer. 17 Stoßzähne wurden dort beschlagnahmt.

Die Regierung hat die legalen Abschuss-Lizenzen für Elefanten um 50% reduziert, damit sich die Population besser erholen kann. Die Zahl der Elefanten und Nashörner im Selous-Reservat ist seit 1982, als das Gebiet als UNESCO Weltnaturerbe anerkannt wurde, um 90% zurückgegangen. Daher wurde des nun auf die Liste „Gefährdetes Welterbe“ gesetzt. Das Reservat ist mit 54.600 km² eines der ältesten und größten in Afrika. In der Serengeti-Mara-Region hat sich die Zahl der Elefanten seit 2006 von 3.419 auf 7535 Tiere fast verdoppelt. Die positive Entwicklung in der Serengeti wird auf Tiere zurückgeführt, die aus Kenia zuwandern.

Der Minister für Naturschätze teilte im Oktober mit, dass seit 3 Monaten im Selous-Schutzgebiet kein getöteter Elefant mehr aufgefunden worden ist.

Arusha Times 10.05.14; Citizen 24.04.; 12.05.; 07.07.; 04.10.14; DN 20.,29.06.; 22.08.14; Guardian 25.10.13; 10.02.; 29.06.; 26.08.14;

Giraffen, Nashörner

90% der Giraffen im Ruaha-Nationalpark leiden unter einer bakteriellen Infektionskrankheit, die sie schwächt, die Fortpflanzung beeinträchtigt und die Tiere zu leichter Beute für Raubtiere macht. Die Giraffe ist das Wappentier Tansanias.

2009 hatte TZ noch 187 Nashörner. Mehrmals wurden dazu Tiere aus Südafrika, England und der Tschechei eingeführt, mehrere davon aber schon wieder getötet. Die Gefahr für die seltenen Rhinozerosse wächst, weil der Preis für 1 kg Horn in China und Vietnam bereits $ 60.000 beträgt (ein Horn wiegt etwa 10 kg). Die Wilderer arbeiten mit schallgedämpften Präzisionswaffen, manchmal von Hubschraubern aus. Zu ihrem Schutz setzt man den Nashörnern nach und nach Ortungschips ein.

An einem geheim gehaltenen Ort im Mkomazi-Nationalpark (Kilimanjaro-Region) werden Nashörner nachgezüchtet. Auch Parkbesucher können die Tiere, die innerhalb eines 40 km langen Elektrozauns gehalten werden, noch nicht besichtigen. Der parlamentarische Umweltausschuss zeigte sich schockiert darüber, dass internationale Spender Einfuhrsteuer für Nashörner und Ausrüstung für das Zuchtprogramm zahlen müssen. Ein Sprecher des Tourismus-Ministeriums räumte ein, dass dies eine absurde Situation sei.

Arusha Times 08.02.14; Citizen 13.10.14; DN 17.02.14; Guardian 02.02.; 02.06.14;

Schutzmaßnahmen

Die USA übergaben den tansanischen Wildschützern einen Überwachungshelikopter für den Wildschutz; zwei weitere sollen demnächst folgen.

Der US-Fisch- und Wildschutz-Dienst verbot die Einfuhr von Elefanten-Jagdtrophäen aus Tansania und Simbabwe. Der Bestand sei gefährdet, weil das Wildern wegen Versagens der zuständigen Behörden außer Kontrolle sei. Ein US-Jagdverband beantragte eine einstweilige Verfügung gegen das Importverbot, wurde aber von einer Richterin des Columbia-District abgewiesen. Die Jäger – ebenso wie der tansanische Tourismus-Minister - argumentieren, dass der Wildschutz zu 65% aus Jagdlizenzen finanziert wird und 3.700 Arbeitsplätze direkt von der Sportjagd abhängen. Diese Erwerbslosen könnten sich dann dem Wildern zuwenden.

Im 500 km langen Grenzgebiet zwischen TZ und Kenia (Longido, West-Kilimanjaro und Engasero) nahm die Elefanten-Population um 700 Tiere zu. Dies ist ein Erfolg der gemeinsamen tansanisch-kenianischen Aktion gegen Wilderei. Mit Hilfe der African Wildlife-Foundation (www.awf.org) wurde die einheimische Bevölkerung für den Tierschutz sensibilisiert und geschult. Wilderer werden allerdings in Kenia wesentlich strenger bestraft (bis zu 40 Jahre Gefängnis und TZS 35 Mill. Geldstrafe) als in Tansania (TZS 20 Mill. Bußzahlung mit Verhandlungsspielraum).

Der WWF zeichnete die 19 Wildlife Management Areas (Wild-Erhaltungsgebiete) Tansanisas mit dem Preis „“WWF Vorkämpfer für einen lebendigen Planeten“ aus. Sie schützten wilde Tiere und ihre Umwelt auf vorbildliche Weise und ermöglichten bedrohten Arten das Überleben. Solche Schutzgebiete (insgesamt 28.389 km²) bestehen auf dem Gelände von 146 Dörfern, meist in der Nähe von Nationalparks.

Die Kihansi-Nebelkröte (Nectophrynoides asperginis) ist eines der kleinsten Wirbeltiere (ca 3 cm) und kam nur in der Kihansi-Schlucht vor (Iringa-Region - Eastern Arc Mountains – s. TI Okt. 14, S. 10). Diese Kröten, die lebende Junge hervorbringen, waren vom Aussterben bedroht, als die TANESCO oberhalb ihres Habitat einen 180-MW-Staudamm baute. Im Rahmen des Rettungsprogramms für die seltenen Kröten, die nur im Sprühnebel eines Wasserfalls existieren können, lässt der Stromerzeuger nun eine ausreichende Wassermenge in die Kihansi-Schlucht fließen. Er verzichtet damit auf 5 MW Leistung. Bis zu dieser Regelunghaben die Kröten in einem US-Zoo überlebt. Nun wurden 3.800 Exemplare wieder in der Kihansi-Schlucht ausgewildert. Allerdings muss noch viel Aufklärungsarbeit in etwa 30 Dörfern im Einzugsgebiet des Kihansi-Wasserfalls geleistet werden. Ein $ 5 Mill.-Projekt der „Globalen Umwelt-Einrichtung“ soll sie zum Verzicht auf Herbizide und exzessives Baumfällen bewegen. Damit hofft man, die Biodiversität und die einzigartige Krötenpopulation in der Kihansi-Schlucht zu bewahren.

Citizen 08.06.14; DN 01.,16.04.; 27.,29.06.14; Guardian 23.07.14