Female Genital Mutilation - 03/2013

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(FGM) - Beschneidung von Mädchen und Frauen - 03/2013

Lage in der Mara-Region

In der Mara-Region ist die Meinung über die FGM in den Gruppen der Ältesten unterschiedlich. Einige favorisieren sie, die Mehrheit aber schließt sich der Regierung und Nichtregierungsorganisationen an und lehnt sie entschieden ab.

Mehrere Älteste wollen Jungen in einer Kampagne für einen Boykott der Beschneidung ge-winnen, obwohl sie überzeugt sind, das erzürne die Beschneider/innen; ihre Reaktion werde eine Wiederbelebung der Beschneidung (männliche und weibliche) sein; sie würden behaupten, die Vorfahren hätten die Beschneidung für die Reinigung der Gesellschaft angeordnet. Weigerung wurde bestraft.

In drei Distrikten beobachtete man, dass Clan-Älteste eine Wiederbelebung der FGM forderten. Berichten zufolge änderten mehrere Älteste, die die FGM verurteilt hatten, ihre Meinung. Einer sagte: “Einige Jungs drohten, sie würden ihre Beschneidung boykottieren, wenn die Mädchen nicht beschnitten werden.”

In der Mara-Region allein wurden ab Mitte Dezember 2012 etwa 5.000 Mädchen zwischen 10 und 16 Jahren beschnitten. Ein Repräsentant des Christian Council of Tanzania (CCT) berichtete, einige führten die Beschneidung in der Nacht durch, damit die Polizei nichts davon erfahre. (Citizen 5.11.12/9.1.13)

Zentren für Mädchen

Im Tarime-Distrikt (Mara-Region) liefen einige Mädchen von zu Hause weg, weil sie fürchteten, man werde sie zur Beschneidung zwingen. Das Children Dignity Forum(CDF), eine lokale NGO, die in den letzten Jahren in der Anti-FGM-Kampagne an vorders-ter Front kämpfte, berichtete, drei Mädchen eines Dorfes 60 km von Tarime entfernt hätten zwei Tage auf dem Weg verbracht. Sie wurden in ein Rettungszentrum geschickt, sagte eine CDF-Mitarbeiterin. Man fürchtet, dass im Tarime-Distrikt etwa 100 Mädchen, vor allem Schülerinnen, beschnitten werden sollen. FGM ist verboten. (DN 20.11./6.12.12)

Aus Angst, man könne sie zur FGM zwingen, kampierten 204 Mädchen, vor allem Schülerinnen, im Masanga FGM Centre in Tarime, einer Einrichtung der römisch-katholischen Kirche. Ummy Mwalimu, Ministerin für Entwicklung der Gesellschaft, Frauen und Kinder, besuchte die Mädchen. Sie sagte, man müsste die Mädchen zum Weglaufen ermuntern; ihr Ministerium werde Mädchen belohnen, die sich weigern, die FGM zu akzeptieren. Man werde dafür sorgen, dass es bald mehr Zentren gibt. (DN 19.12.12; Citizen 9.1.13)

Alternativen

Einige Älteste des Kurya-Clans sagten, man solle alternative Formen der FGM erfinden, damit man die Tradition ehren könne, ohne diesen Eingriff durchzuführen. Aber sie bestanden darauf, man müsse den Mädchen Schmerzen durch Schnitte in die Geschlechtsorgane zufügen, damit Blut fließt. (Guardian 11.12.12)

Traditionelle Verantwortungsträger des Tarime-Distrikts betonten, die FGM sei modernisiert worden, damit eine Verletzung der Genitalien der jungen Mädchen vermieden werde. Nur ein kleiner Teil werde entfernt. “Und manchmal werden die Mädchen nur mit Zeichen versehen und mit Maismehl bestreut, als Symbol dafür, dass sie beschnitten wurden und feiern und tanzen können”, berichtete einer. (DN 6.12.12)

Aktionen gegen FGM

Der Sekretär der 13 Kurya-Clans sagte, fortgesetzte Anti-FGM-Erziehung und Errichtung vieler Dorf-Sekundarschulen u. a. hätten erreicht, dass sehr viel weniger Mädchen beschnitten werden. FGM sei nun freiwillig und nicht zwangsweise wie in den 1980er Jahren. 2015 gebe es u. U. keine FGM mehr, denn die Menschen änderten sich sehr rasch. (DN 6.12.12)

Die NGO Children Dignity Forum (CDF) führte in den Dörfern des Tarime-Distrikts und andernorts einen öffentlichen Anti-FGM-Dialog durch, an dem Mädchen, Beschneiderinnen, Eltern, lokale, religiöse und traditionelle Verantwortliche teilnahmen. Von der CDF wurden auch Kam-pagnen gegen Verheiratung im Kindesalter und frühe Schwangerschaft organisiert.

Die CDF hat ihre Zentrale in Dar-es-Salaam. Sie richtete in Tarime ein Büro ein, um ihre Kam-pagne gegen FGM, Kinderheirat und frühe Schwangerschaft zu intensivieren. (DN 20.11./6.12.12)

Etwa 30 traditionelle Verantwortungsträger mehrerer Clans der Kurya-Gesellschaft trafen sich zwei Tage, um den letzten Nagel in den Sarg der FGM zu schlagen; sie betonten, dieses abscheuliche Ritual werde es 2015 möglicherweise nicht mehr geben. Ein Ältester sagte, die FGM werde ohne Gewalt automatisch beendet. Viele unbeschnittene Mädchen hätten bereits geheiratet. Früher sei das unmöglich gewesen. Die jungen Männer hätten Mädchen anderer Volksgruppen, die nicht beschnitten wurden, geheiratet. Der District Commissioner des Tarime-Distrikts sagte: “Wir als Regierung schätzen die Beteiligung der traditionelle Verantwortungsträger sehr. Z. B. halfen sie uns auch, Streit der Clans und Landkonflikte zu beenden.” (DN 7.12.12)

Bei einer 16-tägigen Aktion gegen Gewaltanwendung gegen Frauen im Serengeti-Distrikt sagten einige der Frauen, die FGM durchführen, sie könne abgeschafft werden, wenn die Eltern ihre Kinder nicht mehr zu ihnen schickten; sie bestünden nicht auf der FGM, obwohl sie bei dieser Arbeit Geld verdienten. (Guardian 11.12.12)

Regierung schaltet sich ein

Im Rahmen einer Kampagne gegen FGM besuchte Ummy Mwalimu, Stellvertretende Ministerin für Entwicklung der Gesellschaft, Frauen und Kinder mehrere Dörfer des Tarime-Distrikts. Sie sprach bei einigen Kundgebungen, um die Menschen über die Folgen der FGM zu informieren. “Ich muss zugeben, dass die FGM noch immer ein großes Problem ist, denn sie ist tief verwurzelt in der Tradition.” Nachdem sich die Stellvertretende Innenministerin ihr angeschlossen hatte, sagte sie, mit ihrer Kollegin habe sie vereinbart, in jedem Bezirk des Tarime-Distrikts weitere ‘Gender Desks’ der Polizei nahe bei den Menschen einzurichten “Die FGM ist Teil des Einkommens der Beschneiderinnen und etwas davon geht an die traditionellen Verantwortungsträger. Wir müssen also auch für diese Leute alternative Einkommensquellen finden”, sagte sie. Ihr Besuch sei eine der entscheidenden Anti-FGM-Reisen gewesen, die hochrangige Regierungsleute in den letzten Jahren nach Tarime machten. “Die einzige der Regierung zur Verfügung stehende Waffe ist Bildung. Wir können dieses Problem nicht durch Gewalt allein beenden. Unsere einzige Hoffnung ist Bewusstseinsbildung”, betonte Ummy Mwalimu.

Ein Polizeikommandant berichtete, zwei Personen seien verhaftet worden, doch eine größere Aktion sei nicht möglich, weil die Zeremonien insgeheim und in der Dunkelheit stattfinden. Regierung und NGOs mühen sich ausdauernd um ein Ende der FGM. Die Regierung sei entschlossen, im Kampf gegen FGM zu siegen, sagte Mwalimu. (DN 17./19.12.12; Citizen 9.1.13)

Christine Mndeme, DC des Hanang-Distrikts (Manyara-Region) sagte, alle, die FGM unterstützen, würden bestraft. Obwohl sich die lokalen Verantwortlichen seit Jahren für Bewusstseinsbildung eingesetzt hatten, nahmen Fälle von FGM dort zu. Sie sei bei den Barabaig und den Iraqw verbreitet. Sie drängte die traditionellen Verantwortungsträger, diese überholte Tradition aufzugeben, ehe die Regierung dagegen vorgehe und die Schuldigen festnimmt. (Citizen 14.1.13)

Bestrafung

Der Sexual Offences Special Provision Act 1998 untersagt FGM. Vormünder und Erziehungsberechtigte von Mädchen unter 18 Jahren, die verantwortlich dafür sind, dass FGM an ihm vollzogen wird, macht sich der Grausamkeit gegen Kinder schuldig. Die Strafe beträgt 15 Jahre Haft, oder ein Bußgeld von bis zu 300.000/- TSh, oder beides. (DN 3.1.13; Citizen 14.1.13)

Aufruf der UNO

Man erwartet, dass europäische Länder sich der Forderung der UNO anschließen und sich verstärkt für die Beendigung der FGM einsetzen. Die Resolution, die erste derartige, soll die Regierungen daran erinnern, dass die FGM beendet werden muss und dass man Frauen und Mädchen, die ihr Leben lang unter körperlichen und seelischen Folgen dieser Tortur leiden, schützen muss. Acht Länder der EU haben Aktionspläne, die sich ausschließlich mit der FGM befassen. Die Direktorin von Amnesty International sagte, Frauen und Mädchen, denen FGM droht oder die sie erduldeten, hätten einen Grund für einen Asylantrag; doch das werde nicht von allen Ländern der EU anerkannt. Es müsse sichergestellt werden, dass die FGM als drohende Gefahr nicht nur im Gesetz, sondern in Praxis anerkannt wird.

Das Europäische Parlament schätzt, von den in Europa lebenden Frauen und Mädchen erlitten ½ Mio. FGM, jedes Jahr drohe sie weiteren 180.000. (Guardian 21.12.12)