Schwerpunktthema Kriminalität: Geldwäsche – Illegale Transfers - 03/2015 und Schwerpunktthema Kriminalität: Korruption - 03/2015: Unterschied zwischen den Seiten

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==Illegale Geldverschiebung==
==Wahrnehmung und Protest==
Ein Bericht für die aktuelle Konferenz der Staatsoberhäupter der Afrikanischen Union („Mbeki-Bericht“) stellt fest, dass Afrika jährlich $ 50 Mrd. durch illegale Geldverschiebungen ins Ausland verliert. Tansania gehen auf diesem Weg jährlich $ 248 Mill. verloren; das entspricht 7,4% des Bruttosozialprodukts. Tansania steht an 8. Stelle, was Anfälligkeit für Schwarzgeld-Transfers betrifft.
Das amerikanische Pew Reseach Centre fand in einer Umfrage heraus, dass 90% der Tansanier Korruption und Veruntreuung in Regierung und Verwaltung für selbstverständlich halten. Präsident Kikwete sagte bereits 2009, dass etwa 30% aller öffentlichen Mittel in den Händen korrupter Beamter enden.


Der Bericht sieht in den illegalen Geldflüssen eine wesentliche Ursache für Ungleichheit und Armut, sowie eine Bedrohung für Regierbarkeit und wirtschaftliche Entwicklung Afrikas. Er zeigt, dass umso mehr illegales Geld abfließt, je dominanter Bergbau bzw. Öl- und Gasgewinnung in einer Volkswirtschaft sind. Dabei werden Steuern einerseits legal durch unverhältnismäßig hohe Abschreibungen (oft durch geheime Verträge gesichert) verkürzt. Andererseits werden Gewinne durch fingierte oder manipulierte Rechnungen versteckt oder über Scheinfirmen verschoben (transfer pricing). Internationale Firmen können sowohl mit technisch und juristisch überlegenen Fachleuten als auch durch einfache Bestechung äußerst vorteilhafte Verträge aushandeln, die aus gutem Grund meist geheim gehalten werden. Schließlich berichten viele Unternehmen unwahr über die Menge der gewonnenen Rohstoffe (z, B. Gold, Diamanten, Seltene Erden, Holz oder Öl). Solche illegitimen Kapitalverschiebungen machen 65% der Verluste aus.
Einer Umfrage von NROs (Transparency International; Concern for Development Initiatives in Africa) zufolge wird Tansania nach Burundi als zweit-korruptester Staat Ostafrikas wahrgenommen (Vorjahr: Platz 4 von 5). Damit fiel TZ weltweit von Position 111 von 175 auf Platz 119 zurück. Als korrupteste Behörde gilt nach wie vor die Polizei (82% - Vorjahr 73%), es folgen Justiz, Landverwaltung, Bodenschätze, Lizenzverwaltung, Wasser und Energieversorgung, Gesundheitsdienste, Steuer, Bildung und Lokalbehörden. Von denen, die Bestechungsgeld gezahlt hatten, erklärten 38%, nur so hätten sie die gewünschte Dienstleistung in angemessener Zeit erhalten. 36% meinten, sie hätten ohne Bestechung überhaupt nichts erreicht. Die durchschnittliche Bestechungssumme betrug bei der Landverwaltung $ 67, bei der Justiz $ 63, bei den Finanzämtern $ 48 und im Gesundheitswesen $ 17. 91% der Befragten hatten Korruptionsvorgänge wegen mangelnder Erfolgsaussicht nicht angezeigt. 60% meinen, die Regierung tue nicht genug gegen Bestechungsansinnen. 80% vermuten, dass die Korruption in der Verwaltung weiter zunimmt.


Die restlichen 35% (afrikaweit etwa $ 27 Mrd. / Jahr) kommen aus Bestechungsgeldern, die im Ausland angelegt werden und Gewinnen aus kriminellen Aktivitäten (Schmuggel und Handel mit Menschen, Drogen und Waffen). Diese Gelder werden entweder über Scheinfirmen (z.B. Gebrauchtwagenhandel) gewaschen oder in bar, meist mit Privatflugzeugen, in Sicherheit gebracht.  
Im Parlament wurde gefordert, die Behörde zur Korruptionsbekämpfung (PCCB) zu überprüfen und unabhängiger zu machen. Im Gegensatz zu landläufigen Vorstellungen, dass Armut und geringe Löhne korruptionsanfällig machten, sagte ein Minister, gerade der Justizbereich, wo sehr gut verdient wird, zeige sich besonders anfällig. - Ausländische Investoren bezeichneten die verbreitete Korruption als wichtigstes Hindernis für das Geschäft.


Einige Banken in Tansania sind in Geldwäsche verstrickt. Ihre Muttergesellschaften finden sich in Europa und den USA auf einschlägigen schwarzen Listen. [vgl. Bericht zur FBME-Bank, TI Sept. 2014, S. 5]. Experten weisen darauf hin, dass die relativ schwachen Geldwäschegesetze Tansanias Kriminelle anziehen. Die tansanische Zentralbank leitete vor einem halben Jahr eine Untersuchung ein, deren Ergebnis bisher nicht bekannt wurde.
Ein Jura-Professor der Uni DSM erinnerte daran, dass bereits 1996 eine Kommission unter Richter J. Warioba festgestellt hatte, dass Polizei, Justiz, Finanzämter und Landverwaltung die korruptesten Behörden waren. Er zitierte J. Nyerere, der 1978 sagte: „ Es ist lächerlich, dass wir Gelegenheitsdiebe und Prostituierte verurteilen, während wir dulden, dass hochgestellte Personen Bestechungsgeld annehmen.


==Auslandskonten von Tansaniern==
Business Times 16.,23.01.15; Citizen 20.11.14; 01.01.15; Guardian 10.05.; 22.09.14; 02.01.15
Die Tageszeitung The Citizen veröffentlichte Namen und Adressen von Tansaniern, die hohe Beträge bei Banken auf Jersey und den British Virgin Islands besitzen (Die Information kam vom Internationalen Konsortium investigativer Journalisten). Sie hatten ein Firmennetz in TZ errichtet, von dem aus die Gelder transferiert wurden. Die Bank of TZ kündigte vor etwa einem Jahr an, nachzuforschen, ob das Firmensystem korrupten Politikern und Kriminellen dazu diente, Geld außer Landes zu schaffen. Bisher wurde kein Ergebnis bekannt.


Im Februar wurde bekannt, dass 99 in Tansania Ansässige innerhalb eines Jahres (2007) $ 114 Mill. bei der Schweizer Filiale der HSBC-Bank deponierten. Die Gelder können sowohl aus illegalen wie legalen Geschäften stammen. Allerdings darf Geld aus TZ nur mit Zustimmung der Nationalbank (BoT) transferiert werden. Der Oppositionspolitiker Z. Kabwe forderte die Regierung auf, die Inhaber der „swiss-leaks“-Konten bekannt zu geben. Dies sei eine gute Gelegenheit, Steuerhinterzieher zu fassen.  
==Polizei und Justiz==
Das Zentrum für wirtschaftlichen Wohlstand führte eine Umfrage unter Fernfahrern durch. Demnach fordern Verkehrspolizei, Steuerbeamte und Wiege-Personal an den betreffenden Kontrollpunkten nach wie vor Bestechungsgelder. Zwar ging die durchschnittlich bezahlte Summe auf TZS 1.354 zurück, aber durch die inzwischen vervierfachte Zahl der Kontrollpunkte, mussten die Fahrer mehr Bestechungsgelder kalkulieren als im Vorjahr. Der Kommandeur der Verkehrspolizei bezeichnete die Umfrage-Ergebnisse als beschämend, hielt aber den Fernfahrern vor, dass sie die für Korruptions-Anzeigen vorgesehenen Telefon-Nummern kaum benutzen.


Business Times 06.02.15; DN 22.,23.07.14; Citizen 10.,18.02.; 22.,24.07.14; East African 13.12.14; 31.01.; 14.02.15; Guardian 10.02.15
Nachdem die Zeitung „Nipashe“ gemeldet hatte, dass die zum Schutz der Bürger eingerichteten Motorradstreifen der Verkehrspolizei besonders konsequent Bestechungsgeld gefordert hatten, wurden sie wieder zurückgerufen und eine Untersuchung angeordnet.
 
Die Tansanische Albino-Gesellschaft (TAS) beklagte, dass zunehmend Menschen mit Albinismus getötet werden, weil Laxheit und Korruption bei Polizei und Justiz die Täter schützen. Seit 2006 seien 120 Fälle registriert, aber nur 11 davon vor Gericht gebracht worden. Nur fünf Fälle wurden abgeschlossen. Kürzlich setzte das Justizministerium eine neue Arbeitsgruppe ein, die u. a. verfolgt, wie die Albino-Mordfälle aufgearbeitet werden [TI Feb. 15, S. 6].
 
Citizen 05.01.15; Guardian 25.07.; 22.09.14
 
==Korruption im Gesundheitswesen==
In Dodoma protestierten Patientinnen gegen das Pflegepersonal des Referenzkrankenhauses, das immer dreister Bestechungsgeld fordere, bevor es den Bedürfnissen der Patent/innen nachkommt. Aus diesem Grund seien mehrere Gebärende gestorben. Der leitende Arzt beteuerte, dies sei strikt verboten und forderte die Kranken auf, derartiges Fehlverhalten anzuzeigen.  
 
Mitarbeiter des Antikorruptionsbüros teilten mit, dass Viele nicht mehr der kommunalen Krankenversicherung (CHF) beitreten, weil sie die Erfahrung gemacht hätten, dass sie im Krankenhaus ohnehin Bestechungsgeld zahlen müssten, um korrekt behandelt zu werden. Dadurch liefen die Werbekampagnen des CHF ins Leere.
 
Citizen 09.,10.14; 10.01.15; Guardian 07.10.14; 09.01.; 22.01.15


[[Kategorie:03/2015]]
[[Kategorie:03/2015]]
[[Kategorie:Gesundheitswesen_-_Allgemein]]
[[Kategorie:Innere_Angelegenheiten_-_Rechtswesen]]
[[Kategorie:Wirtschaft_-_Wirtschaftsprobleme]]
[[Kategorie:Wirtschaft_-_Wirtschaftsprobleme]]

Aktuelle Version vom 6. Januar 2019, 20:22 Uhr

Wahrnehmung und Protest

Das amerikanische Pew Reseach Centre fand in einer Umfrage heraus, dass 90% der Tansanier Korruption und Veruntreuung in Regierung und Verwaltung für selbstverständlich halten. Präsident Kikwete sagte bereits 2009, dass etwa 30% aller öffentlichen Mittel in den Händen korrupter Beamter enden.

Einer Umfrage von NROs (Transparency International; Concern for Development Initiatives in Africa) zufolge wird Tansania nach Burundi als zweit-korruptester Staat Ostafrikas wahrgenommen (Vorjahr: Platz 4 von 5). Damit fiel TZ weltweit von Position 111 von 175 auf Platz 119 zurück. Als korrupteste Behörde gilt nach wie vor die Polizei (82% - Vorjahr 73%), es folgen Justiz, Landverwaltung, Bodenschätze, Lizenzverwaltung, Wasser und Energieversorgung, Gesundheitsdienste, Steuer, Bildung und Lokalbehörden. Von denen, die Bestechungsgeld gezahlt hatten, erklärten 38%, nur so hätten sie die gewünschte Dienstleistung in angemessener Zeit erhalten. 36% meinten, sie hätten ohne Bestechung überhaupt nichts erreicht. Die durchschnittliche Bestechungssumme betrug bei der Landverwaltung $ 67, bei der Justiz $ 63, bei den Finanzämtern $ 48 und im Gesundheitswesen $ 17. 91% der Befragten hatten Korruptionsvorgänge wegen mangelnder Erfolgsaussicht nicht angezeigt. 60% meinen, die Regierung tue nicht genug gegen Bestechungsansinnen. 80% vermuten, dass die Korruption in der Verwaltung weiter zunimmt.

Im Parlament wurde gefordert, die Behörde zur Korruptionsbekämpfung (PCCB) zu überprüfen und unabhängiger zu machen. Im Gegensatz zu landläufigen Vorstellungen, dass Armut und geringe Löhne korruptionsanfällig machten, sagte ein Minister, gerade der Justizbereich, wo sehr gut verdient wird, zeige sich besonders anfällig. - Ausländische Investoren bezeichneten die verbreitete Korruption als wichtigstes Hindernis für das Geschäft.

Ein Jura-Professor der Uni DSM erinnerte daran, dass bereits 1996 eine Kommission unter Richter J. Warioba festgestellt hatte, dass Polizei, Justiz, Finanzämter und Landverwaltung die korruptesten Behörden waren. Er zitierte J. Nyerere, der 1978 sagte: „ Es ist lächerlich, dass wir Gelegenheitsdiebe und Prostituierte verurteilen, während wir dulden, dass hochgestellte Personen Bestechungsgeld annehmen.“

Business Times 16.,23.01.15; Citizen 20.11.14; 01.01.15; Guardian 10.05.; 22.09.14; 02.01.15

Polizei und Justiz

Das Zentrum für wirtschaftlichen Wohlstand führte eine Umfrage unter Fernfahrern durch. Demnach fordern Verkehrspolizei, Steuerbeamte und Wiege-Personal an den betreffenden Kontrollpunkten nach wie vor Bestechungsgelder. Zwar ging die durchschnittlich bezahlte Summe auf TZS 1.354 zurück, aber durch die inzwischen vervierfachte Zahl der Kontrollpunkte, mussten die Fahrer mehr Bestechungsgelder kalkulieren als im Vorjahr. Der Kommandeur der Verkehrspolizei bezeichnete die Umfrage-Ergebnisse als beschämend, hielt aber den Fernfahrern vor, dass sie die für Korruptions-Anzeigen vorgesehenen Telefon-Nummern kaum benutzen.

Nachdem die Zeitung „Nipashe“ gemeldet hatte, dass die zum Schutz der Bürger eingerichteten Motorradstreifen der Verkehrspolizei besonders konsequent Bestechungsgeld gefordert hatten, wurden sie wieder zurückgerufen und eine Untersuchung angeordnet.

Die Tansanische Albino-Gesellschaft (TAS) beklagte, dass zunehmend Menschen mit Albinismus getötet werden, weil Laxheit und Korruption bei Polizei und Justiz die Täter schützen. Seit 2006 seien 120 Fälle registriert, aber nur 11 davon vor Gericht gebracht worden. Nur fünf Fälle wurden abgeschlossen. Kürzlich setzte das Justizministerium eine neue Arbeitsgruppe ein, die u. a. verfolgt, wie die Albino-Mordfälle aufgearbeitet werden [TI Feb. 15, S. 6].

Citizen 05.01.15; Guardian 25.07.; 22.09.14

Korruption im Gesundheitswesen

In Dodoma protestierten Patientinnen gegen das Pflegepersonal des Referenzkrankenhauses, das immer dreister Bestechungsgeld fordere, bevor es den Bedürfnissen der Patent/innen nachkommt. Aus diesem Grund seien mehrere Gebärende gestorben. Der leitende Arzt beteuerte, dies sei strikt verboten und forderte die Kranken auf, derartiges Fehlverhalten anzuzeigen.

Mitarbeiter des Antikorruptionsbüros teilten mit, dass Viele nicht mehr der kommunalen Krankenversicherung (CHF) beitreten, weil sie die Erfahrung gemacht hätten, dass sie im Krankenhaus ohnehin Bestechungsgeld zahlen müssten, um korrekt behandelt zu werden. Dadurch liefen die Werbekampagnen des CHF ins Leere.

Citizen 09.,10.14; 10.01.15; Guardian 07.10.14; 09.01.; 22.01.15