Schwerpunktthema: Elektrizitätsversorgung: Probleme der TANESCO - 06/2015

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TANESCO hoch verschuldet

Der parlamentarische Mittelverwendungs-Ausschuss zeigte sich besorgt darüber, dass der staatliche Stromversorger mit TZS 467 Mrd. verschuldet ist. Zudem ist ungeklärt, wie TZS 699 Mill., die für Entwicklungsprojekte bestimmt waren, verwendet wurden. Zwar verbesserten sich die Einnahmen 2013 auf TZS 1,4 Bill., jedoch stiegen die Energieverluste durch Diebstahl und Manipulationen von 12 auf 21%. Die Gesellschaft hat praktisch kein eigenes Kapital für notwendige Investitionen.

Guardian 12.03.15;

Ursachen der Probleme

Die Misere hat viele Ursachen:

  • Viele Anlagen für Stromerzeugung und -transport sind veraltet und störanfallig.
  • Mit dem Klimawandel sind die Regenfälle unregelmäßig und die großen Wasserkraftwerke haben längere Ausfallzeiten.
  • Tanesco muss daher unverhältnismäßig viel Strom zu Spitzenpreisen zukaufen. Sie zahlt wegen unvorteilhafter Verträge sehr hohe Kilowatt-Preise an private Zulieferer: zwischen 33 und 60 US-Cents . Der Verkaufspreis liegt bei 16 Cents.
  • Jahrelang wurde Strom mit teurem Schweröl produziert, anstatt eine nachhaltige Stromerzeugung aufzubauen.
  • Häufige Diebstähle von Leitungsdraht, Kabeln und Transformatorenöl verursachen Schäden und Verluste.
  • Etwa 20% des erzeugten Stroms gehen durch Energie-Diebstahl und Manipulation von Messgeräten verloren. Solche Diebstähle wurden sogar bei staatlichen Einrichtungen entdeckt.
  • Private Abnehmer schulden der Tanesco TZS 104 Mrd., staatliche Stellen wie Ministerien, Militär, Gefängnisse und Polizeiwachen stehen mit etwa TZS 200 Mrd. in der Kreide, manche seit vielen Jahren.
  • Die beliebten Geräte für telefonisch vorausbezahlten Strom (Luku-Meters) versagten häufig wegen Netzwerkproblemen. Nachdem der Energieminister angeordnet hatte, die Verteilerfirma zu kündigen, brach landesweit die Versorgung zusammen und Tanesco erlitt einen Verlust von TZS 1,5 Mrd. pro Tag. Tausende von Kunden, die nicht mehr telefonisch bezahlen konnten, mussten stundenlang anstehen, um Stromguthaben zu kaufen.

Business Times 14.11.14; Citizen 04.11.14; 02.05.15; DN 04.07.14; Guardian 12.03.; 11.04.; 02.05.15

Sanierungsmaßnahmen

Tanesco führt die automatische Verbrauchsmessung ein, um die Zahlungsausfälle zu reduzieren („Luku-Meters“). Dabei zahlt der Abnehmer einen Betrag im Voraus, meist via Mobiltelefon, den er dann nach Belieben verbrauchen kann. Dies schützt freilich nicht vor betrügerischen Manipulationen bei der Verbrauchsmessung.

Der parlamentarische Energie-Ausschuss forderte, die Tanesco solle die extrem teuren Verträge für Verbrauchsspitzen mit Privatfirmen auflösen und eigene stand-by-Kraftwerke auf Erdgas-Basis aufbauen.

Der Energieminister befahl, drei besonders nachlässige Tanesco-Mitarbeitende zu entlassen. Immer wieder klagen Kunden über arrogantes und unkooperatives Verhalten von Tanesco-Angestellten.

Verschiedene Konsultationsfirmen entwarfen unterschiedliche Reformpläne für die Tanesco. Zuletzt legte PriceWaterhouseCoopers einen Vier-Phasen-Plan zur Sanierung vor. Die Hauptprobleme (Ineffizienz, Korruption, Überschuldung) will man bis 2025 durch folgende Maßnahmen in den Griff bekommen:

  • Die Tanesco wird in zwei Staatsbetriebe aufgeteilt: einer für Stromerzeugung und einer für Transport und Verkauf der Elektroenergie.
  • Private Stromproduzenten dürfen mit der Staatsfirma konkurrieren. Das Verteilernetz bleibt aber Monopol von Tanesco.
  • Mittelfristig wird ein eigenes Unternehmen für die Leitungssysteme zuständig sein.
  • Regionale Verteilernetze werden dann selbständig Strom ein- und weiterverkaufen.
  • Die erforderlichen Investitionen für die gesamte Sanierung und Reorganisation der Stromversorgung werden bis 2025 auf $ 20 Mrd. geschätzt.

DN 01.,16.02.04.; 05.05.15; Guardian 11.,29.11.14; 26.01.; 12.03.; 03.05.15;