Schwerpunktthema: Elektrizitätsversorgung: Erneuerbare Energiequellen - 06/2015

Aus Tansania Information
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Mitte 2014 betrug die gesamte Stromerzeugungs-Kapazität Tansanias (ohne die noch geringe Produktion aus Sonne, Wind und Biomasse) 1.583 Megawatt (MW); 35% davon aus Wasserkraft, 34% aus Erdgas und 31% aus Erdöl [Die Prozentverhältnisse werden unterschiedlich angegeben]. Für 2025 wird eine Nachfrage von etwa 10.000 MW erwartet. Das nationale Stromnetz wird von der staatlichen Tanzania Electricity Supply Company (TANESCO) betrieben. Die Gesellschaft konnte bisher keine zuverlässige Versorgung sicherstellen [s.u.]. Permanente Unterspannung und häufige Stromrationierungen, bzw. -ausfälle belasten Industrie und Handel. Etwa 35% [andere Quelle: 24%] der Bevölkerung sind an das TANESCO-Netz angeschlossen (2010: 14%).

Citizen 11.10.14; Guardian 21.,22.02.14;

Entwicklungsstand - Impulse

Während Tansania Elektrizitäts-Großprojekte zur Zeit schwerpunktmäßig für die Energieträger Gas und Kohle plant [s.u.], erinnern die Entwicklungspartner immer wieder daran, die nachhaltigen Ressourcen nicht zu vernachlässigen. In Vorbereitung der Pariser Klimakonferenz 2015 warb die französische Entwicklungsministerin bei tansanischen Gesprächspartnern dafür, die Stromerzeugung aus nachhaltigen Quellen energisch voranzutreiben. Nur so könnten negative Auswirkungen des Klimawandels auch in TZ gemildert werden. Sie versprach französische Hilfe bei Ausbildung und Finanzierung in diesem Bereich.

Die „Power Africa Off-grid Energy Challenge“ ist eine Initiative von General Electric und US-Entwicklungsorganisationen (USA DF und USAID). Sie fördert die Entwicklung von Insellösungen für die Elektrizitätsversorgung. Etwa 30% der tansanischen Bevölkerung lebt abseits des nationalen Stromnetzes in dünn besiedelten Gebieten und Kleinstädten. Dort werden bisher lokale Netze mit teuren Dieselgeneratoren betrieben. Die Initiative bietet jetzt Hybridlösungen an (Kombination von Diesel- mit nachhaltigen Energien). Vier tansanische Firmen in Iringa, Mbeya, Mara und Arusha erhielten Preisgelder von je $ 100.000 für innovative Lokal-Stromnetze. Im Kilolo-Distrikt von Iringa können so 15 Dörfer Holzkohle und Kerosin durch Strom ersetzen.

Die norwegische Entwicklungsgesellschaft (Norges Vel) und das Institut für Unternehmens-Entwicklung IMED (www. imedtz.org) betreiben ein Gründerzentrum für den Sektor Erneuerbare Energien (TAREBI – www.tarebi.org). Es berät technisch und organisatorisch Unternehmen, die ländliche Zonen mit nachhaltigen Energiesystemen versorgen wollen.

Die „Vereinigung für Erneuerbare Energie“ (TAREA – www.tarea-tz.org) erreichte, dass die Regierung Steuerbefreiungen für nachhaltige Energien entgegen aktuellen Plänen weiter bestehen lässt. Die TAREA kritisierte, dass kein Energie-Konzept bestehe, das die klimaschonenden Energiequellen einbezieht und Investitions-Sicherheit schafft.

Dies sei erforderlich, um die Energie-Effizienz-Ziele der UN von 2011 zu erreichen. Der Energieminister erklärte, dass die Energieträger Sonne, Wind, Biomasse, Wasserkraft und Geothermie Priorität erhalten. Mit lokalen Stromerzeugungs-Systemen will man erreichen, dass auch in ländlichen Gebieten weniger Holzkohle verbraucht wird. Derzeit sind 24 bis 35% der Bevölkerung an das nationale Elektrizitäts-System angeschlossen.

Business Times 02.01.015; DN 13.02.15; Guardian 31.05.; 09.10.; 11.,19.11.14; 10.04.15

Erdwärme

Tansania hat 10% des geothermischen Potenzials in Afrika, hauptsächlich entlang des Afrikanischen Grabenbruchs. Dieses riesige Potenzial von mehr als 5000 MW ist noch völlig unerschlossen. Zur Zeit beträgt die gesamte Stromerzeugung Tansanias etwa 1500 MW pro Jahr. Mit Strom aus der Erdwärme könnte der gesamte Holzkohle-Verbrauch ersetzt werden, dem jährlich 400.000 ha Wald zum Opfer fallen. Kenia produziert bereits 260 MW aus Erdwärme.

DN 30.10.14; East African 08.12.14

Solarenergie

Die US-Firma Greenlight Planet will mit dem indischen Finanzierer Fidelity Growth Partners India in Ostafrika preisgünstige Solar-Dachanlagen für Beleuchtung und Telefon-Ladegeräte anbieten. Bis 2020 sollen 100 Mill. Haushalte bedient werden, die keinen Stromnetz-Anschluss haben.

Die Firma Off Grid Electric Ltd. verleiht kleine Solaranlagen für Beleuchtungsstrom zu TZS 300 pro Tag (ca 15 €-cents). Bisher werden 30.000 Haushalte in den Regionen Arusha, Kilimanjaro, Geita und Tanga bedient. Eine solche Anlage kostet TZS 50.000; diese Investition amortisiert sich in kurzer Zeit durch die Kerosin-Ersparnis. Mit Unterstützung ($ 100 Mill.) der International Finance Corporation (IFC - Washington), der Overseas Private Investment Corporation (USA) und USAID will Off Grid Electric bis 2017 eine Mill. tansanische Haushalte mit zuverlässiger Solarenergie versorgen („One Million Solar Homes“). Damit sollen 15.000 Arbeitsplätze entstehen und große Mengen Kerosin eingespart werden.

Mit Krediten von IFC und Cordiant Capital Canada stattet Off Grid Electric 200.000 Haushalte, auch im städtischen Bereich, mit Solar-Heimanlagen aus. Die Nutzer zahlen über Mobiltelefon ca € 10 Einrichtungsgebühr und einen verbrauchsabhängigen Tarif. Die Möglichkeit, telefonisch nach Finanzlage und Bedarf kleinste Strommengen zu beziehen, entspricht der verbreiteten Gewohnheit, Kerosin zur Beleuchtung in einer Flasche zu kaufen.

Im Kongwa-Distrikt versorgt ein Pilotprojekt der Rural Energy Agency 10 Dörfer mit Solarstrom. Die Photovoltaik-Generatoren einer österreichischen Firma erzeugen jeweils 14 KWp, ausreichend für mehrere Haushalte (à 250 Wh), für Schulen oder Maismühlen und Motorsägen. Die Nutzer erhalten die Installation und 2 Jahre Sonnenstrom gratis. Die Dörfer erhalten auch eine Straßenbeleuchtung und einen Kühlschrank für jede Gesundheits-Station.

12 Insel-Dörfer im Victoriasee erhalten ebenfalls bis Ende 2015 eine solare Stromversorgung. In den nächsten Jahren sollen etwa 100.000 Haushalte in den See-Regionen Nordtansanias Solarstrom erhalten. Dazu legten die Tansanische Investment Bank und die Niederländische Entwicklungshilfe einen Förderfonds auf.

Finanziert von der Global Environmental Facitliy der UN erhielt Bagamoyo für seine touristischen Zonen eine solargespeiste Straßenbeleuchtung. Man hofft, dass sie längere Zeit arbeiten wird, da kaum laufende Kosten entstehen.

In Dar-Es-Salaam erhielten Polizeiwachen, Schulen, Waisenhäuser und Krankenstationen eine Solarstrom-Versorgung. Bisher hatten diese Einrichtungen keinen Zugang zum Stromnetz. - Finanziert von Norwegen erhielt der Hafenort Kisiju Pwani ein solares Beleuchtungssystem für Straßen und Haushalte.

Die Dachorganisation der Solaranlagenbauer warnte vor gefälschten Anlagen. Sie seien zwar billig, überständen aber kaum einen Regen.

Citizen 04.,16.02.15; DN 21.05.; 03.07.; 19.12.14; DN 09.02.; 25.03.; 13.,24.04.15; Guardian 07.04.14; 19.02.15

Windenergie

Die Nationale Entwicklungskörperschaft (NDC) plant zusammen mit der TANESCO und einem Firmenpool eine 50 MW-Windstrom-Anlage in Singida. Die Kosten von $ 132 Mill. finanziert die chinesische Exim-Bank zu Vorzugsbedingungen. Das Projekt soll 2.200 Arbeitsplätze schaffen. Es ist schon seit 2010 in Planung, wurde aber von der TANESCO-Bürokratie verzögert.

Citizen 08.06.14; DN 16.04.14; 09.,10.03.15

Wasserkraft

Die von einer US-Firma geführte Ruaha River Power Company Ltd. erhielt von der US-Handelsagentur einen $ 600.000-Zuschuss, um ein Muster für kleine Laufwasserkraftwerke zu entwickeln. Zwei solche 10-MW- Hydroenergie-Stationen sollen die Bewohner des Lukosi-Beckens versorgen.

Mit norwegischer Hilfe wird der von deutschen Missionaren um 1930 erbaute Kikuletwa-Wasserkraft-Generator im Hai-Distrikt / Kilimanjaro-Region wieder instand gesetzt. Das Kraftwerk hatte bis 1984 gearbeitet und war seitdem außer Betrieb. Es ging nun in den Besitz des Arusha Technical College über und wird als Ausbildungszentrum für hydroelektrische Anlagen dienen. Es wird zunächst 1,7 MW leisten und kann auf 17 MW ausgebaut werden.

Tansania und Malawi planen ein 10-Jahresprogramm zur Entwicklung des Songwe-Flussbeckens. Neben umfangreichen Bewässerungssystemen soll ein Wasserkraftwerk mit 180 MW Leistung entstehen, das in TZ die Distrikte Kyela, Ileje, Mbozi, Momba und Mbeya-Land versorgen soll. Die Kosten von $ 735 Mill. finanziert die Afrikanische Entwicklungsbank mit Zuschüssen aus USA und Europa.

Afrikanische Entwicklungsbank und Weltbank finanzieren das Rusumo-Hydroenergie-Projekt im Grenzgebiet von Burundi, Ruanda und Tansania. Es soll 90 MW produzieren, die den Anrainern zu gleichen Teilen zukommen. Dazu müssen entsprechende Verteilernetze errichtet werden. Die beteiligten Staaten erhoffen sich wirtschaftliche Impulse für die Grenzregionen.

Business Times 02.01.15; Citizen 19.09.; 28.12.14; Guardian 14.02.14; 27.01.; 15.03.15;

Große Wasserkraftwerke und Planungen

Das Wasserkraftwerk Kidatu (Kilombero) ist mit 204 MW installierter Leistung das größte des Landes. Es soll 2015 für mehrere Mrd. TZS überholt werden, da die Anlagen teilweise schon 40 Jahre alt sind. Weitere bereits existierende Hydroelektrische Anlagen: Kihansi: 108 MW, Mtera (80 MW – 27 Jahre alt, benötigt ebenfalls gründliche Modernisierung), New Pangani Falls (68 MW), Hale (21 MW), Nyumba ya Mungu (8 MW). Generell leiden die großen Wasserkraftwerke wegen geringerer und unregelmäßiger Regenfälle an saisonalem Wassermangel. Dieser wird noch verschärft durch immer mehr Landwirte, die Flusswasser auf ihre Felder leiten.

UNESCO-Gremien stimmten dem Bau eines 4.000 MW-Wasserkraftwerks in der Stiegler's Gorge am Rufiji-Fluss im Selous Wildreservat zu. Dazu soll ein 100 m hoher Staudamm errichtet werden. Die Kosten von etwa $ 2,5 Mrd. werden von China und Brasilien getragen. Weitere Staudämme zur Stromerzeugung sind geplant in

  • Mnyera: 1.000 MW; unter brasilianischer Bauleitung
  • Mpanga: 165 MW; unter chinesischer Bauleitung
  • Iringa: 100 MW; unter koreanischer Bauleitung

Citizen 27.04.15; Business Times 18.07.; 14.11.14; Guardian 27.,28.04.15