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Mit einem Aufschwung bei Hochbau und Straßenbau wurden in den vergangenen 10 Jahren viele Firmen gegründet. Derzeit sind etwa 11.000 Unternehmen zugelassen. Weil sie Mindestanforderungen (Umweltschutz, Unfallschutz, Sozialleistungen, Steuern) nicht erfüllten, wurde 2015 385 Firmen (darunter 5 ausländischen) die Zulassung entzogen.
==Wettbewerbsfähigkeit==


Guardian 08.03.15
Der diesjährige Bericht des Weltwirtschaftsforums zur globalen Wettbewerbsfähigkeit gibt Tansania Platz 120 von 140 untersuchten Ländern (2006 Rang 100; 2014 Rang 121). In Ostafrika zeigt nur noch Burundi eine schwächere Position (136), während Ruanda Rang 58 einnimmt.


==Kleinbetriebe (SME)==
Die größten handicaps Tansanias seien Korruption, Bürokratie und immer neue Regulierungsbehörden, komplizierte Gesetze, hohe Steuern, Inflation, schwache Infrastruktur und unzuverlässige Stromversorgung. Besonders negativ wirkten sich Kriminalität, Mangel an Fachkenntnissen und schwache Arbeitsethik aus. Hier sollte die neue Regierung ansetzen. Gute Noten erhält TZ für Verfügbarkeit und Bandbreite seiner Internetstruktur.


Seit 20 Jahren fördert die „Entwicklungsorganisation für Klein-Industrien (SIDO) die Gründung kleiner und mittlerer Firmen (SME – Small and Medium Enterprises). Bisher wurden TZS 49 Mrd. als Investitionskredite an mehr als 74.000 SME-Gründer vergeben; 52% der Kreditsumme gingen an Frauen. 49.000 Kleinfirmen entstanden im städtischen, 25.000 im ländlichen Bereich in den Branchen Landwirtschaft, Nahrungsmittelverarbeitung, Fischfang und Bergbau. Produktionsfirmen zahlen 18%, Dienstleister 22% Zinsen.  
Die „Uhuru-Initiative für Politik und Bildung“ veröffentlichte ein Länder-Ranking zum Grad der wirtschaftlichen Freiheit. Tansania rückte darin von Platz 92 (2014) auf Platz 82 (von 157) vor. Der Bericht untersucht Rechtsstaatlichkeit, richterliche Unabhängigkeit, Korruption, Kriminalität, Schutz von Privatbesitz und Mindestlöhne.


Kanada finanziert mit $ 11 Mill. ein Fünf-Jahresprogramm der SIDO für 1.760 SME in den Regionen Mwanza, Iringa, Lindi und Mtwara. Es soll 2.500 dauerhafte Arbeitsplätze schaffen
Ein Weltbank-Direktor riet Tansania, vom „Vorteil der Rückständigkeit“ zu profitieren. Bei steigenden Löhnen und Stückkosten in China und Asien könnten afrikanische Niedriglohn-Länder mit arbeitsintensiven Betrieben eine Leichtindustrie nach ostasiatischem Vorbild aufbauen, ohne allzu viel Kapital zu investieren. Kapitalintensive, vollautomatische Fertigung könne erst später folgen.  


Die Kapitalmarkt-Aufsichtsbehörde lizensierte einen Aktienfonds (Umande Unit Trust), der Anlegergeld an Kleinunternehmen ausleiht.
DN 21.07.; 16.09.; 02.10.15; 01.01.; 10.02.16; Guardian 12.10.15; 03.01.16


Die Deutsche Entwicklungsgesellschaft (Tochter der KfW) vergab einen Kredit von $ 20 Mill. an die tansanische Exim Bank, um günstige Kredite an SME zu fördern.
==Industrialisierung==


Die Frauenbank (TWB) bietet jungen Unternehmen eingetragene Grundstücke auf Kredit an, die sie in Raten abzahlen und als Sicherheit für Bankkredite nutzen können.  
Die etwa 60.000 verarbeitenden Betriebe tragen zur Zeit 9% zum Bruttoinlandsprodukt bei (Kenia 13, Südafrika 17%). 99,6% aller Firmen gelten als im Anfangsstadium befindlich. 88% sind Minibetriebe, 10,5% Kleinbetriebe, 0,2% mittelgroße Unternehmen und nur 0,4% Großbetriebe. Die privaten Firmen generieren ein Steueraufkommen von etwa TZS 12 Billiarden jährlich. Dies gab die Stiftung für Privatwirtschaft (TPSF) bekannt.


Mehrere junge Frauen erhielten Förderpreise für Internetportale, die kommerziell oder sozial Bildungsinhalte vermitteln:* [http://www.ubongokids.com/ www.ubongokids.com]: bietet Lernstoff in Form von Comics, Trickfilmen und Liedern für 3- bis 6-Jährige.
Die verarbeitenden Betriebe sind sehr ungleich im Land verteilt. Wo noch reichlich Ackerland verfügbar ist wie in Mwanza (1.431 Betriebe), Katavi (245), Lindi (859), Geita (891) und Rukwa (949) gibt es nur wenig Industrie; wo das Land knapp ist, entstehen mehr verarbeitende Betriebe wie in Arusha (2.309), Kilimanjaro (1.795) und Dar-Es-Salaam (7.784).
* [http://www.shuledirect.co.tz/ www.shuledirect.co.tz]: Sekundarschul-Lehrstoff für Schüler und Lehrkräfte.
* [http://www.ourcries.com/ www.ourcries.com]: Beschwerden an die Verkehrsaufsicht für Mädchen, die von Buspersonal belästigt wurden.
* [http://www.appsandgirls.com/ www.appsandgirls.com]; führt Mädchen in die Programmierung einfacher Anwendungen ein.
* „Afya slice“: berät telefonisch zu Ernährungsfragen.


Die führende Denkfabrik für Entwicklungsforschung REPOA ([http://www.repoa.or.tz/ www.repoa.or.tz]) erinnerte daran, dass die planlose Privatisierung und Liberalisierung in den 1990er Jahren viele Industriebetriebe ruiniert habe. Erforderlich sei nun ein klares Konzept für die Industrialisierung des Landes und ausreichende Finanzmittel für Infrastruktur und Ausbildung. Dafür sollten Einkünfte aus dem Öl- und Gassektor verwendet werden. Aussichtsreich seien weiterverarbeitende Betriebe in den Bereichen Textil, Papier, Kaffee, Früchte, Nüsse, Milchprodukte, Leder und Stahl. REPOA wird überwiegend von Entwicklungspartnern finanziert.


Citizen 24.12.15; 21.01.16; DN 08.07.14; Guardian 13.02.15


Ein Buchhalter wandte sich dem Gartenbau zu und verdiente mit Tomatenzucht auf einem halben Hektar in drei Monaten mit TZS 11 Mill. das Vierfache seines bisherigen Lohns.
==Hemmnisse und Vorschläge==


Teilnehmende an einer Erfindertagung der Weltbank zu Energiefragen („Negawatt“) beklagten, dass Behörden und Staatsunternehmen kein Interesse an Innovationen zeigten. Der Entwickler eines Wasserzählers, der automatisch Wasserverluste meldet, schrieb diverse Stellen an, blieb aber ohne Antwort. Die Zähler werden weiter im Ausland gekauft.
Das Globale Investitionsnetzwerk nannte als wichtigste Hindernisse für Auslandsinvestitionen die Unberechenbarkeit der Regierung, Infrastrukturmängel, Unzuverlässigkeit von Häfen und Bahnen, sowie unzureichend qualifizierte Arbeitskräfte. Eine Transportfirma klagte, für die Zulassung eines Lastwagens brauche man die Stempel von fünf Behörden und warte darauf bis zu vier Monate.


Das Finanzamt gibt elektronische Erfassungsgeräte an 200.000 Kleinunternehmen (Umsatz zwischen TZS 14 und 99 Mill.) aus, um sie zur Steuerzahlung heranzuziehen.  
Die sansibarische Handelskammer mahnte zu weiterem Abbau von bürokratischen Hindernissen, besonders für Kleinunternehmen. Die „Tansanische Dienstleistungs-Plattform“ soll Service-Anbieter fördern.


Selbständige Straßenhändler in DSM fühlen sich, einem Wahlversprechen Magufulis entsprechend, weniger von Ordnungsbehörden beeinträchtigt. Ein Verkäufer von Kokosnüssen verdient zwischen TZS 20- bis 50.000 täglich.
Die Arbeitgeber-Vereinigung schlug vor, eine Reihe von Gesetzen zu revidieren, um die Betriebskosten zu senken: * Die Abgabe für Ausbildung und Entwicklung: sollte von jetzt 5 auf 2% des Bruttolohns gesenkt werden
* Abgabe für den Arbeiter-Entschädungungsfonds (1% des Lohns): sollte gesenkt werden
* Die strengen Einschränkungen für ausländische Angestellte zwingen zur Beschäftigung ungeeigneter Mitarbeiter und sollten gelockert werden. Tansania hat erst kürzlich die Gebühren für ausländische Arbeitnehmer, auch aus der ostafrikanischen Gemeinschaft, drastisch erhöht.
* Die Arbeitsschutz-Gesetze sollten präziser gefasst werden, z.B. fehlten genaue Angaben für geschützte Stillzeiten. Dies führe dazu, weniger Frauen einzustellen.


Citizen 15.,19.12.15; 23.01.; 04.,17.02.16; DN 31.08.15; Guardian 01.07.; 25.12.15; 06.,17.,23.02.16
Premierminister K. Majaliwa rief Politikplaner und Geschäftsleute zu einer Konferenz zur wirtschaftlichen Stärkung Tansanias zusammen. Die Umsetzung der 2004 beschlossenen „Stärkungspolitik der Volkswirtschaft“ scheitere daran, dass Planer und Ausführende nicht miteinander kommunizierten. Zur Zeit besäßen 10% der Bevölkerung (ca 5 Mill. Menschen) die gesamte Volkswirtschaft. Daher müssten die Bürger/ innen mehr in wirtschaftliche Entwicklungen einbezogen werden, bessere Wirtschaftskenntnisse und Qualitätsbewusstsein entwickeln, Aktien erwerben und Landressourcen rationell nutzen. Bisher habe man sich auf kapitalintensive Investitionen wie Mineralien und Telekommunikation konzentriert. Dies schaffe nicht genügend Arbeitsplätze. Die landwirtschaftliche Erzeugung wachse kaum stärker als die Bevölkerung.


==Große Unternehmen==
Auch der Landwirtschaftsrat (ACT) erinnerte daran, dass TZ die Vorgabe des Maputo-Beschlusses der AU noch nicht realisiert hat, 10% des Staatshaushalts in die Landwirtschaft zu investieren. Daher wachse die gesamte Volkswirtschaft Tansanias um ca 7% jährlich, die Landwirtschaft aber nur um 4%.


Beispiel für eine gelungene Privatisierung ist die Kilombero Sugar Company unter südafrikanischer Leitung. Mit 130.000 t jährlich produziert sie 40% des tansanischen Zuckers, sowie 12 Mill. l trinkbaren Alkohol. Sie hat 10.000 ha eigene Pflanzungen und kauft Zuckerrohr von 17 Pflanzergenossenschaften. Die KSC zahlt pro Jahr TZS 22 Mrd. Steuern. Sie beschäftigt 4.000 Angestellte und 6.000 Gelegenheitsarbeiter. Die Firma wurde wiederholt für ihre Arbeitnehmer-Freundlichkeit ausgezeichnet und stiftete ein Krankenhaus.
Der Tansanische Industrieverband (CTI) schlug eine staatlich geförderte Industriebank nach dem Muster der Landwirtschaftsbank vor. Sie könnte Unternehmensgründern günstigere Bedingungen bieten als die kommerziellen Banken.  


Auch die Mazava-Textilfabrik in Morogoro erlebte unter chinesischer Leitung einen Aufschwung und beschäftigt nun 2.400 Mitarbeidende, überwiegend Frauen.  
Citizen 24.09.; 30.11.; 24.12.15; 21.01.; 10.02.16; DN 08.01.15; Guardian 10.02.15; 27.01.16
 
Die Großbrauerei TBL („Kilimanjaro Premium“, „Safari Lager“) will ihre Produktion und damit ihre Steuerzahlungen in den nächsten fünf Jahren verdoppeln. Bisher führen Tanzania Breweries jährlich TZS 400 Mrd. an die Staatskasse ab und sind damit der größte Steuerzahler. Das Unternehmen, das 2.100 Angestellte beschäftigt, wurde vom Unternehmerverband zum besten Unternehmen gewählt und mehrfach für Management, Qualitätsbewusstsein, Produktivität und Sozialleistungen ausgezeichnet. Es führt seinen Erfolg auf ein ausgeklügeltes Motivations-System zurück. Die Firma wurde auch vom Internationalen Institut für Spitzenqualität (Brüssel) ausgezeichnet. - Die letzte Regierung hatte den verbliebenen 4%-Anteil des Staates an TBL verkauft, um Haushaltslöcher zu stopfen.
 
Tansania verfügt über acht große Zementhersteller mit einer Kapazität von 6 Mill. Jahrestonnen. Die größte Fabrik ist die des nigerianischen Milliardärs Dangote in Mtwara (3 Mill. t jährlich). Im Inland werden etwa 4 Mill. t abgesetzt. Tansanischer Zement wird nach DR Kongo, Burundi und Ruanda exportiert. Die Produzenten konkurrieren aber auch mit Importen aus dem Mittleren Osten und klagen über hohe Energie- und Transportpreise in Tansania. Die Zementindustrie entrichtet jährlich etwa TZS 100 Mrd. Steuern. Die größten Zementwerke gehören mehrheitlich ausländischen Firmen (Nigeria, Frankreich, Deutschland, Mauritius).
 
Citizen 14.12.15; 09.01.16; DN 06.,25.08.; 13.10.; 22.12.15; 01.02.16; EA Business Week 26.07.15; Guardian 11.08.; 17.10.15
 
==Staatliche Unternehmen==
 
514 privatisierte, vormals staatliche Firmen müssen dem staatlichen Vermögensverwalter detaillierte Berichte darüber vorlegen, wie weit die Vereinbarungen zur Rehabilitierung eingehalten wurden, und Angaben zu Gewinnen, Beschäftigung, Steuer- und Versicherungszahlungen machen. Bei Vertragsbrüchen droht die Wiederverstaatlichung. Es zeigt sich bereits, dass viele Betriebe ausgeschlachtet, vernachlässigt, aufgegeben oder zweckentfremdet wurden. Z.B. gibt es auf dem Gelände einer großen Geflügelfarm in DSM kein einziges Huhn, aber ein blühendes Vergnügungsviertel mit zahlreichen Bars, Discos, Sportstätten, Geschäften und Restaurants, die sich zu einem „Mekka der Schweinebraten-Liebhaber“ (Guardian) entwickelt haben.
 
Viele Käufer erwarben die bankrotten Staatsfirmen billig, und zwar nicht in der Absicht, sie zu entwickeln, sondern, um als Grundbesitzer an günstige Kredite zu kommen. Dabei spielten sehr oft Korruption und Vetternwirtschaft eine Rolle.
 
Der Nationale Arbeitsdienst (JKT) schloss mit der polnischen Traktorenfabrik Ursus einen $-55-Mill.-Vertrag zum Aufbau eines Montagewerks für Traktoren. 2.500 Mitarbeiter sollen jährlich 2.500 Traktoren aus angelieferten Komponenten montieren.
 
Die nationale Gefängnisverwaltung verfügt über große Ackerflächen und Betriebe, die allerdings stark heruntergekommen sind (u.a. Holz-, Leder-, Textilverarbeitung). Die Gefängnisbetriebe (TPS) suchen nun nach privaten Investoren, die Kapital und technisches Wissen einbringen. So hofft man, kostendeckend zu arbeiten und von Subventionen unabhängig zu werden. Ursprünglich sollten sich die Gefängnisse selbst finanzieren. Dies gelingt nur selten, wie in Morogoro-Idete, wo die Gefangenen 2014 mit der Zucht von Reis-Saaten TZS 255 Mill. erwirtschafteten.
 
Eine privatisierte Teefabrik in Bumbuli / Lushoto wurde nach jahrzehntelangen Querelen mit den Lieferanten und offenen Schulden provisorisch vom Staat übernommen, bis ein neuer Investor gefunden ist.
 
Der Staat kaufte für $ 1 Mill. 26% der Anteile an der Reifenfabrik General Tyres von der deutschen Continental zurück. Die Firma soll zunächst von der staatlichen Entwicklungskörperschaft in Partnerschaft mit privaten Unternehmern fortgeführt werden und 400.000 Reifen jährlich produzieren.
 
Auch 35% Anteile an der angeschlagenen staatlichen Telekommunikationsfirma TTCL will Tansania für $ 7 Mill. von der indischen Bharti Airtel zurückkaufen, um die unter-kapitalisierte Firma arbeitsfähig zu halten. Sie steht in Konkurrenz mit Vodacom (mehrheitlich Südafrika), Airtel (Indien), Tigo (Schweden) und Zantel (Dubai). TTCL vereinbarte mit der chinesischen Huawei, auch entlegene Ortschaften mit modernen Funknetzen (LTE- Technik) zu erschließen.
 
Die neue Regierung will zur besseren Kontrolle eventuelle Gewinne von Staatsbetrieben nicht durch diese reinvestieren lassen. Die Finanzverwaltung soll sie einziehen und benötigtes Kapital ausreichen. Die Opposition befürchtet, dass dies nur die Bürokratie fördern wird.Business Times 16.01.15; Citizen 20.11.15; DN 07.06.; 23.10.; 19.11.15; 03.,04.02.16; Guardian 28.01.; 22.08.15; 03.01.16;


[[Kategorie:03/2016]]
[[Kategorie:03/2016]]
[[Kategorie:Wirtschaft_-_Allgemein]]
[[Kategorie:Wirtschaft_-_Industrie]]
[[Kategorie:Wirtschaft_-_Industrie]]
[[Kategorie:Wirtschaft_-_Wirtschaftspolitische_Maßnahmen]]
[[Kategorie:Wirtschaft_-_Wirtschaftspolitische_Maßnahmen]]
[[Kategorie:Wirtschaft_-_Wirtschaftsprobleme]]

Aktuelle Version vom 6. Januar 2019, 20:22 Uhr

Wettbewerbsfähigkeit

Der diesjährige Bericht des Weltwirtschaftsforums zur globalen Wettbewerbsfähigkeit gibt Tansania Platz 120 von 140 untersuchten Ländern (2006 Rang 100; 2014 Rang 121). In Ostafrika zeigt nur noch Burundi eine schwächere Position (136), während Ruanda Rang 58 einnimmt.

Die größten handicaps Tansanias seien Korruption, Bürokratie und immer neue Regulierungsbehörden, komplizierte Gesetze, hohe Steuern, Inflation, schwache Infrastruktur und unzuverlässige Stromversorgung. Besonders negativ wirkten sich Kriminalität, Mangel an Fachkenntnissen und schwache Arbeitsethik aus. Hier sollte die neue Regierung ansetzen. Gute Noten erhält TZ für Verfügbarkeit und Bandbreite seiner Internetstruktur.

Die „Uhuru-Initiative für Politik und Bildung“ veröffentlichte ein Länder-Ranking zum Grad der wirtschaftlichen Freiheit. Tansania rückte darin von Platz 92 (2014) auf Platz 82 (von 157) vor. Der Bericht untersucht Rechtsstaatlichkeit, richterliche Unabhängigkeit, Korruption, Kriminalität, Schutz von Privatbesitz und Mindestlöhne.

Ein Weltbank-Direktor riet Tansania, vom „Vorteil der Rückständigkeit“ zu profitieren. Bei steigenden Löhnen und Stückkosten in China und Asien könnten afrikanische Niedriglohn-Länder mit arbeitsintensiven Betrieben eine Leichtindustrie nach ostasiatischem Vorbild aufbauen, ohne allzu viel Kapital zu investieren. Kapitalintensive, vollautomatische Fertigung könne erst später folgen.

DN 21.07.; 16.09.; 02.10.15; 01.01.; 10.02.16; Guardian 12.10.15; 03.01.16

Industrialisierung

Die etwa 60.000 verarbeitenden Betriebe tragen zur Zeit 9% zum Bruttoinlandsprodukt bei (Kenia 13, Südafrika 17%). 99,6% aller Firmen gelten als im Anfangsstadium befindlich. 88% sind Minibetriebe, 10,5% Kleinbetriebe, 0,2% mittelgroße Unternehmen und nur 0,4% Großbetriebe. Die privaten Firmen generieren ein Steueraufkommen von etwa TZS 12 Billiarden jährlich. Dies gab die Stiftung für Privatwirtschaft (TPSF) bekannt.

Die verarbeitenden Betriebe sind sehr ungleich im Land verteilt. Wo noch reichlich Ackerland verfügbar ist wie in Mwanza (1.431 Betriebe), Katavi (245), Lindi (859), Geita (891) und Rukwa (949) gibt es nur wenig Industrie; wo das Land knapp ist, entstehen mehr verarbeitende Betriebe wie in Arusha (2.309), Kilimanjaro (1.795) und Dar-Es-Salaam (7.784).

Die führende Denkfabrik für Entwicklungsforschung REPOA (www.repoa.or.tz) erinnerte daran, dass die planlose Privatisierung und Liberalisierung in den 1990er Jahren viele Industriebetriebe ruiniert habe. Erforderlich sei nun ein klares Konzept für die Industrialisierung des Landes und ausreichende Finanzmittel für Infrastruktur und Ausbildung. Dafür sollten Einkünfte aus dem Öl- und Gassektor verwendet werden. Aussichtsreich seien weiterverarbeitende Betriebe in den Bereichen Textil, Papier, Kaffee, Früchte, Nüsse, Milchprodukte, Leder und Stahl. REPOA wird überwiegend von Entwicklungspartnern finanziert.

Citizen 24.12.15; 21.01.16; DN 08.07.14; Guardian 13.02.15

Hemmnisse und Vorschläge

Das Globale Investitionsnetzwerk nannte als wichtigste Hindernisse für Auslandsinvestitionen die Unberechenbarkeit der Regierung, Infrastrukturmängel, Unzuverlässigkeit von Häfen und Bahnen, sowie unzureichend qualifizierte Arbeitskräfte. Eine Transportfirma klagte, für die Zulassung eines Lastwagens brauche man die Stempel von fünf Behörden und warte darauf bis zu vier Monate.

Die sansibarische Handelskammer mahnte zu weiterem Abbau von bürokratischen Hindernissen, besonders für Kleinunternehmen. Die „Tansanische Dienstleistungs-Plattform“ soll Service-Anbieter fördern.

Die Arbeitgeber-Vereinigung schlug vor, eine Reihe von Gesetzen zu revidieren, um die Betriebskosten zu senken: * Die Abgabe für Ausbildung und Entwicklung: sollte von jetzt 5 auf 2% des Bruttolohns gesenkt werden

  • Abgabe für den Arbeiter-Entschädungungsfonds (1% des Lohns): sollte gesenkt werden
  • Die strengen Einschränkungen für ausländische Angestellte zwingen zur Beschäftigung ungeeigneter Mitarbeiter und sollten gelockert werden. Tansania hat erst kürzlich die Gebühren für ausländische Arbeitnehmer, auch aus der ostafrikanischen Gemeinschaft, drastisch erhöht.
  • Die Arbeitsschutz-Gesetze sollten präziser gefasst werden, z.B. fehlten genaue Angaben für geschützte Stillzeiten. Dies führe dazu, weniger Frauen einzustellen.

Premierminister K. Majaliwa rief Politikplaner und Geschäftsleute zu einer Konferenz zur wirtschaftlichen Stärkung Tansanias zusammen. Die Umsetzung der 2004 beschlossenen „Stärkungspolitik der Volkswirtschaft“ scheitere daran, dass Planer und Ausführende nicht miteinander kommunizierten. Zur Zeit besäßen 10% der Bevölkerung (ca 5 Mill. Menschen) die gesamte Volkswirtschaft. Daher müssten die Bürger/ innen mehr in wirtschaftliche Entwicklungen einbezogen werden, bessere Wirtschaftskenntnisse und Qualitätsbewusstsein entwickeln, Aktien erwerben und Landressourcen rationell nutzen. Bisher habe man sich auf kapitalintensive Investitionen wie Mineralien und Telekommunikation konzentriert. Dies schaffe nicht genügend Arbeitsplätze. Die landwirtschaftliche Erzeugung wachse kaum stärker als die Bevölkerung.

Auch der Landwirtschaftsrat (ACT) erinnerte daran, dass TZ die Vorgabe des Maputo-Beschlusses der AU noch nicht realisiert hat, 10% des Staatshaushalts in die Landwirtschaft zu investieren. Daher wachse die gesamte Volkswirtschaft Tansanias um ca 7% jährlich, die Landwirtschaft aber nur um 4%.

Der Tansanische Industrieverband (CTI) schlug eine staatlich geförderte Industriebank nach dem Muster der Landwirtschaftsbank vor. Sie könnte Unternehmensgründern günstigere Bedingungen bieten als die kommerziellen Banken.

Citizen 24.09.; 30.11.; 24.12.15; 21.01.; 10.02.16; DN 08.01.15; Guardian 10.02.15; 27.01.16