Schwerpunkt: Bildungswesen II – Primar- und Sekundarschulen: Sekundarschulen - 08/2015: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 6. Januar 2019, 20:22 Uhr

Andrang auf Sekundarschulen

1985 wechselten nur 5,5% der Primarschüler/innen auf Sekundarschulen, 1998 waren es 19%, 2014 bereits 55%.

Von 452.392 Kindern, die Ende 2014 den Übergang in die Sekundarstufe schafften (57% der Prüflinge), wurden 97% in einer staatlichen Schule aufgenommen. 12.432 erhielten keinen Platz. Die Zahl der Abiturienten wuchs von 17.123 in 2005 auf 35.650 im Jahr 2014. Während in der jetzigen Elterngeneration 11% die Sekundarstufe I abgeschlossen haben, berichten 26%, dass sie Kinder in solchen Schulen haben.

Citizen 17.07.15; DN 19.12.14; 01.07.15; Guardian 06.06.15;

Ausstattung und Lehrkräfte

Der Manushi-Sekundarschule in Kibosho-West fehlen 80 Schultische, weil die meisten Eltern den dafür erhobenen Beitrag von TZS 15.000 nicht entrichtet haben. Der Schulleiter muss 72 Wochenstunden Mathematik erteilen, weil kein Fachlehrer vorhanden ist. Seit ihrer Gründung 2007 hat die Schule keinen Physiklehrer.

Die Chadema bezeichnete es als beschämend, dass 18.751 Plätze in den 5. und 6. Sekundarklassen fehlten. Dies sei die Folge falscher Prioritäten. Es gibt 214 staatliche Schulen für die Sekundarstufen 5 und 6 [Advanced Level, entspricht Abitur]. Etwa 74.000 von 197.000 Kandidat/innen hatten sich für das A-Level qualifiziert. Die Regierung will den Abgewiesenen Kurse im Gesundheits- und Sozialbereich anbieten. Der Verband der Privatschulen bot an, die fehlenden Schulplätze zur Verfügung zu stellen, wenn der Staat Lehrer und Schulgebühren zuweist. Ein 2013 geplantes gemeinsames Zulassungs-System für staatliche und private Schulen blieb bis dato im bürokratischen Getriebe stecken.

Zwar wurden große Anstrengungen unternommen, alle Sekundarschulen mit Laboren für die naturwissenschaftlichen Fächer auszustatten. Es zeigte sich jedoch, dass der gravierende Mangel an naturwissenschaftlichen Lehrkräften Fortschritte in diesen Fächern verhindert. 21.000 solche Lehrkräfte fehlen, während in geisteswissenschaftlichen Fächern zu viele Lehrer Arbeit suchen.

Das Parlament verabschiedete das lange erwartete Gesetz zur Einrichtung einer Kommission für das Lehramt (Teachers' Service Commission). Die Kommissionsmitglieder werden vom Bildungsminister ernannt. Sie sollen alle Lehrkräfte an Grund- und Sekundarschulen erfassen, sowie ihre Arbeitsbedingungen und Motivation prüfen und verbessern. Die Kommission berät den Minister darüber, wie viele und welche Lehrer das Land benötigt. Allerdings schränkt das Gesetz jede Veröffentlichung über die Arbeit der Kommission extrem ein, so dass eine kritische Berichterstattung kaum möglich ist [vgl. oben S. 3 Statistik-Gesetz].

Seit 2009 hat die Regierung TZS 14 Mrd. für neue Lehrerwohnungen und 42 Mrd. Für Bau und Renovierung von Gemeinde-Sekundarschulen aufgewandt. 1200 weitere Schulen sollen im laufenden Haushaltsjahr renoviert oder ausgebaut werden.

Der Twaweza-Direktor A. Eyakuze hält die geringen Erwartungen der Eltern an die Sekundarschulen für mitverantwortlich für deren Probleme. 49% der Befragten meinten, es genüge, wenn die Schüler in der Sekundarstufe I Lesen und Schreiben erlernten. Die Schulen könnten sich daher mit schwachen Leistungen zufriedengeben.

Citizen 09.02.; 09.07.15; DN 07.04.; 10.07.15; Guardian 01.,16.,17.07.15

Internaten fehlen Nahrungsmittel

Seit März 2015 mussten Sekundarschul-Internate in den Regionen Kilimanjaro, Kagera, Dodoma,Mwanza, Mtwara und Tabora Schüler vorzeitig nach Hause schicken, weil ihre Lebensmittel-Versorger wegen lange ausstehender Zahlungen nicht mehr lieferten. Ein Sprecher des Premierministers beteuerte, im laufenden Schuljahr seien alle diesbezüglichen Zahlungen an die Distrikte geleistet worden. Es gebe jedoch Schulden aus Vorjahren. Die Schulleiter hätten nicht das Recht, Schüler nach Hause zu schicken, ohne vorher ihre Vorgesetzten zu konsultieren. Die Schulen versuchten, mit den restlichen Nahrungsvorräten die Schüler der 4. und 6. Klassen zu ernähren, die sich auf ihr Schlussexamen vorbereiten.

Etwa 1000 Kinder aus dem Meru-Distrikt (Arusha-Region) nahmen ihre Plätze an Sekundarschulen nicht ein, weil ihre Eltern die Kosten nicht aufbringen können. Eine Mutter sagte, laut Instruktion müsste sie für das erste Sekundar-Schuljahr ihrer Tochter TZS 40.000 investieren. Das Meru-Gebiet leidet unter anhaltender Dürre. Der Geschäftsführer des Distrikts ließ jedoch Armut nicht als Grund gelten: arme Familien müssten nur Stipendien beim Distriktsrat beantragen.

Ausschreitungen

Sekundarschüler in Njombe zündeten einen Schlafraum und ein Auto an. Sie waren verärgert, weil 30 Kameraden wegen mangelnder Disziplin suspendiert worden waren. 40 Schüler wurden vorübergehend festgenommen.

Sekundarschüler in Kinondoni / DSM zerstörten Schuleigentum im Wert von TZS 120 Mill., nachdem ein Mitschüler von der Schulwache geschlagen und ernsthaft verletzt worden war. Schülervertreter verlangten, das gewohnheitsmäßige Schlagen einzustellen.

Citizen 09.11.14; DN 05.02.14

Innovationen und Verbesserungen

Erziehungswissenschaftler mehrerer Universitäten haben eine Software entwickelt, die physikalische und chemische Experimente anschaulich macht. Sie soll Schulen helfen, die noch keine Labore haben. Ein weiteres Projekt untersucht, ob Mobiltelefone den Mathematik-Unterricht fördern können. An 10 Schulen in DSM wird bereits „Nokia Mobile Mathematics“ erprobt. Dabei werden Schüler auf spielerische Weise mit mathematischen Inhalten vertraut gemacht. Diese Lehrmethode wird in Südafrika bereits erfolgreich eingesetzt.

Das Bildungsministerium führt mit Hilfe der Weltbank ein einjähriges Fortbildungsprogramm für Lehrkräfte naturwissenschaftlicher Fächer durch. Zunächst durchlaufen 2000 Personen dieses Programm, das sind 20% der Fachlehrer. Die naturwissenschaftlichen Fächer gelten als besonders schwierig, da hier auch viele Lehrkräfte Wissenslücken haben.

Die Mwanza-Region erhielt eine große Lieferung von Lehrbüchern in Mathematik, Physik und Chemie. Statt bisher vier, teilen sich nun nur noch zwei Schüler ein Buch. Eine spezielle dreijährige Lehrer-Ausbildung soll den Mangel an Lehrern naturwissenschaftlicher Fächer mildern. Die „Mathematische Vereinigung Tansanias (MAT/CHAHITA) entwickelte ein Förderprogramm für Mädchen in naturwissenschaftlichen Fächern. Die Sekundarschulen der Region erreichten den dritten Platz in den nationalen Examina, zeigten jedoch Defizite in Mathematik.

Das laufende Programm zur Entwicklung der Sekundarschulen hat zum Ziel, für jeden Schüler TZS 25.000, hauptsächlich für Lehrmaterial, bereitzustellen. 2012 wurden TZS 22.736 erreicht, 2013 TZS 14.750. Im nächsten Schuljahr sollen alle staatlichen Schulen eine Pro-Schüler-Zuweisung erhalten und dann keine „Beiträge“ mehr von den Eltern erheben.

Ein Mathematik-Lehrer aus Mwanza wurde unter die 50 besten Kandidaten für den „Global Teachers' Award“ aufgenommen. Er entwickelte ein Konzept, mathematische Lehrinhalte mit den Alltagserfahrungen der Schüler zu verknüpfen.

Citizen 01.10.14; DN 29.08.14; 05.01.; 27.03.15; Guardian 07.,13.04.; 20.05.15;

Prüfungsergebnisse

2014 verbesserten sich die Prüfungsergebnisse für die Mittlere Reife (O-Level) um 10%. 196.805 Kandidat/innen (68%) bestanden die Prüfung (2012: 43%; 2013: 58%). Der Sekretär des Examensrates (NECTA) vermerkte mit Genugtuung, dass die früher hoffnungslos abgeschlagenen dörflichen Sekundarschulen inzwischen mit den staatlichen fast gleichgezogen haben. Die Privatschulen dominieren weiterhin mit einer Erfolgsrate von 85%. Unter den besten Individuen dominierten die Mädchen. Als schwierigstes Fach erwies sich erneut Mathematik; hier bestanden nur 19,6% (2013: 18%). Die Meisten waren in Kiswahili erfolgreich: 70%.

Die Ergebnisse der Abiturprüfung überraschten alle Beteiligten: 98,9% bestanden. Experten führten dieses Ergebnis allerdings nicht auf dramatisch gestiegene Leistungen, sondern auf ein neues Benotungs-System zurück. Außerdem konzentrierten sich viele Lehrkräfte im Rahmen der BRN-Initiative (Big Results Now) weniger darauf, die Inhalte des Lehrplans zu vermitteln, statt dessen übten sie das Examen-Schreiben anhand vergangener Prüfungsaufgaben. Der Bildungsminister führt die guten Ergebnisse auf die BRN-Initiative zurück, die aus seiner Sicht ausreichend Lehrkräfte, Schulmöbel, Labore und Lehrbücher zur Verfügung gestellt hat.

Der Nationale Prüfungsrat (NECTA) erstellte umfangreiche Analysen der Prüfungsergebnisse, damit Schüler und Lehrer Schwachstellen erkennen und bearbeiten können. Mit Finanzhilfe von „Global Partnership for Education“ werden sie allen Lehrkräften zur Verfügung gestellt.

Citizen 19.07.14; 09.,15.02.15; DN 07.,17.07.14; 01.07.15; Guardian 16.07.15

Naturwissenschaftlich-technische Bildung

Nach Statistiken von Weltbank und UNESCO verfolgen in TZ nur 14% aller Studierenden naturwissenschaftliche, technische oder Ingenieurs-Studiengänge. Das ist mit die niedrigste Rate in Schwarzafrika. Der Vorstandsvorsitzende des Arusha Technical College bedauerte, dass die Anstrengungen, das Niveau in den naturwissenschaftlichen Fächern anzuheben bisher wenig Erfolg gezeitigt hätten. Die Zahl der Studierenden an technischen Hochschulen sei rückläufig, weil zu wenige Sekundarschüler den naturwissenschaftlichen Zweig wählten und Viele schlechte Prüfungsergebnisse aufwiesen. Die Erziehungsbehörde (TEA) führte 2006 Vor- und Brückenkurse ein, um Studienanfänger an Technischen Hochschulen so weit zu fördern, dass sie den Kursen folgen können.

Die von Irland geförderten „Jungen Wissenschaftler“ (www.youngscientists.co.tz) werden im August die diesjährigen Preise verleihen. Im Wettbewerb stellen 240 Sekundarschüler/innen selbständige Forschungen und Innovationsvorschläge vor. Hauptpreise sind 6 Stipendien für ein Universitäts-Studium bis zum Doktorgrad. Ein Sprecher betonte, das wichtigste Ziel der Bildungsplanung sei nicht, die Examensergebnisse zu verbessern, sondern praxis- und gesellschaftsorientiertes Wissen zu fördern.

Citizen 13.,16.07.15; Guardian 16.07.15

Englisch als Unterrichtssprache

Die stellvertretende Bildungsministerin sagte, die Zahl der Grund- und Sekundarschulen, die Englisch als Unterrichtssprache verwenden, sei stark angewachsen. Während es 1998 erst 91 waren, gibt es derzeit 740 solche Schulen. Laut einer Twaweza-Umfrage in Tanzania-Festland, wünschen 89 % der Eltern englischsprachigen Unterricht von der Grundschule an, weil der jetzige Übergang von Kiswahili zu Englisch mit der Sekundarstufe I von vielen Kindern nicht gut bewältigt wird und sie zurückwirft. Eine Sprecherin des Bildungsministeriums räumte ein, dass auch viele Englischlehrkräfte die Sprache nicht sicher beherrschen.

Citizen 17.07.15; Guardian 06.06.15;

Mädchen an Sekundarschulen

Die Shinyanga-Region weist die meisten Schwangerschaften im Mädchenalter auf. Sie werden darauf zurückgeführt, dass viele Eltern noch keinen Wert auf Schulbildung für Mädchen legen. Auch lange Schulwege setzten die Schülerinnen den Verführungen und Vergewaltigungen skrupelloser Männer aus.

Premier M. Pinda bezeichnete es als inakzeptabel, dass allein in den Distrikten Kyela und Chunya 201 Mädchen wegen Schwangerschaft die Schule versäumten. Er wies die Behörden an, die Schuldigen zu ermitteln und anzuklagen. Experten schätzen, dass in TZ jährlich 8000 Schülerinnen ihre Ausbildung wegen Schwangerschaft abbrechen. Sie werden zwar inzwischen wieder zum Unterricht zugelassen, wollen oder können aber ihre bisherige Schule nicht wieder besuchen. Die Kinder solcher jungen Mütter haben ein erhöhtes Risiko zu verwahrlosen und als Straßenkinder zu enden.

Sansibar änderte das Schulgesetz dahingehend, dass Schülerinnen nach der Entbindung ihren Schulbesuch fortsetzen können. Eltern sollten dies ermutigen. Die Sprecherin des Erziehungsrats nannte als Ursachen der Schülerinnen-Schwangerschaften: Vergewaltigung, Erpressung, Verführung und Armut.

Das TZ Gender Networking Programme (www.tgnp.org) wies darauf hin, dass Schülerinnen immer wieder von Lehrern belästigt werden. Die Schulen müssten Mädchen, die sich gefährdet fühlen, geeignete Ansprechpersonen anbieten.

Hilfen für Schülerinnen

USAID, Vodacom-Stiftung und T-Mark Tanzania (www.tmarc.or.tz) starteten in der Mtwara-Region das Programm „Nichts ist unmöglich für Mädchen“. 6000 Schülerinnen erhalten fünf Monate lang Hygiene-Binden, damit sie unbehindert die Schule besuchen können. Die Schülerinnen erhalten auch Aufklärung über venerische Krankheiten und die Probleme von Frühschwangerschaft und Frühehe.

Die niederländische Entwicklungsorganisaion SNV (www.snvworld.org) fördert in 8 Distrikten (Njombe, Mufindi, Babati, Karatu, Siha, Chato, Geita, Magu) für zwei Jahre ein Modellprojekt für Sekundarschülerinnen:„Menstrual Hygiene Management“. Den Schülerinnen stehen dabei kostenlos Hygiene-Binden, Schmerzmittel und ein geschützter Raum mit Wasseranschluss zur Verfügung. Parallel erhalten die Eltern Informationen und über den lokalen Handel wird eine preisgünstige Versorgung mit Hygiene-Artikeln arrangiert. Einige Schulen haben die Hilfen für die Schülerinnen bereits in ihren Haushaltsplan aufgenommen.Die Fehltage der Mädchen gingen durch die Aktion deutlich zurück.

Eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums kündigte anlässlich des Internationalen Tags der Menstruations-Hygiene (28. Mai) ein spezielles Programm zur weiblichen Hygiene-Erziehung an. Insbesondere sollen landesweit angemessene Toiletten und Wasserversorgung für Schülerinnen eingerichtet und Hygiene-Artikel zur Verfügung gestellt. werden. Die unzureichenden sanitären Einrichtungen gelten als Haupthindernis für erfolgreichen Schulbesuch der Mädchen.

Im Handeni-Distrikt (Tanga-Region) ging die Zahl schwangerer Schülerinnen deutlich zurück. Die Kampagne „Niache nisome“ (Lass mich zur Schule gehen) informiert Eltern und Schülerinnen und ermutigt sie, sich gegebenenfalls an den speziellen Geschlechter-Schalter der Polizei zu wenden.

Die Erziehungsbehörde (TEA) sucht Sponsoren, um in acht Regionen des Landes Schülerinnen-Hostels einzurichten, wo die Mädchen noch sehr lange Schulwege haben.

Arusha Times 05.09.14; Citizen 22.06.15; DN 22.02.; 08.08.14; 05.02.; 02.03.; 25.05.; 07.07.15; Guardian 01.05.14

Förderung von Schülerinnen

Ein Kommentator der Daily News beglückwünschte die katholische Kirche für ihr Engagement in der Mädchenförderung. Unter den 10 besten Sekundarschulen seien fünf katholische Mädchenschulen.

Ein Reiseunternehmer (Kibo Guides and Tanganyika Wilderness Camps) versprach, das katholische Emusoi-Center jährlich mit TZS 100 Mill. zu unterstützen. Dort erhalten etwa 800 Maasai-Mädchen ihre Schulbildung.

Arusha Times 17.01.15; DN 20.03.14