Schutzgebiete: zu Chancen, Gefahren und Plänen - 07/2009 und Schwangerschaft und Verheiratung von Schülerinnen - 06/2012: Unterschied zwischen den Seiten

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==Zu Weltkultur-, Weltnaturerbe==
Der Vorschlag der Regierung, schwangeren Schülerinnen nach der Entbindung weiteren Schulbesuch zu erlauben, wurde von den Abgeordneten angenommen. Eine Entscheidung steht noch aus. (Guardian 14.11.11/21.4.12)
Die von der Unesco als Weltnaturerbe anerkannten Gebiete Tansanias sind der Serengeti Nationalpark, der Kilimanjaro und das Selous Wildschutzgebiet.


Als Weltkulturerbe anerkannt sind die Stone Town von Sansibar und die Ruinen von Kilwa (Kilwa-Distrikt, Lindi-Region). (Arusha Times 13.6.09)
Damit sie vor ungewollter Schwangerschaft geschützt würden, sollen die Schülerinnen in der Kagera-Region alle drei Monate einen Schwangerschaftstest machen. Wer eine wichtige Information gibt, die zur Verhaftung des Mannes führt, der eine Schülerin geschwängert hat, erhält 30.000/- TSh. Die Besitzer von Gästehäusern sollten keinesfalls Mädchen unter 18 Jahren aufnehmen. Das Unternehmen wird geschlossen, wenn sich der Besitzer nicht an diese Vorschrift hält. In der Kagera-Region verließen im vergangenen Jahr mehr als 260 Schülerinnen die Schule wegen Schwangerschaft. (DN 23.3.12)


==Ngorongoro-Krater==
Ein Viehhalter wurde von der Polizei verhaftet, weil er seine beiden Töchter, 13 und 14 Jahre alt, die eine Sekundarschule im Dorf besuchten, verheiraten wollte. Ihr Vater habe vier Rinder als Brautpreis erhalten, berichteten die Mädchen der Schulleiterin. Sie informierte den zuständigen Bildungsbeauftragten, dieser die Polizei. So konnte sie den Vater festhalten, während man eine Internatsschule für die Mädchen suchte. (Citizen 16.1.12)
1979 wurde das Ngorongoro Schutzgebiet (NCA), eines der acht Weltwunder der Jetztzeit, als Welt-Naturerbe in die Unesco-Liste aufgenommen.


Ein Team der Unesco und der International Union for Conservation of Nature (IUCN) äußerte nach einem Besuch des NCA, es bestehe die Gefahr, dass dem Gebiet dieser Status aberkannt wird. Das bedeutet, der Ngorongoro könnte die weltweite Förderung durch mehrere Organisationen verlieren. Dieser ist zu verdanken, dass viele unterschiedliche Touristen angelockt wurden.
Einwohner von Lindi sind überzeugt, die Armut vieler Eltern sei schuld daran, dass immer mehr Schülerinnen schwanger werden. Schon die Art, in der sie sich kleiden, sei ein schlechtes Beispiel. Weil immer mehr Ehen zerbrechen, blieben die Kinder sich selbst überlassen; die meisten landeten auf der Straße als Bettler oder Prostituierte. (Guardian 12.4.12)


Unicef und IUCN rieten zu Maßnahmen, die das Schutzgebiet vor Übergriffen und Umweltschäden bewahren.
Der Stellvertretende Minister für Erziehung und berufliche Bildung sagte, die Distrikträte sollten möglichst viele Wohnheime errichten, damit die Schülerinnen der Tagesschulen nicht so viel herumziehen müssen und weniger in Versuchung geführt werden.


Die Ursache des Problems ist das Bevölkerungswachstum. Dabei handelt es sich vor allem um Viehhalter der Maasai. 1959 lebten hier 8.000 Menschen; 2007 waren es 64.842; die Zahl der Rinder stieg auf 136.550, die der Schafe und Ziegen auf 193.056. Das Gebiet ist also dicht besiedelt. Es könne nur 25.000 Menschen aufnehmen, sagte der Stellvertretende Konservator. '08 habe man bereits 438 Familien in das dünn besiedelte Gebiet von Oldonyosambu, unweit des Ortes Loliondo umgesiedelt. Auch nun müssten Menschen wegziehen, sobald die Vorbereitungen in dem betreffenden Gebiet abgeschlossen sind. Es handelt sich um diejenigen, die nach 1975 eingewandert waren, als die Regierung bereits verboten hatte, im NCA Landwirtschaft zu betreiben. Vor allem Menschen, die Landwirtschaft in größerem Stil betreiben wollen, müssen weggehen. Der mächtige Ngorongoro Pastoralist Council, eine autonome Organisation, muss seine Zustimmung geben. Er kooperiert mit dem NCAA, wenn es um Projekte für die Viehhalter des Gebiets geht.
Die Regierung beschloss, jedes Jahr 20 Wohnheime für je 48 Schülerinnen zu errichten. (DN 21.4.12)


Das Verbot der Regierung, im NCA Landwirtschaft zu betreiben, ist "ein heikles Puzzlespiel, das menschenwürdig gelöst werden muss", gab der Stellvertretende Minister für Naturschätze und Tourismus zu. Aber die Regierung "werde nicht übereilt und rücksichtslos vorgehen. Als Welt-Naturerbe bringt das NCA dem Fiskus pro Jahr 30 Mio. US$." Er betonte, die Verwaltungsbehörde des NCA (NCAA) solle alles tun, um den Maasai bei der Veränderung ihrer Viehhaltung zu helfen, z. B. durch künstliche Besamung. "Es ist nicht fair", die Maasai wegen illegaler Landwirtschaft im NCA zu verurteilen, "denn für sie geht es um Tod oder Leben". Auf nahezu 1% des 8.300 km5 großen Schutzgebietes wird illegalerweise Landwirtschaft betrieben.
Wenn Mädchen die Schule verlassen, um verheiratet zu werden, weil die Familien scharf sind auf den Brautpreis, handelt es sich um eine Art Gewalt gegen Frauen.


Die Unesco kritisiert neben der zunehmenden Landwirtschaft auch den dichten Verkehr im Krater, den geplanten Bau von größeren Hotels am Kraterrand und die Massentourismuspolitik.
Ein Amtsträger eines Dorfes sagte, in einer geheimen Erhebung habe man die Schüler und Schülerinnen aufgefordert, Namen derjenigen zu nennen, die sexuelle Beziehungen zu Schülerinnen pflegen. Das habe bewirkt, dass Männer, die mit Mädchen flirteten, Angst bekamen. Das Problem sei dadurch kleiner geworden.


Mit dem Ziel, den Ngorongoro vor ökologischer Zerstörung zu retten, beauftragte der Stellvertretende Minister für Naturschätze und Tourismus die NCAA, zu erkunden, wie man Aktivitäten, welche den Krater gefährden, endgültig beschränken kann. Menschen und Haustiere, die in dem Gebiet leben, sollen gezählt werden. Er verbot, im NCA Subsistenzwirtschaft zu betreiben. Die Landwirte dürfen die Ernte einbringen, die Felder aber keinesfalls neu bestellen.
Eine Mutter bekannte, um 100.000/- TSh als Brautpreis zu erhalten, habe sie ihre Tochter gezwungen, sofort nach Abschluss der Primarschule zu heiraten.


Die Unesco meint, die NCAA solle mit der Maasai-Bevölkerung kooperieren, um Möglichkeiten für die Reduzierung des Viehs zu finden.
Die Höhe des Brautpreises hängt von den Sitten und Traditionen der jeweiligen Volksgruppe ab. Er kann sechs bis sieben oder auch 30 Rinder betragen.


Die Einwohner des NCA wünschen, dass die Gesetze zu Management und Entwicklung des Gebietes rasch geändert werden. Die im Augenblick geltenden seien nicht nur überholt sondern auch kontraproduktiv. Die heimische Bevölkerung werde diskriminiert. Verschiedentlich seien ihnen die Grundrechte vorenthalten worden, z. B. der Zugang zu Wasser und Weideland. Der Bau einer Sekundarschule in einem Dorf, nicht sehr weit vom Ngorongorokrater entfernt, sei wegen der ausstehenden Umweltverträglichkeitsprüfung viele Jahre verzögert worden. "Ein besseres Leben für die Mehrheit der Tansanier kann es nicht geben, wenn die Entwicklungsprojekte nicht verwirklicht werden", betonte der Vorsitzende des Ngorongoro Pastoralist Council.
Manche Eltern raten ihren Töchtern, bei der Prüfung schlechte Leistungen zu bringen, damit sie nicht für die Sekundarschule ausgewählt werden. (Guardian 27.4.12)


Vermutlich gehört der Großteil der illegalerweise bestellten Felder einigen skrupellosen NCAA-Mitarbeitern und Verwaltungsleuten des Gebietes. (DN 8.5.09; Guardian 5./13.5.09; Citizen 4./6./8.5.09)
[[Category:Soziale Fragen - Kinder, Jugend]]
 
[[Category:Erziehungswesen - Schulen allgemein]]
==Olduvai-Schlucht==
[[Category:06/2012]]
Auch wegen Zunahme von Ackerbau und Viehhaltung im weltbekannten prähistorischen Gelände der Olduvai-Schlucht (Arusha-Region) macht sich die Unesco Sorgen. Weil die archäologischen Funde bedroht sind, wird die Schlucht wahrscheinlich nicht, wie erwartet, demnächst als Weltkulturerbe anerkannt.
 
Olduvai wurde berühmt, nachdem das Ehepaar Leakey 1959 den 1,75 Mio. Jahre alten Sinanthropos, einen dem Menschen sehr nah verwandten Primaten, entdeckt hatte. Nahezu 60.000 Besucher, vor allem Touristen, kommen pro Jahr hierher. Wird sie nicht geschützt, zerbröckelt die in der Schlucht gelegene burgähnliche Felsenformation nahe beim Olduvai-Museum==, ==fürchtet ein Professor für Archäologie der Universität von Dar-es-Salaam.
 
Anlässlich des 50. Jahrestages der Entdeckung des Sinanthropos soll an der Fundstelle eine eindrucksvolle Statue aufgestellt werden. Bisher findet man dort nur eine Plakette. Zum Jubiläum werden Experten und Forscher erwartet. Die Regierung veranstaltet in Arusha  eine internationale Konferenz, gefolgt von einer Reise zur Fundstelle, Ausstellungen und Symposien. Das Ehepaar Leakey soll posthum geehrt werden.
 
Man fürchtet, das Ganze könne vereitelt werden, denn zwei in Kenia ansässige Organisationen planen eine Parallelveranstaltung. (Citizen 8.6.09; Arusha Times 13./20.6.09)
 
==Oldonyo Lengai und Natronsee==
Der Plan der Regierung, den noch aktiven Vulkan Oldonyo Lengai, den die heimische Bevölkerung Berg Gottes nennt, zu einem Teil des NCA zu erklären, wird von den dort lebenden Menschen vereitelt. Der Stellvertretende Minister für Naturschätze und Tourismus berichtete: "Sie weigern sich strikt, auch nur einen Meter zu weichen."
 
Es geht darum, das gesamte Ökosystem des Natronsees zu schützen. In einem Bericht des Ngorongoro NGO's Network (NGONET) heißt es, die Menschen fürchten, lässt man zu, dass der Oldonyo-Lengai samt Natronsee dem NCAA unterstellt wird, werde der lokalen Bevölkerung der Zugang zu ihren Naturschätzen, Wäldern, Flamingos, Bergen, Salzen, verweigert, außerdem das Recht, Ackerbau zu betreiben. Die NCAA meint, ist das Gebiet Teil des NCA, wird die Entwicklung der dort lebenden Maasai gefördert; sie werden an Tourismusunternehmen beteiligt, Ernährungslage, Gesundheitsversorgung, Bildung und Wasserversorgung verbessert. Schützt man den Oldonyo Lengai und den Natronsee, fördert ihre Bekanntheit, werden mehr Touristen angelockt - zum Wohl der lokalen Bevölkerung und der Nation insgesamt.
 
Beobachter meinen, wird das  Land zum Schutzgebiet erklärt, stirbt das geplante Soda-Projekt eines natürlichen Todes. <Vergl. Tans.-Inf. 10/07 S. 6; 11/08 S. 11> (Guardian 11.5.09)
 
==Serengeti und Maasai Mara==
Das hügelige Gelände des Loliondo-Wildschutzgebietes ist das Wassereinzugs- und Quellgebiet für die Bäche der Serengeti- und der Maasai-Mara-Ebene. Es grenzt an das Ngorongoro-Hochland, den Serengeti Nationalpark und das Maasai-Mara Wildschutzgebiet Kenias. Nun roden die dort lebenden Maasai den Wald, um Felder anzulegen. Weil man die Äcker zum Schutz vor Wild einzäunen muss, werden Zweige und Baumstämme abgeschlagen. Die Maasai sind zwar Viehhalter, doch weil viel Vieh während den Dürreperioden verendete, bauen sie nun Mais und Bohnen an. Infolge des Ackerbaus versiegen die Quellen, die Flussläufe stoppt der sich dort ablagernde Schlick. Das Ökosystem leidet. Der Beauftragte für Naturschätze fürchtet, "die zugelassenen Jagdfirmen werden wegziehen, weil die Felder ihr Gebiet einengen".
 
Loliondo ist ein wichtiger Teil der Wanderroute von Millionen von Gnus und anderen Huftieren, die gen Norden ins Maasai-Mara-Wildschutzgebiet und zum Amboseli ziehen, später im Jahr zurückkommen. (Arusha Times 20.6.09)
 
[[Category:Landwirtschaft - Ökologie]]
[[Category:Innere Angelegenheiten - Bevölkerungspolitik]]
[[Category:Auslandsbeziehungen - Allgemein]]
[[Category:07/2009]]

Aktuelle Version vom 6. Januar 2019, 20:22 Uhr

Der Vorschlag der Regierung, schwangeren Schülerinnen nach der Entbindung weiteren Schulbesuch zu erlauben, wurde von den Abgeordneten angenommen. Eine Entscheidung steht noch aus. (Guardian 14.11.11/21.4.12)

Damit sie vor ungewollter Schwangerschaft geschützt würden, sollen die Schülerinnen in der Kagera-Region alle drei Monate einen Schwangerschaftstest machen. Wer eine wichtige Information gibt, die zur Verhaftung des Mannes führt, der eine Schülerin geschwängert hat, erhält 30.000/- TSh. Die Besitzer von Gästehäusern sollten keinesfalls Mädchen unter 18 Jahren aufnehmen. Das Unternehmen wird geschlossen, wenn sich der Besitzer nicht an diese Vorschrift hält. In der Kagera-Region verließen im vergangenen Jahr mehr als 260 Schülerinnen die Schule wegen Schwangerschaft. (DN 23.3.12)

Ein Viehhalter wurde von der Polizei verhaftet, weil er seine beiden Töchter, 13 und 14 Jahre alt, die eine Sekundarschule im Dorf besuchten, verheiraten wollte. Ihr Vater habe vier Rinder als Brautpreis erhalten, berichteten die Mädchen der Schulleiterin. Sie informierte den zuständigen Bildungsbeauftragten, dieser die Polizei. So konnte sie den Vater festhalten, während man eine Internatsschule für die Mädchen suchte. (Citizen 16.1.12)

Einwohner von Lindi sind überzeugt, die Armut vieler Eltern sei schuld daran, dass immer mehr Schülerinnen schwanger werden. Schon die Art, in der sie sich kleiden, sei ein schlechtes Beispiel. Weil immer mehr Ehen zerbrechen, blieben die Kinder sich selbst überlassen; die meisten landeten auf der Straße als Bettler oder Prostituierte. (Guardian 12.4.12)

Der Stellvertretende Minister für Erziehung und berufliche Bildung sagte, die Distrikträte sollten möglichst viele Wohnheime errichten, damit die Schülerinnen der Tagesschulen nicht so viel herumziehen müssen und weniger in Versuchung geführt werden.

Die Regierung beschloss, jedes Jahr 20 Wohnheime für je 48 Schülerinnen zu errichten. (DN 21.4.12)

Wenn Mädchen die Schule verlassen, um verheiratet zu werden, weil die Familien scharf sind auf den Brautpreis, handelt es sich um eine Art Gewalt gegen Frauen.

Ein Amtsträger eines Dorfes sagte, in einer geheimen Erhebung habe man die Schüler und Schülerinnen aufgefordert, Namen derjenigen zu nennen, die sexuelle Beziehungen zu Schülerinnen pflegen. Das habe bewirkt, dass Männer, die mit Mädchen flirteten, Angst bekamen. Das Problem sei dadurch kleiner geworden.

Eine Mutter bekannte, um 100.000/- TSh als Brautpreis zu erhalten, habe sie ihre Tochter gezwungen, sofort nach Abschluss der Primarschule zu heiraten.

Die Höhe des Brautpreises hängt von den Sitten und Traditionen der jeweiligen Volksgruppe ab. Er kann sechs bis sieben oder auch 30 Rinder betragen.

Manche Eltern raten ihren Töchtern, bei der Prüfung schlechte Leistungen zu bringen, damit sie nicht für die Sekundarschule ausgewählt werden. (Guardian 27.4.12)