Radio und Fernsehen - 03/2010

Aus Tansania Information
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Laut einer Umfrage des Me-dia Council of Tanzania (MCT), an dem 25.000 Personen teilnahmen, verlassen sich 66 % der Tansanier, was ihre Hauptquelle für Nachrichten angeht, auf das Radio. Obwohl es mehr als 650 Zeitungen und Zeitschriften gibt, äußerten nur 14 %, sie gäben den Zeitungen den Vorzug. 20 % favorisieren das Fernsehen. (DN 17.12.09)

In Dar-es-Salaam schießen Einrichtungen für Fernsehvorführungen wie Pilze aus dem Boden. Khamis zeigt Fußballspiele in seiner mit Wellblech gedeckten Konstruktion aus Eisenrohren, in der er zehn Holzbänke aufgestellt hat. Dort ist Platz für 160 Menschen. Für ein Spiel muss jeder am Eingang 500/- TSh bezahlen. Früher waren die meisten Fans von Simba und Yanga. "Wir lieben unsere eigenen Teams. Aber jetzt brauchen wir Qualität. Wenn wir von der Arbeit kommen, gehen wir nicht weg, um etwas Langweiliges anzusehen", sagte ein Fußballfan. Khamis erklärt, er werde weiterhin Fußball zeigen, keine Spielfilme, obwohl ihm viele das rieten. "Ich fürchte, ich kann nicht nachgeben, einfach wegen der Kinder. Sie lieben Filme sehr. Wenn ich welche zeige, gehen sie nicht in die Schule. Ich hasse es, wenn Kinder die Schule schwänzen." Er erzählt, die meisten Zuschauer seien Jugendliche, Straßenhändler oder Busschaffner, die sich keinen Fernseher leisten können. Erwachsene kämen, wenn es zu Hause Interessenkonflikte gibt. "Die meisten Frauen mögen Seifenopern und andere Spielfilme, die Männer lieben Fußball", berichtet Khamis. Manchmal biete ich Wasser an, auch für die 500/- TSh." Das schaffe eine gute Beziehung. Weil jeden Tag mehr Zuschauer kommen, beschloss er, einen größeren Projektor zu kaufen. Für wichtige Spiele kämen vielleicht 290 Leute, was ihm fast 150.000/- TSh einbringe. Khamis sagt, viele Fans liebten diesen Platz. Es sei hier vergleichsweise billig; andernorts zahle man bis zu 1.000/- TSh. Außerdem sei es friedlich, weil die Leute nicht trinken, am Ende vielleicht gar raufen.

Eine Regierungsangestellte und ihr Ehemann zeigen Filme in einem Zelt, das sie im Hof hinter ihrem Haus errichteten, um ihr Gehalt aufzubessern. Jeden Monat wirft das mindestens 200.000/- TSh ab. Wegen der häufigen Stromausfälle wurde für Notfälle ein Generator aufgestellt.

Je schwieriger das Leben wird, desto mehr braucht man Unterhaltung. Für manche ist der Fernseher, auch Idioten-Kiste genannt, ein Ausweg aus der Armut. Vielleicht ist das Fernsehen gar nicht so idiotisch. (DN 25.1.10)