Psychosomatische und disziplinarische Probleme in Schulen - 06/2008 und Radio und Fernsehen - 03/2010: Unterschied zwischen den Seiten

Aus Tansania Information
(Unterschied zwischen Seiten)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
imported>Sysop
K (1 Version importiert)
 
imported>Sysop
K (1 Version importiert)
 
Zeile 1: Zeile 1:
==Krankheitsursache: Dämonen, Vermutung==
Laut einer Umfrage des Me-dia Council of Tanzania (MCT), an dem 25.000 Personen teilnahmen, verlassen sich 66 % der Tansanier, was ihre Hauptquelle für Nachrichten angeht, auf das Radio. Obwohl es mehr als 650 Zeitungen und Zeitschriften gibt, äußerten nur 14 %, sie gäben den Zeitungen den Vorzug. 20 % favorisieren das Fernsehen. (DN 17.12.09)
In einer Primarschule des Pangani-Distrikts (Tanga-Region) wurden im Lauf von zwei Monaten 100 Schüler und Schülerinnen von einer unbekannten Krankheit geplagt. Sie klagten über starke Kopfschmerzen, schrien laut und fielen in Ohnmacht. Weil man Dämonen hinter der Krankheit vermutete, sammelte die Dorfverwaltung 300.000/- TSh und bestellte Medizinmänner. Doch zwei Tage nach ihrem Besuch erkrankten 30 Kinder, 19 wur-den ins Krankenhaus gebracht. Bei einem Treffen mit den Repräsentanten der Religionsgemeinschaften, zu dem der District Commissioner (DC) geladen hatte, beschloss man, bei der Schule dafür zu beten, dass sie von den Dämonen befreit werde.  


Nur noch sehr wenige Kinder besuchten die Schule. Man bat die Eltern, sie wieder zu schicken, denn es werde nach einer Lösung des Problems gesucht. (Guardian 8.3.08)
In Dar-es-Salaam schießen Einrichtungen für Fernsehvorführungen wie Pilze aus dem Boden. Khamis zeigt Fußballspiele in seiner mit Wellblech gedeckten Konstruktion aus Eisenrohren, in der er zehn Holzbänke aufgestellt hat. Dort ist Platz für 160 Menschen. Für ein Spiel muss jeder am Eingang 500/- TSh bezahlen. Früher waren die meisten Fans von Simba und Yanga. "Wir lieben unsere eigenen Teams. Aber jetzt brauchen wir Qualität. Wenn wir von der Arbeit kommen, gehen wir nicht weg, um etwas Langweiliges anzusehen", sagte ein Fußballfan. Khamis erklärt, er werde weiterhin Fußball zeigen, keine Spielfilme, obwohl ihm viele das rieten. "Ich fürchte, ich kann nicht nachgeben, einfach wegen der Kinder. Sie lieben Filme sehr. Wenn ich welche zeige, gehen sie nicht in die Schule. Ich hasse es, wenn Kinder die Schule schwänzen." Er erzählt, die meisten Zuschauer seien Jugendliche, Straßenhändler oder Busschaffner, die sich keinen Fernseher leisten können. Erwachsene kämen, wenn es zu Hause Interessenkonflikte gibt. "Die meisten Frauen mögen Seifenopern und andere Spielfilme, die Männer lieben Fußball", berichtet Khamis. Manchmal biete ich Wasser an, auch für die 500/- TSh." Das schaffe eine gute Beziehung. Weil jeden Tag mehr Zuschauer kommen, beschloss er, einen größeren Projektor zu kaufen. Für wichtige Spiele kämen vielleicht 290 Leute, was ihm fast 150.000/- TSh einbringe. Khamis sagt, viele Fans liebten diesen Platz. Es sei hier vergleichsweise billig; andernorts zahle man bis zu 1.000/- TSh. Außerdem sei es friedlich, weil die Leute nicht trinken, am Ende vielleicht gar raufen.


==Hysterische Anfälle==
Eine Regierungsangestellte und ihr Ehemann zeigen Filme in einem Zelt, das sie im Hof hinter ihrem Haus errichteten, um ihr Gehalt aufzubessern. Jeden Monat wirft das mindestens 200.000/- TSh ab. Wegen der häufigen Stromausfälle wurde für Notfälle ein Generator aufgestellt.
In einer Primarschule in Shinyanga beobachtete man bei ca. 20 Schülerinnen hysterische Anfälle: Sie schrieen und entkleideten sich, ohne es zu wissen. Sie seien von bösen Geistern besessen, hieß es. Dieser war der zweite derartige Vorfall innerhalb eines Monats. Die Stadtverwaltung schloss die Schule vorübergehend, um mit Eltern und Bevölkerung nach Heilung zu suchen. (Guardian 4.4.08)


==Verletzungen, Verwüstungen==
Je schwieriger das Leben wird, desto mehr braucht man Unterhaltung. Für manche ist der Fernseher, auch Idioten-Kiste genannt, ein Ausweg aus der Armut. Vielleicht ist das Fernsehen gar nicht so idiotisch. (DN 25.1.10)
665 Schüler der Lyamungo Sekundarschule (Hai-Distrikt, Kilimanjaro-Region) wurden für drei Wochen suspendiert, weil sie andere Schüler ernsthaft verletzt, Eigentum der Schule im Wert von 5,8m/- TSh demoliert haben sollen, und planten, einige Lehrkräfte umzubringen und die Schule, eine der ältesten, in Brand zu stecken. Aus Furcht verließen mehrere Lehrkräfte ihre Häuser. Wenn sie zurückkehren, sollen die Schüler mit ihren Eltern kommen und 9.000/- TSh für die Reparatur der demolierten Gebäudeteile bringen.


Damit sie von Eltern und Erziehungsberechtigten beaufsichtigt werden könnten, versetzte das Erziehungsministerium Mitte April 550 Schüler aus Form III und IV dieser Schule wegen schlechten Verhaltens in Tagesschulen. Erst wenn sie Form IV (Klasse 11) abschließen, dürfen sie in eine andere Schule wechseln. 50 Schüler wurden entlassen. (DN 9.3./15.4.08; Citizen 11.3.08)
[[Category:Innere Angelegenheiten - Medien]]
 
[[Category:03/2010]]
==Beschuldigungen, Verletzung eines Lehrers==
Ein Lehrer der Milala Sekundar-schule (Rukwa-Region) musste ins Krankenhaus gebracht werden, nachdem er von Schülern zusammengeschlagen worden war, weil er sie verhexe. Außerdem habe er schlafende Mädchen in ihrem Wohnheim geschändet.
 
Als er bei der abendlichen Studienzeit die Aufsicht hatte, die Lichter ausgingen, überfielen ihn Schüler, schlugen ihn bewusstlos, ehe Kollegen helfen konnten. (DN 11.3.08)
 
==Polizeieinsatz, Flucht==
In der Stadt Sumbawanga (Rukwa-Region) kam es in der Kantalamba Boys' High School zu Unruhen. Als die Polizei Tränengas und Knüppel einsetzte, flohen viele, um einer Verhaftung zu entgehen. Dabei ertranken drei Schüler im River Lwiche. 88 wurden danach vermisst. Die Schule schloss bis 19. Mai. Der Regional Comissioner sagte, man werde alles tun, um alle Schüler zu finden, auch im Fluss weiterhin suchen. Er bat die Eltern, Bescheid zu geben, sobald bekannt sei, wo sich ihre Kinder aufhalten.
 
Ein Team untersuchte die Ursachen der Unruhen. Ergebnis: Zu lange unterließ es die Schulleitung, gegen ungehöriges Verhalten der Schüler vorzugehen. Die Verköstigung war schlecht, seit wegen unbezahlter Rechnungen von 60m/- TSh keine Lebensmittel mehr geliefert wurden. Für 647 Schüler stehen nur 300 Betten zur Verfügung. Die Gebäude sind heruntergekommen. Einige Lehrer hielten sich nicht an den Stundenplan. Es gab keine Schülerversammlungen.
 
19 Schüler, die Anführer der Unruhen, wurden bestraft, die Lehrer versetzt. (DN 6./7./15.5.08)
 
==Überlegungen zu den Ursachen von Unruhen==
In der Msia Sekundarschule (Mbeya-Region) vernichteten randalierende Schüler Eigentum der Schule. Wir sollten uns fragen, haben die Schüler die Möglichkeit, ihre Anschuldigungen gegen die Schulverwaltung vorzubringen? Man muss Schülern und Schülerinnen, vor allem denen im Internat, zuhören und ihre Beschwerden vordringlich behandeln. (Citizen 11.3.08)
 
[[Category:Erziehungswesen - Schulen allgemein]]
[[Category:06/2008]]

Aktuelle Version vom 6. Januar 2019, 20:22 Uhr

Laut einer Umfrage des Me-dia Council of Tanzania (MCT), an dem 25.000 Personen teilnahmen, verlassen sich 66 % der Tansanier, was ihre Hauptquelle für Nachrichten angeht, auf das Radio. Obwohl es mehr als 650 Zeitungen und Zeitschriften gibt, äußerten nur 14 %, sie gäben den Zeitungen den Vorzug. 20 % favorisieren das Fernsehen. (DN 17.12.09)

In Dar-es-Salaam schießen Einrichtungen für Fernsehvorführungen wie Pilze aus dem Boden. Khamis zeigt Fußballspiele in seiner mit Wellblech gedeckten Konstruktion aus Eisenrohren, in der er zehn Holzbänke aufgestellt hat. Dort ist Platz für 160 Menschen. Für ein Spiel muss jeder am Eingang 500/- TSh bezahlen. Früher waren die meisten Fans von Simba und Yanga. "Wir lieben unsere eigenen Teams. Aber jetzt brauchen wir Qualität. Wenn wir von der Arbeit kommen, gehen wir nicht weg, um etwas Langweiliges anzusehen", sagte ein Fußballfan. Khamis erklärt, er werde weiterhin Fußball zeigen, keine Spielfilme, obwohl ihm viele das rieten. "Ich fürchte, ich kann nicht nachgeben, einfach wegen der Kinder. Sie lieben Filme sehr. Wenn ich welche zeige, gehen sie nicht in die Schule. Ich hasse es, wenn Kinder die Schule schwänzen." Er erzählt, die meisten Zuschauer seien Jugendliche, Straßenhändler oder Busschaffner, die sich keinen Fernseher leisten können. Erwachsene kämen, wenn es zu Hause Interessenkonflikte gibt. "Die meisten Frauen mögen Seifenopern und andere Spielfilme, die Männer lieben Fußball", berichtet Khamis. Manchmal biete ich Wasser an, auch für die 500/- TSh." Das schaffe eine gute Beziehung. Weil jeden Tag mehr Zuschauer kommen, beschloss er, einen größeren Projektor zu kaufen. Für wichtige Spiele kämen vielleicht 290 Leute, was ihm fast 150.000/- TSh einbringe. Khamis sagt, viele Fans liebten diesen Platz. Es sei hier vergleichsweise billig; andernorts zahle man bis zu 1.000/- TSh. Außerdem sei es friedlich, weil die Leute nicht trinken, am Ende vielleicht gar raufen.

Eine Regierungsangestellte und ihr Ehemann zeigen Filme in einem Zelt, das sie im Hof hinter ihrem Haus errichteten, um ihr Gehalt aufzubessern. Jeden Monat wirft das mindestens 200.000/- TSh ab. Wegen der häufigen Stromausfälle wurde für Notfälle ein Generator aufgestellt.

Je schwieriger das Leben wird, desto mehr braucht man Unterhaltung. Für manche ist der Fernseher, auch Idioten-Kiste genannt, ein Ausweg aus der Armut. Vielleicht ist das Fernsehen gar nicht so idiotisch. (DN 25.1.10)