Problematische Versorgungslage in einigen Gebieten - 02/2013: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 6. Januar 2019, 20:22 Uhr

Arusha-Region

Frauen die im Gebiet der Ngogongoro Conservation Area Authority (NCAA) leben, schickten der Regierung ein SOS. Ihre Häuser seien jetzt leer, denn die Männer und Jugendlichen stählen sich davon; sie versuchten andernorts zu überleben, z. B. in Nairobi als Nachtwächter. Nur Frauen, Kinder und die Alten blieben zurück.

Die Vorsitzende der Women Union of Tanzania (UWT) sagte, wenn es andernorts regnet, säen die Frauen auf ihren Feldern; aber im für Tourismus und Wild reservierten NCAA, sei Landwirtschaft verboten. Noch immer leide der Distrikt unter der Dürre des Jahres 2009; mehr als 700.000 Rinder, Ziegen und Schafe seien damals eingegangen.

Die Einwohner erhalten an Lebensmittelhilfe pro Familie 9 kg, was sechs Monate reichen soll.

Viele Alte und 200 Kinder sind gestorben. In die Krankenhäuser in Wasso und Endulein wurden Hunderte von Kindern wegen mit Unterernährung zusammenhängenden Krankheiten gebracht.

Die Regierung beschloss, in der Hungerkatastrophe, die mehr als 60.000 im Ngorongoro-Distrikt (Arusha-Region) lebende Menschen betrifft, zu intervenieren. Der District Commissioner gab zu, das NCCA-Management sei dafür verantwortlich, dass für die Einwohner Lebensmittel gekauft werden. Man benötige 18.500 t Mais; für die von Unterernährung Betroffenen würden zusätzlich 15.560 t anderer Lebensmittel und 2.916 t Gemüse benötigt.

Der Abgeordnete des Gebiets sagte, am Ngorongoro sei Hunger nichts Neues, von ähnlichen Fällen sei auch früher berichtet worden, aber die Behörden ignorierten es auf Kosten der Bevölkerung. (DN 18.11./13./27.12.12; Guardian 19.11.12)

Iringa- und Mbeya-Region

Eine Herde mit bis zu 20 Elefanten und anderen Tieren drang auf der Suche nach Wasser und Nahrung in einige der am Ruaha National Park liegende Dörfer ein. Sie holten sich Mangos, Bananenstauden und Wasser. Ein Wildhüter wurde benachrichtigt. Er kam und trieb die Tiere in den Park zurück, erzählte ein Dorfbewohner. Sie kämen regelmäßig, sagte er.

Weil Ökosystem und Wald im Quellgebiet des Great Ruaha River zerstört werden, hat der Fluss sehr wenig Wasser; außerdem gab es eine lange Dürreperiode.

Außer für Elefanten, Giraffen, Büffel und Löwen ist der Ruaha National Park Heimat für seltene Pflanzen und Tiere. Alle sind von der Dürre bedroht. Wo noch etwas Wasser übrig ist, wird es von verzweifelten Nilpferden und Krokodilen beherrscht

Der Leitende Wildhüter des Parks sagte, wegen großer landwirtschaftlicher Projekte und vielen Viehhaltern in dem Gebiet zwischen den Kipengele-Bergen und dem Usangu-Tal wird viel Wasser abgeleitet, ehe es den Ruaha erreicht. Er versorgt auch den Mtera-Stausee und dessen Wasserkraftwerk. Einige Tiere, die viel Wasser benötigen, wandern ab. Andere werden anfällig für Krankheiten. (Guardian 17.12.12)

Kilimanjaro-Region

Bei seinem Besuch der Kilimanjaro-Region reagierte Präsident Kikwete auf viele Klagen über Lebensmittelnot in dem Gebiet. Er wies die Verantwortlichen der Region, vor allem die des Same-Distrikts, an, rasch das Ausmaß der Nahrungsmittelverknappung festzustellen, damit de Regierung für Hilfe sorgen könne. Bei einer Kundgebung betonte er: “Wir haben genug Lebensmittelvorräte und die Regierung wird dafür sorgen, dass ihr Hilfe bekommt, sobald die Einschätzung abgeschlossen ist.” Zuerst bekämen die Familien in äußerster Armut kostenlos Nahrungsmittel; Familien, die es sich leisten können, sollten pro 1 kg Mais 50/- TSh bezahlen. (Guardian 31.10.12)

Manyara-Region

Im Simanjiro-Distrikt (Manyara-Region) war die Ernte wegen einer langen Trockenheit schlecht. Manche behaupten, einige Personen hätten die Lebensmittelkrise zu ihrem eigenen Vorteil ausgenützt. Die Lage sei beängstigend. Die Verantwortlichen bitten die Regierung, für die betroffenen Familien Nahrungsmittel zur Verfügung zu stellen. Seit letztem Jahr hätten sie keine Lebensmittelhilfe bekommen. 100 kg Mais kosteten im Augenblick 120.000/- TSh; das könnten viele nicht aufbringen. (Citizen 14.1.13)

Rukwa-Region

In einem im Rukwa-Becken (Sumbawanga-Distrikt, Rukwa-Region) gelegenen Dorf leiden mehr als 600 Familien unter Lebensmittelverknappung, weil die Niederschläge während der letzten Saison zu gering waren. Einwohner sagten, greift die Regierung nicht sofort ein, werde die Lage immer schlimmer; wegen Hungers könnten die Kinder nicht mehr in die Schule gehen; die Reisfelder vertrockneten. Skrupellose Händler hätten für 10 kg Mais 17.000/- bis 20.000/- TSh verlangt. Der Regional Commissioner wies den Distrikt Commissioner an, den Umfang der Krise einzuschätzen, und zu berichten - wegen weiteren Vorgehens incl. Bereitstellung von Lebensmittelhilfe. (DN 10.1.13)

Tabora-Region

Bei einem Besuch der Tabora-Region kritisierte Präsident Kikwete die Verantwortlichen der Region und der Distrikte, weil sie die Wahrheit über die Lebensmittelversorgung in ihrem Gebiet verschwiegen hätten. Die Tansanier müssten nicht verhungern, wenn die Regierung in der Lage ist, sie mit Nahrungsmittelhilfe zu versorgen. (Guardian 19.1.13)

Tanga-Region

Mehr als 17.000 t Lebensmittel werden benötigt, um die in einigen Distrikten der Tanga-Region hungernden Menschen zu retten. Laut Regional Comissioner sei an der Not u. a. schuld, dass einige Landwirte ihren Lebensmittelüberschuss verkauften. Jeder Haushalt erhalte nur 12 kg Lebensmittel, betonte sie. Am schlimmsten ist die Lage im Korogwe-Distrikt, weil er eine lange Dürreperiode erlebte. (Guardian 5.11.12)

Versorgungslage

Der Minister für Landwirtschaft, Versorgungssicherheit und Cooperative legte im Parlament den Bericht der Regierung vor. Es heißt darin, sieben der 30 Regionen hätten Lebensmittelüberschuss, acht ausreichend Lebensmittel, sechs erlebten Nahrungsmittelverknappung. Insgesamt habe Tansania genug Lebensmittelvorräte. 2011/12 seien 13,6 Mio. t Nahrungsmittel geerntet worden; der Bedarf betrage 12,0 Mio. t.

35 Distrikte in zwölf Regionen hätten 18.417,8 t Lebensmittelhilfe erhalten, insgesamt 526.607 Personen.

Der Landwirtschaftsminister berichtete, die Regierung habe statt bisher 18.417 t Lebensmittelhilfe 28.250 t bereitgestellt, doch viele t seien noch nicht abgeholt worden. (Guardian 19./22.1.13)

Kommentar

In Tansania müsste eigentlich niemand hungern. Wie konnte es so weit kommen? Mindestens im Augenblick gibt es für alle Notleidenden genug Nahrungsmittel. Im Südlichen Hochland, dem Brotkorb Tansanias, wachsen Mais, Hirse, Reis, Weizen, Maniok, Hülsenfrüchte, Bananen und Süßkartoffeln. In den Regionen Mbeya, Iringa, Ruvuma und Rukwa herrscht kein Hunger. Die dortigen Landwirte beklagen, dass sich die überschüssige Ernte bei ihnen häuft und verdirbt, weil der Markt fehlt. Ist das nicht zum Lachen? (DN 27.12.12)