Privatisierung und Verstaatlichung - 10/2009 und Problematische Versorgungslage in einigen Gebieten - 02/2013: Unterschied zwischen den Seiten

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==Zu privatisierten 'Parastatals'==
==Arusha-Region==
Tansanische Industrielle äußerten, es sei nicht klar, ob sich die privatisierten, einst staatseigenen Betriebe an das im Vertrag Vereinbarte halten. Weil sie nicht überwacht werden, sind die Leistungen einiger mangelhaft, sagte ein Unternehmer. "Das bekommt unseren Angestellten und der Wirtschaft unseres Landes nicht." Die Consolidated Holding Corporation (CHC) erklärte, man plane, noch in diesem Jahr, alle privatisierten ehedem staatseigenen Betriebe zu kontrollieren und einzuschätzen. Bei einigen, die seit der Privatisierung schlechte Leistungen brachten, wird die CHC die Lage genau prüfen und der Regierung hinsichtlich ihrer Zukunft Empfehlungen machen. Gegen schlecht funktionierende Betriebe werde die Regierung strenge Maßnahmen ergreifen, heißt es. (Guardian 16.7.09)
Frauen die im Gebiet der Ngogongoro Conservation Area Authority (NCAA) leben, schickten der Regierung ein SOS. Ihre Häuser seien jetzt leer, denn die Männer und Jugendlichen stählen sich davon; sie versuchten andernorts zu überleben, z. B. in Nairobi als Nachtwächter. Nur Frauen, Kinder und die Alten blieben zurück.


==General Tyre Company Ltd.==
Die Vorsitzende der Women Union of Tanzania (UWT) sagte, wenn es andernorts regnet, säen die Frauen auf ihren Feldern; aber im für Tourismus und Wild reservierten NCAA, sei Landwirtschaft verboten. Noch immer leide der Distrikt unter der Dürre des Jahres 2009; mehr als 700.000 Rinder, Ziegen und Schafe seien damals eingegangen.
Im Sept. 07 stellte die in Arusha ansässige, unter Finanznot leidende General Tyre Company Ltd. die Reifenproduktion ein. 300 Angestellte verloren den Arbeitsplatz. Das Gelände wird seither nur für Turnübungen der Alten von Arusha und sonntags für Fußballspiele verwendet.


Nun beschloss die Regierung, die Partnerschaft mit der Continental AG, die bei der General Tyre Company Ltd. einen Managementvertrag hat, zu beenden.
Die Einwohner erhalten an Lebensmittelhilfe pro Familie 9 kg, was sechs Monate reichen soll.


Dr. Mary Nagu, Ministerin für Industrie, Handel und Vermarktung, beschuldigt Continental, das Werk zu sabotieren. Bei einer Buchprüfung habe sich herausgestellt, dass Continental bis zu 6,6mrd/- TSh, der von der Regierung vor vier Jahren zur Wiederbelebung der Fabrik bereitgestellten 13,2mrd/- TSh falsch eingesetzt hatte. Einer der verdächtigen Schritte des Partners sei, Tansania vom lukrativen kenianischen Reifen-Markt auszuschließen, den Export auf Uganda und Burundi zu beschränken. Man vermute, dadurch sollten andere Interessen geschützt werden, sagte die Ministerin. Die Zollunion der EAC erlaube Tansania uneingeschränkten Handel mit allen EAC-Mitgliedsländern. Die Regierung setze sich für die Wiedereröffnung des Werkes ein, betonte die Ministerin. Seit Jan. 08 zahle sie die Gehälter von 318 Angestellten in Höhe von monatlich 120m/- TSh. Aber sie sei nicht bereit, weitere Schulden zu begleichen. Im Werk stünden 79 voll funktionsfähige Maschinen. Die Regierung halte 76 % der Anteile; deshalb sei es sehr traurig, dass so viele Investitionsmittel und Ressourcen verloren gehen.
Viele Alte und 200 Kinder sind gestorben. In die Krankenhäuser in Wasso und Endulein wurden Hunderte von Kindern wegen mit Unterernährung zusammenhängenden Krankheiten gebracht.


Ein Abgeordneter sagte, es sei eine Schande, Reifen zu importieren, wenn das Land die Ressourcen hat, sie zu produzieren. Das Hauptproblem sei der tiefsitzende Glaube an die Überlegenheit importierter Produkte.
Die Regierung beschloss, in der Hungerkatastrophe, die mehr als 60.000 im Ngorongoro-Distrikt (Arusha-Region) lebende Menschen betrifft, zu intervenieren. Der District Commissioner gab zu, das NCCA-Management sei dafür verantwortlich, dass für die Einwohner Lebensmittel gekauft werden. Man benötige 18.500 t Mais; für die von Unterernährung Betroffenen würden zusätzlich 15.560 t anderer Lebensmittel und 2.916 t Gemüse benötigt.


Einstimmig hatten die Abgeordneten gefordert, dass die Regierung die Wiedereröffnung des Werkes betreibt und die Gummibaumfarmen rettet. Sie litten darunter, dass das Werk lange Zeit geschlossen blieb. Ein Oppositionsabgeordneter kündigte an, er werde im Parlament persönlich einen Antrag stellen, falls die Regierung kein klares Programm zur Wiederbelebung des Werkes vorlegt und der Rohstoff nicht wieder von der Kihuhwi Gummibaumfarm bezogen wird, statt aus Brasilien und Malaysia. (Guardian 30.7.09; Citizen 30.7.09; Arusha Times 8.8.09)
Der Abgeordnete des Gebiets sagte, am Ngorongoro sei Hunger nichts Neues, von ähnlichen Fällen sei auch früher berichtet worden, aber die Behörden ignorierten es auf Kosten der Bevölkerung. (DN 18.11./13./27.12.12; Guardian 19.11.12)


==Kilimanjaro International Airport (KIA)==
==Iringa- und Mbeya-Region==
Die Regierung plant, alle Anteile der Kilimanjaro Airports Development Corporation (KADCO) zurückzuerwerben. Diese private Firma war 1998 beauftragt worden, den Flugplatz und das Gelände 25 Jahre lang zu managen, ihn zu einem international anerkannten zu entwickeln. Die Regierung hält im Augenblick nur 24 % der Aktien. Demnächst endet ein 11 Jahre währender Disput.
Eine Herde mit bis zu 20 Elefanten und anderen Tieren drang auf der Suche nach Wasser und Nahrung in einige der am Ruaha National Park liegende Dörfer ein. Sie holten sich Mangos, Bananenstauden und Wasser. Ein Wildhüter wurde benachrichtigt. Er kam und trieb die Tiere in den Park zurück, erzählte ein Dorfbewohner. Sie kämen regelmäßig, sagte er.


Weil zwei Teilhaber mit 30 % bzw. 41,4 % der Aktien versucht hatten, ihre Anteile insgeheim an eine britische Firma abzutreten, will die Regierung das Unternehmen übernehmen und einen ernstzunehmenden Investor suchen, der fähig ist, den KIA weiterzubringen.
Weil Ökosystem und Wald im Quellgebiet des Great Ruaha River zerstört werden, hat der Fluss sehr wenig Wasser; außerdem gab es eine lange Dürreperiode.


KADCO hatte versprochen, das Gelände rings um den Flugplatz zu einer zollfreien modernen 'City' zwischen Moshi (35 km) und Arusha (40 km) zu entwickeln, in der Investoren große Einkaufszentren einrichten, erstklassige Touristenhotels, Freihäfen, Bildungseinrichtungen, Lagerhallen, die unter Zollverschluss sind, Andenkenläden, Golfplätze und ein großes Wildgehege.
Außer für Elefanten, Giraffen, Büffel und Löwen ist der Ruaha National Park Heimat für seltene Pflanzen und Tiere. Alle sind von der Dürre bedroht. Wo noch etwas Wasser übrig ist, wird es von verzweifelten Nilpferden und Krokodilen beherrscht


1971 war der KIA, der zweitgrößte Flugplatz Tansanias, von Nyerere eingeweiht worden. Die damals gemachten Zusagen seien nicht eingelöst worden, sagte Dr. Kawambwa, Minister für Entwicklung der Infrastruktur.
Der Leitende Wildhüter des Parks sagte, wegen großer landwirtschaftlicher Projekte und vielen Viehhaltern in dem Gebiet zwischen den Kipengele-Bergen und dem Usangu-Tal wird viel Wasser abgeleitet, ehe es den Ruaha erreicht. Er versorgt auch den Mtera-Stausee und dessen Wasserkraftwerk. Einige Tiere, die viel Wasser benötigen, wandern ab. Andere werden anfällig für Krankheiten. (Guardian 17.12.12)


Das Oppositionslager verlangt von der Regierung eine Erklärung hinsichtlich ihrer geheimen Pläne, alle Aktien des KIA zu übernehmen. (Guardian 3./6./16.7.09)
==Kilimanjaro-Region==
Bei seinem Besuch der Kilimanjaro-Region reagierte Präsident Kikwete auf viele Klagen über Lebensmittelnot in dem Gebiet. Er wies die Verantwortlichen der Region, vor allem die des Same-Distrikts, an, rasch das Ausmaß der Nahrungsmittelverknappung festzustellen, damit de Regierung für Hilfe sorgen könne. Bei einer Kundgebung betonte er: “Wir haben genug Lebensmittelvorräte und die Regierung wird dafür sorgen, dass ihr Hilfe bekommt, sobald die Einschätzung abgeschlossen ist.” Zuerst bekämen die Familien in äußerster Armut kostenlos Nahrungsmittel; Familien, die es sich leisten können, sollten pro 1 kg Mais 50/- TSh bezahlen. (Guardian 31.10.12)


==Kiwira-Kohlenbergwerk==
==Manyara-Region==
Die Regierung übernimmt den Betrieb des vor vier Jahren privatisierten Kiwira-Kohlenbergwerks, nun Kiwira Coal and Power Ltd. (KCPL). 400 MW Strom sollten erzeugt und an die Stromgesellschaft Tanesco verkauft werden. Beim Betrieb des Bergwerks gab es verschiedene Probleme, nie wurde die anvisierte Menge an Kohlen gefördert. Die im Vertrag festgelegten Verpflichtungen waren nicht erfüllt, die Gehälter der 500 Angestellten länger als ein Jahr nicht bezahlt worden. Sie fordern nun an Löhnen und Zuwendungen etwa 1,5mrd/- TSh.
Im Simanjiro-Distrikt (Manyara-Region) war die Ernte wegen einer langen Trockenheit schlecht. Manche behaupten, einige Personen hätten die Lebensmittelkrise zu ihrem eigenen Vorteil ausgenützt. Die Lage sei beängstigend. Die Verantwortlichen bitten die Regierung, für die betroffenen Familien Nahrungsmittel zur Verfügung zu stellen. Seit letztem Jahr hätten sie keine Lebensmittelhilfe bekommen. 100 kg Mais kosteten im Augenblick 120.000/- TSh; das könnten viele nicht aufbringen. (Citizen 14.1.13)


William Ngeleja, Minister für Energie, Bergbau, sagte, die KCPL-Leitung habe beschlossen, den Betrieb in gegenseitigem Einvernehmen an die Regierung zurückzugeben. Das sei logisch. Man werde alle berechtigten Forderungen erfüllen. Die Regierung wäge nun die besten Optionen für den Betrieb der Kohlenmine und der Stromproduktion ab. Auch die Beauftragung einer ausländi-schen privaten Gesellschaft komme in Frage.
==Rukwa-Region==
In einem im Rukwa-Becken (Sumbawanga-Distrikt, Rukwa-Region) gelegenen Dorf leiden mehr als 600 Familien unter Lebensmittelverknappung, weil die Niederschläge während der letzten Saison zu gering waren. Einwohner sagten, greift die Regierung nicht sofort ein, werde die Lage immer schlimmer; wegen Hungers könnten die Kinder nicht mehr in die Schule gehen; die Reisfelder vertrockneten. Skrupellose Händler hätten für 10 kg Mais 17.000/- bis 20.000/- TSh verlangt. Der Regional Commissioner wies den Distrikt Commissioner an, den Umfang der Krise einzuschätzen, und zu berichten - wegen weiteren Vorgehens incl. Bereitstellung von Lebensmittelhilfe. (DN 10.1.13)


Noch immer gibt es Gerüchte um die Beteiligung Mkapas, bis 05 Staatspräsident, und seiner Familie, obwohl er versucht hatte, die Vermutungen zu widerlegen. Abgeordnete der Opposition und der CCM forderten ein gerichtliches Vorgehen. Die Regierung aber sprach Mkapa völlig frei. '05 habe er seine Anteile an der Firma zurückgenommen.
==Tabora-Region==
Bei einem Besuch der Tabora-Region kritisierte Präsident Kikwete die Verantwortlichen der Region und der Distrikte, weil sie die Wahrheit über die Lebensmittelversorgung in ihrem Gebiet verschwiegen hätten. Die Tansanier müssten nicht verhungern, wenn die Regierung in der Lage ist, sie mit Nahrungsmittelhilfe zu versorgen. (Guardian 19.1.13)


China will 400 Mio US$ investieren, um die KCPL wiederzubeleben. Dieses Land war Anfang der 80er Jahre massiv an der Anlage des Bergwerks beteiligt.    (DN 24.7.09; Guardian 24.7.09; Citizen 12.8.09; ThisDay 24./28.7.09)
==Tanga-Region==
Mehr als 17.000 t Lebensmittel werden benötigt, um die in einigen Distrikten der Tanga-Region hungernden Menschen zu retten. Laut Regional Comissioner sei an der Not u. a. schuld, dass einige Landwirte ihren Lebensmittelüberschuss verkauften. Jeder Haushalt erhalte nur 12 kg Lebensmittel, betonte sie. Am schlimmsten ist die Lage im Korogwe-Distrikt, weil er eine lange Dürreperiode erlebte. (Guardian 5.11.12)


==Tanzania Railways Ltd (TRL)==
==Versorgungslage==
Seit der Betrieb der ehedem staatseigenen Tanzania Railway Corporation (TRC) '06 von der Regierung als Tanzania Railway Ltd. (RTL) an Rail India Technical and Economic Services (RITES), eine indische Firma, übergeben wurde, gab es viele Probleme. - RITES hält 51 % der Anteile, die Regierung  49 %. <Siehe Tans.-Inf. 4/06 S. 6; 10/07 S. 4; 2/09 S.2>
Der Minister für Landwirtschaft, Versorgungssicherheit und Cooperative legte im Parlament den Bericht der Regierung vor. Es heißt darin, sieben der 30 Regionen hätten Lebensmittelüberschuss, acht ausreichend Lebensmittel, sechs erlebten Nahrungsmittelverknappung. Insgesamt habe Tansania genug Lebensmittelvorräte. 2011/12 seien 13,6 Mio. t Nahrungsmittel geerntet worden; der Bedarf betrage 12,0 Mio. t.


Die Regierung äußerte, sie sei absolut nicht zufrieden mit der Arbeit des indischen Investors, und forderte eine Erklärung für die auftretenden Probleme bei Investitionen. "Uns wurde klar, dass etwas faul ist bei der Firma", sagte Finanzminister Mkulo.
35 Distrikte in zwölf Regionen hätten 18.417,8 t Lebensmittelhilfe erhalten, insgesamt 526.607 Personen.


Viele Abgeordnete forderten, den Vertrag mit RITES ohne Zögern zu kündigen. Sie hinterfragten die Integrität der aus dem Ausland stammenden Firmenleitung. Einer nannte die Privatisierung "Plünderung bei Tageslicht".
Der Landwirtschaftsminister berichtete, die Regierung habe statt bisher 18.417 t Lebensmittelhilfe 28.250 t bereitgestellt, doch viele t seien noch nicht abgeholt worden. (Guardian 19./22.1.13)


Die Regierung verhandelte jedoch weiterhin mit der Firma, bis sie Anfang Juli Beratungen über eine Änderung des Vertrags aufnahm, was jedoch einen langen Prozess beinhalte. Kawambwa, Minister für Entwicklung der Infrastruktur, sagte, der Vertrag sei weder die heilige Bibel noch der heilige Koran, so dass er nicht verändert werden könne.
==Kommentar==
In Tansania müsste eigentlich niemand hungern. Wie konnte es so weit kommen? Mindestens im Augenblick gibt es für alle Notleidenden genug Nahrungsmittel. Im Südlichen Hochland, dem Brotkorb Tansanias, wachsen Mais, Hirse, Reis, Weizen, Maniok, Hülsenfrüchte, Bananen und Süßkartoffeln. In den Regionen Mbeya, Iringa, Ruvuma und Rukwa herrscht kein Hunger. Die dortigen Landwirte beklagen, dass sich die überschüssige Ernte bei ihnen häuft und verdirbt, weil der Markt fehlt. Ist das nicht zum Lachen? (DN 27.12.12)


Einige TRL-Angestellte werfen RITES Sabotage vor, denn die Firma habe sieben starke, kostengünstige Lokomotiven aus Kanada und Großbritannien ausgemustert, wolle sie als Schrott verkaufen. Nun lease sie 73 gebrauchte, veraltete, weniger starke, weniger sichere, spritfressende Lokomotiven sowie Waggons aus Indien, um einen Markt für in Indien fabrizierte Loks und Ersatzteile zu schaffen. Als Präsident Kikwete erfuhr, dass zwei Lokomotiven zur Reparatur nach Indien verschifft worden waren, ordnete er ihren sofortigen Rücktransport an.
[[Category:Innere Angelegenheiten - Versorgungslage, Hilfsmaßnahmen]]
 
[[Category:02/2013]]
TRL-Angestellte baten die Regierung dringend, sofort zu handeln. Sie verlören alle Hoffnung. Die Lokomotiven seien häufig defekt, oft gehe das Dieselöl aus. Der Generalsekretär der Eisenbahnergewerkschaft berichtete, die Treibstoffgesellschaften lieferten nicht mehr auf Kredit. Bisweilen blieben Züge unterwegs stehen, weil der Tank leer ist. Er warf Minister Kawambwa Desinteresse vor. Ein Angestellter sagte, es sei höchste Zeit, einen anderen Investor zu suchen. Die Regierung müsse wieder Eigentümer der Bahn werden.
 
Mitte August unterzeichneten Regierung und RITES eine Absichtserklärung. Eine Arbeitsgruppe soll den Vertrag mit RITES prüfen, Schwächen aufzeigen, den Vertragspartnern helfen, einige Paragraphen zu ändern. Minister Kawambwa betonte, RITES sei ein weltbekanntes Eisenbahn-
 
unternehmen. Die Regierung habe volles Vertrauen.
 
Burundi und Ruanda drängen die tansanische Regierung, die RITES überlassenen Exklusivrechte zu terminieren. Sie fürchten, der Bau einer grenzüberquerenden Zugverbindung komme nicht zustande. Bisher werden für den Güterverkehr Lastwagen benötigt, die bis zu einer Woche brauchen. Eine Eisenbahn könne die Strecke auf Normalspur in einem einzigen Tag zurücklegen. (DN 26./27.5./7.7./14./15.8.09; Guardian 2./3./8./19.7.09; Citizen 13.7./15.8.09; ThisDay 8.6./6./7./15.7./21.8.09)
 
Am 31. August stellte RITES ein Ultimatum von 10 Tagen für die Zahlung von 10,42 Mio. US$ an Gebühren für das Leasen von 25 Lokomotiven und 23 Waggons. Andernfalls werde man diese in ein anderes Land transportieren und juristisch vorgehen.
 
Der RITES-Geschäftsführer sagte, seit Juli 07 habe man mehr als 20 Mio US$ investiert und sich an den Vertrag gehalten, anders als die TRC, was enttäuschend sei. Damit reagierte er auf die Forderung, den Vertrag zu beenden. Das wäre leicht, betonte er, seine Firma sei dazu bereit. (DN 7.9.09; Citizen 7./9.9.09)
 
Kommentar: Die Erfahrung lehrt, dass Eisenbahnen vom Staat besser betrieben werden als von privaten Gesellschaften. Auch die Sicherheitsfrage ist für sensible Sektoren entscheidend, für Eisenbahnen, Flugplätze, Häfen, Strom- und Wasserversorgung. Deshalb müsste die Regierung die Eisenbahn wieder übernehmen. (Guardian 16.8.09)
 
==Viehfarmen==
Die Regierung machte die Privatisierung von 94 der 124 Viehfarmen, ehedem Eigentum der staatseigenen National Ranching Company Ltd. (NARCO), rückgängig. In der Regierungszeit Präsident Mkapas, als Edward Lowassa Minister für Entwicklung der Viehzucht war, wurden sie '02, trotz vielfach geäußerter Bedenken, an Investoren verkauft.
 
Nachdem man "gravierende Unregelmäßigkeiten" bei diesem Verkauf festgestellt hatte, leitete die jetzige Regierung eine Kehrtwende ein, obwohl eine Reihe von leitenden Verantwortungsträgern der Mkapa-Regierung, Minister und Regional Commissioner incl., wahrscheinlich den größten Teil der betreffenden Viehfarmen erworben hatten. Es heißt, Edward Lowassa habe von der ehedem staatseigenen Mzeri Viehfarm (Handeni-Distrikt, Tanga-Region) ein beträchtliches Stück erworben.
 
Laut einer zuverlässigen Regierungsquelle gab es "Klagen einiger Gruppen von Viehhaltern, z. B. der Maasai und der Sukuma, dass ihnen der Zugang zu diesen privatisierten Viehfarmen verwehrt wurde, während die Personen, die Eigentümer geworden waren, sie nicht entwickelten; viele hätten nicht eine einzige Kuh gehalten."
 
Deshalb teilte Magufuli, seit Mai 08 Minister für Entwicklung der Viehzucht, den Eigentümern der Viehfarmen mit, sie müssten "vor Ablauf von sechs Monaten eine Erklärung abgeben, denn bei der Privatisierung gab es Unregelmäßigkeiten." Einige hätten die Viehfarmen illegalerweise weiter verpachtet. Beim Verkauf hatte man vereinbart, die privaten Eigentümer müssten in moderne Viehentwicklung investieren. Seit '02 betreibt die NARCO nur noch neun Viehfarmen in sieben Regionen mit insgesamt 45.000 Rindern, 3.000 Schafen und Ziegen. (ThisDay 8.6.09)
 
[[Category:Wirtschaft - Wirtschaftspolitische Maßnahmen]]
[[Category:Wirtschaft - Bodenschätze]]
[[Category:Wirtschaft - Industrie]]
[[Category:Transportwesen - Eisenbahn]]
[[Category:Transportwesen - Luftverkehr]]
[[Category:Landwirtschaft - Tierhaltung]]
[[Category:10/2009]]

Aktuelle Version vom 6. Januar 2019, 20:22 Uhr

Arusha-Region

Frauen die im Gebiet der Ngogongoro Conservation Area Authority (NCAA) leben, schickten der Regierung ein SOS. Ihre Häuser seien jetzt leer, denn die Männer und Jugendlichen stählen sich davon; sie versuchten andernorts zu überleben, z. B. in Nairobi als Nachtwächter. Nur Frauen, Kinder und die Alten blieben zurück.

Die Vorsitzende der Women Union of Tanzania (UWT) sagte, wenn es andernorts regnet, säen die Frauen auf ihren Feldern; aber im für Tourismus und Wild reservierten NCAA, sei Landwirtschaft verboten. Noch immer leide der Distrikt unter der Dürre des Jahres 2009; mehr als 700.000 Rinder, Ziegen und Schafe seien damals eingegangen.

Die Einwohner erhalten an Lebensmittelhilfe pro Familie 9 kg, was sechs Monate reichen soll.

Viele Alte und 200 Kinder sind gestorben. In die Krankenhäuser in Wasso und Endulein wurden Hunderte von Kindern wegen mit Unterernährung zusammenhängenden Krankheiten gebracht.

Die Regierung beschloss, in der Hungerkatastrophe, die mehr als 60.000 im Ngorongoro-Distrikt (Arusha-Region) lebende Menschen betrifft, zu intervenieren. Der District Commissioner gab zu, das NCCA-Management sei dafür verantwortlich, dass für die Einwohner Lebensmittel gekauft werden. Man benötige 18.500 t Mais; für die von Unterernährung Betroffenen würden zusätzlich 15.560 t anderer Lebensmittel und 2.916 t Gemüse benötigt.

Der Abgeordnete des Gebiets sagte, am Ngorongoro sei Hunger nichts Neues, von ähnlichen Fällen sei auch früher berichtet worden, aber die Behörden ignorierten es auf Kosten der Bevölkerung. (DN 18.11./13./27.12.12; Guardian 19.11.12)

Iringa- und Mbeya-Region

Eine Herde mit bis zu 20 Elefanten und anderen Tieren drang auf der Suche nach Wasser und Nahrung in einige der am Ruaha National Park liegende Dörfer ein. Sie holten sich Mangos, Bananenstauden und Wasser. Ein Wildhüter wurde benachrichtigt. Er kam und trieb die Tiere in den Park zurück, erzählte ein Dorfbewohner. Sie kämen regelmäßig, sagte er.

Weil Ökosystem und Wald im Quellgebiet des Great Ruaha River zerstört werden, hat der Fluss sehr wenig Wasser; außerdem gab es eine lange Dürreperiode.

Außer für Elefanten, Giraffen, Büffel und Löwen ist der Ruaha National Park Heimat für seltene Pflanzen und Tiere. Alle sind von der Dürre bedroht. Wo noch etwas Wasser übrig ist, wird es von verzweifelten Nilpferden und Krokodilen beherrscht

Der Leitende Wildhüter des Parks sagte, wegen großer landwirtschaftlicher Projekte und vielen Viehhaltern in dem Gebiet zwischen den Kipengele-Bergen und dem Usangu-Tal wird viel Wasser abgeleitet, ehe es den Ruaha erreicht. Er versorgt auch den Mtera-Stausee und dessen Wasserkraftwerk. Einige Tiere, die viel Wasser benötigen, wandern ab. Andere werden anfällig für Krankheiten. (Guardian 17.12.12)

Kilimanjaro-Region

Bei seinem Besuch der Kilimanjaro-Region reagierte Präsident Kikwete auf viele Klagen über Lebensmittelnot in dem Gebiet. Er wies die Verantwortlichen der Region, vor allem die des Same-Distrikts, an, rasch das Ausmaß der Nahrungsmittelverknappung festzustellen, damit de Regierung für Hilfe sorgen könne. Bei einer Kundgebung betonte er: “Wir haben genug Lebensmittelvorräte und die Regierung wird dafür sorgen, dass ihr Hilfe bekommt, sobald die Einschätzung abgeschlossen ist.” Zuerst bekämen die Familien in äußerster Armut kostenlos Nahrungsmittel; Familien, die es sich leisten können, sollten pro 1 kg Mais 50/- TSh bezahlen. (Guardian 31.10.12)

Manyara-Region

Im Simanjiro-Distrikt (Manyara-Region) war die Ernte wegen einer langen Trockenheit schlecht. Manche behaupten, einige Personen hätten die Lebensmittelkrise zu ihrem eigenen Vorteil ausgenützt. Die Lage sei beängstigend. Die Verantwortlichen bitten die Regierung, für die betroffenen Familien Nahrungsmittel zur Verfügung zu stellen. Seit letztem Jahr hätten sie keine Lebensmittelhilfe bekommen. 100 kg Mais kosteten im Augenblick 120.000/- TSh; das könnten viele nicht aufbringen. (Citizen 14.1.13)

Rukwa-Region

In einem im Rukwa-Becken (Sumbawanga-Distrikt, Rukwa-Region) gelegenen Dorf leiden mehr als 600 Familien unter Lebensmittelverknappung, weil die Niederschläge während der letzten Saison zu gering waren. Einwohner sagten, greift die Regierung nicht sofort ein, werde die Lage immer schlimmer; wegen Hungers könnten die Kinder nicht mehr in die Schule gehen; die Reisfelder vertrockneten. Skrupellose Händler hätten für 10 kg Mais 17.000/- bis 20.000/- TSh verlangt. Der Regional Commissioner wies den Distrikt Commissioner an, den Umfang der Krise einzuschätzen, und zu berichten - wegen weiteren Vorgehens incl. Bereitstellung von Lebensmittelhilfe. (DN 10.1.13)

Tabora-Region

Bei einem Besuch der Tabora-Region kritisierte Präsident Kikwete die Verantwortlichen der Region und der Distrikte, weil sie die Wahrheit über die Lebensmittelversorgung in ihrem Gebiet verschwiegen hätten. Die Tansanier müssten nicht verhungern, wenn die Regierung in der Lage ist, sie mit Nahrungsmittelhilfe zu versorgen. (Guardian 19.1.13)

Tanga-Region

Mehr als 17.000 t Lebensmittel werden benötigt, um die in einigen Distrikten der Tanga-Region hungernden Menschen zu retten. Laut Regional Comissioner sei an der Not u. a. schuld, dass einige Landwirte ihren Lebensmittelüberschuss verkauften. Jeder Haushalt erhalte nur 12 kg Lebensmittel, betonte sie. Am schlimmsten ist die Lage im Korogwe-Distrikt, weil er eine lange Dürreperiode erlebte. (Guardian 5.11.12)

Versorgungslage

Der Minister für Landwirtschaft, Versorgungssicherheit und Cooperative legte im Parlament den Bericht der Regierung vor. Es heißt darin, sieben der 30 Regionen hätten Lebensmittelüberschuss, acht ausreichend Lebensmittel, sechs erlebten Nahrungsmittelverknappung. Insgesamt habe Tansania genug Lebensmittelvorräte. 2011/12 seien 13,6 Mio. t Nahrungsmittel geerntet worden; der Bedarf betrage 12,0 Mio. t.

35 Distrikte in zwölf Regionen hätten 18.417,8 t Lebensmittelhilfe erhalten, insgesamt 526.607 Personen.

Der Landwirtschaftsminister berichtete, die Regierung habe statt bisher 18.417 t Lebensmittelhilfe 28.250 t bereitgestellt, doch viele t seien noch nicht abgeholt worden. (Guardian 19./22.1.13)

Kommentar

In Tansania müsste eigentlich niemand hungern. Wie konnte es so weit kommen? Mindestens im Augenblick gibt es für alle Notleidenden genug Nahrungsmittel. Im Südlichen Hochland, dem Brotkorb Tansanias, wachsen Mais, Hirse, Reis, Weizen, Maniok, Hülsenfrüchte, Bananen und Süßkartoffeln. In den Regionen Mbeya, Iringa, Ruvuma und Rukwa herrscht kein Hunger. Die dortigen Landwirte beklagen, dass sich die überschüssige Ernte bei ihnen häuft und verdirbt, weil der Markt fehlt. Ist das nicht zum Lachen? (DN 27.12.12)