Nachwahl im Wahlkreis Arumeru-Ost - 05/2012 und Nachwahl in Igunga und in einigen Gemeinden - 11/2011: Unterschied zwischen den Seiten

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Weil der Abgeordnete des Wahlkreises Arumeru-Ost verstarb, muss sein Nachfolger in einer Nachwahl bestimmt werden. Sie soll am 1.4.12 stattfinden.
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==Die Wahl==
Weil Rostam Aziz wegen Tumulten in der CCM abgedankt hatte <Tans.-Inf. 8/11 S. 7>, fand im Wahlkreis Igunga (Tabora-Region) am 2. Oktober eine Nachwahl statt. Heftig war der Wahlkampf. Die Wahl selbst verlief friedlich.


Bei der Beisetzung zeigte der Abgeordnete von Arusha Stadt (Chadema) das Victory-Zeichen; dankenswerterweise sei der Posten des Abgeordneten nun frei; bei der letzten Wahl habe es Wahlbetrug gegeben: "Nun, da Yeremiah Sumari tot ist, muss der Wahlkreis von der Chadema übernommen werden", betonte er.
31,38 % der eingetragenen Wähler gaben ihre Stimme ab. Als Ursachen der schlechten Wahlbeteiligung werden Unwissenheit, Drohungen und ungehöriges Verhalten einiger Oppositionsführer, vor allem der der Chadema, genannt.


==Vorbereitungen==
Dr. Dalaly Kafumu, Kandidat der CCM, erhielt 50,56 % der Stimmen, Joseph Kashindwe, Chadema-Kandidat, 44,3 %, Leopold Mahona Kandidat der CUF 4 %. Die Kandidaten der fünf weiteren Parteien, die an der Wahl teilgenommen hatten, erhielten insgesamt nur 500 Stimmen. Sie  akzeptierten das Wahlergebnis.
Folgende Parteien erklärten, sie wollten Kandidaten nominieren: CCM, Chadema, DP, SAU, TLP, UPDP; die Haltung der CUF war lange unklar.


Siou Sumari, ein Sohn des Verstorbenen, erhielt in der CCM mehr Zustimmung als seine fünf Mitbewerber. Joshua Nassari siegte in der Chadema über mehr als sechs Rivalen. 2010 hatte er 5.000 Stimmen weniger als der Kandidat der CCM, Yeremiah Sumari, erhalten.
Doch der Kandidat der Chadema weigerte sich, das Endergebnis der Wahl zu unterzeichnen. Es habe im Wahlkampf und bei der Stimmabgabe Unregelmäßigkeiten gegeben. Mitarbeiter der Chadema liefen mit Lautsprechern durch die Stadt Igunga und riefen ihre Unterstützer zum Protest gegen die Wahl auf; die Ergebnisse seien "frisiert".


==Finanzierung==
Der Muslim Council of Tanzania (BAKWATA) verurteilte die Chadema, denn sie habe Fatuma Kimario, District Commissioner, angegriffen; es sei nicht zu rechtfertigen, dass ihr das Kopftuch weggenommen wurde. Das sei nicht nur eine Demütigung dieser Frau, sondern die muslimische Kultur allgemein werde untergraben. Das Kopftuch gehöre zur offiziellen Kleidung der muslimischen Frauen.
Der Registrar für politische Parteien, erklärte, pro Kandidat dürften nicht mehr als 50m/- TSh ausgegeben werden; Übersteigen Ausgaben ohne Beleg 55m/- TSh, werde das Prevention and Combating Corruption Bureau (PCCB) ermitteln.


Die Chadema betonte, sie finanziere die Nachwahl mit Mitteln ihrer Mitglieder und Unterstützer. Bei Wahlveranstaltungen wurden Hüte herumgereicht, die Teilnehmenden um eine Spende für den Wahlkampf gebeten.
Der Rechtsberater der Chadema wandte sich gegen die Behauptung, seine Partei habe sich einer religiösen Gruppe angeschlossen. Sie setze sich aus Mitgliedern aller Religionen und Glaubensüberzeugungen zusammen, betonte er.


Das PCCB verhaftete drei CCM-Mitglieder, weil sie versucht hätten, Wähler zu bestechen. Sie wurden verhört, dann freigelassen. Die Ermittlungen gehen weiter.
Im Vergleich zur Allgemeinen Wahl im letzten Jahr schnitt die CCM nicht gut ab. Für Aziz hatten 35.674 Wahlberechtigte gestimmt, für Kafumu nun nur 26.484.


==Sicherheitsvorkehrungen==
Kafumu beteuerte, er werde mit den Kandidaten der anderen Parteien über Kooperation beim Dienst an den Menschen beraten.
Die Polizei verstärkte ihre Präsenz. In Arusha gewöhnte man sich an die Polizeihubschrauber. Polizisten mit Wasserpistolen patrouillierten durch die Straßen. Die Polizeipräsenz sei normal, habe nichts mit der Nachwahl zu tun, versicherte der Polizeikommandant.


==Wahlkampf==
Zum Verhalten der Chadema sagte ein Beobachter, sie verbringe den Großteil ihrer Zeit damit, die CCM und ihre Regierung anzugreifen. Der Vorsitzende der Chadema, Freeman Mbowe, habe vor allem Präsident Kikwete kritisiert; was für die Wähler in Igunga nicht entscheidend sei. Die Chadema habe ihre Leitlinien nicht so klar dargelegt, wie die CCM. Sie habe den Leuten nur gesagt, wie schlecht die CCM sei. Ihr Kandidat habe im Wahlkampf nicht genug Zeit bekommen.
Den Wahlkampf der CCM eröffnete Mkapa, ehedem Staatspräsident.


Vom Fernsehen übertragen startete Freeman Mbowe, Chadema-Vorsitzender, den Wahlkampf seiner Partei. Nassari begann seine eigene Kampagne mit Besuchen der Gesundheitszentren im Gebiet von Usa River; er beendete sie in der Polizeistation des Distrikts.
Nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses begann die Chadema-Jugend, an verschiedenen Stellen zu randalieren. Sie beschädigte Autos, zertrümmerte die Scheiben eines CCM-Fahrzeuges. Sie warf den Medien Parteilichkeit vor, weil sie den Sieg der CCM bekanntgegeben hatte. Die Polizei setzte Tränengas und Wasserwerfer ein und verhaftete einige Jugendliche. (DN 22.9./4.10.11, Guardian 4.10.11; Citizen 4.10.11)


Der CCM-Kandidat sagte, er werde dafür sorgen, dass alle Teile des Meru-Gebietes, die noch nicht ans Netz angeschlossen sind, Strom bekommen. Bei einer CCM-Wahlveranstaltung versprach Lowassa, ehedem Premierminister, der jubelnden Menge, er werde bei der Lösung der Probleme, die mit der Verknappung von Land, Wasser und Strom zusammenhängen, helfen.
Bei der Wahl von 22 Gemeinderäten in verschiedenen Gebieten siegte die CCM in 17, die CUF in einer, die Chadema in vier Gemeinden.


Der Chadema-Kandidat versprach, er werde sich mit dem Arbeitslosenproblem befassen, das Distrikt-Krankenhaus aufpolieren und abschaffen, dass Händlerinnen auf dem Tengeru-Markt eine Steuer entrichten müssen.
Weil die Chadema die Wahl eines Gemeindevorsitzenden im Distrikt Moshi-Land verloren hatte, stürzten Jugendliche, die man für Anhänger der Chadema hält, das Auto eines Gemeinde-Rates um, verletzten ihn und steckten das Auto in Brand. (DN 4.10.11)


Der Kandidat der SAU versprach, eine Eisenbahnlinie ins Meru-Gebiet zu bauen, es mindestens anzuordnen.
==Kommentare==
Obwohl die CCM bei der Nachwahl in Igunga siegreich hervorging, sollte die von der Chadema demonstrierte Kraft der regierenden Partei als Warnung dienen. Ein Dar-es-Salaamer Dozent sagte, die CCM verliere an Beliebtheit. Das sei eine Lehre. Die magere Wahlbeteiligung zeige Enttäuschung. Die meisten hätten die Hoffnung auf unsere Verantwortungsträger verloren, weil sich ihr Leben nicht ändere. Deshalb hielten sie es nicht für sinnvoll, zur Wahl zu gehen.


CCM und Chadema behaupteten, sie hätten zwischen 10. und 31. März mehr als 100 Wahlveranstaltungen durchgeführt. Die Chadema setzte (wie vor anderen Wahlen) Hubschrauber ein, die CCM beliebte Musik- und Tanzgruppen.
Der Auftritt der Chadema sollte die CCM aufwecken. Sie sollte anfangen, ihr Fundament zu erneuern, wenn sie das Land in den kommenden Jahren führen will.


Verantwortliche der anderen Parteien fuhren mit Autos herum und forderten die Bevölkerung über Lautsprecher auf, für sie zu stimmen.
Offensichtlich wird der Wettkampf zwischen CCM und Chadema ausgefochten. Der Rest der Parteien spielte eigentlich nicht mit. Die CUF hatte früher ein festes Fundament, aber ihre Allianz mit der CCM in Sansibar scheint teuer zu werden für sie. (Citizen 4.10.11)


==Probleme bei Wahlveranstaltungen==
Die Chadema erwägt, vor Gericht gegen den Sieg der CCM Einspruch zu erheben. Das ist, was die Demokratie fordert. Ich glaube, diese Wahl lehrt uns vielerlei in Bezug auf das politische Geschäft. Der Wahlkampf zeigte, dass wir von ziviler, nüchterner Politik wegdriften. Ich hatte mir nicht vorgestellt, dass die Politiker den Großteil ihrer wertvollen Zeit dafür verwenden, den politischen Gegner klein zu machen, statt die eigene Politik zu propagieren.
Es hagelte gegenseitige Vorwürfe.


Unterstützer und Kandidaten einiger Parteien äußerten sich verächtlich und angriffslustig über die Regierung, nannten die Verantwortlichen Diebe.
Mich beeindruckte, wie die Polizei mit der Lage umging, Ich glaube, ohne ihre Toleranz wäre die Lage schlimmer gewesen. Man hatte den Eindruck, der Mob stelle die Polizisten auf die Probe. Aber sie waren sehr professionell.


Die Polizei nahm fünf Fälle von Gewalt und Chaos auf. Parteifahnen und Fotos der Kandidaten wurden zerrissen, Plakate gestohlen.
Die CCM siegte. Aber die Zahl derer, die für eine Oppositionspartei stimmten, ist größer. Warum können sie sich nicht zusammenschließen und einen Kandidaten benennen? (Citizen 11.10.11)


Eine Wagenkolonne des CCM-Kandidaten wurde angegriffen. Die CCM-Jugendorganisation bat die Polizei, ihre Wahlversammlungen zu schützen; sie würden von der Chadema unterbrochen. Notfalls werde man sich rächen.
Leider hatten die Kandidaten vieler Oppositionsparteien keine Chance, weil sie den Wählern unbekannt waren. Das ist ein ernstzunehmender Rückschlag für das Mehrparteiensystem. - Dieses Mal wollen wir Veränderung, sagten vor allem die Jugendlichen. "Wir sind das uns aufgezwungene Leben satt. Wir brauchen eine Partei und einen Abgeordneten, dem Igunga insgesamt und seine Zukunft am Herzen liegt", sagte einer.


Die National Electoral Commission (NEC) verwarnte CCM und Chadema wegen Vergehen gegen die Wahlvorschriften. Ohne Zögern werde man gerichtlich vorgehen.
Mit Ausnahme einiger Fälle von Gewaltanwendung, gegen die man unverzüglich vorging, war der Wahlkampf friedlich. Erstaunlich ist, dass die Wahlbeteiligung kaum 40% erreichte. (DN 16.10.11)


Die Chadema setzte der Polizei ein Ultimatum von 24 Stunden, um Personen festzunehmen, die ihre führenden Leute angegriffen haben sollen. Wilbroad Slaa, Chadema-Generalsekretär, drohte, er werde einen Protestmarsch zum Regierungssitz anführen, um das Abdanken der Polizeichefs zu fordern.
==Aus Interviews==
Die CCM verdankt ihren Sieg der niedrigen Wahlbeteiligung und der Unwissenheit der Menschen in abgelegenen Gebieten. Die Chadema wurde von vielen Städtern gewählt. Wir glauben, dass dort die meisten aufgeklärten Leute leben.


Während einer CCM-Wahlveranstaltung kreiste ein Hubschrauber mit der Aufschrift CHADEMA über dem Gelände. Einer, der dem Hubschrauber zuwinkte, wurde verletzt, weil man ihn für einen Spion hielt.
Ich bin ein Chadema-Unterstützer. Aber ich denke, die Partei hätte ihre Taktik ändern sollen. Statt Zeit zu verlieren mit dem Schlechtreden über die CCM, hätte sie für ihre politischen Leitlinien eintreten sollen. Die Chadema sollte die Chance nutzen, um den Leuten zu zeigen, wie sie die Dinge verbessern will.


Jugendliche in CCM-Farben schlugen Jugendliche zusammen, deren Kleidung auf Chadema-Zugehörigkeit schließen ließ, weil sie den CCM-Kandidaten mit Steinen beworfen haben sollen.
Wie gewöhnlich erntete die CCM die Stimmen in den abgelegenen Gebieten. Sie profitierte von den Analphabeten, die die Mehrheit sind.


Die Polizei verbot politisch motivierte Milizen; diese "Armeen" seien vom Gesetz nicht anerkannt. CCM und Chadema hatten ihre eigenen Milizen, die Green Guards und die Red Brigades, rekrutiert, denn die Polizei reiche nicht aus, um bei Kundgebungen für Frieden zu sorgen. Aber es hatte sich gezeigt, dass vor allem diese Partei-Milizen Unruhe stifteten.
Was die Oppositionsparteien tun sollten, ist, die CCM von Nyerere trennen. Die alten Leute meinen noch immer, nicht für die CCM zu stimmen, wäre ein schlimmer Verrat am Mwalimu. Die meisten CCM-Wähler sind 45 und älter. 2015 sind die jetzt 15- und 17-Jährigen wahlberechtigt. Das deutet darauf hin, dass die CCM in Zukunft mehr Probleme haben wird, an der Macht zu bleiben. (Citizen 8.10.11)
 
==Wahlvorgang==
In den 17 Gemeinden des Wahlkreises gab es 327 Wahllokale. Ab 23. März hängte die National Electoral Commission (NEC) an den Wahllokalen Listen der Wahlberechtigten auf. Wer einen gültigen Wahlausweis hat, seinen Namen nicht auf der Liste findet, kann sich beklagen. Das Register der Wahlberechtigten wird während fünf Jahren nur zweimal auf den letzten Stand gebracht.
 
Drei Tage vor der Wahl verstärkte die Polizei die Sicherheitsvorkehrungen. Der Vorsitzende des NEC sagte, fallen die Sicherheitsorgane übermäßig auf, könnten internationale Beobachter denken, die Wahlen seien in Tansania chaotisch. Außerdem könnten Wahlberechtigte aus Angst der Wahl fernbleiben.
 
Mbowe, Vorsitzender der Chadema, versicherte, mit Leuten aus Arusha, Moshi, Dar-es-Salaam und Musoma werde seine Partei im Gebiet von Usa River nach der Wahl Nachtwache halten, um sicherzustellen, dass die Wahlscheine nie unbeschützt sind.
 
==Wahltag==
Am 1.4.12 öffneten die Wahllokale um 7 Uhr. Gegen Mittag waren die meisten schon wieder leer. Die Wahlbeteiligung war gering.
 
Trotz langer Warteschlangen in städtischen Gemeinden verlief die Wahl im Allgemeinen ruhig. Viele Polizisten und Sicherheitskräfte waren im Einsatz. Bei einem Wahllokal schoss die Polizei, um eine Gruppe, die anscheinend Chaos stiften wollte, zu zerstreuten. Unter Beisein der Wahlleute aller Parteien wurde unverzüglich mit der Zählung begonnen. Erst wenn die Ergebnisse aller Wahllokale eingegangen sind, werde in seinem Büro in Usa River nachgezählt, versicherte der Leiter des Meru-Distriktrates.
 
==Wahlausgang==
Joshua Nassari, Kandidat der Chadema, erhielt 32.672 Stimmen (54,34 %), Sioi Sumari, Kandidat der CCM, 26.757 (44,34 %). Die anderen Parteien schnitten schlecht ab. Ihre Kandidaten erhielten in vielen Wahllokalen keine einzige Stimme.
 
Nur 47,62 % der registrierten Wähler kamen zur Wahl.
 
Nassari erklärte, er verdanke seinen Sieg Gott, den Gebeten und dem Wohlwollen der Menschen.
 
Ein CCM-Verantwortlicher sagte: "Wir geben zu, dass wir besiegt wurden und gratulieren dem Gewinner." Man werde die Wahl nicht anfechten. Die CCM werde das Geschehene auswerten.
 
Auch viele CCM-Mitglieder, vor allem Jugendliche, gratulierten Nassari und seiner Partei und drängten die regierende Partei, mit dem neuen Abgeordneten zu kooperieren. Einer schrieb auf seiner Facebook-Seite: "Wer Niederlage nicht zugibt, ist kein Wettkämpfer. Wir haben in Arumeru-Ost verloren"; ein anderer schrieb: "Gratulation unseren Rivalen. Ihr habt gewonnen." Ein CCM-Verantwortlicher sagte, die führenden Leute der CCM müssten aus den Fehlern, die zu der Niederlage führten, lernen.
 
Seit die Mehrparteiendemokratie (1992) wieder eingeführt wurde, eroberte die Opposition erstmalig bei einer Nachwahl den Parlamentssitz, den vorher die CCM innehatte.
 
Berichten zufolge flohen einige Investoren aus dem Ausland mit ihren Familien in ein anderes Gebiet oder nach Kenia, weil sie Unruhen fürchteten. (DN 15./21./24./27./28.2./3./ 4./8./14./15./17./18./20./22./23./25./28./29./30./31.3./1./2./4.4.12, Guardian 24./28.2./7./10./17./30.3./ 2./3.4.12; Citizen 20./23./28.2./1./2./5./8./13./14./17./19./20./21./ 22./24./26./28./29./30.3./2./3./ 4.4.12; Arusha Times 7.4.12)


[[Category:Staatswesen - Wahlen]]
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[[Category:05/2012]]
[[Category:11/2011]]

Aktuelle Version vom 6. Januar 2019, 20:22 Uhr

Die Wahl

Weil Rostam Aziz wegen Tumulten in der CCM abgedankt hatte <Tans.-Inf. 8/11 S. 7>, fand im Wahlkreis Igunga (Tabora-Region) am 2. Oktober eine Nachwahl statt. Heftig war der Wahlkampf. Die Wahl selbst verlief friedlich.

31,38 % der eingetragenen Wähler gaben ihre Stimme ab. Als Ursachen der schlechten Wahlbeteiligung werden Unwissenheit, Drohungen und ungehöriges Verhalten einiger Oppositionsführer, vor allem der der Chadema, genannt.

Dr. Dalaly Kafumu, Kandidat der CCM, erhielt 50,56 % der Stimmen, Joseph Kashindwe, Chadema-Kandidat, 44,3 %, Leopold Mahona Kandidat der CUF 4 %. Die Kandidaten der fünf weiteren Parteien, die an der Wahl teilgenommen hatten, erhielten insgesamt nur 500 Stimmen. Sie akzeptierten das Wahlergebnis.

Doch der Kandidat der Chadema weigerte sich, das Endergebnis der Wahl zu unterzeichnen. Es habe im Wahlkampf und bei der Stimmabgabe Unregelmäßigkeiten gegeben. Mitarbeiter der Chadema liefen mit Lautsprechern durch die Stadt Igunga und riefen ihre Unterstützer zum Protest gegen die Wahl auf; die Ergebnisse seien "frisiert".

Der Muslim Council of Tanzania (BAKWATA) verurteilte die Chadema, denn sie habe Fatuma Kimario, District Commissioner, angegriffen; es sei nicht zu rechtfertigen, dass ihr das Kopftuch weggenommen wurde. Das sei nicht nur eine Demütigung dieser Frau, sondern die muslimische Kultur allgemein werde untergraben. Das Kopftuch gehöre zur offiziellen Kleidung der muslimischen Frauen.

Der Rechtsberater der Chadema wandte sich gegen die Behauptung, seine Partei habe sich einer religiösen Gruppe angeschlossen. Sie setze sich aus Mitgliedern aller Religionen und Glaubensüberzeugungen zusammen, betonte er.

Im Vergleich zur Allgemeinen Wahl im letzten Jahr schnitt die CCM nicht gut ab. Für Aziz hatten 35.674 Wahlberechtigte gestimmt, für Kafumu nun nur 26.484.

Kafumu beteuerte, er werde mit den Kandidaten der anderen Parteien über Kooperation beim Dienst an den Menschen beraten.

Zum Verhalten der Chadema sagte ein Beobachter, sie verbringe den Großteil ihrer Zeit damit, die CCM und ihre Regierung anzugreifen. Der Vorsitzende der Chadema, Freeman Mbowe, habe vor allem Präsident Kikwete kritisiert; was für die Wähler in Igunga nicht entscheidend sei. Die Chadema habe ihre Leitlinien nicht so klar dargelegt, wie die CCM. Sie habe den Leuten nur gesagt, wie schlecht die CCM sei. Ihr Kandidat habe im Wahlkampf nicht genug Zeit bekommen.

Nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses begann die Chadema-Jugend, an verschiedenen Stellen zu randalieren. Sie beschädigte Autos, zertrümmerte die Scheiben eines CCM-Fahrzeuges. Sie warf den Medien Parteilichkeit vor, weil sie den Sieg der CCM bekanntgegeben hatte. Die Polizei setzte Tränengas und Wasserwerfer ein und verhaftete einige Jugendliche. (DN 22.9./4.10.11, Guardian 4.10.11; Citizen 4.10.11)

Bei der Wahl von 22 Gemeinderäten in verschiedenen Gebieten siegte die CCM in 17, die CUF in einer, die Chadema in vier Gemeinden.

Weil die Chadema die Wahl eines Gemeindevorsitzenden im Distrikt Moshi-Land verloren hatte, stürzten Jugendliche, die man für Anhänger der Chadema hält, das Auto eines Gemeinde-Rates um, verletzten ihn und steckten das Auto in Brand. (DN 4.10.11)

Kommentare

Obwohl die CCM bei der Nachwahl in Igunga siegreich hervorging, sollte die von der Chadema demonstrierte Kraft der regierenden Partei als Warnung dienen. Ein Dar-es-Salaamer Dozent sagte, die CCM verliere an Beliebtheit. Das sei eine Lehre. Die magere Wahlbeteiligung zeige Enttäuschung. Die meisten hätten die Hoffnung auf unsere Verantwortungsträger verloren, weil sich ihr Leben nicht ändere. Deshalb hielten sie es nicht für sinnvoll, zur Wahl zu gehen.

Der Auftritt der Chadema sollte die CCM aufwecken. Sie sollte anfangen, ihr Fundament zu erneuern, wenn sie das Land in den kommenden Jahren führen will.

Offensichtlich wird der Wettkampf zwischen CCM und Chadema ausgefochten. Der Rest der Parteien spielte eigentlich nicht mit. Die CUF hatte früher ein festes Fundament, aber ihre Allianz mit der CCM in Sansibar scheint teuer zu werden für sie. (Citizen 4.10.11)

Die Chadema erwägt, vor Gericht gegen den Sieg der CCM Einspruch zu erheben. Das ist, was die Demokratie fordert. Ich glaube, diese Wahl lehrt uns vielerlei in Bezug auf das politische Geschäft. Der Wahlkampf zeigte, dass wir von ziviler, nüchterner Politik wegdriften. Ich hatte mir nicht vorgestellt, dass die Politiker den Großteil ihrer wertvollen Zeit dafür verwenden, den politischen Gegner klein zu machen, statt die eigene Politik zu propagieren.

Mich beeindruckte, wie die Polizei mit der Lage umging, Ich glaube, ohne ihre Toleranz wäre die Lage schlimmer gewesen. Man hatte den Eindruck, der Mob stelle die Polizisten auf die Probe. Aber sie waren sehr professionell.

Die CCM siegte. Aber die Zahl derer, die für eine Oppositionspartei stimmten, ist größer. Warum können sie sich nicht zusammenschließen und einen Kandidaten benennen? (Citizen 11.10.11)

Leider hatten die Kandidaten vieler Oppositionsparteien keine Chance, weil sie den Wählern unbekannt waren. Das ist ein ernstzunehmender Rückschlag für das Mehrparteiensystem. - Dieses Mal wollen wir Veränderung, sagten vor allem die Jugendlichen. "Wir sind das uns aufgezwungene Leben satt. Wir brauchen eine Partei und einen Abgeordneten, dem Igunga insgesamt und seine Zukunft am Herzen liegt", sagte einer.

Mit Ausnahme einiger Fälle von Gewaltanwendung, gegen die man unverzüglich vorging, war der Wahlkampf friedlich. Erstaunlich ist, dass die Wahlbeteiligung kaum 40% erreichte. (DN 16.10.11)

Aus Interviews

Die CCM verdankt ihren Sieg der niedrigen Wahlbeteiligung und der Unwissenheit der Menschen in abgelegenen Gebieten. Die Chadema wurde von vielen Städtern gewählt. Wir glauben, dass dort die meisten aufgeklärten Leute leben.

Ich bin ein Chadema-Unterstützer. Aber ich denke, die Partei hätte ihre Taktik ändern sollen. Statt Zeit zu verlieren mit dem Schlechtreden über die CCM, hätte sie für ihre politischen Leitlinien eintreten sollen. Die Chadema sollte die Chance nutzen, um den Leuten zu zeigen, wie sie die Dinge verbessern will.

Wie gewöhnlich erntete die CCM die Stimmen in den abgelegenen Gebieten. Sie profitierte von den Analphabeten, die die Mehrheit sind.

Was die Oppositionsparteien tun sollten, ist, die CCM von Nyerere trennen. Die alten Leute meinen noch immer, nicht für die CCM zu stimmen, wäre ein schlimmer Verrat am Mwalimu. Die meisten CCM-Wähler sind 45 und älter. 2015 sind die jetzt 15- und 17-Jährigen wahlberechtigt. Das deutet darauf hin, dass die CCM in Zukunft mehr Probleme haben wird, an der Macht zu bleiben. (Citizen 8.10.11)