Lage, Probleme, Chancen der Stadt Dar-es-Salaam - 11/2012 und Lage, Spannungen in Sansibar - 07/2012: Unterschied zwischen den Seiten

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==Bevölkerungswachstum==
==Lob für GNU==
In Dar-es-Salaam wächst die Bevölkerung jährlich infolge der Landflucht in Richtung Dar um 4 %, landesweit um 2,9 %. Die meisten Ankommenden sind arbeitssuchende junge Leute ohne Kapital und Fähigkeiten für ein gewinnbringendes Unternehmen. Die Anstellungschancen sind gering, soziale Dienste geraten unter Druck. (DN 27.3.12)
Bei einer Kundgebung sagte Sansibars Präsident Dr. Ali Mohamed Shein, der Regierung der Nationalen Einheit (GNU) sei es seit ihrer Gründung im November 2010 gelungen, Frieden und Ruhe zu bewahren. Einmütig habe das aus Ministern der CCM und der CUF, der weitaus größten Oppositionspartei, bestehende Kabinett die nationalen Interessen in den Vordergrund gestellt. Das könne ein Vorbild für andere Nationen sein. (Guardian 19.4.12)


==Situation der Märkte==
==Gegner der Union==
Noch immer gibt es keinen Stadtentwicklungsplan. Deshalb sind die hygienischen Bedingungen der sechs großen Märkte der Stadt schlecht. "Vor allem wenn es regnet ist der Zustand erbärmlich. Obwohl jeden Tag Abgaben eingesammelt werden, türmen sich die Abfälle; lange werden sie nicht abgeholt", klagte ein Einwohner. Der jetzige Stadtentwicklungsplan wurde kurz nach der Unabhängigkeitserklärung verabschiedet, der nun geplante sieht die Anlage neuer Märkte mit den empfohlenen sanitären Einrichtungen vor. (DN 2.4.12)
Seit Wochen machen Anti-Unions-Gruppen bei Kundgebungen Stimmung gegen die Union. Drei Scheichs betonten, Sansibar benötige Autonomie, ehe über die passende Struktur der Beziehung zwischen Sansibar und Tanganyika diskutiert werden könne.


==Gesundheitsvorsorge==
Die Islamic Lectures and Revival Community of Zanzibar startete eine Kampagne, um Unterschriften für ein Referendum zur Union zu sammeln. Eine mit anderen muslimischen Einrichtungen und Organisationen entworfene Unterschriftenliste für je 20 Namen wurde auf den Inseln Pemba und Unguja (Sansibar) verteilt. (DN 28.4.12; Citizen 1./4.5.12)
Laut einer Umfrage besitzen 95 % der Haushalte mindestens ein Moskitonetz. Aber nur 50 % kochen das Trinkwasser ab oder verwenden Chlor. (Guardian 19.9.12)


==Evakuierung==
Eine Gruppe, die sich 'Sansibarer verwerfen die Union' nennt, drängte die Abgeordneten des Parlaments von Sansibar ein Referendum über die Union zwischen Tansania-Festland und Sansibar zu fordern. Auch andere Gruppen, vor allem religiöse, fordern die Sansibarer auf, standhaft gegen die Union zu opponieren, sich auch von der Kommission, die die Bevölkerung bezüglich der Veränderung der Verfassung der Union befragt, fern zu halten. Die religiöse Organisation Uamsho <swah. Erweckung> predigte bei vielen Kundgebungen gegen die Union. (DN 21/22./24.4.12; Citizen 25.4.12)
Im Vorort Madale (Kinondoni-Distrikt) wurden mehr als 200 Häuser abgerissen oder niedergebrannt. Einige der illegal dort lebenden Personen versuchten mit Buschmessern und Pfeilen zu verhindern, dass die Polizei das Gebiet betritt, um sie zu vertreiben; doch die Polizei setzte Tränengas ein.


Rechtmäßige Landeigentümer versuchen seit acht Jahren, das Gebiet zu retten, doch illegalerweise drangen Andere ein. Die Polizei verhaftete 15 von ihnen.
Am 26./27.5.12 erlebte Sansibar die schlimmsten Unruhen seit der Revolution im Jahr 1963. Es begann, als Jugendliche der Uamsho zu einer Polizeistation zogen, um gegen die Verhaftung eines ihrer führenden Leute, eines Geistlichen, zu protestieren. Plötzlich gingen sie gegen Kirchen vor, steckten drei in Brand und verwüsteten Geschäfte, vor allem die der Festlandtansanier; Transport- und Kommunikationssysteme wurden beschädigt und Straßen mit schweren Gegenständen blockiert.


Die Regierung hatte die Vertreibung angekündigt. "Wir planen, in anderen Gebieten, in denen Leute eingedrungen sind, ebenso vorzugehen", sagte ein Polizeikommandant.
Die Polizei setzte Tränengas und Warnschüsse ein. 30 Personen wurden verhaftet. Die Polizei sucht nach weiteren Verdächtigen.


Infolge der Vertreibung sind mindestens 3.500 Personen in einer verzweifelten Lage, sie haben sich vorübergehend in einer Sekundarschule untergebracht und bitten die Regierung um Hilfe. Sie seien nicht vorher informiert worden, klagen sie. "Unsere Häuser wurden in Brand gesteckt; wir sind wie Sklaven in unserem eigenen Land", jammerte ein Frau. Das Legal and Human Rights Centre (LHRC) verurteilt die Vertreibung.
Die Unruhestifter behaupten, sie verteidigten die Interessen des Islam.


Ein Regierungsvertreter sagte, im Kinondoni-Distrikt würden besonders häufig schäbige Häuser errichtet. Die Regierung werde gegen alle, die sich illegalerweise Grundstücke aneignen, vorgehen. (Guardian 23.8./1.9./3.10.12)
Die Uamsho bestreitet eine Beteiligung an der Zerstörung der Kirchen. "Der Islam ist eine Religion des Friedens. Niemals wird er jemanden Kirchen zerstören lassen", betonte ein Uamsho-Verantwortlicher. Bei ihren Kundgebungen werde ein Referendum gefordert. Man kämpfe für die Autonomie Sansibars. An den wirtschaftlichen Problemen und dem moralischen Verfall sei auch die Struktur der Union schuld. Der Leiter der Uamsho erklärte, seine Gruppe fordere ein unabhängiges Sansibar. Er werde nicht ruhen, bis das erreicht sei und dafür sorgen, dass der Prozess zur Erneuerung der Verfassung scheitere. Für die Unruhen sei die Uamsho nicht verantwortlich, betonte er. (DN 28./29./30.5./16.6.12, Guardian 30.5./2.6.12; Citizen 29.5.12)


Unter massivem Polizeischutz wurden im überschwemmungsgefährdeten Msimbazi-Tal 114 behelfsmäßige Häuser abgerissen. Ende letzten Jahres hatte es dort eine große Überschwemmung gegeben. <Siehe Tans.-Inf. 1/12 S. 6>
Mit Tränengas trieb die Polizei Mitglieder der Uamsho auseinander, als sie von Fahrzeugen zu einer Moschee gebracht wurden. Dort forderten sie in einer Reihe von Versammlungen, dass sich Sansibar von der Union trennt.


Den Eigentümern waren schon vorher andernorts Grundstücke zugeteilt worden. Ein Einwohner sagte, grundsätzlich sei man nicht gegen die Ausweisung. Aber die Art des Vorgehens nannten die Leute brutal; man behandle sie wie Flüchtlinge. Viele hätten Hab und Gut verloren, weil sie viel zu kurz vorher informiert worden waren. Einige verbrannten die Fahne der CCM und sangen Slogans, die der Regierung vorwarfen, sie sei nicht fair. Der District Commissioner betonte, schon im Dezember letzten Jahres habe man die Bevölkerung unterrichtet.
Allgemein sind die Sansibarer dagegen, dass die Moschee für politische Aktionen verwendet wird. (Arusha Times 16.6.12)


Eine Frau sagte, die Einwohner trauten sich nicht, in ihr neu zugewiesenes Gebiet umzuziehen. Das Leben dort sei jämmerlich, denn die sozialen Dienste, incl. Wasserversorgung und Müllentsorgung seien schlecht. (Guardian 3./6./7 10.12; Citizen 6.10.12)
Bei einem offenen Treffen des Innenministers mit Geistlichen, Journalisten, Tourismus-Vertretern und Botschaftern, ging es um die Frage, wie die den Frieden Sansibars und ganz Tansanias bedrohenden Konflikte beendet werden könnten. (Guardian 29.5.12; Citizen 29.5.12)


Die Einwohner von Mabwepanda, die nach der Überschwemmung dort in Zelten untergebracht worden waren, gründeten eine Stiftung, in der Mittel für den Bau besserer Wohnungen eingehen sollen. Im Augenblick leben dort 1.200 Familien. Zur Erinnerung an die Überschwemmung will man an jedem 23. Dezember einen Spendenlauf veranstalten. (Citizen 22.10.12)
==Reaktion der Regierung Sansibars==
Sie verbietet illegale Versammlungen. Weder auf Foren noch in Vorlesungen, auch nicht hinter religiösen Vorhängen, dürfe über politische Fragen diskutiert werden. Zur Stärkung von Ordnung und nationaler Einheit würden zuwiderhandelnde Personen verhaftet. Für Demonstrationen und Versammlungen müsse eine Genehmigung beantragt werden.


==Wasserversorgung==
Die Kirchen würden rund um die Uhr bewacht. Täglich werde die Polizei bei Kirchen und anderen Orten patrouillieren. Die Christen sollten geduldig sein. Tansania sei ein säkularer Staat. Alle Religionsgruppen genössen Religionsfreiheit. Die Regierung versicherte, Touristen und Einwohner insgesamt seien sicher. Der Aufruhr sei unter Kontrolle. Die internationale Presse habe übertrieben. (DN 31.5.12; Guardian 30./31.5./1.6.12)
Weil es der Dar-es-Salaam Water and Sewerage Authority (Dawasa) und der Dar-es-Salaam Water and Sewerage Corporation (Dawasco) nicht gelang, Wasserversorgung zu gewähren, bohrten die Einwohner einiger Gebiete nach Wasser. Sie verkaufen es und legen Leitungen für andere Interessenten. Das sei kostspielig, aber sie hätten keine andere Möglichkeit, zu Wasser zu kommen, sagen sie. Für 20 l verlangen sie 200/- TSh. Das ist viel Geld, sagte ein Frau. Pro Tag benötige sie mindestens 100 l, an Wochenenden, wenn sie wasche, 200 l.


In manchen Gebieten gibt es nur ein- oder zweimal pro Woche knapp sechs Stunden Wasser. Deshalb hängen sie noch immer von Wasser aus den Quellen ab; meistens ist es salzig.
Dr. Shein, Präsident Sansibars, traf sich in Dar-es-Salaam mit dem von Präsident Kikwete einberufenen National Security Council.


Ein Fachmann erklärte, wird das Bohren nach Wasser fortgesetzt, könne das zum Absinken des Landes führen. Das Stadtzentrum habe Gehwege aus Beton und geteerte Straßen; deshalb könne das Regenwasser nicht in die Erde eindringen und die Wasservorräte wieder auffüllen. (DN 8./9.9.12)
Danach sagte er bei einer Pressekonferenz, die Regierung begutachte den erlittenen Schaden und werde helfen. Das Christentum sei nicht neu in Sansibar. Die erste Kirche Ostafrikas sei 1844 auf einem von einem muslimischen Chief angebotenen Grundstück errichtet worden. Er wundere sich, dass Leute, die ein Referendum zur Union fordern, Kirchen in Brand stecken. Sie hätten mit der Union nichts zu tun. Außerdem schade das dem Tourismussektor; Ihm seien 80 % der Devisen zu verdanken. Shein sagte, Minister würden mit den führenden Leuten der Uamsho über die möglicherweise negativen Folgen ihrer Aktivitäten sprechen. Premierminister Pinda äußerte sich sehr besorgt über die Aktivitäten der Uamsho. (DN 1./14.6.12; Guardian 1.6.12; Citizen 30./ 31.5.12)


Die DAWASA vereinbarte mit einer chinesischen Gesellschaft die Verlegung einer Wasserleitung nach Dar-es-Salaam. Die Stadt bekommt dann pro Tag statt bisher 180.000 m; 270.000  m;. An der Pumpstation Lower Ruvu, der wichtigsten, sollen leistungsstärkere Pumpen installiert werden.
Ein Regierungsvertreter versicherte, man schränke religiöse Veranstaltungen nicht ein. Er dankte den Christen, dass sei ruhig blieben. (Guardian 31.5.12; Citizen 30.5.12)


Ein Einwohner bat die Dawasco, sich um die vielen undichten Stellen zu kümmern, und diejenigen zu überwachen, die hinter den berüchtigten illegalen Zapfstellen stecken. (DN 23./24.9.12)
==Muslimische Anmerkungen==
Tansanias Oberster Scheich sagte bei einer Pressekonferenz, der jüngste Aufruhr in Sansibar, der dazu führte, dass Kirchen in Brand gesteckt wurden, könne langfristige Auswirkungen auf die Beziehungen zwischen Muslimen und Christen haben, unterlässt man konkrete Maßnahmen, um die beiden Religionsgruppen zusammenzubringen. Die Regierung solle eine unabhängige Sonderkommission bilden, die aus Vertretern der Kirchen, der Regierung und Mitgliedern der Uamsho-Gruppe besteht und untersucht, was zu diesem Chaos führte. Danach sollten die Anstifter zur Rechenschaft gezogen werden, egal, ob sie einen führenden Posten in einer Partei, einer religiösen Organisation oder der Regierung inne haben. Der National Muslim Council (BAKWATA) sei absolut gegen Aktionen, die religiösen Hass erzeugen. Man sei überzeugt, dass hinter den jüngsten Hooligans steckten.


==Versorgung mit elektrischem Strom==
Ein Scheich betonte, das interreligiöse Komitee, das es früher gab, solle wieder eingerichtet werden. (Guardian 31.5.12; Citizen 30.5./7.6.12)
Damit es keine Probleme mit Stromsperren und schwacher Spannung mehr gibt, was soziale und wirtschaftliche Aktivitäten behindert, wurde die Infrastruktur der Energieversorung Dar-es-Salaams mit 20,2mrd/- TSh saniert. In einigen Stadtgebieten wurden neue Transformatoren installiert. (Citizen 16.10.12)


==Kigamboni-Brücke==
==Reaktion der Kirchen==
Sie soll das Stadtzentrum mit dem neuen Stadtteil von Kigamboni verbinden. Präsident Kikwete versicherte den Einwohnern, die wegziehen müssen, sie würden angemessen entschädigt. Der Minister für öffentliche Bauvorhaben aber sagte, wer neben für Straßen reserviertem Gebiet gebaut hat, bekomme nichts.
Die Bischöfe Sansibars baten um eine Audienz beim Präsidenten Sansibars oder einem seiner beiden Stellvertreter. In ihrer Erklärung heißt es, die Regierung hätte die wiederholten Angriffe auf Kirchen verhindern können. Seit 2001 seien in Sansibar etwa 25 Kirchen in Brand gesteckt worden, ohne dass jemand dafür bestraft worden sei. Die Christen Sansibars lebten in ihrem eigenen Land als Bürger zweiter Klasse.


Der Bau dieser Brücke geht auf eine Initiative der Regierung zurück. Sie will Dar-es-Salaam für Investoren und Touristen attraktiver machen. 450.000 Menschen sollen dort wohnen können. Im Augenblick sind es nur 45.000. Kikwete betonte, diese Trabantenstadt werde modern sein, internationale Angebote haben, damit Touristen länger in Dar-es-Salaam bleiben, die Stadt nicht nur als Eingangstor für andere Ziele verwenden. "Wir werden auch für betroffene Einwohner Häuser errichten. Aber wer wegziehen will, bekommt eine entsprechende Summe", versprach er. Die Brücke soll sechs Spuren und zwei Gehwege haben. Fußgänger und Radfahrer müssen keine Gebühr bezahlen. (DN 13.9.12; Guardian 11.9.12, Citizen 20.9.12)
In einer Erklärung von drei führenden Kirchenleuten heißt es, die Gläubigen lebten in Angst. Es gebe einen Plan, alle kirchlichen Gebäude, incl. Schulen und Gesundheitszentren, zu verwüsten. Alle Christen, auch die aus Sansibar stammenden, sollten verschwinden. (Guardian 31.5./ 2.6.12; Citizen 30.5.12)


[[Category:Soziale Fragen - Stadtbevölkerung]]
Bischof Kilaini warnte vor Leuten, die die Religion benützten, um zum eigenen Vorteil Zwietracht zu säen. (DN 15.6.12)
[[Category:11/2012]]
 
==Reaktionen von Parteien==
Die Jugendorganisation der CCM (UVCCM) forderte die Regierung auf, alle ausländischen Elemente zu entlarven, von denen man glaubt, sie forderten die Menschen auf, die Auflösung der Union zu fordern.
 
In einer Erklärung der Jugendorganisation der CUF (JUVICUF) heißt es, wenn einige Leute Kirchen in Brand stecken und Eigentum der Bevölkerung vernichten, verstoße das gegen unsere Kultur und die Gesetze des Landes. Alle, die dahinter stecken, sollten verhaftet und verurteilt werden. (DN 5./7.6.12)
 
Verantwortliche der CCM und vier weiterer Oppositionsparteien vermuten, Glieder der Einheitsregierung hätten Kontakte zur Uamsho. Sie fordern, dieser die Zulassung zu entziehen, denn ihre Aktionen seien das Gegenteil von der Verbreitung des Islam. Außerdem werde sie vom Ausland unterstützt. (DN 16.6.12)
 
==Interviews==
Auf dem Festland leben mehr Sansibarer als umgekehrt. Sie kritisieren die Kampagne von Extremisten, die die Union von Sansibar und Tanganyika zerbrechen wollen. Einer sagte, die Vorgänge schadeten den Sansibarern, die auf dem Festland investierten. "Wir sollten die Chance der Verfassungserneuerung nutzen und unsere Meinung sagen."
 
Ein anderer betonte, es sei unsinnig, in Sansibar lebende Leute vom Festland zu bedrohen, so dass sie in großer Furcht leben.
 
Menschen beider Seiten lebten viele Jahre in Harmonie beieinander, erklärte einer. (Guardian 5.6.12; Citizen 10.6.12)
 
Die Einwohner von Pemba unterstützen das Bestreben der Uamsho, die Union zu zerbrechen, nicht. Einer sagte, viele Jugendliche und Geschäftsleute von Pemba hängen vom Markt des Festlandes ab. "Ich persönlich will, dass die Union floriert, weil sie uns nützt. ich habe viel auf dem Festland investiert. Wir besitzen dort Häuser, Felder, Läden und Kleinbetriebe."
 
Einer riet den führenden Religionsleuten, bei ihrer Rolle zu bleiben, statt sich in Politik einzumischen.
 
Eine Frau aus Pemba berichtete: "Meine beiden Kinder, die auf dem Festland leben, schicken mir jeden Monat Geld." Wenn die Union aufgelöst ist, werden die Sansibarer die Inseln aufteilen, erwartet sie; Pemba und Unguja werden Souveränität fordern. (Guardian 5./8.6.12; Citizen 10.6.12)
 
==Kommentar==
Weder Christentum noch Islam sind die Hauptfeinde Sansibars. Die Arbeitslosigkeit ist ein großes Problem. Die deshalb herumhängenden Jugendlichen sind eine Zeitbombe. Können sie nicht eingestellt werden, verschreiben sie sich der Zerstörung. (DN 2.6.12)
 
[[Category:Sansibar]]
[[Category:Innere Angelegenheiten - Innere Sicherheit]]
[[Category:07/2012]]

Aktuelle Version vom 6. Januar 2019, 20:22 Uhr

Lob für GNU

Bei einer Kundgebung sagte Sansibars Präsident Dr. Ali Mohamed Shein, der Regierung der Nationalen Einheit (GNU) sei es seit ihrer Gründung im November 2010 gelungen, Frieden und Ruhe zu bewahren. Einmütig habe das aus Ministern der CCM und der CUF, der weitaus größten Oppositionspartei, bestehende Kabinett die nationalen Interessen in den Vordergrund gestellt. Das könne ein Vorbild für andere Nationen sein. (Guardian 19.4.12)

Gegner der Union

Seit Wochen machen Anti-Unions-Gruppen bei Kundgebungen Stimmung gegen die Union. Drei Scheichs betonten, Sansibar benötige Autonomie, ehe über die passende Struktur der Beziehung zwischen Sansibar und Tanganyika diskutiert werden könne.

Die Islamic Lectures and Revival Community of Zanzibar startete eine Kampagne, um Unterschriften für ein Referendum zur Union zu sammeln. Eine mit anderen muslimischen Einrichtungen und Organisationen entworfene Unterschriftenliste für je 20 Namen wurde auf den Inseln Pemba und Unguja (Sansibar) verteilt. (DN 28.4.12; Citizen 1./4.5.12)

Eine Gruppe, die sich 'Sansibarer verwerfen die Union' nennt, drängte die Abgeordneten des Parlaments von Sansibar ein Referendum über die Union zwischen Tansania-Festland und Sansibar zu fordern. Auch andere Gruppen, vor allem religiöse, fordern die Sansibarer auf, standhaft gegen die Union zu opponieren, sich auch von der Kommission, die die Bevölkerung bezüglich der Veränderung der Verfassung der Union befragt, fern zu halten. Die religiöse Organisation Uamsho <swah. Erweckung> predigte bei vielen Kundgebungen gegen die Union. (DN 21/22./24.4.12; Citizen 25.4.12)

Am 26./27.5.12 erlebte Sansibar die schlimmsten Unruhen seit der Revolution im Jahr 1963. Es begann, als Jugendliche der Uamsho zu einer Polizeistation zogen, um gegen die Verhaftung eines ihrer führenden Leute, eines Geistlichen, zu protestieren. Plötzlich gingen sie gegen Kirchen vor, steckten drei in Brand und verwüsteten Geschäfte, vor allem die der Festlandtansanier; Transport- und Kommunikationssysteme wurden beschädigt und Straßen mit schweren Gegenständen blockiert.

Die Polizei setzte Tränengas und Warnschüsse ein. 30 Personen wurden verhaftet. Die Polizei sucht nach weiteren Verdächtigen.

Die Unruhestifter behaupten, sie verteidigten die Interessen des Islam.

Die Uamsho bestreitet eine Beteiligung an der Zerstörung der Kirchen. "Der Islam ist eine Religion des Friedens. Niemals wird er jemanden Kirchen zerstören lassen", betonte ein Uamsho-Verantwortlicher. Bei ihren Kundgebungen werde ein Referendum gefordert. Man kämpfe für die Autonomie Sansibars. An den wirtschaftlichen Problemen und dem moralischen Verfall sei auch die Struktur der Union schuld. Der Leiter der Uamsho erklärte, seine Gruppe fordere ein unabhängiges Sansibar. Er werde nicht ruhen, bis das erreicht sei und dafür sorgen, dass der Prozess zur Erneuerung der Verfassung scheitere. Für die Unruhen sei die Uamsho nicht verantwortlich, betonte er. (DN 28./29./30.5./16.6.12, Guardian 30.5./2.6.12; Citizen 29.5.12)

Mit Tränengas trieb die Polizei Mitglieder der Uamsho auseinander, als sie von Fahrzeugen zu einer Moschee gebracht wurden. Dort forderten sie in einer Reihe von Versammlungen, dass sich Sansibar von der Union trennt.

Allgemein sind die Sansibarer dagegen, dass die Moschee für politische Aktionen verwendet wird. (Arusha Times 16.6.12)

Bei einem offenen Treffen des Innenministers mit Geistlichen, Journalisten, Tourismus-Vertretern und Botschaftern, ging es um die Frage, wie die den Frieden Sansibars und ganz Tansanias bedrohenden Konflikte beendet werden könnten. (Guardian 29.5.12; Citizen 29.5.12)

Reaktion der Regierung Sansibars

Sie verbietet illegale Versammlungen. Weder auf Foren noch in Vorlesungen, auch nicht hinter religiösen Vorhängen, dürfe über politische Fragen diskutiert werden. Zur Stärkung von Ordnung und nationaler Einheit würden zuwiderhandelnde Personen verhaftet. Für Demonstrationen und Versammlungen müsse eine Genehmigung beantragt werden.

Die Kirchen würden rund um die Uhr bewacht. Täglich werde die Polizei bei Kirchen und anderen Orten patrouillieren. Die Christen sollten geduldig sein. Tansania sei ein säkularer Staat. Alle Religionsgruppen genössen Religionsfreiheit. Die Regierung versicherte, Touristen und Einwohner insgesamt seien sicher. Der Aufruhr sei unter Kontrolle. Die internationale Presse habe übertrieben. (DN 31.5.12; Guardian 30./31.5./1.6.12)

Dr. Shein, Präsident Sansibars, traf sich in Dar-es-Salaam mit dem von Präsident Kikwete einberufenen National Security Council.

Danach sagte er bei einer Pressekonferenz, die Regierung begutachte den erlittenen Schaden und werde helfen. Das Christentum sei nicht neu in Sansibar. Die erste Kirche Ostafrikas sei 1844 auf einem von einem muslimischen Chief angebotenen Grundstück errichtet worden. Er wundere sich, dass Leute, die ein Referendum zur Union fordern, Kirchen in Brand stecken. Sie hätten mit der Union nichts zu tun. Außerdem schade das dem Tourismussektor; Ihm seien 80 % der Devisen zu verdanken. Shein sagte, Minister würden mit den führenden Leuten der Uamsho über die möglicherweise negativen Folgen ihrer Aktivitäten sprechen. Premierminister Pinda äußerte sich sehr besorgt über die Aktivitäten der Uamsho. (DN 1./14.6.12; Guardian 1.6.12; Citizen 30./ 31.5.12)

Ein Regierungsvertreter versicherte, man schränke religiöse Veranstaltungen nicht ein. Er dankte den Christen, dass sei ruhig blieben. (Guardian 31.5.12; Citizen 30.5.12)

Muslimische Anmerkungen

Tansanias Oberster Scheich sagte bei einer Pressekonferenz, der jüngste Aufruhr in Sansibar, der dazu führte, dass Kirchen in Brand gesteckt wurden, könne langfristige Auswirkungen auf die Beziehungen zwischen Muslimen und Christen haben, unterlässt man konkrete Maßnahmen, um die beiden Religionsgruppen zusammenzubringen. Die Regierung solle eine unabhängige Sonderkommission bilden, die aus Vertretern der Kirchen, der Regierung und Mitgliedern der Uamsho-Gruppe besteht und untersucht, was zu diesem Chaos führte. Danach sollten die Anstifter zur Rechenschaft gezogen werden, egal, ob sie einen führenden Posten in einer Partei, einer religiösen Organisation oder der Regierung inne haben. Der National Muslim Council (BAKWATA) sei absolut gegen Aktionen, die religiösen Hass erzeugen. Man sei überzeugt, dass hinter den jüngsten Hooligans steckten.

Ein Scheich betonte, das interreligiöse Komitee, das es früher gab, solle wieder eingerichtet werden. (Guardian 31.5.12; Citizen 30.5./7.6.12)

Reaktion der Kirchen

Die Bischöfe Sansibars baten um eine Audienz beim Präsidenten Sansibars oder einem seiner beiden Stellvertreter. In ihrer Erklärung heißt es, die Regierung hätte die wiederholten Angriffe auf Kirchen verhindern können. Seit 2001 seien in Sansibar etwa 25 Kirchen in Brand gesteckt worden, ohne dass jemand dafür bestraft worden sei. Die Christen Sansibars lebten in ihrem eigenen Land als Bürger zweiter Klasse.

In einer Erklärung von drei führenden Kirchenleuten heißt es, die Gläubigen lebten in Angst. Es gebe einen Plan, alle kirchlichen Gebäude, incl. Schulen und Gesundheitszentren, zu verwüsten. Alle Christen, auch die aus Sansibar stammenden, sollten verschwinden. (Guardian 31.5./ 2.6.12; Citizen 30.5.12)

Bischof Kilaini warnte vor Leuten, die die Religion benützten, um zum eigenen Vorteil Zwietracht zu säen. (DN 15.6.12)

Reaktionen von Parteien

Die Jugendorganisation der CCM (UVCCM) forderte die Regierung auf, alle ausländischen Elemente zu entlarven, von denen man glaubt, sie forderten die Menschen auf, die Auflösung der Union zu fordern.

In einer Erklärung der Jugendorganisation der CUF (JUVICUF) heißt es, wenn einige Leute Kirchen in Brand stecken und Eigentum der Bevölkerung vernichten, verstoße das gegen unsere Kultur und die Gesetze des Landes. Alle, die dahinter stecken, sollten verhaftet und verurteilt werden. (DN 5./7.6.12)

Verantwortliche der CCM und vier weiterer Oppositionsparteien vermuten, Glieder der Einheitsregierung hätten Kontakte zur Uamsho. Sie fordern, dieser die Zulassung zu entziehen, denn ihre Aktionen seien das Gegenteil von der Verbreitung des Islam. Außerdem werde sie vom Ausland unterstützt. (DN 16.6.12)

Interviews

Auf dem Festland leben mehr Sansibarer als umgekehrt. Sie kritisieren die Kampagne von Extremisten, die die Union von Sansibar und Tanganyika zerbrechen wollen. Einer sagte, die Vorgänge schadeten den Sansibarern, die auf dem Festland investierten. "Wir sollten die Chance der Verfassungserneuerung nutzen und unsere Meinung sagen."

Ein anderer betonte, es sei unsinnig, in Sansibar lebende Leute vom Festland zu bedrohen, so dass sie in großer Furcht leben.

Menschen beider Seiten lebten viele Jahre in Harmonie beieinander, erklärte einer. (Guardian 5.6.12; Citizen 10.6.12)

Die Einwohner von Pemba unterstützen das Bestreben der Uamsho, die Union zu zerbrechen, nicht. Einer sagte, viele Jugendliche und Geschäftsleute von Pemba hängen vom Markt des Festlandes ab. "Ich persönlich will, dass die Union floriert, weil sie uns nützt. ich habe viel auf dem Festland investiert. Wir besitzen dort Häuser, Felder, Läden und Kleinbetriebe."

Einer riet den führenden Religionsleuten, bei ihrer Rolle zu bleiben, statt sich in Politik einzumischen.

Eine Frau aus Pemba berichtete: "Meine beiden Kinder, die auf dem Festland leben, schicken mir jeden Monat Geld." Wenn die Union aufgelöst ist, werden die Sansibarer die Inseln aufteilen, erwartet sie; Pemba und Unguja werden Souveränität fordern. (Guardian 5./8.6.12; Citizen 10.6.12)

Kommentar

Weder Christentum noch Islam sind die Hauptfeinde Sansibars. Die Arbeitslosigkeit ist ein großes Problem. Die deshalb herumhängenden Jugendlichen sind eine Zeitbombe. Können sie nicht eingestellt werden, verschreiben sie sich der Zerstörung. (DN 2.6.12)