Investoren, Investitionen - 05/2012

Aus Tansania Information
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Kritik an Investoren

Die Regierung richtete an einige ausländische Firmen und ihre Chefs eine strenge Verwarnung, weil sie einheimische Angestellte misshandelt und diskriminiert hatten. Um sich zu informieren, besuchte die Ministerin für Arbeit unangekündigt vier in Dar-es-Salaam ansässige Firmen. In der International School und bei Zantel verlangte sie, dass ihr die Arbeitsgenehmigungen vorgelegt werden. Einige Ausländer umgingen nämlich die Bestimmungen und verwendeten eine Aufenthaltsgenehmigung als Arbeitserlaubnis. "Wir schätzen den Beitrag der Investoren zur Entwicklung, aber wir schaffen es ohne sie, wenn wir nur von ihnen misshandelt werden", betonte sie. Beim Forschungsinstitut Synovate warnte die Ministerin den Direktor, weil er Präsident Kikwete beleidigt habe. Angeblich gebrauchte er kränkende Worte, wenn ihm Angestellte ihre Klagen vorlegten. "Alle, die den Präsidenten beleidigen, achten die gesamte Regierung und das tansanisch Volk gering, doch unser Präsident respektiert jeden", sagte sie. Ein Repräsentant der Researchers, Academicians and Allied Workers' Union (RAAWU) berichtete, viele Synovate-Angestellte hätten sich beklagt. (DN 6.10.11)

Immer wieder baten führende Leute der Kirche um Gespräche über die Investitionen in Loliondo. <Siehe Tans.Inf. 6/93 S. 5; 1/95 S. 6; 4/95 S. 6; 7/00 S. 3; 4/02 S. 7; 11/09 S. 8> Das Investoren-Thema stellt in ganz Tansania ein Problem dar, nicht nur in Loliondo. Bei der 18. Synodalversammlung der Evang.-Luth. Kirche in Tansania (ELCT) ging es um Zerstörung der Umwelt und Wirtschaft. Dabei wiederholten die Delegierten die Bitte um Versöhnung in Loliondo.

In einigen Gebieten werden die Menschen ihrer Grundrechte beraubt, um die Investoren zu befriedigen. Bischof Thomas Laiser von der ELCT-Nordzentral-Diözese bat die Regierung, die Augen nicht zu verschließen vor den Wehklagen der Einwohner von Loliondo. Vor 15 Jahren zogen die Fremden dort ein, um zu investieren. Die Einheimischen sind traurig, weil das Gebiet, in dem sie ihre Tiere aufgezogen und geweidet hatten, Investoren gegeben wurde.

In einem Bericht der führenden Kirchenleute heißt es, ein Investor habe Soldaten, eine Einrichtung der Nation, eingesetzt, um die Einwohner zu schlagen. Einige hätten Verletzungen und noch Schlimmeres davongetragen. Bischof Dr. Mdegella von der ELCT-Iringa-Diözese äußerte, die führenden Leute, die die Investoren eingeladen haben, müssten Buße tun. Die Beteiligten hätten riesigen Schaden angerichtet. (Uhuru na Amani 1&2/12)

Der Spleen der letzten Jahre, in Tansania groß in Bioenergie und Verarbeitung von Agrarprodukten zu investieren, vertrieb arme Landwirte mittels trickreicher Verträge und der falschen Hoffnung, über Nacht reich zu werden, von ihrem Land, dem einzigen, was sie auf Erden besitzen. Der steigende Erdölpreis trieb multinationale Gesellschaften dazu, groß in den Anbau von alternativen Energieträgern zu investieren, vor allem in Jatropha. Im Kisarawe-Distrikt (Küsten-Region) beispielsweise verließen etwa 10.000 Personen ihr Land, um Platz zu machen für eine Jatropha-Farm. Eine britische Gesellschaft erwarb mehr als 50.000 ha, um Jatropha anzubauen. Doch sie rodete 30.000 ha Wald angeblich für Jatropha-Anbau und exportierte Bretter und Balken. Danach stellte sie ihre Aktivitäten ein. Man fragt sich, ob diese Investoren realistische Geschäftspläne haben. Viele funktionieren knapp ein Jahr, dann geraten sie in finanzielle oder Management-Probleme, sagte ein Verantwortlicher des Lawyers Environment Action Team (LEAT).

Investoren versprachen, verbesserte sozial-wirtschaftliche Bedingungen für die lokale Bevölkerung. So gelang es ihnen, legal und illegal große Gebiete fruchtbaren Landes in vielen Landesteilen zu erwerben, verwendeten diese jedoch nicht wie angegeben. Mancherorts stehen für die lokale Bevölkerung Nahrungsmittel und Wasser nicht mehr in ausreichender Menge zur Verfügung.

Kleinbauern werden ausgetrickst, indem man ihnen Entschädigung, sauberes Wasser, Verbesserungen für Gesundheit, Transport und Bildung so wie Arbeitsplätze verspricht. Aber die meisten Versprechen werden nicht erfüllt. Ein Investor versprach 5.000 Arbeitsplätze, stellte nur 750 für kurze Zeit zur Verfügung. Letztendlich entsteht eine verdorbene Beziehung zwischen Einwohnern, Investoren und Regierung.

In Tansania sind 5 % des landwirtschaftich genutzten Landes an Investoren verpachtet, in Uganda sind es 14,6 %, in der Demokratischen Republik Kongo 48,8 %. (DN 10.4.12)

Die Regierung wurde gebeten, einzugreifen, weil der Konflikt zwischen einem Investor und den Dorfbewohnern auf der Kapunga-Reisfarm (Mbarali-Distrikt, Mbeya-Region) außer Kontrolle ge-rät. Die Einwohner sind wütend. Der Investor versprühte mit einem Flugzeug ein giftiges Mittel und verwüstete so ca. 189 ha Ackerland; Verlust 718mrd/- TSh.

Außerdem soll die Regierung garantieren, dass die Geschädigten entsprechend entschädigt werden. (DN 12.4.12)

Investitionen willkommen

Premierminister Pinda sagte, die Regierung werde weiterhin bemüht sein, mehr Investitionen für die Landwirtschaft zu gewinnen, und dafür sorgen, dass die rings um das Investitionsgebiet lebenden Kleinbauern davon profitieren.

Außenminister Membe versicherte den Investoren, sie seien sicher, die Tansanier seien ein friedliches und harmonisches Volk. Seit 30 Jahren arbeite die tansanischen Regierung auf unterschiedlichen Gebieten mit Investoren aus dem Ausland zusammen. Sie behandle die Investoren gut, ohne zu fragen, aus welchem Land sie kommen. (Guardian 18.10.11)

Der Stellvertretende Minister für Industrie, Handel und Vermarktung sagte zum japanischen Botschafter, Investoren aus Japan und anderen reichen Nationen sollten in Tansania investieren. Sie könnten die Pläne der Regierung, Tansania zu einem Investitionszentrum der Region zu machen, ergänzen. Die Ressourcen Tansanias böten Investoren vielfältige Möglichkeiten. "Wir haben Arbeitskräfte und genug Rohstoffe, um ihren Bedarf zu decken", betonte er. (Citizen 26.10.11)

Heimische und ausländische Investitionen

Mehr als 35 indische Gesellschaften und 100 tansanische Geschäftsleute vereinbarten die Gründung unterschiedlicher Gemeinschaftsunternehmen. (Citizen 19.8.11)

Eine Staatsministerin aus dem Amt des Premierminis-ters sagte, die Tansanier sollten lernen, wie man zu einem Darlehen kommt, um es für Investitionsprojekte für sich selbst und das Land zu verwenden. Die günstige Investitionspolitik der Regierung ermögliche Investitionsprojekte. Sie betonte, die Tansanier sollten eine positive Einstellung zu den Investoren entwickeln und deren Beitrag zur sozialwirtschaftlichen Entwicklung schätzen. "Wir sollten nicht länger über alles, was mit den Investoren zusammenhängt, jammern", sagte sie. (Guardian 22.10.11)

Die Staatsministerin für Investitionen und Empowerment sagte, es sei an der Zeit, dass heimische Investoren beim Wirtschaftswachstum des Landes mitspielen, statt alles ihren Partnern aus dem Ausland zu überlassen. "Es stimmt, dass Direktinvestitionen aus dem Ausland zurückgehen, weil die Investoren neue Zielpunkte entdecken. Deshalb ist es wichtig, dass heimische Investoren die Lücken füllen." Sie sagte, die Tansanier sollten sich nicht wegen einiger Herausforderungen vor dem Investieren fürchten, sondern mit der Regierung zusammenarbeiten, um zu bestehen. Die Staatsministerin drängte die Banken, bereitwillig mit heimischen Investoren zusammenzuarbeiten und ihnen Darlehen zu erschwinglichen Kreditzinsen zu gewähren. In der Landwirtschaft gebe es noch nicht genutzte Investitionspotenziale; auch könne man weiterhin in Industriebetriebe investieren, die landwirtschaftliche Produkte verarbeiten und für den Export angemessen verpackt.

Sie berichtete: 2010/11 nahmen heimische und ausländische Investitionen zu. 826 Projekte im Wert von 700 Mio. US$ wurden registriert; sie schufen 79.000 Arbeitsplätze. 2009/10 waren es 726 Projekte im Wert von 550 Mio. US$. (Citizen 14.3.12)

Die Bank of Africa Group erklärte, Dank politischer Stabilität und demokratischer Grundsätze sei Tansanias Investitionsklima günstig; es locke Investoren aus der ganzen Welt in die Region. (Guardian 2.3.12)

Rolle der Investoren

Die Regierung ordnete eine gründliche Prüfung der Investoren an, damit falsche herausgefiltert werden könnten. Sie schadeten dem Image ehrlicher Investoren, die das Land so dringend brauche. Premierminister Pinda sagte, Sorgen bereiteten die wenigen, die unehrlich und selbstsüchtig sind. "Unglücklicherweise kümmern sich einige Investoren nicht um die rings um sie lebenden Menschen. Das führt zu Hass von seiten der Einwohner, dazu, dass alle Investoren als schlecht verurteilt werden", sagte er. Das Aufsichtsgremium der Export Processing Zones Authority (EPZA) wies er an, die Einwohner an allen Investitionsangelegenheit rings um ihr Gebiet zu beteiligen und sie zu informieren. Auch sollten sie dafür sorgen, dass die Investoren die Entwicklung der Menschen des betreffenden Gebietes unterstützen. "Investitionen, bei denen es nur darum geht, dass die Investoren reich werden, unsere Leute nur als Beobachter außen vor bleiben, haben im Programm der Export Processing Zones keinen Raum", betonte Pinda. (DN 7.3.12)

Eine im Muleba-Distrikt (Kagera-Region) durchgeführte Untersuchung zeigt, dass Geschäftsleute umfangreich in Viehfarmen investiert haben. Das Agriculture, Land and Water Parlamentary Committee stellte fest, dass die Behauptung eines Abgeordneten, die Einwohner würden belästigt, nicht stimmt. Die Kagera-Region setzte fest, welches Gebiet für Viehhalter bestimmt sein soll. Ein Einwohner des Muleba-Distrikts berichtete, zusammen mit 34 jungen Frauen und Männern arbeite er auf einer Viehfarm mit 230 Kühen und 60 Kälbern. "Viele von uns können ihren Lebensunterhalt bestreiten, die Kinder in die Schule schicken und die Rechnungen für Medikamente bezahlen", betonte er.

Der Investor Serengeti Advisers kooperiert mit Agrisol, einer US-amerikanischen Firma. Iddi Simba, Vorsitzender von Serengeti Advisers, berichtete, das Ziel seiner Firma sei, ausreichend Agrarprodukte für den lokalen Markt zu produzieren. Auf den großen Farmen werde es Arbeitsplätze geben. Man werde u. a. Ausbildung in modernen landwirtschaftlichen Methoden und landwirtschaftliche Geräte anbieten. (DN 5.4.12)

Kommentare

Die Bedeutung ausländischer und heimischer Investoren für die Wirtschaft Tansanias kann nicht überbetont werden. Vor allem ausländischer Direktinvestitionen (FDIs) halfen, wirtschaftliche Aktivitäten zu stimulieren.

Unglücklicherweise haben einige Tansanier Misstrauen den Investoren gegenüber entwickelt. Klar, nicht alle Investoren aus dem Ausland, die hier investieren, sind vertrauenswürdig. Deshalb haben wir das Tanzania Investment Centre (TIC), das die Anträge prüft. Es ist zu unserem Schaden, wenn wir Investoren runtermachen. Für sie ist es leicht, in ein anderes freundliches Land abzuwandern. Höchste Zeit, dass alle Tansanier die wirklichen Diebe, korrupten Leute und Steuerhinterzieher verachten, gleichzeitig fleißige loben und Innovateure und Investoren willkommen heißen. (DN 28.2.12)

Weltweit wird über den Nutzen ausländischer Direktinvestitionen (FDIs) diskutiert. Es heißt, FDIs könnten in Gastländern wie Tansania direkt und indirekt Arbeitsplätze schaffen. Doch dafür müsste es hochqualifizierte Arbeitskräfte geben. Das ist eine Chance und eine Herausforderung für alle Ausbildungsstätten. Man nimmt an, FDIs könnten den heimischen Firmen Zugang zum Markt und Handelsprivilegien verschaffen. Doch dafür werden heimische Waren benötigt, die internationalem Standard entsprechen. (Citizen 2.4.12)