Information und Telekommunikation - 01/2014

Aus Tansania Information
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Bedeutung von Internet und EDV

Das McKinsey Global Institute hat im November 2013 eine Studie zu Wandlungsimpulsen in Afrika durch das Internet veröffentlicht. Bis 2025 könnten auf dem Kontinent zwischen 6 und 10% des Bruttoinlandsprodukts (bis zu 300 Mrd. USD) durch Internet-Dienste erwirtschaftet werden. Das entspricht der Situation in Industrieländern wie Taiwan. Sechs Bereiche werden demnach durch zunehmenden Internet-Zugang besonders beeinflusst:

  • Finanzdienstleistungen
  • Erziehung
  • Gesundheitswesen
  • Handel
  • Landwirtschaft
  • Regierung / Verwaltung

Derzeit hätten etwa 16% der Afrikaner Internetzugang. 2025 könnten es bereits 50% sein. Während heute in erster Linie Stadtbewohner das Internet nutzen, wird zukünftig die Erschließung ländlicher Gebiete wichtig werden, besonders mit Einführung der 4G-Technologien (LTE - Long Term Evolution – sehr schnelle und kostengünstige Datenübertragung).

Die afrikanischen Staaten nutzen die Möglichkeiten elektronischer Datenverarbeitung und -übertragung noch sehr unterschiedlich. Immerhin werden in Südafrika bereits 99% der Steuern online berechnet und bezahlt. Auf dem Bildungssektor können angepasste Instrumente wichtig werden, um die Nachteile großer Schulklassen und fehlender Bücher auszugleichen. So bietet die südafrikanische Plattform „Yoza Handy-Geschichten“ kurze interaktive Texte über einfache Mobiltelefone an. Dadurch sei in den Schulen vier mal mehr Lesestoff bearbeitet worden (http://www.yoza.mobi).

In neun afrikanischen Ländern versorgen Tablet-Computer die Schüler/innen mit Lese- und Arbeitsmaterial. Die amerikanische Entwicklungsagentur USAID stellte 75 der 618 Grundschulen in der Mtwara-Region digitale Lerngeräte zur Verfügung. Damit soll vor allem die Kiswahili-Lesekompetenz gefördert werden. Die Aktion steht im Rahmen des „Basis-Bildungsprogramms 21. Jahrhundert“. (TZ 21.; CIO East Africa, 19.11.; DN 19.11.13)

Internet-Infrastruktur in Tansania

Der Internet-Gebrauch in Tansania wuchs von 2010 bis heute um 50% (2013: 6.136. 331 Abonnenten). Die Firma Smile Communications Tanzania bietet in Arusha als zweiter Region nach Dar-Es-Salaam den ultra-schnellen Übertragungs-Standard G4 (LTE – Long Term Evolution Standard) an. Weitere sechs tansanische Regionen sollen bald folgen. Diese Technologie ermöglicht mit download-Geschwindigkeiten bis 60 MB/ Sekunde moderne Internet-Geschäfte, Videotelefonie und Fernsehen über Internet. Sie wird von Tansania als erstem afrikanischen Land eingeführt und durch das vorhandene moderne Glasfaser-Hauptnetz unterstützt. Öffentlichen Schulen will der Anbieter den schnellen Internet-Zugang kostenlos zur Verfügung stellen. Bis 2015 sollen alle tansanischen Ortschaften an das Breitband-Basisnetz (“national backbone”) angeschlossen sein. Auch Uganda will sein Basisnetz mit dem tansanischen verbinden.

Der Anbieter Tansania Telecommunications (TTCL) entwickelte ein integriertes Betriebs- und Geschäftssystem für seine privaten und kommerziellen Kunden. Dadurch sollen Geschäftsabwicklung, Transfers und Kontoverwaltung transparenter und preisgünstiger werden. Auch die Preise wurden gesenkt, bzw. mehr Leistung zum alten Preis angeboten. Zur Zeit kostet eine 512 Kb /Sec Pauschale Tshs 40.000 pro Monat (etwa € 18,00). Kommerziell unattraktive ländliche Gebiete erhalten eine Erschließungshilfe durch einen Fonds für Kommunikations-Zugang (UCAF). (Guardian 25.11.; DN 30.11., 08.12., 13.12.13; Arusha Times 30:11.13; EA Business Week 16.12.13)

Digitalisierung von Funk und Fernsehen

Der Direktor der tansanischen Regulierungsbehörde für Telekommunikation sagte anlässlich des 10-jährigen Jubiläums der Behörde, die erste Phase des Übergangs zur digitalen Übertragung von Radio- und Fernsehsignalen sei termingerecht abgeschlossen. Alle größeren Städte verfügten über digitalen Rundfunk. So empfingen in Dar-Es-Salaam 250.000 von 600.000 Fernsehgeräten digitale Signale über Satellit oder Kabel. Elf weitere Regionen würden in der zweiten Phase 2014 angeschlossen, so dass 2015 die Umstellung komplett sein werde. Heute sei ein wettbewerbsorientierter Markt entstanden, der eine große Programmvielfalt ermögliche. Schwierig sei es, dass von den 45 Mill. Tansaniern nur 163.000 eine reale Postadresse haben. Dadurch sei es kompliziert, die Wohnung eines Abonnenten eindeutig zu identifizieren. Die Staatssekretärin aus dem Informationsministerium forderte die Behörde auf, ein besonderes Augenmerk auf die gesendeten Inhalte zu richten. „Unsere Kultur und Tradition muss vor Überfremdung geschützt werden“. Die chinesisch-tansanische Firma Star Media Tanzania will mit ihren Angeboten an Digitalgeräten und Sendungen in weitere Regionen expandieren und dann in 14 Regionen präsent sein. Sie hat bisher USD 265 Mill. investiert. (Guardian 28.11.13, DN 28.11.13, EA Business Week 01.12.13)

Online-Dienste

56% der tansanischen Haushalte verfügen über ein Mobiltelefon. Das ist eine gute Basis für den Ausbau der mobilen (bargeldlosen) Bezahlsysteme. Der Gouverneur der Bank of Tanzania erklärte, in den 46 Jahren nach der Unabhängigkeit hätten nur 9% der bankfähigen Bevölkerung Zugang zu den Dienstleistungen der 52 Banken des Landes erhalten. Mit Einführung der telefonischen Bezahlsysteme habe sich diese Zahl innerhalb von nur fünf Jahren nahezu verdoppelt und liege nun bei 17%. Die niederländische Königin Máxima besuchte Tansania als UN-Botschafterin für finanzielle Inklusion und Entwicklung. Sie sagte, der ehrgeizige Plan, bis 2016 die Hälfte der Bevölkerung in formelle Finanzsysteme zu integrieren, sei aussichtsreich. Finanzielle Inklusion bezeichnet den Zugang von bisher als nicht bankfähig betrachteten Personen (Jugendliche, Frauen, Landbevölkerung) zu modernen, preisgünstigen und zeitsparenden Finanzdienstleistungen, meist via Telefon. Auch Steuern und Gebühren können auf diesem Weg ohne großen Aufwand entrichtet werden. Alle größeren Mobiltelefon-Firmen bieten elektronischen Geldtransfer unter Bezeichnungen wie M-pesa (Vodacom Tanzania und Mwanga Community Bank - MCB), Tigo-pesa oder Airtel Money Services an. Die Telefongesellschaft Airtel bietet in Zusammenarbeit mit der Postbank (TPB) Online-Banking an. Telefonische Kontoverfügungen seien dabei kostenlos. Auch Kontostands-Abfragen und Dauerüberweisungen seien möglich. Zur Zeit nutzen geschätzte 18 Mill. Tansanier/innen Mobiltelefone für Geldtransfers.

Der Hafen von Dar-Es-Salaam soll 2014 mit dem modernsten Zollabrechnungs-System (via Internet) in Ostafrika ausgestattet werden. Damit soll die durchschnittliche Verweildauer der Schiffe im Hafen von 10 auf 5 Tage gesenkt und ein deutlicher Wettbewerbsvorteil gegenüber konkurrierenden Häfen erreicht werden. Ab Juli 2014 werden die Seehäfen von Tanga und Mtwara an das System angeschlossen, später dann auch Flughäfen und Grenzposten.

Die Staatsministerin im Präsidentenbüro gab bekannt, dass die Kommission für Öffentlichen Dienst (PSC) Bewerbungen nicht mehr in Papierform, sondern auf elektronischem Weg entgegen nehmen und verarbeiten wird. Seit zwei Jahren werden staatliche Stellenangebote auf den Internet-Seiten der Kommission präsentiert. Dadurch würden Anzeigenkosten eingespart. Manche Stimmen fordern aber, dass leitende Positionen auch in öffentlichen Medien ausgeschrieben werden sollten. Durch konsequente Verwendung elektronischer Verwaltungsmethoden sei die Zahl der „Geisterangestellten“ im öffentlichen Dienst um 90% reduziert worden. Andere Länder wie Nigeria interessierten sich für die Erfolge des „e-government“ in Tansania. (DN 01.07.,17.11., 25.11., 26.11., 17.12.13, EA Business Week 01.12.13)

Staatliche Maßnahmen und Pläne

Die Kommission für Wissenschaft und Technik veranstaltete im November 2013 in Dar-Es-Salaam zusammen mit irischen Fachleuten den ersten „Gipfel für Informations- und Kommunikationstechnologie“ (ICT). Man sucht nach Wegen, die Bevölkerung im Umfang mit digitalen Medien zu fördern und genügend Fachpersonal auszubilden.

Die Regierung bereitet eine gründliche Aktualisierung der Internet-Gesetzgebung vor. Die einschlägigen Gesetze sollen innerhalb der Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC) und der Südafrikanischen Entwicklungsgemeinschaft (SADC) harmonisiert werden. Das Gesetz richtet sich gegen Computer- und Internet-Kriminalität, die bereits große Schäden verursachen. Es soll die Privatsphäre und geistiges Eigentum schützen, Identitätsdiebstahl erschweren. Verschlüsselung, digitale Signaturen und faire Handelspraktiken sollen geregelt werden. Auch illegale Inhalte wie Kinderpornographie, Fremdenfeindlichkeit, Verunglimpfung religiöser Symbole und terroristische Ideen sollen zurückgedrängt werden.

Eine Chadema-Abgeordnete beklagte im Parlament die chaotische Registrierung von Mobiltelefonen und SIM-Karten. Dies erleichtere Missbrauch und kriminelle Handlungen. Der Minister für Kommunikation, Wissenschaft und Technologie erklärte, die Registrierung sei durch ein Gesetz von 2011 geregelt und Zuwiderhandlungen würden verfolgt.

Die Telekommunikations-Behörde gab bekannt, dass bald die Nummern-Portierung für SIM-Karten eingeführt werden soll. Mobilfunk-Kunden können dann ihre gewohnte Nummer und SIM-Karte zu einem neuen Anbieter mitnehmen. Dadurch soll der Wettbewerb angeregt werden. Frühere Versuche, die Portierung einzuführen, waren nicht erfolgreich. (DN 11.12., 19.12.13; EA Business Week 16.12.13; Guardian 20.11., 19.12.13)

Postleitzahl-System stagniert

Arusha ist Pilot-Stadt für das geplante Postleitzahl-System in Tansania. Obwohl die Behörden der 500.000-Einwohner-Stadt seit vier Jahren versuchen, Straßen und Hausnummern festzulegen, ist dies erst in sieben von 19 Stadtbezirken geschehen. Die Arbeit wird durch schnell wachsende ungeplante Siedlungen stark erschwert. Man hofft, bis Februar die Hälfte der Stadt für ein Leitzahlsystem zu kartieren. Das Projekt soll die Zustellung von Post und Waren, sowie die Arbeit der Rettungsdienste erleichtern. (DN 02.12.13, Arusha Times 07.12.13)