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===Ostafrikanische Pipeline===
===Kenia===
Tansania ordnete eine zweitägige Staatstrauer nach dem Tod von Mwai Kibaki an, des ehemaligen Staatspräsidenten Kenias, der am 22. April im Alter von 90 Jahren verstarb. Präsidentin Samia Hassan erklärte, dass ihr Land damit seine Solidarität mit den nördlichen Nachbarn ausdrücken wolle und entsandte ihren Vizepräsidenten Philip Mpango zur Teilnahme an der Beisetzung. Mehrere tansanische Politiker würdigten die Verdienste Kibakis um den Ausbau der Ostafrikanischen Gemeinschaft.


Anfang Februar gaben die Firmen Total (Frankreich) und CNOOC (China) ihren endgültigen Vertragsabschluss zum Bau der lange geplanten Ölpipeline von Uganda zum Hafen Tanga in Tansa­nia bekannt.Anscheinend gelang es jetzt, eine Finanzierung zusammenzubringen. Diese war lan­ge ungewiss, nachdem sich eine Reihe von europäischen Banken wegen Umweltbedenken aus dem Projekt zurückgezogen hatten. Auch jetzt wurde nicht bekanntgegeben, woher das Geld kommt. Die Umweltschutzinitiative banktrack.org vermutet, dass hierfür die amerikanische JPMor­gan, die Deutsche Bank sowie die japanische Mitsubishibank infrage kommen können. - Im tansa­nischen Blatt Citizen wurden im Gegensatz zu früheren Artikeln die Bedenken wegen der Risiken für Umwelt, Wasser und soziale Folgen durch Zwangsumsiedlungen angesprochen.
East African 29.04.22, Star (Kenia) 28.04.22


Banktrack 10.02.22, Citizen 02.02.22, VOA 02.02.22
===Außenhandel mit Kenia===
Tansania und Kenia haben sich auf einen weiteren Abbau von Handelshemmnissen geeinigt. Nunmehr erhält die kenianische Fluggesellschaft Jambo Jet die Genehmigung, Ziele in Tansania anzusteuern. Im Gegenzug darf die tansanische Flüssiggasfirma Taifa Gas ein Werk in Kenia eröffnen. Taifa Gas gehört dem Multimillionär Rostam Aziz, der seit Jahren auf eine Betriebsgenehmigung wartete. Die Qualifikationen von Ingenieuren werden nunmehr auf beiden Seiten der Grenze anerkannt. Für die Güterabfertigung an der Grenze wurde eine Reihe von Bestimmungen gestrichen. Damit dürften die wechselseitigen Hemmnisse und Schikanen abgebaut sein, die unter dem verstorbenen Magufuli zunahmen und bisweilen zu wochenlangen LKW-Staus an der Grenze führten. Tansania konnte bereits im letzten Quartal 2021 seine Exporte nach Kenia um 9% gegenüber dem Vorjahresquartal steigern.


===Tanzanitebrücke nach Nirgendwo?===
Citizen 18.04.22


In Dar es Salaam wurde im Februar die neue Tanzanitebrücke über die Meeresbucht von der Halb­insel Msasani zum Stadtzentrum in Betrieb genommen. Das von einer südkoreanischen Firma er­richtete und TSh 243 Mrd (€97 Mil.) teure Bauwerk ist 1 km lang, ergänzt durch kurze Stücke Schnellstraße auf jeder Seite. Es soll das Nadelöhr der Selanderbrücke entlasten, die die Innen­stadt mit der Hauptstraße gen Norden verbindet. In den sozialen Medien wurde infrage gestellt, warum die die Nutzung kostenlos ist; die Reichen von Msasani mit ihren dicken Autos dürften hier umsonst fahren, während die Armen aus Kigamboni immer zahlen müssen, wenn sie die Nyerere­brücke über den hinteren Teil des Hafens oder die Fähre benutzen. Ein Kommentator im Citizen wagt sich an einen Verriss der bejubelten Brücke und bringt darin einen elegant verpackten Kor­ruptionsvorwurf unter. Er räumt ein, dass das Bauwerk optisch eine Zierde für die Stadt darstellt. Verkehrstechnisch hält er sie für eine teure Fehlinvestition. Es ist ihm unerfindlich, warum ausge­rechnet die Msasani Halbinsel, der am dünnsten besiedelte (weil teuerste) und auch sonst gut an­gebundene Teil der Stadt, eine eigene Brücke erhalten soll, während andere und dicht bewohnte Stadtteile nach wie vor nur mit Mühe zu erreichen sind. Der Kommentar zählt eine Reihe von Ver­bindungen auf, wo mit geringeren Kosten eine Verbesserung für viel mehr Verkehrsteilnehmer hät­te erreicht werden können. Ansonsten könne die Lösung für Dar es Salaams Verkehrsprobleme sowie so nur in zügigem Ausbau des öffentlichen Schnellbussystems bestehen. Weitere Brücken und Überführungen für den Individualverkehr würden nur mehr Menschen dazu motivieren, zusätz­liche Autos auf die Straße zu bringen. Als mögliche Erklärung für den unlogischen Bau fällt ihm nur ein, dass die Brücke mit Sicherheit den Wert von Grundstücken auf der Halbinsel steigern wird, die jetzt besser zu erreichen sind. Wenn man sich in Tansania über teure Projekte wundert, müsse man zur Erklärung nur auf die damit verbundenen finanziellen Interessen blicken. So gebe es jetzt eine schöne Brücke nach Nirgendwo, die aber sicherlich die an der Entscheidung Beteiligten ge­nau dahin bringe, wo sie hinwollten.
===Samias USA-Besuch===
Präsidentin Samia Hassan besuchte in der zweiten Aprilhälfte die USA. Anlass war die UN-Vollversammlung in New York, bei der die Präsidentin eine Rede hielt. Sie nutzte die Gelegenheit zu einem Besuch im Weißen Haus, wo sie von Vizepräsidentin Kamela Harris empfangen wurde. Samia bedankte sich für die Überlassung von Covidimpfstoff durch die USA und kündigte eine engere Zusammenarbeit der beiden Länder an.


Citizen 01.+24.02.22, Jamiiforums 08.02.2022
Ein Schwerpunkt ihres fast zweiwöchigen Besuches waren Zusammenkünfte mit Firmenvertretern und ein Auftritt vor der US-Handelskammer, wo sie für Investitionen amerikanischer Firmen in Tansania warb. Insgesamt soll es zu Vereinbarungen und Absichtserklärungen für Investitionen im Wert von mehr als einer Milliarde Dollar gegeben haben.


===Radwege===
Die Präsidentin war auch bei der Uraufführung des Films “Tanzania – The Royal Tour” in New York zugegen, die 3 Tage später in Los Angeles wiederholt wurde (vergleiche Abschnitt “Umwelt & Tourismus”).


Die Behörde für den öffentlichen Nahverkehr in Dar es Salaam will das Schnellbussystem weiter ausbauen und zukünftig dabei auch Fuß- und Fahrradwege einrichten. In der bisherigen Planung waren sie genauso wenig wie KFZ-Stellplätze für ein Park-und Ridesystem vorgesehen gewesen. Für die Zukunft der Großstadt Dar es Salaam müsse der nichtmotorisierte Verkehr gefördert werden. An der erst unlängst fertiggestellten Brückenkreuzung über die Morogororoad gibt es weder Fuß- noch Radwege, auch die neue Tanzanitebrücke hat keinen Radweg. Auf einer Tagung unter Beteiligung der UN-Behörde Habitat wurde auch die nationale Straßenbaubehörde aufgefordert, Fußgänger und Radfahrer in ihren Plänen zu berücksichtigen. Eine solche Planung gebe es bisher nur für das entstehende Regierungsviertel in Dodoma, die Magufuli City.
Präsidentin Samia sah sich in Washington einer Demonstration von Tansaniern gegenüber, die eine neue Verfassung und doppelte Staatsangehörigkeit forderten und an Journalisten und Politiker erinnerten, die unter Magufuli verschwanden bzw. ermordet oder angegriffen wurden. Samia war für ein Zusammentreffen mit Vertretern der Tansanier in den USA in die Botschaft ihres Landes gekommen. Einige Dutzend Demonstranten hatten sich vor dem Eingang aufgebaut. Die Präsidentin ging in ihrer Ansprache kurz darauf ein, dass sie die Plakate der Demonstranten zur Kenntnis genommen habe. “Als ich ankam, sah ich draußen meine Kinder mit ihren Plakaten und ihren T-Shirts. Es ist ihr Recht zu sagen, dass wir sie anhören sollen.” Inhaltlich äußerte sie sich nicht. - In Videos im Internet können Tansaniern die ungewohnte Situation sehen, dass Minister an einem Spalier von Demonstranten vorbeigehen, die laut Forderungen rufen. In sozialen Netzen wurde kommentiert, dass Tansanier offenkundig friedlich demonstrieren können, wenn sie nicht von ihrer eigenen Polizei bedroht und verprügelt werden.  


Citizen 08.02.22, Guardian 08-08.22
Nach ihrer Rückkehr rief sie ihre Landsleute dazu auf, ausländische Investoren zu unterstützen, wenn sie ins Land kommen. Bei Umsetzung der in den USA vereinbarten Pläne sei mit der Schaffung von über 300.000 Arbeitsplätzen zu rechnen. Aus Dallas brachte sie Nachricht mit, dass die texanische Stadt eine Städtepartnerschaft mit Dar es Salaam eingehen will.


===Steinbrücken===
Citizen 16.17. + 24.04.22, Jamiiforums 24.04.11, Nation (Kenia) 25.04.22, Mwananchi 28.04.22, Uschamber.com 22.04.22 


Die belgische Organisation für Entwicklungszusammenarbeit Enabel hat in Tansania inzwischen 70 Steinbrücken in der Region Kigoma errichtet. Die gängigenStahlbetonkonstruktionen sind teu­rer, es macht auch Probleme, die Baumaterialien und Maschinen in entlegene Landesteile zu brin­gen. Die Belgier haben die traditionelle Bauweise mit an Ort und Stelle gewonnenem Bruch­stein wiederbelebt, wobei die Ausführung in Handarbeit und ohne Maschineneinsatz erfolgt. Die Lebensdauer der Steinbrücken wird auf das Doppelte von Stahlbetonbauten geschätzt. Die Bau­kosten sinken um 80%.
===Ukrainekonflikt===
Tansania hat sich bei der Abstimmung über den Ausschluss Russlands aus dem UNO-Menschenrechtsrat der Stimme enthalten. Damit war es eins von 58 Ländern, die in der Vollversammlung der Vereinten Nationen die Enthaltung wählten. Tansania hat seit Beginn des Krieges in der Ukraine eine neutrale Haltung eingenommen; Vizepräsident Mpango begründete die Stimmenthaltung bei der Missbilligung der russischen Invasion durch die Vollversammlung damit, dass man “der Diplomatie eine Chance geben müsse”.


Techexplore 24.02.22
Ein Kommentar in der Tageszeitung Citizen stellte in Frage, ob das bisherige Konzept der Blockfreiheit unter den jetzigen Bedingungen noch fortgeführt werden könne; immerhin liege hier ein Angriff auf ein unabhängiges Land vor. Blockfreiheit habe einst das Eintreten für Unabhängigkeit, territoriale Integrität und den Kampf gegen Kolonialismus und Imperialismus bedeutet. Wolle Tansania wirklich alle verkündeten Prinzipien für Nützlichkeitserwägungen aufgeben? Wolle man wirklich in einer Reihe mit Ländern wie Nordkorea, Syrien, Russland, Eritrea, Zentralafrika und der Südsudan stehen?


===Güterwagons für Schnellstrecke===
In den sozialen Medien sind nach wie vor die Stimmen stark, die entweder den Krieg für einen Konflikt unter Weißen ansehen, der Afrika nichts angehe, oder aber auch die Partei Russlands ergreifen: hierbei sind offenkundig Nutzer beteiligt, die einst in Russland studiert hatten.


Die tansanische Bahngesellschaft hat für $ 127 Mil. in China 1430 Güterwagen bestellt, die im Fe­bruar 2023 geliefert werden sollen. Die Wagons sollen auf der neuen elektrifizierten Bahnstrecke Dar es Salaam-Morogoro eingesetzt werden, und nach Fertigstellung auf den Anschlussstrecken nach Dodoma und Mwanza. Die Bestellung umfasst 600 Flachwagen für Container, 400 gedeckte Wagons, 190 Tankwagen sowie weitere Spezialwagen für den Transport von Holz, Kraftfahrzeugen oder Vieh. Die Bahngesellschaft rechnet auf eine spürbare Entlastung für das Verkehrsaufkommen am Hafen und um Dar es Salaam, da jeder Güterzug 500 beladenen LKWs entspricht. Ein Großteil des Güterumschlags soll später im 200 km entfernten Morogoro erfolgen, wo von der Bahn auf LKW verladen wird, soweit nicht die Bahn selbst weiter transportiert. Die Elektroloks hat Tansania in Südkorea bestellt.
Citizen 08. + 14.04.22, Jamiiforums seit März 2022


Der Testbetrieb auf der Strecke bis Morogoro soll im April beginnen, nachdem die Elektroloks aus Südkorea samt Personenwagen eingetroffen sind. Bis dahin sollen auch die letzten Arbeiten an der Strecke Dar es Salaam-Morogoro abgeschlossen sein. Das Stück von Morogoro nach Dodoma und Makutupora ist zu 75% fertig, die Strecke Mwanza – Isaka bei Tabora ist noch unter der Hälfte; das abschließende Zwischenstück Makutupora – Tabora ist im Prozess der Ausschreibung
===Schweden===
Schweden unterstützt in den kommenden 3 Jahren weiterhin das tansanische Menschenrechtszentrum LHRC. Insgesamt beläuft sich die Fördersumme auf € 7 Mil. LHRC-Direktorin Anna Henga erklärte, dass ihre Organisation durch die Unterstützung ihre Rechtshilfeprogramm für Zielgruppen wie Wachpersonal betreiben konnte. Andere Schwerpunkte sind die familiäre Gewalt und Medienfreiheit.  


Guardian 09.+18.02.22
Guardian 21.04.22


===Neue Flugzeuge===
[[Category:05/2022]]


Die tansanische Regierung kauft für TSh 1,7 Trln. (ca. € 680 Mil.) fünf weitere Flugzeuge, die sie der Air Tanzania vermieten wird. Es handelt sich um 2 Boeing 787-8 Dreamliner, 2 Airbus A220-300 sowie ein Frachtflugzeug. Die Maschinen bleiben im Besitz der Regierung und werden an die Flug­linie vermietet. Ein Abgeordneter hatte im Parlament nach dem Flottenausbau und nach der Wirt­schaftlichkeit der Anschaffungen gefragt. Die Antwort der Regierung enthielt keine Angaben über Gewinne oder Verluste, dafür aber die Hoffnung, dass verbesserte Flugverbindungen gut für die Wirtschaft seien. - Der Rechungsprüfungsauschuss des Parlaments stellte parallel dazu fest, dass sich die Defizite und Schulden der Air Tanzania im Rechnungsjahr 2019-2020 weiter erhöht haben. Dieser Zeitraum war wegen der Covidepidemie für alle Fluggesellschaften schwierig. Der tansani­sche Rechnungsprüfungshof hatte dazu bereits festgestellt, dass die Gesellschaft während der Co­vidkrise unnötig Schulden anhäufte, weil sie die Maschinen während der Betriebspause einfach behielt, anstatt sie an den staatlichen Eigentümer vorübergehend zurückzugeben. Der Rechnungs­hof hatte bemängelt, dass im Spitzenmanagement der Gesellschaft niemand sei, der Erfahrungen im Fluggeschäft hat.
[[Kategorie:Auslandsbeziehungen_-_Außerafrikanische_Länder]]
 
[[Kategorie:Auslandsbeziehungen_-_Kenia]]
Guardian 16.02.22, Mwananchi 17.02.22
 
===Antennenbau===
 
Das Ministerium für Telekommunikation hat den Bau von 90 weiteren Antennentürmen in Auftrag gegeben, um das Handynetz in ländlichen Gegenden auszubauen. Beispiele werden aus dem Be­reich Tabora genannt.
 
Guardian 05.02.22
 
===Getreideexport===
 
Tansania errichtet im kongolesischen Lumbumbashi sowie in Juba im Südsudan Getreidelager, um seine Überschüsse zu vermarkten. Während in Teilen Ostafrikas aufgrund von Dürre und Kriegs­handlungen 50 Millionen Menschen von Hunger bedroht sind, produziert die tansanischen Land­wirtschaft Überschüsse. Vor allem im südlichen Hochland werden Mais, Reis, Weizen, Sorghum, Hirse, Bohnen, Süßkartoffeln und Kochbananen über den eigenen Bedarf hinaus erzeugt. Im Jahr 2019 hatte Tansania 97.000 t Mais exportiert. Ein Problem ist die Lagerung. Im Vorjahr wurden tansani­sche Maislieferungen an der kenianischen Grenze aufgehalten, weil in ihnen zu viel Giftstoffe aus Schimmelbefall enthalten waren.
 
East African 01.+22.02.22
 
===Adressen für Tansania===
 
Tansania baut ein Adresssystem auf. Vielerorts im Lande sind die Lokalverwaltungen damit be­fasst, Straßenlisten mit Nummern zu erstellen. Bisher wurden Briefe nur über Postfächer zuge­stellt, wobei häufig Schul-, Kirchen- oder Firmenpostfächer von bisweilen hunderten Personen benutzt werden. Man fragt dann nach, wenn man einen Brief erwartet. Viele Tansanier wohnen nicht auf Grundstücken, die unter einer Straßenbezeichnung erfasst sind. Sofern das Land ver­messen ist, was in den Städten häufig, auf dem Lande aber oft nicht der Fall ist, gibt es komplizier­te Grundstücksnummern. Seit einigen Jahren gibt es zwar ein Postleitzahlsystem, das aber bisher weithin unbekannt ist.
 
Citizen 09.02.22
 
===Massai im Ngorongorogebiet===
 
Die Auseinandersetzung um die Massai im Ngorongoroschutzgebiet außerhalb des bekannten Kraters setzte sich im Februar fort (vgl. TI 02-22). Es gibt Pläne, die Viehhirten aus Teilen des Ge­bietes auszusiedeln, um hier einen Wildkorridor einzurichten, in dem zugleich Jagdlizenzen für ausländische Touristikfirmen vergeben werden. Am 13. Februar versammelten sich 700 Massai im Dorf Oloirobi für Gebet und Protest gegen die geplante Vertreibung. Premierminister Majaliwa be­suchte den Distrikt und spielte offenkundig auf Zeit; die Regierung suche noch einen Weg, Men­schenrechte, Naturschutz und Tourismuswirtschaft in Einklang miteinander zu bringen. Dann wer­de sie um die Entscheidung der Präsidentin bitten. Er sehe jedenfalls das Problem, das die Zahl der Menschen und der Viehbestand sich so stark vergrößert haben, dass jetzt eine Lösung gefun­den werden muss. - Im Parlament wurden Stimmen laut, die den Einsatz von Militär und Polizei ge­gen die Massai forderten. Die Meinung auf den sozialen Medien gingen auseinander; zahlreiche Kommentare vertraten die Meinung, es gebe in Tansania kein Recht einer einzelnen Gruppe auf bestimmte Gegenden, das ganze Land sei Eigentum der Nation und stehe dem nationalen Interes­se zur Verfügung.
 
Anadolu 05.02.22, Guardian 16.02.22, Jamiiforums 10.02.22, Nipashe 09.02.22
 
===Elektrosafari===
 
In den tansanischen Parks sollen demnächst mehr elektrische Fahrzeuge rollen. Der Mount Kili­manjaro Safari Club betreibt seit 2018 neun Geländewagen, die auf Batteriebetrieb umgerüstet wurden. Jetzt beginnen auch kommerzielle Veranstalter, ihre Fahrzeuge umzubauen. Die Parkbe­hörde will diese Pläne unterstützen. Man rechnet damit, dass die Ladung durch Solarstrom mög­lich ist.
 
Eturbonews 15.02.22
 
===Kilimanjaro Seilbahn===
 
Die Debatte um die geplante Seilbahn am Kilimanjaro geht weiter. Nachdem die Regierung vor ei­nem Jahr den Plan neu aufgelegt hatte, rissen die Proteste von Vertretern der Trägerorganisatio­nen, örtlicher Tourismusunternehmen und Naturschützern nicht ab. Umweltminister Ndumbaro be­tonte jetzt, die Pläne der Regierung hätten nur das Beste für alle im Sinn und wolle älteren und be­hinderten Besuchern helfen. Er kündigte ein Treffen mit allen Interessengruppen im März an, von dessen Ergebnis er das Weitere abhängig machen wolle.
 
Citizen 19.02.22, eturbonews 15.02.22
 
[[Kategorie:03/2022]]
[[Kategorie:Landwirtschaft_-_Wild]]
[[Kategorie:Transportwesen_-_Eisenbahn]]
[[Kategorie:Transportwesen_-_Luftverkehr]]
[[Kategorie:Transportwesen_-_Post]]
[[Kategorie:Transportwesen_-_Straße]]

Aktuelle Version vom 12. Mai 2022, 16:29 Uhr

Kenia

Tansania ordnete eine zweitägige Staatstrauer nach dem Tod von Mwai Kibaki an, des ehemaligen Staatspräsidenten Kenias, der am 22. April im Alter von 90 Jahren verstarb. Präsidentin Samia Hassan erklärte, dass ihr Land damit seine Solidarität mit den nördlichen Nachbarn ausdrücken wolle und entsandte ihren Vizepräsidenten Philip Mpango zur Teilnahme an der Beisetzung. Mehrere tansanische Politiker würdigten die Verdienste Kibakis um den Ausbau der Ostafrikanischen Gemeinschaft.

East African 29.04.22, Star (Kenia) 28.04.22

Außenhandel mit Kenia

Tansania und Kenia haben sich auf einen weiteren Abbau von Handelshemmnissen geeinigt. Nunmehr erhält die kenianische Fluggesellschaft Jambo Jet die Genehmigung, Ziele in Tansania anzusteuern. Im Gegenzug darf die tansanische Flüssiggasfirma Taifa Gas ein Werk in Kenia eröffnen. Taifa Gas gehört dem Multimillionär Rostam Aziz, der seit Jahren auf eine Betriebsgenehmigung wartete. Die Qualifikationen von Ingenieuren werden nunmehr auf beiden Seiten der Grenze anerkannt. Für die Güterabfertigung an der Grenze wurde eine Reihe von Bestimmungen gestrichen. Damit dürften die wechselseitigen Hemmnisse und Schikanen abgebaut sein, die unter dem verstorbenen Magufuli zunahmen und bisweilen zu wochenlangen LKW-Staus an der Grenze führten. Tansania konnte bereits im letzten Quartal 2021 seine Exporte nach Kenia um 9% gegenüber dem Vorjahresquartal steigern.

Citizen 18.04.22

Samias USA-Besuch

Präsidentin Samia Hassan besuchte in der zweiten Aprilhälfte die USA. Anlass war die UN-Vollversammlung in New York, bei der die Präsidentin eine Rede hielt. Sie nutzte die Gelegenheit zu einem Besuch im Weißen Haus, wo sie von Vizepräsidentin Kamela Harris empfangen wurde. Samia bedankte sich für die Überlassung von Covidimpfstoff durch die USA und kündigte eine engere Zusammenarbeit der beiden Länder an.

Ein Schwerpunkt ihres fast zweiwöchigen Besuches waren Zusammenkünfte mit Firmenvertretern und ein Auftritt vor der US-Handelskammer, wo sie für Investitionen amerikanischer Firmen in Tansania warb. Insgesamt soll es zu Vereinbarungen und Absichtserklärungen für Investitionen im Wert von mehr als einer Milliarde Dollar gegeben haben.

Die Präsidentin war auch bei der Uraufführung des Films “Tanzania – The Royal Tour” in New York zugegen, die 3 Tage später in Los Angeles wiederholt wurde (vergleiche Abschnitt “Umwelt & Tourismus”).

Präsidentin Samia sah sich in Washington einer Demonstration von Tansaniern gegenüber, die eine neue Verfassung und doppelte Staatsangehörigkeit forderten und an Journalisten und Politiker erinnerten, die unter Magufuli verschwanden bzw. ermordet oder angegriffen wurden. Samia war für ein Zusammentreffen mit Vertretern der Tansanier in den USA in die Botschaft ihres Landes gekommen. Einige Dutzend Demonstranten hatten sich vor dem Eingang aufgebaut. Die Präsidentin ging in ihrer Ansprache kurz darauf ein, dass sie die Plakate der Demonstranten zur Kenntnis genommen habe. “Als ich ankam, sah ich draußen meine Kinder mit ihren Plakaten und ihren T-Shirts. Es ist ihr Recht zu sagen, dass wir sie anhören sollen.” Inhaltlich äußerte sie sich nicht. - In Videos im Internet können Tansaniern die ungewohnte Situation sehen, dass Minister an einem Spalier von Demonstranten vorbeigehen, die laut Forderungen rufen. In sozialen Netzen wurde kommentiert, dass Tansanier offenkundig friedlich demonstrieren können, wenn sie nicht von ihrer eigenen Polizei bedroht und verprügelt werden.

Nach ihrer Rückkehr rief sie ihre Landsleute dazu auf, ausländische Investoren zu unterstützen, wenn sie ins Land kommen. Bei Umsetzung der in den USA vereinbarten Pläne sei mit der Schaffung von über 300.000 Arbeitsplätzen zu rechnen. Aus Dallas brachte sie Nachricht mit, dass die texanische Stadt eine Städtepartnerschaft mit Dar es Salaam eingehen will.

Citizen 16.17. + 24.04.22, Jamiiforums 24.04.11, Nation (Kenia) 25.04.22, Mwananchi 28.04.22, Uschamber.com 22.04.22

Ukrainekonflikt

Tansania hat sich bei der Abstimmung über den Ausschluss Russlands aus dem UNO-Menschenrechtsrat der Stimme enthalten. Damit war es eins von 58 Ländern, die in der Vollversammlung der Vereinten Nationen die Enthaltung wählten. Tansania hat seit Beginn des Krieges in der Ukraine eine neutrale Haltung eingenommen; Vizepräsident Mpango begründete die Stimmenthaltung bei der Missbilligung der russischen Invasion durch die Vollversammlung damit, dass man “der Diplomatie eine Chance geben müsse”.

Ein Kommentar in der Tageszeitung Citizen stellte in Frage, ob das bisherige Konzept der Blockfreiheit unter den jetzigen Bedingungen noch fortgeführt werden könne; immerhin liege hier ein Angriff auf ein unabhängiges Land vor. Blockfreiheit habe einst das Eintreten für Unabhängigkeit, territoriale Integrität und den Kampf gegen Kolonialismus und Imperialismus bedeutet. Wolle Tansania wirklich alle verkündeten Prinzipien für Nützlichkeitserwägungen aufgeben? Wolle man wirklich in einer Reihe mit Ländern wie Nordkorea, Syrien, Russland, Eritrea, Zentralafrika und der Südsudan stehen?

In den sozialen Medien sind nach wie vor die Stimmen stark, die entweder den Krieg für einen Konflikt unter Weißen ansehen, der Afrika nichts angehe, oder aber auch die Partei Russlands ergreifen: hierbei sind offenkundig Nutzer beteiligt, die einst in Russland studiert hatten.

Citizen 08. + 14.04.22, Jamiiforums seit März 2022

Schweden

Schweden unterstützt in den kommenden 3 Jahren weiterhin das tansanische Menschenrechtszentrum LHRC. Insgesamt beläuft sich die Fördersumme auf € 7 Mil. LHRC-Direktorin Anna Henga erklärte, dass ihre Organisation durch die Unterstützung ihre Rechtshilfeprogramm für Zielgruppen wie Wachpersonal betreiben konnte. Andere Schwerpunkte sind die familiäre Gewalt und Medienfreiheit.

Guardian 21.04.22